Goldschmiedeforum
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Ausbildungsvergütung für Goldschmiede

 
Ulrich Wehpke
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Ulrich Wehpke

 ·  #16
Silberfrau
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Silberfrau

 ·  #17
Für den Arbeitgeber sind die flotter bei der Sache.
Wenn die Front aber recht dröge war hat der nie die Chance "seine eigenen Entwürfe durchzusetzen".
Frage wo man hinschielt.
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #18
"Die eigenen Entwürfe durchzusetzen" ist auch nicht die Essenz der handwerklichen Ausbildung. Das ist höchstens der künstlerische Teil.
Beim Gesellenstück oder Meisterstück ist der eigene Entwurf gefragt.
Manchmal, und nur wenn der Kunde es wünscht, auch im Verkauf.
AlisaVéronique
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AlisaVéronique

 ·  #19
Ich wollte früher auch an eine Schule, bin aber froh, dass ich das nicht gemacht habe. Ich bin mit der ergänzenden Arbeit unserer Berufsschule sehr zufrieden und die Ausbildung im Betrieb lehrt einen auch unter Zeitdruck gut zu arbeiten, keine zwei Wochen für den Entwurf und das Stück. Abgesehen davon scheitern Schüler oft an den kleinen alltäglichen Dinge, wie saubere Ringweitenänderungen. Nun kann man sich darüber streiten, ob sie das in den eineinhalb Jahren Anschlusslehre nicht auch noch lernen können. Fakt ist, dass die meisten Arbeitgeber zunächst mal nicht zufrieden sind, wenn sie Leute von der Schule haben. Schüler von dort sagen aber auch, dass sie das jederzeit wieder machen würden.

Meine eigene Meinung ist, dass das ein bisschen wie ein kleines Designstudium ist...ganz nett, aber die Realität sieht halt schon ganz anders aus. Natürlich hätte ich auch gerne gelernt, wie man Schmuck professionell fotografiert, oder wie man mit Alternativmaterialien arbeitet, aber ich finde es gut, dass ich saubere Reperaturen in annehmbarer Zeit durchführen kann.
Silberfrau
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Silberfrau

 ·  #20
Keine Frage, dass man bei Butschal oder Wehpke sicher eine tolle Ausbildung bekommt, aber es kommt doch stark auf den Lehrmeister an. Wenn man 3 Jahre lang nur Ringweitenänderungen, Kettchen löten und ID- Bänder Gravuren macht ist man in den Fächern zwar super aber der Horizont ist etwas eng.
Mario Sarto
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Mario Sarto

 ·  #21
Die Frage nach dem möglichen Verdienst hängt neben dem Standort natürlich vom eigenen Können ab. Die vielen kleinen Betriebe haben da zum Teil völlig unterschiedliche Anforderungsprofile. In der einen Werkstatt sind es die Reparaturen, bei einer anderen die Kleinserien und in einer weiteren nur Unikate. Dazwischen gibt es natürlich alles.

Auch sind die Betriebe sehr unterschiedlich strukturiert – so ist in mancher Werkstatt die Rechner gestützte Anfertigung voll integriert, in anderen ist eine LED-Lampe das höchste der Gefühle. Über die Qualität der Produkte, der Ausbildung und der Arbeitsverhältnisse sagt das jedoch nichts aus. Für einen Berufsanfänger ist es sehr schwer, den „richtigen“ Ausbildungsplatz bezogen auf sein späteres Arbeitsleben zu finden. Man sollte hier den persönlichen Neigungen folgen, herausfinden, wo höchste Befriedigung zu erlangen ist und wie man dorthin gelangt. Nichts ist schlimmer, als sich später zur Arbeit quälen zu müssen.

Wem es vorrangig um eine möglichst hohe Vergütung geht, der wird am Werktisch nicht glücklich. Das soll nicht heißen, dass hier noch Geld mitgebracht werden muss. Fakt ist aber, dass Gold- und Silberschmiede nicht zu den Top-Verdienern gehören. Leistung und Verdienst stehen mitunter in einem krassen Gegensatz – was aber in vielen anderen Berufen nicht anders ist, man denke zum Beispiel an die Altenpflege.

Wer sich „selbst verwirklichen“ will, dem bleibt in den meisten Fällen nur die Selbstständigkeit. So herrscht in einem herkömmlichen Goldschmiedebetrieb oft eine mehr oder weniger strenge Hierarchie. Das „letzte Wort“ hat der Inhaber. Er trägt das volle Risiko und er wird sich darum das Heft nicht aus der Hand nehmen lassen. Der einzelne Goldschmied findet sich hier in der Regel als ausführendes Organ wieder. Was vielleicht negativ klingt, hat aber auch gewichtige Vorteile. So muss sich der angestellte Goldschmied „nur“ um seine Arbeit kümmern – Planung, Einkauf, Kalkulation und viele andere Dinge liegen ganz beim „Chef“.

Wer alles selbst machen möchte, wird schnell feststellen, dass er allein schnell auch mal überfordert ist. Der finanzielle Einsatz, die Produktion von Ware und der Papierkram sind - jedes für sich – wichtige Grundlagen für den Erfolg. Wer sich in dieser Situation auch noch um andere Dinge, wie vielleicht eine Familie kümmern muss, der wird schnell feststellen, dass der Tag nur 24 Stunden hat. Häufig ist man dann selbst derjenige, welcher eine helfende Hand nötig hat ;-)

Ausbildung im Betrieb oder an einer Schule? Die Frage lässt sich meiner Meinung nach nicht so einfach beantworten. Im Betrieb wird in der Regel versucht, den Rahmenlehrplan einzuhalten, also möglichst umfangreiche Fertigkeiten zu vermitteln (in Verbindung mit der Berufsschule sowie durch überbetriebliche Unterweisungen). Es liegt jedoch in der Natur der Sache, dass hier gewisse Tätigkeiten öfter und andere Arbeiten weniger oder gar nicht anfallen. Das hängt vom Markt und von der Situation des einzelnen Betriebs vor Ort ab. Arbeiten, die oft gefordert werden, fallen nach relativ kurzer Zeit leicht. Anderes kann dabei auf der Strecke bleiben. So kann einer in einem Betrieb lernen und als Geselle alt und grau werden. Wenn er dann in Rente geht, verlässt er den Betrieb als ein sehr geschätzter Mitarbeiter, der alle ihm gestellten Aufgaben perfekt lösen konnte. Würde er stattdessen den Betrieb nach fünfzehn Jahren wechseln, stünde ihm wahrscheinlich eine harte Zeit bevor, da im neuen Betrieb sicher andere Arbeiten vorkommen und/oder gewohnte Tätigkeiten plötzlich ganz anders ausgeführt werden. Im Gegenzug würde er den Betrieb mit seinen bisherigen Fähigkeiten aber auch bereichern. Wenn es gut läuft, ist es ist ein Geben und Nehmen. Mehrere oder viele solcher Wechsel bescheren dem Einzelnen diverse Fertigkeiten – er lernt in der Praxis für die Praxis.

Bei einer rein schulischen Ausbildung werden natürlich ebenso die Rahmenlehrpläne vermittelt. Jedoch kann der einzelne sich hier schon mal etwas ausführlicher mit dem einen oder anderen Thema beschäftigen – je nach schulischem Angebot. Auch ist man hier meist etwas näher am Puls der Zeit, sowohl in Sachen Trends als auch in Sachen Werkzeug. Man steht etwas früher in einer gewissen Eigenverantwortung. Das, was man als fertiges Stück Arbeit abgibt, wird mit den aus der Schulzeit gewohnten Noten bewertet. Man kann sich mit vielen - in derselben Situation befindlichen Mitschülern – vergleichen. Man weiß schnell, wo man steht. Obwohl man mit vielen ist, hat man doch die Möglichkeit, sich ein Stück weit zurück zu ziehen. Das ist in einem „drei Mann Betrieb“ nicht möglich – hier sollte man sich gut riechen können, sonst ist Stress vorprogrammiert. Für einen jungen Menschen ist die schulische Ausbildung sicher angenehmer. Die Gruppe kann hier beschützend und helfend wirken. Was fehlt, ist letztlich der Kunde, der den Takt vorgibt. Die tägliche Praxis in einem Goldschmiedebetrieb weicht mitunter doch erheblich vom schulischen Alltag ab.

Für beide Arten der Ausbildung gilt, dass die Fertigkeiten, welche vermittelt wurden, immer wieder geübt werden müssen, bis sie beherrscht werden. Wer einmal eine Laubsäge in der Hand hatte, kann noch lange nicht sägen, wer einmal einen Stein gefasst hat, ist noch lange kein Fasser. Hier ist jeder selbst gefordert, der diesen Beruf ausüben möchte. Wenn es der Betrieb oder die Schule nicht hergibt, dann muss am heimischen Küchentisch geübt werden, dann müssen Fachbücher gewälzt werden.

@ Silberfrau: Es ist ein hohes Maß an Eigeninitiative gefordert!
Ulrich Wehpke
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Ulrich Wehpke

 ·  #22
Zitat
Keine Frage, dass man bei Butschal oder Wehpke sicher eine tolle Ausbildung bekommt, aber es kommt doch stark auf den Lehrmeister an. Wenn man 3 Jahre lang nur Ringweitenänderungen, Kettchen löten und ID- Bänder Gravuren macht ist man in den Fächern zwar super aber der Horizont ist etwas eng
.

Hallo Silberfrau!

Keine Frage, natürlich machen wir auch eine Menge Reparaturen. Trotzdem hat es für meine zahlreichen Lehrlinge in fast allen Fällen für eine glatte eins bei der Gesellenprüfung (Arbeitsprobe und Gesellenstück) gereicht.

:-)
Silberfrau
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Silberfrau

 ·  #23
@ Mario: Chapeau, schön dargestellt, dem bleibt nichts hihzuzufügen.
Zitat
Es ist ein hohes Maß an Eigeninitiative gefordert!
Wo ist das nicht der Fall...

@ Ulrich: damit meinte ich ja gerade nicht euch. Sorry, war vielleich missverständlich.
Ich hatte als sog. "Junggoldschmiedin" mal eine Kollegin, gleiches Gesellenprüfungsjahr, wir haben beim für uns beide neuen Juwelier gearbeitet, ich Schule, sie Praktisch. Ihre 3 bis 4 Standarts konnte sie gut und schnell abspulen aber null rechts und links davon. Ich war in allem langsamer, konnte aber von jedem etwas. Gut, das Mädel hatte wohl einfach Pech gehabt. aber wenns nur um das Arbeitstempo geht, das kommt mit der Zeit von alleine. (spätestens, wenn man auf eigene Rechnung arbeitet.)
Ich denke gerade dass man bei euch eher überdurchschnittlich lernt, (aber wie ist es bei eurem "Mitbewerber"?)
Auch die Schule machte nichr alles, Sachen wie Wachsmodell, Guss und Galvanik waren in Hanau damals eher so "ihr dürft dem mal aus der Ferne zuwinken". (Leider, geht mir heute noch ab!)
Aber die Übungsstücke in den letzten 1,5 Jahren waren schon anspruchsvoll. Eher haben wir uns beklagt, dass wir nicht Kettchen löten auf dem Stundenplan hatten. Es gab vorgegebene Stücke, wo alle das gleiche machten und Arbeitsproben, aber auch freie Stücke mit zwar bestimmten Rahmenvorgaben, der Rest war nach Neigung, eine Einladung zur Eigeninitiative mit professioneller Unterstützung, solche Freiheiten sind eher schultypisch. Und wahnsinnig wichtig.
Da die Schule nur Messing sponserte hat man den Wert des Edelmetalls auch schnell verinnerlicht.
Wenn man nicht gerade am Ort wohnt ist der Nachteil der Goldschmiedeschule, dass man normalerweise erst hinziehen muss, während eine Lehrstelle sich möglicherweise in der Nähe des Wohnortes findet.
Ulrich Wehpke
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Ulrich Wehpke

 ·  #24
Hallo Silberfrau,

das war nur der Klarheit halber, hab’s nicht persönlich genommen :) Reparaturen sind rar geworden, es gibt kaum noch was zum Reparieren und Kunden für guten Schmuck aus einer Goldschmiedewerkstatt, den gibt es noch seltener.

Das Drama sieht aus meiner Sicht in etwa so aus:

Wir haben immer mehr schlechte Ausbilder
Wir haben immer mehr schlechte BS-Lehrer
Wir haben immer weniger anspruchsvolle Kunden
Wir haben immer weniger geeignete Lehrlinge
Wir haben einen vollkommen veralteten Aubildungsrahmenplan

Unser Beruf gehört zu den „Vogelfreien“, d.h. jeder, der möchte, kann sich selbständig machen und Lehrlinge ausbilden. Dabei ist Eines vollkommen klar: Wer selbst nichts kann, der kann auch nichts weiter geben. Heute zunehmende Realität!

Leider ist es den Kammern völlig wurscht, denn es werden einfach alle in die Rolle eingetragen, damit gibt’s was zu verwalten, die warmen Stühle müssen nicht verwaisen und der Rest ist schnuppe, Hauptsache uns geht’s gut!

Musterkarriere eines Bs-Lehrers:

Beginn der Berufsausbildung n.d. Einjährigen oder Abi. Als Vorgebildeter besteht man selbstverständlich auf eine verkürzte Lehrzeit. Nach der Gesellenprüfung wird man nicht übernommen, weil in zwei Jahren Ausbildung, kommt einfach zu wenig „rüber“. Der hoffnungsvolle Junggeselle kann wegen Leistungsmangel seine Kosten nicht einspielen, der Betriebsinhaber ihn folglich nicht übernehmen. Und andere Betriebsinhaber denn schon gar nicht, die haben mit ihren Eigenen meist genau das gleiche Problem.

Gott sei Dank hat man ja noch andere Möglichkeiten. Mit Gesellenbrief und der guten Schulbildung wir der Bildungsweg an der FH fortgesetzt. Aber auch als Dipl. Designer sieht die Welt traurig aus, denn die Straßen sind mit Konkurrenten förmlich gepflastert. Der Weg wird fortgesetzt, diesmal an der Pädagogischen Hochschule. Und siehe da, nun klappt es endlich, als Berufsschullehrer findet der verhinderte Goldschmied sein Auskommen.. Bezahlung nach BAT, Verbeamtung so gut wie sicher. Dass man es als Goldschmied einfach „nicht geschafft“ hat, wird recht schnell verdrängt. Statt dessen ist man darauf bedacht, auf jeden Topf einen Deckel parat zu haben, immer sicher und würdevoll zu wirken. Nur, wenn mal ein Lehrling fragt, warum sein Draht beim Walzen immer wieder bricht, dann – ja dann weiß man’s nicht. Aber gottlob kennt man sich mittlerweile auch mit heißer Luft aus und da fällt die Antwort nicht schwer.

Der moderne Kunde:

Der heutige Kunde hat in den meisten Fällen seinen Schmuck als gewinnbringendes Altgold gegen bedrucktes Papier namens Euro eingetauscht und den Erlös glattweg verlebt. Neuer Schmuck sollte daher aus Edelstahl und preiswert sein. Bei Trauringen wird die Individualität noch einmal voll ausgelebt, der Trauringkonfigurator macht es möglich. Da auch levantinische und asiatische Anbieter in Deutschland auf dem Markt sind und teilweise hier sogar produzieren, darf ein zufrieden stellendes Ergebnis des Kreativitätsrausches via Internet erwartet werden. Also genau die richtigen Voraussetzungen zur Lehrlingsausbildung!

Der geeignete Lehrling

hat zwar irgend wann mal gehört, dass Hans nimmer lernt was Hänschen nicht gelernt hat, es braucht ihn jedoch nicht zu beunruhigen. Auch das sich ein Häkchen früh krümmt, wenn es ein Haken werden will, flößt heute niemand mehr Furcht ein. Denn die Beschäftigung von Jugendlichen unter 16 Jahren, ist doch strikt verboten. Und so kommen die meisten Berufsanfänger heute im Alter zwischen 18 und zwanzig Jahren auf die Ausbilder zu. In einem Alter, in dem sich seinerzeit Michelangelo von der Malerei der 3D-Kunst, sprich der Bildhauerei, zuwandte. Dies deshalb, weil er als Maler bereits alle Höhen erklommen hatte und nach neuen Herausforderungen lechzte. Armer Irrer, wer macht denn heute noch so etwas!? Heute geht das so: Mit 18 bis 20 die Lehrebeginnen, dann ist man zwei Jahre später bereits ein gelernter, ein Fachmann/frau durch und durch und kann selbständig sogar Lehrlinge ausbilden. Armes Deutschland, arme Lehrlinge!

Unser Ausbildungsrahmenplan

beinhaltet Tugenden einer vergangenen Zeit. Er befindet sich, mal ganz freundlich ausgedrückt, technisch auf dem Stand des Jahres 1900. Dass man damit keinen beruflichen Nachwuchs ausbilden kann, der in unserer heutigen Zeit auch nur den Hauch einer Chance hat, ist jedem klar, der die Augen offen hat.

Man sieht, es ist heutzutage nicht ganz einfach. Das trifft natürlich auch für die jungen Leute zu. Wer von denen wirklich will, hat es nicht einfach
Silberfrau
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Silberfrau

 ·  #25
Zitat
jeder, der möchte, kann sich selbständig machen und Lehrlinge ausbilden

Ulrich, jetzt machst du mich aber stutzig. Selbstständig ja, aber ausbilden doch nicht?
Hab ich was verpasst?
Wer soll am Ausbildungsrahmenplan was ändern wenn nicht die Goldschmiede selbst? Wie ist das Prozedere? Innungsmeisterversammlung, gibt es sowas?
"Lehrer im Allgemeinen" rennst du offene Türen ein, einen ähnlichen Brufsschullehrerfall erzählt mir mein Mann (zwar von den Glasern, -er ist Glaser)-, aber in Hanau, was full time Berufsfachschule ist, waren überwiegnd sehr kompetente Praxis- und Berufsschullehrer, so richtig altes Schrot und Korn zwar, aber durchaus aufgeschlossen.
(Im Gegensatz zur HWK-Meisterschule in Nordbayern allerdings, wo die Jobs offentsichtlich teils ausgeklüngelt waren und Fachmathematik am Ende von einer guten Schülerin gehalten wurde.)
Über den Lehrlingsmangel klagen und ältere Aspiranten ablehnen geht aber nicht zusammen. Die "unwirtschaftliche Arbeit" liegt nicht selten an unwirtschaftlichen schludrigen (bzw. nicht existenten) Planungen des Betriebsinhabers oder unpraktischer Werkstatteinrichtung, oft auch daran, dass dieser sich nicht in die Fähigkeiten und Möglichkeiten des Goldschmieds / Lehrlings eindenken / einfühlen kann. Oder will. (d.h. Stärken erkennen und Schwächen trainieren.)

Der Punkt Kunden ist der komplexeste. Ich komm mit meinen gut klar, aber es ist halt nur eine Nische. Vielleicht sind ja Nischen die Zukunft und nicht das Universalistentum...? :(
tatze-1
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tatze-1

 ·  #26
Zitat geschrieben von Silberfrau
Zitat
jeder, der möchte, kann sich selbständig machen und Lehrlinge ausbilden

Ulrich, jetzt machst du mich aber stutzig. Selbstständig ja, aber ausbilden doch nicht?

Ausbildereignungsprüfung langt
Ulrich Wehpke
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Ulrich Wehpke

 ·  #27
Hallo Silberfrau,

Tatze hats ja schon gesagt, einfach die Ausbilderprüfung machen, wobei das Wort Prüfung bei licht betrachtet eine maßlose Übertreibung ist. Aber mir ist auch ein Fall bekannt, wo selbst darauf (zumindest am Anfang) verzichtet wurde. Da reichte es einen Ausbilder mit Prüfung zu benennen. Der momentane Status ist mir aber nicht bekannt.

Am Ausbildungsrahmenplan zu rütteln geht gaaanz schwer. Der kommt nämlich vom Bundesverband. Und da machst Du als kleines Licht gar nichts. Aber immerhin gibt es einsichtige Leute in den oberen Etagen, die auch angesprochen wurden. Es ist wohl auch etwas in Gang gekommen, zumindest in Sachen CAD und RP. Abwarten, noch ist nicht raus. Aber der momentane Zustand ist mehr als unbefriedigend.

Leider sind Fachschulen nicht Berufsschulen und auch dort sterben die Alten weg. Aber die Alten waren und sind auch der Garant dafür, dass die neuen Anforderungen unter den Tisch gefallen sind, oder einfach ignoriert werden. Du schreibst ja selbst, dass Wachsmodelling und Guss sogar in Hanau nur gestreift wurden. Dabei handelt es sich um einen der wichtigsten Produktionsbereiche bei der Schmuckherstellung überhaupt.

Meine Lehrlinge hatten teilweise verkappte Legasteniker im Pflichtfach Deutsch und selber Deutsch als Leistungskurs in der Oberstufe und im Abi. Da geht einem doch der Hut hoch.

Das mit dem Lehrlingsmangel hast Du ein bisschen falsch verstanden. Ich meine nur, dass es Tätigkeiten gibt, die man unbedingt in jungen Jahren erlernen sollte. Dazu gehört eben auch die Goldschmiederei, genau so wie Zeichnen, oder Geige spielen, oder Turnen. Was nicht heißt, dass es Ältere nicht auch lernen können, aber das Genie fängt immer jung an. Wir haben heute kaum noch welche (Genies) und wer sich mit 20 das erste Mal mit einer Sache beschäftigt, der ist eben meist viel zu alt um noch ein Genie werden zu können.

Die Wirtschaftlichkeit des Arbeitens hängt in den meisten Fällen vom Können und vom Fleiß des Einzelnen ab. Wer sich bei einem schlechten Ausbilder in verkürzter Lehrzeit trotzdem noch seinen Gesellenbrief ergattert hat, wird wohl kaum al ein vollwertiger Leistungsträger zu bezeichnen sein. Sich in die Fähigkeiten und Talente eines Arbeitnehmers einzudenken, den betrieblichen Ablauf also dem Arbeitnehmer und seinen Schwächen/Stärken anzupassen, setzt eine wirtschaftliche Situation voraus, die genug Raum für derartige Zugeständnisse lässt. Außerdem ist ein derartiger Mitarbeiter wohl kaum zuverlässig verplan-u. einsetzbar, da sowohl Arbeitgeber als auch er selbst seine Stärken herausfinden, bzw. seine Schwächen ausloten müssen. In heutiger Zeit nicht zu verwirklichen, da sowohl finanzielle, als auch personelle Voraussetzungen fehlen. Stärken und Schwächen trainieren gehört in die Lehrzeit, auch deshalb sind zwei Jahre viel zu kurz.

Ich mache meinen Beruf nun bereits seit mehr als 50 Jahren und werde laufend mit Problemen konfrontiert, die mir neu sind. Gerade die Vielfalt unseres Berufes war für mich immer ein Quell der Erneuerung, der Freude. Einen derart komplexen Beruf, der mit Sicherheit der älteste Metallberuf der Menschheit ist, von dem alle anderen Metallberufe abstammen, so etwas erlernt noch nicht einmal das größte Naturtalent in zwei Jahren.

Den Punkt Kunden würde ich nicht als den komplexesten bezeichnen. Menschen sind halt Menschen. Der Eine ist geizig, der Andere generös, einer jung, einer alt – jeder ist halt anders. Aber alle diese Züge sind uns bekannt, sind uns vertraut. Dass sich in einer Zeit schier unendlicher Möglichkeiten und größter Sicherheit, kaum noch jemand stille Wertreserven anschafft, ist für mich logisch. Zumal unser Geld ja seit über 60 Jahren das stabilste der Welt ist. Wer braucht denn da noch Sicherheiten? Zum Schmücken gibt es doch genug hübsche Klunkerdinger die weit weniger kosten als die Erzeugnisse eines Goldschmiedes.

Und die paar, die es trotzdem wissen wollen, die mit der heimlichen Gewissheit leben wollen, dass sie etwas besitzen was sonst keiner hat, die Freude an wertvollen, schön gestalteten Dingen empfinden, die paar die gilt es zu finden. Hinter denen ist jeder Goldschmied, jeder Bildhauer, jeder Maler her. Und wenn sie dann noch Geld wie Dreck haben, dann wünsche ich Dir ein paar davon, damit Du ausleben kannst wofür Du heimlich brennst, damit Du zeigen kannst wozu Du fähig bist und nicht dem blöden Geld hinterher laufen musst und Ausbildungsvergütungen zahlen kannst, von denen die Lehrlinge mehr als die Straßenbahnkarte kaufen können. Und mir auch ;-)
steph1975
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steph1975

 ·  #28
Dann hab ich es also richtig gemacht, das ich schon mit 15 "angefangen" habe? Ich hab damals erst mit Büroklammern gebogen (kennt jemand noch diese Neondinger aus den 80ern) dann Silberdraht und Blech mir zum Geburtstag schenken lassen, und mit Papas Weichlot und Lötkolben daran rumgedocktert, teilweise auch nur mit dem alten Zahnarztbohrer graviert. Die Sachen hab ich aufgehoben.
Aber du hast Recht, manche Sachen lernt man nicht mehr so gut, wenn man schon etwas älter ist. Aber mit Anfang 20 denke ich gibt es für wirklich wollende das Hindernis noch nicht...
Und es hängt wirklich viel vom Ausbilder ab, ich war ja in Pforzheim, 2 Jahre BFS, dann 1,5 Jahre im Betrieb und hatte das Pech, das mein "Lehrmeister" mehr mit Kneipengängen und sonstigem beschäftigt war, ich bin vom handwerklichen Können nach der Gesellenprüfung auf genau dem selben Stand gewesen wie nach der Schule.
Dafür konnte ich prima Kunden vertrösten nd mit dem Gerichtsvollzieher umgehen...
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #29
steph1975
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steph1975

 ·  #30
Hm, ich fand eigentlich die Idee, das man mit guter handwerklicher Vorbildung in den Laden kommt und der Ausbilder sich letztendlich "nur" um den Feinschliff kümmern muß ganz gut. Wenn ich mir vorstelle, das ich nur bei meinem Lehrmeister gelernt hätte, dann gute Nacht...
Mein Vater ist halt kein Goldschmied, sonst wär das mit dem Weichlot auf Silber nicht passiert, aber für ohne Anleitung finde ich die Stücke heute noch ganz gelungen...
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