Hallo Silberfrau,
das war nur der Klarheit halber, hab’s nicht persönlich genommen
Reparaturen sind rar geworden, es gibt kaum noch was zum Reparieren und Kunden für guten Schmuck aus einer Goldschmiedewerkstatt, den gibt es noch seltener.
Das Drama sieht aus meiner Sicht in etwa so aus:
Wir haben immer mehr schlechte Ausbilder
Wir haben immer mehr schlechte BS-Lehrer
Wir haben immer weniger anspruchsvolle Kunden
Wir haben immer weniger geeignete Lehrlinge
Wir haben einen vollkommen veralteten Aubildungsrahmenplan
Unser Beruf gehört zu den „Vogelfreien“, d.h. jeder, der möchte, kann sich selbständig machen und Lehrlinge ausbilden. Dabei ist Eines vollkommen klar: Wer selbst nichts kann, der kann auch nichts weiter geben. Heute zunehmende Realität!
Leider ist es den Kammern völlig wurscht, denn es werden einfach alle in die Rolle eingetragen, damit gibt’s was zu verwalten, die warmen Stühle müssen nicht verwaisen und der Rest ist schnuppe, Hauptsache uns geht’s gut!
Musterkarriere eines Bs-Lehrers:
Beginn der Berufsausbildung n.d. Einjährigen oder Abi. Als Vorgebildeter besteht man selbstverständlich auf eine verkürzte Lehrzeit. Nach der Gesellenprüfung wird man nicht übernommen, weil in zwei Jahren Ausbildung, kommt einfach zu wenig „rüber“. Der hoffnungsvolle Junggeselle kann wegen Leistungsmangel seine Kosten nicht einspielen, der Betriebsinhaber ihn folglich nicht übernehmen. Und andere Betriebsinhaber denn schon gar nicht, die haben mit ihren Eigenen meist genau das gleiche Problem.
Gott sei Dank hat man ja noch andere Möglichkeiten. Mit Gesellenbrief und der guten Schulbildung wir der Bildungsweg an der FH fortgesetzt. Aber auch als Dipl. Designer sieht die Welt traurig aus, denn die Straßen sind mit Konkurrenten förmlich gepflastert. Der Weg wird fortgesetzt, diesmal an der Pädagogischen Hochschule. Und siehe da, nun klappt es endlich, als Berufsschullehrer findet der verhinderte Goldschmied sein Auskommen.. Bezahlung nach BAT, Verbeamtung so gut wie sicher. Dass man es als Goldschmied einfach „nicht geschafft“ hat, wird recht schnell verdrängt. Statt dessen ist man darauf bedacht, auf jeden Topf einen Deckel parat zu haben, immer sicher und würdevoll zu wirken. Nur, wenn mal ein Lehrling fragt, warum sein Draht beim Walzen immer wieder bricht, dann – ja dann weiß man’s nicht. Aber gottlob kennt man sich mittlerweile auch mit heißer Luft aus und da fällt die Antwort nicht schwer.
Der moderne Kunde:
Der heutige Kunde hat in den meisten Fällen seinen Schmuck als gewinnbringendes Altgold gegen bedrucktes Papier namens Euro eingetauscht und den Erlös glattweg verlebt. Neuer Schmuck sollte daher aus Edelstahl und preiswert sein. Bei Trauringen wird die Individualität noch einmal voll ausgelebt, der Trauringkonfigurator macht es möglich. Da auch levantinische und asiatische Anbieter in Deutschland auf dem Markt sind und teilweise hier sogar produzieren, darf ein zufrieden stellendes Ergebnis des Kreativitätsrausches via Internet erwartet werden. Also genau die richtigen Voraussetzungen zur Lehrlingsausbildung!
Der geeignete Lehrling
hat zwar irgend wann mal gehört, dass Hans nimmer lernt was Hänschen nicht gelernt hat, es braucht ihn jedoch nicht zu beunruhigen. Auch das sich ein Häkchen früh krümmt, wenn es ein Haken werden will, flößt heute niemand mehr Furcht ein. Denn die Beschäftigung von Jugendlichen unter 16 Jahren, ist doch strikt verboten. Und so kommen die meisten Berufsanfänger heute im Alter zwischen 18 und zwanzig Jahren auf die Ausbilder zu. In einem Alter, in dem sich seinerzeit Michelangelo von der Malerei der 3D-Kunst, sprich der Bildhauerei, zuwandte. Dies deshalb, weil er als Maler bereits alle Höhen erklommen hatte und nach neuen Herausforderungen lechzte. Armer Irrer, wer macht denn heute noch so etwas!? Heute geht das so: Mit 18 bis 20 die Lehrebeginnen, dann ist man zwei Jahre später bereits ein gelernter, ein Fachmann/frau durch und durch und kann selbständig sogar Lehrlinge ausbilden. Armes Deutschland, arme Lehrlinge!
Unser Ausbildungsrahmenplan
beinhaltet Tugenden einer vergangenen Zeit. Er befindet sich, mal ganz freundlich ausgedrückt, technisch auf dem Stand des Jahres 1900. Dass man damit keinen beruflichen Nachwuchs ausbilden kann, der in unserer heutigen Zeit auch nur den Hauch einer Chance hat, ist jedem klar, der die Augen offen hat.
Man sieht, es ist heutzutage nicht ganz einfach. Das trifft natürlich auch für die jungen Leute zu. Wer von denen wirklich will, hat es nicht einfach