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Hallo liebe Goldschmiede - Schnittmuster für Mantelringe

 
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K-Heinz
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K-Heinz

 ·  #1
Ich würde mich gerne einmal an einen einfachen „Mantelring“ wagen.

Bevor ihr morgen nach der Niederlage im Semifinalspiel gegen Brasilien nicht mehr ansprechbar seid :D :P , möchte ich euch gerne fragen:

Gibt es so etwas wie ein Schnittmuster für Mantelringe?
Wenn man es selbst konstruieren muss, auf was muss man Acht geben, damit dann die erforderlichen Masse auch rauskommen?
K-Heinz
Kornelia Sch
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Kornelia Sch

 ·  #2
Tilo
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Tilo

 ·  #3
es kann kein einheitliches Schnittmuster geben, weil mind. 4 Variablen Einfluß haben: Steingröße (und Form)
Fingergröße
Blechstärke
Höhe im Steinbereich
Schräge seitlich(also nicht dort, wo sie sich aus Steingröße,Höhe und Ringgröße eh ergibt)

sowas wäre doch ne AUfgabe für ein 3D-Programm
die Altforderen hatten etliche Schablonen für verschiedene Stein-und Fingergrößen (und eh meist oval)
Silberschweif
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Silberschweif

 ·  #4
Hallo K-Heinz,
ich glaube du bist ja auch im Goldschmiede Cafe vertreten. Die Susanne hat dort mal eine sehr schöne Anleitung gepostet. Danach hab ich auch den ersten Ring dieser Art gemacht.

http://forum.goldschmiede-link…steht.html

Ich denke zumindest du meinst sowas mit Mantelring :)

liebe Grüße
chris
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #5
K-Heinz
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K-Heinz

 ·  #6
Zitat geschrieben von Heinrich Butschal
Für einen Siegelring sieht die Abwicklung ungefähr so aus.


Hi Heinrich, wie nett wieder mal was von dir zu hören.
Ich bin dabei am CAD eine Abwicklung zu entwerfen. Ich dachte nur, da gäbe es Parameter, die Grundlagen der Goldschmiedekunst wären.

Danke Chris
Ich bin in diesem Forum nicht angemeldet, habe mir die tolle Arbeit aber angesehen. Da möchte ich schon hin.

Hi Tilo
Ist schon klar! Aber so wie ich dem Heinrich schon sagte ...

Für morgen werde ich euch die Daumen drücken. In Österreich ist es schon deprimierend wie sich das runde Leder entwickelt. Die ganze welt lernt dazu und wir verlernen es zusehends.
Ulrich Wehpke
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Ulrich Wehpke

 ·  #7
Das Schnittmuster macht man sich am besten aus zusammengefaltetem Schmirgelpapier. Der zu verarbeitende Stein liefert die grobe Richtung. Wenn man sich eine Abwicklung ausgeschnitten hat, kann man recht genau feststellen, ob der Schnitt grob passt oder nicht. Ist allen OK, dann reißt man sich auf 1-mm-Blech zwei Schnitte an und schneidet diese mit der Säge aus. Hat man die Teile einzeln ausgeschnitten, müssen sie zusammengelötet werden. Nun werden die Seiten mit einem großen Kugelpunzen auf Holz oder Blei etwas gewölbt, anschließend bei einem ovalen, runden oder antik-rechteckigen Stein, die ausgeschnittenen Teile, entsprechend dem Stein gebogen. Dabei soll der Stein nicht in die entstehende Fassung passen, sondern oben bis etwa zur Hälfte aufliegen. Nun werden die überlappenden Seitenbereiche abgeschnitten, bis die Fassung für den Stein in etwa passt. Ist alles OK, werden die Fugen mit Hartlot verbunden-

Den nun im Rohbau bereits fertige Ring, wird innen von überstehenden Teilen freigesägt und befeilt, so dass die Fingerrundung entsteht. Auf dem Ringriegel wird der Ring gerichtet und die Form der Fassung weiter bearbeitet. Die Fassung muss nun auf die gewünschte Höhe herunter gebracht werden, also: Sägen, Feilen. Danach sollte der Ring oben plan sein, der Stein liegt etwa zur Hälfte der Blechstärke auf. Nun kann im Bedarfsfall, der Ringkopf auf einem Sperrhaken ausgeschmiedet werden, bis der Stein fast durch die Öffnung der Fassung fällt. Eine kräftige Drahtöse in der Form des Steins, wird von hinten in den offenen Ringkopf bugsiert und eingelötet. Die Steinauflage ist nun auch fertig. In diesen Arbeitsbereich fällt auch das Einstellen der gewünschten Größe.

Da in den meisten Fällen das Ausschneiden der Schablonenteile, sowie das Anpassen des Ringkopfes an den Stein, nicht so ganz genau erfolgen kann, muss der Ring nun auf seine Symmetrie überprüft und behandelt werden. Wir verwenden dazu unser Augenmaß, eine Vogelzungenfeile und eine Halbrundfeile. Vor allem das Augenmaß sollte von bester Qualität sein, weil gutes Werkzeug immer wichtig ist.

Ist diese schwierige Hürde genommen, wird die Größe noch einmal kontrolliert. Bei Ringen, die innen geschlossen werden sollen, wird als nächster Arbeitsschritt die Innendole eingelötet, Auch dies geschieht, wie bis jetzt alles, mit Hartlot (!). Dabei ist darauf zu achten, dass das Lot mit sehr viel Flussmittel nur an eine Seite der Ringschiene gelegt wird. Das Lot sollte nun mit viel Wärme und eine nicht zu scharfen Flamme erhitzt werden. Man sollte auf keinen Fall den Fehler machen und zu wenig Lot verwenden. In diesem Falle ist ein Zuviel immer besser als ein Zuwenig. Auch entstehen so keine Poren.

Was jetzt noch kommt, ist Feil-u. Schmirgelarbeit. Danach kann der Ring gewogen und poliert werden.

Zum Fassen fräst man den Steinsitz etwas aus, so dass der Stein in die vorbereitete Fassung gleiten kann, wo er auf der eingelöteten Öse einen sicheren Sitz findet. Die Plangefeilte Fassung wird nun bis auf etwa 3/10 mm über der Steinrondiste abgezogen. Danach erhält sie bis u 2/3 der Materialstärke eine 45° Facette. Ist dies geschehen (bei Ringen mit Innendole vorher die Feilung entfernen), wird der Stein in die Fassung gelegt und zunächst über Kreuz mit einem Fasserpunzen festgesetzt. Das Werkzeug darf niemals den Stein berühren. Gutes Sehen ist bei dieser Disziplin das A und O. Wenn sich das Material im Bereich der angefeilten Facette in Richtung Stein bewegt, muss immer Material zwischen Punzen und Stein zu sehen sein, vor allem Beim anklopfen. Wenn ein Stein bricht, ist in 99% aller Fällt das Werkzeug an den Stein geraten. Also, aufpassen!!!

Ist die Fassung rundherum an den Stein gelegt (dabei immer kontrollieren ob der Stein richtig sitzt), wackelt er im Allgemeinen nicht mehr. Es ist für Anfänger gefährlich und unnötig, einen Stein noch fester als Fest machen zu wollen. Nach ganz fest kommt nicht selten ganz locker!!!

Ist das alles fertig, kann die Fassung versäubert werden. Dazu nimmt man die älteste Feile (in sinnvoller Größe) die man finden kann, nicht zu grob, Hieb vier oder fünf. Die diagonal entgegengesetzten Kanten sollten glatt gemacht werden, die entsprechende Fläche die den Stein gefährden könnte, poliert werden. So erhält man ein Werkzeug für linke und rechte Bearbeitung. Damit verfeilt man die Fassung rundherum, bis sie den Wünschen entspricht. Danach nimmt man sich einen Gummischleifer, der als Schleifmittel Bims enthält (Kai Schula hat so was) und verschmirgelt damit die Fassung.

Kein Schmirgelpapier verwenden, damit macht man den Stein kaputt!!!

Ist auch dies gut bewältigt, Fehlt uns noch das professionelle Make up der Fassung. Aus einem alten Fräser, dem man den Kopf abbricht, stelle ich mir meine besten Stichel her. Was gebraucht wird, ist ein Flachstichel, in der Spezialausführung für Edelsteinfasser.

Wir schleifen den Schaft des Fräsers bis zur Hälfte an und haben nun ein halbrunden Stab. Die flache Seite wird plan geschliffen und poliert. Die Schneide des Stichels legen wir etwa mit 70° an, der Stichel hat also eine ziemlich steile Schneiden. Das verhindert einerseits, dass er ungewollt zu tief ins Material schneidet, andererseits erhalten wir dadurch sehr glatte Schnitte, Als letztes Polieren wir die Schneide mit einem gelben Diamantgummi-Rädchen (Schula hat sie) und schleifen der Bahn direkt an der Schneide, einen winzigen Radius an. Dadurch verhindern wir ein Rattern und Kratzen des Stichels in den Kurven. Als Schneidemittel dient Wintergrünöl, oder aber "Magic" ein Schneidöl aus Amerika. (Schula fragen).

Bild 1a und 1aa zeigt wie man eckicge Mantelringe schnell und einfach herstellen kann. Es ist genau das gleiche Prinzip.

Alles andere ist Übung, Übung und Übung, aber so geht's!
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K-Heinz
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K-Heinz

 ·  #8
Mann Ulrich...
Danke für diese immense Arbeit des Erklärens. Das muss ich erst mal verdauen und verstehen. Ich werde die Energie, die du dafür aufgewendet hast gut verwalten und umsetzen.
Versprochen!
Ulrich Wehpke
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Ulrich Wehpke

 ·  #9
Weißt Du, vieles ist einfach nur ein "Gewusst wie". So auch hier. Allerdings werden viele dieser alten Methoden und verfahrensweisen heute nicht mehr vermittelt, es lohnt angesichts neuzeitlicher Verfahren auch nicht. Das Rad dreht eh keiner zurück. Was ganz anderes ist es, wenn man so ewas als Hobby macht.

Wohlgemerkt, "mein" Rezept, ist das Verfahren nach welchem früher in den Manufakturen derartige Ringe hergestellt wurden. Da wurde nicht gekunsthandwerkt, sondern geknüppelt. Aber die Sachen mussten trotzdem prima sein.

Nur mal so, weil es zum Thema gehört: Für einen derartigen Ring hatten die Arbeiter in Kleiserie, also etwa 6 bis 15 Stück, pro Ring etwa eine Dreiviertelstunde Zeit.Es gab angeliefertes Blech und die Steine. Polieren und Fassen außen vor. Da bieb dem Handwerk von seiner Kunst nicht mehr viel übrig! Das war dann schon so etwas wie Maloche. Wenn ich mir überlege, dass ich für einen derartigen Ring später bei Meister Abeler einen ganzen Tag Zeit bekam um ihn herzstellen, das war dann schon so eine Art Sanatoriumsaufenthalt! ;)
Silberschweif
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Silberschweif

 ·  #10
Ulrich auch von mir vielen Dank für diese sehr ausführliche und gut nachvollziehbare Erklärung
dafür gibts n Bierchen vom Faß
lg
chris
Die-Schmiede
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Die-Schmiede

 ·  #11
Gute Erklärung Ulrich ! Wobei ich die Version von Heinrich kenne, ohne Fuge unten in der Schiene. Geht auch ganz einfach, Schiene länger lassen, Schablone sozusagen einmal vorformen, auf Ringriegel schieben, wenn zu groß, einfach kleine Falte unten rein machen, Schablone auf Blech aufkleben mit Alleskleber, aussägen, Blech glühen, Schablone weg.
Rest wie beschrieben.

Gruß Michael
K-Heinz
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K-Heinz

 ·  #12
Zitat geschrieben von Ulrich Wehpke

Nur mal so, weil es zum Thema gehört: Für einen derartigen Ring hatten die Arbeiter in Kleiserie, also etwa 6 bis 15 Stück, pro Ring etwa eine Dreiviertelstunde Zeit.Es gab angeliefertes Blech und die Steine. Polieren und Fassen außen vor. ;)


Kaum zu glauben. Ich bastle an einem einfachen Ring oft mehr als einen Tag herum. Wenn ich dann mal was verkaufen kann, weil es ein Bekannter halt will, dann komme ich auf den Stundenlohn einer Schneiderin in Indien. :D

Nochmals danke Ulrich
Tolle Beschreibung
Schula
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Schula

 ·  #13
Ich habe den Thread mal im Betreff etwas ergänzt, damit auch später hier jemand fündig wird.

Danke an Ulli für die Ausführung, das ist sehr wertvoll! :super:
Ulrich Wehpke
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Ulrich Wehpke

 ·  #14
Zitat
Gute Erklärung Ulrich ! Wobei ich die Version von Heinrich kenne, ohne Fuge unten in der Schiene. Geht auch ganz einfach, Schiene länger lassen, Schablone sozusagen einmal vorformen, auf Ringriegel schieben, wenn zu groß, einfach kleine Falte unten rein machen, Schablone auf Blech aufkleben mit Alleskleber, aussägen, Blech glühen, Schablone weg.
Rest wie beschrieben.


Das ist absolut richtig. Bedenken muss man jedoch, dass sich im Fall dass ein Ring in einer genauen Größe gemacht werden muss, die Weite nicht sicher im Vorfeld, also mit den Schablonen, ermitteln lässt. Dann macht man ihn besser so ungefähr und ändert kurz vor Fertigstellung auf das genaue Maß.
Die-Schmiede
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Die-Schmiede

 ·  #15
Mit einiger Erfahrung, Übung klappt das mit der Größe schon. Mir geht es halt darum, daß ich unten nicht von vornherein eine Fuge habe. Hat halt nicht jeder einen PUK/Laser zur Verfügung.

Gruß Michael
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