Echt ist echt, da ist nichts dran zu rütteln. Mineralien sind Schätze von Mutter Natur und geschliffen facettiert entfalten sie die ganze Schönheit, Leuchtkraft und Farbenpracht.
Zurück zur Synthese. Warum? Was war der Grundgedanke dessen?
Macht mit mir doch mal einen gedanklichen Spaziergang über die Brücke der Zeit:
Der (Ur-)Mensch gibt sich mit nichts zufrieden, möchte alles selber machen, besser machen, schönere Farben erzeugen, mehr verdienen und der Endverbraucher möchte "schön" und "günstig"....
Mit dem Brennen von Farbedelsteinen begann alles. Ölen und Fetten kam hinzu, nach dem Färben und Stabillisieren war es bis zur Rekonstruktion auch nicht mehr weit, dann wurde (da mittlerweile technisch möglich) behandelt, bestrahlt, bedampft, beschichtet, doublettiert und triplettiert und schließlich imitiert und synthetisiert....
Der Cubic Zirconia wurde übrigens nicht als Schmuckstein "erfunden", Zirconium(IV)-oxid war ein
Abfallprodukt aus der
Raumfahrtindustrie. Um dieses industriell (weiter) zu verwerten, kam man mittels seiner guten Verarbeitungseigenschaften auf die Idee, eine brilliantere Glasimitation und somit eine Diamantimitation zu schaffen. In den 70er Jahren, also zu Beginn des Zirkonia waren die Preise um ein zig-faches höher als heute. Ein Einkaräter (rd. fac. 6,50mm) kostete damals 42,50 DM = Herstellerpreis an die steinverarbeitende Schmuckindustrie. Derselbe kostet heute knapp 1 €. Calciumstabilisierter Zirkonia wurde unwirtschaftlich und der yttriumstabilisierte Zirkonia behielt die Oberhand.
Zur Zeit des Belle Epoque war es mühselig,
echte Rubinabfälle zu schmelzen und nach der Schmelzabkühlung zu kleinen Rubinen in Schuhknopfform zu schleifen. Per Zufall entwickelte zeitgleich Auguste Verneuil ein Verfahren, eben diese Korunde synthetisch zu züchten. Eine neue Welle rollte an und synthetische Korunde und synthetische Spinelle sind seitdem nicht mehr vom Markt wegzudenken.
Man bedenke: auch hier ging es letztendlich nicht um den
Schmuckstein!
Die Uhrenindustrie ist Großverbraucher an synthetischen Korunden. Die
Uhrenlagersteine habe ich bereits erwähnt. Was würde Eure Uhr kosten, egal ob Armbanduhr, Kaminuhr, Großuhr, Standuhr etc., wären diese nicht mit
Lagerstein,
Deckstein,
Ankerstein und
Hebestein aus synth. Korund Rubin gefertigt?
Welches Glas hat Eure Armbanduhr? Zu Entdeckungszeiten wurde das als kratzfest bekannte
Saphirglas (synthetisch Korund Saphir) nur in Luxusuhren verwendet, heute werden sehr viele normal übliche Modelle mit Saphirgläsern angeboten.
Der synthetische Korund ist ein äußerst wichtiger
Werkstoff. Vom Mikrolager für elektrische Zählwerke, Nadelführung für Druckerknöpfe, Dorne für Magnetkompasse, Düsen für Heizölbrenner, Kolben, Einspritzdüsen, Vergaserdüsen, Sichtfenster zur Beobachtung von Öfen und chemischen Reaktoren, Messgeräte für chemische Analysen, Infrarotsensoren, Prismen für Refraktometer bis hin zu Skalpellen für die Ophtalmologie und Hochdruckkolben bzw. Hochdruckventile für Analysegeräte, ist der synthetische Korund nicht mehr aus Industrie und Medizintechnik wegzudenken. Der synthetische Alexandrit ist in mancher Raumfahrttechnik als Sicht- und Schutzglas eingesetzt. In "echt" wäre dies alles nicht möglich.
Nähme man die Glassteine vom Markt, bräche nicht nur die ganze Kaufbeurener
Glasindustrie zusammen. Für die
Optikindustrie ist neben Glas nun mittlerweile auch der synthetische Korund Saphir sowie auch der Cubic Zirconia als Werkstoff von starkem Interesse.
Früher wurden für
Schleifwettbewerbe meist nur Topas weiß und/oder Bergkristall verwendet. Heute - im Wandel der Zeit - werden die hervorragendsten Schleifergebnisse mit dem Cubic Zirconia erzielt.
Könnt ihr Euch noch erinnern, 1996-1999 war
DER Synthesenboom. Alle Farben des synthetisch Korund und synthetisch Spinell waren gefragt. Die Industrie schleift nicht einfach drauf los. Der Markt regelt Angebot und Nachfrage. Und die Nachfrage war da.
Zeiten unterliegen Wechsel.
Und auch die Menschen unterliegen ständigem Wechsel.
Jahrelang war es im Perlenbereich mehr als ruhig. Gleich nach dem Synthesenboom brachen die Synthesen Ende des Jahres 1999 ein und der Cubic Zirconia mit seiner höheren Dispersion stellte alle anderen Synthesen in den Schatten. Schockfarben waren gefragt, Pastelltöne mußten her und da der Zirkonia größtenteils günstiger angeboten wird, als die Verneuilsynthesen, kam, was kommen mußte, der Zirkonia eroberte den Markt. In der Tat scheint es derzeit im Synthesen- und Zirconiabereich etwas ruhiger zu werden und die Wertigkeit des Farbedelsteines steigt. Zum Leidwesen des Käufers steigt damit aber auch der Preis. Denn auch hier gilt, Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis. Das Angebot ist (vernachlässigt durch die Zeit der Synthesen) nicht mehr so hoch wie zuvor, Asien und Rußland sind stärkste Kaufkraft und der Markt verfügbarer Unikate wird kleiner.
Hätte man nur früher zugeschlagen, hätte man dies nur früher gewußt, hätte man .... ja .... dann wäre früher auch alles ganz anders gekommen.
Die Zeit kann man leider nicht mehr zurückdrehen.
"Trend" wird es allerdings nicht sein, und war es vermutlich auch noch nie, daß sich Privatleute lose synthetische Steine kaufen. Synthetische Edelsteine sind
keine Wertanlage, wohl aber
Sammlerobjekte. Und dies sollte man jedem zugestehen, was er sammeln möchte und was nicht.
Als Referenzstücke sind für Sammler echter Edelsteine durchaus auch Synthesen begehrt. Nicht nur der synthetische Moissanit, auch Chatam-Smaragde, Gilson-Smarage, Lechleitner-Smaragde, Chatam-Rubine, Kashan-Rubine, Verneuil-Rubine sondern auch Gilson-Opale.
Je eher die Deklarationsvorschriften eingehalten werden, desto weniger macht es was aus, wenn Synthesen & Co. auf dem Markt sind. Fehlkäufe können verhindert werden und die Transparenz und Seriösität ist gewährleistet.
Nicht umsonst gibt es daher das Normungsregelwerk der CIBJO. Diese Blauen Bücher dienen der Übersichtlichkeit. Unüberschaubar wird es nur, wenn sich Verkäufer nicht dran halten. Meidet man solche Verkäufer, gibt es keine Unübersichtlichkeiten.