Edelsteine & Perlen
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Lemontrin? Ist das eine Citrinvarietät?

 
Sparkle
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Sparkle

 ·  #16
Das wird ja immer verworrener. Prasiolith ist doch behandelter, sprich gebrannter Amethyst oder gelber Quarz gebrannt und dadurch deutlich grünlich. Da versteh ich nicht, warum das dann beim Lemontrin in Klammern dahinter steht. Entweder oder, punkt.

Gespannt bin ich auch! Es geht keiner ans Telefon. Ich bleib stur und berichte dann, kann halt etwas dauern, mal sehen....
Bergkristall
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Bergkristall

 ·  #17
Ich bin ja eine leidenschaftliche Sammlerin von Quarzen, daher möchte ich hier mal in einer sehr knapp gehaltenen Kurzversion die Farbbildung der makrokristallinen Quarze erläutern, da diese auch für farbverändernde Verfahren wichtig sind.

Um die Färbung der Farbquarze zu erklären, muss man sich vergegenwärtigen, dass in diesen Quarzen ein Teil des sichtbaren weißen Lichts absorbiert wird. Reiner Bergkristall erscheint durchsichtig, weil das Licht ihn in allen Frequenzen passieren kann. Bei den farbigen Quarzen geht ein Teil des passierenden Lichts verloren, es wird absorbiert und dadurch entsteht die Färbung. Dieser Effekt entsteht durch Störungen im Kristallgitter. Das kann z.B. der Einbau von Fremdionen sein, wie z.B. Eisen beim Amethyst. Das Eisenion wird an Stelle des Siliciumions eingebaut, passt aber nicht von der Größe und der chemischen Wertigkeit. Dadurch wird das regelmäßige Kristallgitter gestört, was dann wiederum durch die Lichtbrechung an dieser Störungsstelle zu der Lilafärbung führt. Diese Gitterbaufehler nennt man Farbzentren und je mehr davon in einem Kristall enthalten sind, um so intensiver wird die Farbe. Wenn man Amethyste erhitzt, fällt bei 450-500°C das Eisen als zweiwertiges Eisen aus, was die gelbe Färbung des gebrannten Amethysts ausmacht, der damit quasi ein Pseudocitrin ist. Bei natürlichem Citrin ist die Farbe durch den Einbau von Aluminiumionen in das Kristallgitter verursacht. Bei den Rauchquarzen findet man auch Aluminiumionen, die aber im Gegensatz zu denen in den Citrinen, erst einer Aktivierung bedürfen, um die typische rauchgraue Farbe zu entwickeln. Diese Aktivierung erfolgt durch ionisierende Strahlung, die entweder aus radioaktiven Nebengesteinen oder aus der natürlichen Höhenstrahlung stammt. Farbzentren für Citrine und Rauchquarze können auch nebeneinander vorkommen und dann braune Tönungen der Kristalle hervorrufen.

Zum Prasiolith - Eisen kommt zweiwertig und dreiwertig von. Zweiwertiges kann dabei auch blaue Farbtöne verursachen. Dreiwertiges Eisen ergibt Gelbtöne. Je nach dem Vorhandensein der Ionen, kann daher auch eine grüne Farbe beim Brennen erscheinen. Bei Mineralen, wie Korund und Spinell, verursacht das gleichzeitige Vorkommen von zwei- und dreiwertigem Eisen ebenfalls eine grüne Färbung.

Prasiolith gibt es übrigens auch in natürlichen Vorkommen. Strahlung und Hitze gibt es halt auch in freier Natur.

Lis
Sparkle
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Sparkle

 ·  #18
Danke Lis für Deine Erklärungen, somit gilt also Schumann Aussage nicht 100%ig, Prasiolith käme nicht natürlich vor. Gut, möglicherweise sind noch keine natürlichen erwähnt worden, meine Ausgabe des Schumanns ist ja schon älter (11.te Auflage 1999), neuere habe ich nicht.
Besonderen Dank für die chemischen Einzelheiten von Dir!
Bergkristall
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Bergkristall

 ·  #19
Ich halte mich für meine Quarze an die Quarz-Monografie von Rudolf Rykart. Was Schuhmann auf wenigen Seiten zu den Quarzen erklärt, ist in dem Werk auf 458 Seiten ausführlichst erklärt. In der Monografie sind mehrere Fundorte aufgeführt, die schon seit den 1980er Jahren bekannt waren. Dabei handelt es sich immer um natürlich umgewandelte Amethyste. Die Mineraliensammler haben diese Quarze früher als Grünquarze bezeichnet, daher kann auch das Fehlen im Schuhmann erklärt werden. Wann der Begriff Prasiolith eingeführt wurde, weiß ich leider nicht. Aber heute wird dieser auch für die natürlich entstandenen Stücke verwendet.

Es gibt übrigens auch einen Rosaquarz, der nichts mit Rosenquarz zu tun hat. Der wird aber nicht verschliffen, da die Stufen generell teurer sind.

Und zum Thema natürlicher Prasiolith habe ich ein Internetangebot gefunden, das nicht schlimmer hätte formuliert werden können. Künstlich gebrannter wird hier als natürlicher verkauft.

http://www.edelsteinexperte.de…OLITH.html

Lis
Silberfrau
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Silberfrau

 ·  #20
Er schreibt ja, es ist ein gebrannter Amethyst und das "natürlich" soll sich wohl nur auf die Entstehung beziehen. Ob das allerdings erlaubt ist weiß ich nicht, aber viel Leseaufwand ist es auch nicht. Wie müsste es denn richtig heißen?
Bergkristall
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Bergkristall

 ·  #21
Ach, ich ärger mich halt über Bezeichnungen wie "100% natürlich", "Echte Prasiolithe gehören zu den seltensten Edelsteinen und werden weltweit kaum angeboten" und "Natürlicher Prasiolith" - letzteres ist der Stein nämlich nicht.

Aber OK, es wird wenigstens dazugeschrieben, dass der Stein hitzebehandelt ist. Bei HT-Quarz wird das oft genug vergessen.

Ich mag auch diese ganzen Handelsnamen nicht, wie z.B. Lemoncitrin. Ich bin da halt anders angehaucht.

Liss
steinfroilein
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steinfroilein

 ·  #22
Deswegen sollte man sich auf Normwerke wie die Deklarationsvorschriften der CIBJO beziehen.
Und Hitzebehandlungen als solches müssen nicht angegeben werden.

In den USA heißen alle echte Edelsteine natural gemstones oder genuine gemstones. Die deutsche Übersetzung davon ist "natürlich". Was nicht unterscheidet, ob gebrannt oder nicht. Aber eben dies "muß" auch nicht unterschieden werden. Auf sämtlichen Expertisen gemmologischer Institute wie auch GIA steht "natural". Evtl. noch der Zusatz "heatet" oder auf jeden Fall "treated".

"Heatet = gebrannt, erhitzt" ist kein muß, "treated = behandelt" sehr wohl.

Die einfachste Art und Weise, nachzuprüfen ob Edelsteinnamen bzw. Handelsbezeichnungen zulässig sind oder nicht, ist in erster Linie die IMA bzw. die CNMNC, dann die CIBJO.
Silberfrau
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Silberfrau

 ·  #23
Dann ist die verlinkte Beschreibung konform? also, "gebrannt" beinhaltet "Behandelt"
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #24
Manam
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Manam

 ·  #25
Und woher weiss ich, ob mein Citrin im Backofen gelegen hat, oder die Farbe von Natur aus hatte ?? Ich finde die Erhitzung sollte auch erwähnt werden ...
steinfroilein
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steinfroilein

 ·  #26
Da mußt Du Dich mit Plinius dem Älteren anlegen - der hat uns das Ganze eingebrockt. :mrgreen:
Manam
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Manam

 ·  #27
Schriften des Plinius bei Wikipedia:

De iaculatione equestri liber unus (Speerwerfen vom Pferd aus, ein Buch)

Das kannst Du nicht gemeint haben ...:-)
Bergkristall
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Bergkristall

 ·  #28
Ob ein Citrin oder Prasiolith gebrannt ist, lässt sich schon herausfinden, da nach dem Brennen das farbgebende Eisen in einer anderen Form vorliegt. Das wird bei Mineralienstufen auch durchaus getestet, da für Naturstufen der beiden Quarzvarietäten ziemlich heftige Summen gezahlt werden, wegen der Seltenheit.

Die Mineraliensammler sind zudem viel strenger als die CIBJO. Bei uns ist nur Reinigen und Formatieren erlaubt. Alles andere gilt als behandelt und damit als Verfälschung und die gibt es leider zu Hauf. In diversen Ländern wird fleißig aus Resten zusammengeklebt, bestrahlt, gebrannt, lackiert, geölt, rekonstruiert und und und. Die Kreativität in dem Bereich ist wirklich erstaunlich.

Bei echten Citrinen und Prasiolithen kann man davon ausgehen, dass die nur im Ausnahmefall verschliffen werden und wenn, dann kommen die "mit Stammbaum" von einer Handvoll Schleifern, die bekannt sind. Alles andere kann man heute als farbveränderte Ware ansehen oder als hydrothermale Züchtung.

Ich schau aber mal, ob ich dazu noch was rausbekomme. Das kann aber dauern, da ich im Augenblick am Packen bin - ich habe auf einer geologischen Landeskarte eine vielversprechende Struktur entdeckt. Die muss ich mir mal live anschauen. :)
Silberfrau
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Silberfrau

 ·  #29
Zitat geschrieben von Heinrich Butschal
Anders rum.
:kratz: ähm echt jetzt?
steinfroilein
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steinfroilein

 ·  #30
Manam, gemeint ist http://de.wikipedia.org/wiki/Naturalis_historia

Wie man erkennt, was gebrannt ist, hatten wir schon mal behandelt, müsste mal die Threads dazu raussuchen. Osirisgems hat dies auch damals sehr gut erklärt. Sieht man meist aber nur unter dem Mikroskop und man mußt halt wissen, nach was man schauen muß. Der Gemmolge sieht es meistens, der Mineraloge auf jeden Fall.

@ Lis: die CIBJO ist weltweit tätig und sollte nicht unterbewertet werden.
Für den Verkauf und Handel von Edelsteinen ist die CIBJO-Deklarationsvorschrift zu beachten.

Ist das Mineral noch nicht bearbeitet, getrommelt, geschliffen und poliert gilt die Klassifikation der IMA bzw. CNMNC. Aber wir sollten hier die Leser nicht unnötig verunsichern.

Für die, die sich doch dafür interessieren:
http://de.wikipedia.org/wiki/I…ssociation
Zitat
Eine der wichtigsten Kommissionen ist die „Commission on new Minerals, Nomenclature and Classification“ (CNMNC, übersetzt: Kommission für neue Minerale, Mineralnamen und Klassifikation), die sich damit beschäftigt, die Nomenklatur der über 4.600 Minerale, Varietäten und Synonyme zu vereinheitlichen und zu standardisieren.
Zitat
Die Hauptaufgabe der CNMNC ist es zu garantieren, dass strenge Verfahren eingehalten werden, bevor neue Minerale bzw. Neudefinitionen und/oder Änderungen der Bezeichnung anerkannt und angewandt werden. Darüber hinaus koordiniert die CNMNC auch das Verfahren zur Klassifikation der Minerale.


Fantasienamen werden hier allerdings auch nicht gern gesehen.

Die einen (IMA/CNMNC) bestimmen und vergeben den (Mineral)Namen und die anderen sorgen dafür, daß u.a. der Edelsteinbereich eine Unterteilung in echt, behandelt, synthetisch, künstlich und rekonstruiert etc. definiert und eingehalten wird.
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