Edelsteine & Perlen
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Qualitätsunterschiede und Preisunterschiede von Edelsteinen

 
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steinfroilein
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steinfroilein

 ·  #1
Bei Farbedelsteinen, Cubic Zirconia, synthetischen Steinen und beispielsweise auch Perlen gibt es kein allgemein anerkanntes einheitliches Beurteilungssystem wie beim Diamant (die vier bekannten C’s wie Colour (Farbe), Cut (Schliff), Clarity (Reinheit) und Carat Weight (Karatgewicht)).

Um trotzdem eine Qualitätseinstufung vornehmen zu können, haben sich die Großschleifproduzenten und Hersteller auf eine Klassifizierung für Edelsteine, Schmucksteine und Perlen geeinigt. Bei Perlen ist die Form, der Lüster und die Reinheit der Oberfläche entscheidend, beim Edelstein u.a. die Reinheit, Transparenz, Farbintensität und der Schliff. Allerdings handhaben dies verschiedene Händler leider unterschiedlich.

Zeichnet ein „A“ einen gutproportionierten und geschliffen Stein (oder eine gutaussehende Perle) aus, ein „AA“ einen Stein (oder eine Perle) sehr guter Qualität, Proportion und Schiff und ein „AAA“ einen Stein (oder eine Perle) mit einer exzellenten Beschaffenheit, so unterlaufen manche diese Qualitätsbezeichnungen mit bis zu 5A = „AAAAA“. Diese Bezeichnungen werden meist in Fernost verwendet. So ist aber eben solch ein „AAAAA“ real ein „AAA“ und aus derselben Bezugsquelle das „AAA“ lediglich ein „A“.

Die übliche Qualitätsabstufungen lauten:
AAA = exzellent
AA = sehr gut
A = gut
AB = regulär
B = mindere Qualität

Bei Händlern, welche mit „AAAAA“ (5A) werben, lauten die Qualitätsabstufungen
AAAAA = exzellent
AAAA = sehr gut
AAA = gut
AA = regulär
A = mindere Qualität
AB = Ausschußware bis hin zu Preisdumping ganz minderer Qualitäten

Daher ist Vorsicht beim Kauf von Edelsteinen und Perlen geboten! Die „A“-Qualität des einen ist nicht unbedingt mit der „A“-Qualität des anderen gleichzusetzen. Auch hier ist es wie andernorts: der Preis macht die Musik. Die Qualität ist demnach dem Preis entsprechend. Oder heißt es, der Preis ist der Qualität entsprechend?

Nächster Punkt, der Preis: Farbedelsteine werden meist in der Industrie und im Großhandel in Carat gehandelt. So ist letztendlich der Totalpreis (Stückpreis) des einen Steines nicht mit einem gleichgroßen (in mm) desselben Minerals gleichzusetzen, weil der eine evtl. flacher geschliffen und somit weniger Carat auf die Waage bringt, als der andere, der evtl. dicker geschliffen ist und mehr Carat auf die Waage bringt. Man kann grundsätzlich nicht sagen, dicke geschliffene Steine seien besser. Zwar bringen sie eine bessere Farbintensität durch „mehr“ Körper zum Vorschein, wenn es allerdings eine bestimmte Größe in mm – Durchmesser sein soll, so ist der Körper des Steines evtl. zweitrangig, schlägt sich aber im Preis nieder.

Ähnlich verhält es sich mit Cubic Zirconia und synthetischen Steinen. Asiatische Handschliffware unterscheidet sich vom europäischen kalibrierten Maschinenschliff nicht unbedingt in Farbe und Reinheit, sondern eher in der Schliffgüte.

Schnäppchenjäger tun sich m. E. daher keinen Gefallen, sich nur am Preis zu orientieren….


Wir fachsimpeln hier im Forum gerne über die CIBJO und die Deklarationsvorschriften, da wollte ich bei der Gelegenheit mal fragen, ob diese Mehrfach-“A“-Bezeichnungen und deren Unterschiede bei Euch überhaupt bekannt sind.


Haltet ihr es generell für wichtig, daß es auch in dem Bereich Edelsteine und Perlen ein einheitliches Beurteilungssystem gibt?
Sparkle
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Sparkle

 ·  #2
Danke erst mal für Deine Erläuterung der "AAA`s" mit asiatischer Übersetzung.
Ich weiß nicht, ob ich es sehr wichtig finde. Gut allemal, es gibt einem Orientierung. Gerade im Bezug auf Farbe oder Transparenz, dem Goldschmied fehlt da die komplette Marktübersicht und oft auch Überprüfungsmöglichkeit. Das Manko am System wird wohl sein, ob sich alle Beteiligten auf Standards einigen. Und ob sich überall Standards finden lassen. Gerade Farbsteine sind auch eine subjektive Sache. Und die Händler haben ja schon entsprechend höhere Preise für besondere und interessante Vertreter innerhalb einer Mineraliengruppem gefunden. Ob sich dann Abnehmer dafür finden ist dann die Marktfrage.
Bei Perlen scheint es einfacher zu sein und könnte gut funktionieren, wobei mir diese Klassifizierungen nur bei besonderen oder hochpreisigen Perlen begegnet ist. Bei Rubin, Saphir etc. auch schon. Ist ja auch nett, wenn man was bestellt, auch entsprechend der Erwartung, geliefert zu bekommen. Dann wissen die Beteiligten auch was man meint. Somit also schon nützlich.
Andererseits vielleicht auch unnötig preistreibend, ist ja ne AAA Perle.
stoanarrischer uhu
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stoanarrischer uhu

 ·  #3
Sparkle,
sei nicht traurig: die Variationen der Farbsteine bezüglich Einschlüssen, Farbe und bei geschliffenen Steinen zusätzlich Design und Schliffqualität ist unendlich. Und seltene Sammlersteine sind oft gar nicht sooo teuer.
Frohes Schaffen!
uhu
Ulrich Wehpke
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Ulrich Wehpke

 ·  #4
Und manche der Steine werden erst durch ihre Fehler und Einschlüsse richtig teuer. Beispiel: Ich habe mal einen weißen Oktaeder- Diamant Rohstein gesehen, der im Inneren einen roten Oktaeder- Einschluss hatte. Ein riesiger Fehler, aber ein unbezahlbarer Stein.

Oder: Bergkristalle haben sehr oft eine ganze Fehlerlandschaft. Es gibt welche mit Turmalinnadeln, oder solchen aus Rutil. Von letzteren habe ich mal einen Stein in der Hand gehabt, der ein Malteserkreuz mit einer Rosette im Schnittpunkt der Balken hatte. Eigentlich sind das keine besonders teuren Steine, aber dieser ist unbezahlbar.

Das Interesse an einer vergleichbaren Graduierung nach dem Vorbild der Diamanten, ist mir zwar aus finanziell gesteuerter Kaufmannsicht verständlich, aber mit der Schönheit und Seltenheit der Steine nicht zu vereinbaren. Der "Stein-Banause" hat ohnehin kein Auge für den Stein, er sieht nur den dahinterstehenden, spekulativen Gewinn.

Farbsteine werden von mir (und auch von vielen anderen) ausschließlich nach ihrer Wirkung beurteilt. Dabei spielt für mich ein evtl. Fehler überhaupt keine Rolle, wenn er den Einduck des Steins nicht stört.

Ich habe einen richtig geilen, zweifarbigen Turmalin. Er hat in der einen Hälfte eine ganze Landschaft aus Eisähnlichen Fehlern. Ein ganz toller Stein in seiner Wirkung, der OHNE seine Fehler, ein langweiliger, facettierter Lutschbonbon wäre.
Sparkle
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Sparkle

 ·  #5
Ja, danke, Ihr sprecht mir beide aus der Seele. Oft sind es eben die Einschlüsse, die den Steinen "Leben" einhauchen und diese finde ich persönlich eben viel interessanter als völlig transparente, fehlerlose Steine. Darum liebe ich die Turmaline und Aquas besonders, neben vielen anderen Steinen.
Ich habe zwar auch eine ganz winzige Anzahl Turmaline ohne sichtbare Einschlüsse aber da waren es die Farben und der deutllich sichtbare Pleochroismus (oder ist es nur Dichcroismus, schwer zu sagen für mich, egal) der mir gefiel. Ich geh da nach Optik und ob mich ein Steinchen "anspricht" (und leider, gezwungenermaßen meist auch nach Portmonnaie, wenns fürs Lager ist), aber auch so finden sich schöne Vertreter!
Starre Normen werden dieser Vielfalt wohl nicht gerecht.
Heliodor
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Heliodor

 ·  #6
Merci!
Das ist und wird wohl zunehmend ein interessanter Thread.
8)
Ulrich Wehpke
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Ulrich Wehpke

 ·  #7
Starre Normen werden meist angestrebt, um mit möglichst wenig Arbeit, Mühe und Zeitaufwand ein Höchstmaß an Effektiver Kontrolle zu gewährleisten. Dabei werden dann alle individuellen Eigenschaften des kontrollierten Bereiches notwendigerweise unter den Tisch gefegt.

Sind derartige Normen dann fein genug abgestuft, ist praktisch kaum noch eine Kontrolle möglich. Ein Beispiel finden wir im Bereich der Diamantbewertung. Was bei dem einen D ist, das bezeichnet ein anderer mit E oder umgekehrt. Auch was Si 1 oder 2, oder gar Piqé1 ist, verschwindet ebenso im Dunkel des Dickichts, wie bei der Untersuchung ausgelassene Bereiche. Hier steht dann der Korrektheit halber in der Expertise vermerkt, dass dies oder jenes einfach nicht untersucht (oder sollte man besser unterschlagen sagen?) wurde. Statt dessen liest man dann: not shown.

Da finde ich die gängige Praxis bei den Farbedelsteinen schon wesentlich besser. Der Verkäüfer sagt was er für einen Stein haben will, der Käufer überlegt ob ihm der Stein das geforderte Geld wert ist und das wars im Prinzip auch schon.

Noch gehören in diesem Bereich wertsteigernde Begleitpapiere zu den Ausnahmen. Und wenn es sie gibt, dann bescheinigen sie meist nur mehr oder weniger ausschweifend und mit wissenschaftlichem Anstrich garniert, dass es sich bei dem betreffenden Stein um ein gänzlich unbehandeltes Exemplar seiner Gattung handelt, denn dafür gibt es einen lohnenden Markt, der manch einem Händler eine Expertise für angesagt erscheinen lässt. Was angesichts der angewendeten Kunstgriffe und der immer besser und raffinierte werdenden Fälschungen auch kein Wunder ist.

Allerdings bin ich überzeugt davon, dass in Zukunft mit Sicherheit igendwann ein erfinderischer Geist diesen Mangel gewinnbringend beseitigen wird.
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #8
Von aussen betrachtet wirken die Bewertungskriterien und Abgrenzungen der Graduierstufen bei der Diamantbewertung undurchdrinlich. Auch gibt es Grenzfälle die dafür sorgen können das ein Diamant mal als D oder als E gesehen wird. Das ist aber bei modernen Labors selten und wird immer genauer.

Die Technik und Vernetzung ist hier ungemein hilfreich.

In den 70er Jahren bin ich mit einem Satz Vergleichsdiamanten noch in Deutschland gereist und habe den mit den bekanntesten Diamantgutachtern abgeglichen und bin dann nach Los Angeles geflogen um diesen Satz beim GIA abzugleichen.
Geringe Unterschiede in der Grenzziehung der Farbstufen gab es damals schon aber die die lagen in einer Bandbreite von 10%.

Heute ist es viel genauer geworden.
Die-Schmiede
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Die-Schmiede

 ·  #9
Ich habe auch mal ein Beispiel, das es auch anders geht. Für eine Kundin habe ich vor einiger Zeit einen großen Blautopas gesucht (20x30mm) der sollte unbedingt Einschlusse haben, Sie wollte halt kein blaues Lutschbonbon haben. Hab dann richtig Probleme mit meinem Schleifer bekommen, hat der einfach nich kapiert das da Einschlüsse drin sein solten! Nach dem dritten hin und her schicken hat ers dann kapiert. :derda:
Ulrich Wehpke
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Ulrich Wehpke

 ·  #10
stoanarrischer uhu
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stoanarrischer uhu

 ·  #11
Die-Schmiede,
ich glaube, es ist nicht ganz einfach, einen bestrahlten großen Blautopas als Rohstein mit Einschlüssen zu bekommen, da normalerweise nur saubere Steine behandelt werden, weil es die anderen zerreißt.
Es gibt allerdings auch unbehandelte, blaue Topase. Aber die sind nicht gerade ein Schnäppchen, wenn die Farbe ausgeprägt ist.
uhu
Geolüge
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Geolüge

 ·  #12
@ Uhu,
das mit dem Zerreisen beim Brennen ist interessant. Madame Geolüge besitzt einen ca. 30 ct schweren Aquamarin, der im Zentrum einen kleinen mit dem unbewaffneten Auge kaum sichtbaren Schwarm von Wachstums-Hohlkanälen enthält. Die Kanäle sind scharf begrenzt, es sind keinerlei Mikrorisse unter dem Mikroskop zu erkennen. Kann ich hieraus ableiten, dass die Farbe natürlich und nicht durch Brennen entstanden ist. Die Farbe des Steins ist ein sattes Blau, bei bestimmten Lichtverhältnissen kann man jedoch einen leichten Grünstich erkennen. Zeigen dieses Phänomen auch gebrannte Steine?
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stoanarrischer uhu
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stoanarrischer uhu

 ·  #13
Geolüge,
ich bin kein Gemmologe und kann nur aus eigener Erfahrung sprechen. Ein Lot grünlich angehauchter Aquamarine habe ich mal gekauft, von dem der Händler sagte, man könne es brennen. Er hatte Recht.
Fast alle Steine wurden schön himmelblau, einige hat es zerrissen, obwohl ich sie ebauchiert hatte. Der Händler wusste wohl, warum er sie nicht selbst brannte, obwohl er die Einrichtung dazu hatte.
Manche grünlichen Steine lassen sich nicht brennen. Die Vollständigkeit der Farbänderung ist von der Temperatur und der Dauer abhänig. Bei andere Steinarten auch, ob reduzierend oder oxidierend gebrannt wird. Man braucht viel Erfahrung. Die habe ich nicht. Alles übrige Wissen ist angelesen und wieder teilweise vergessen...
Frohes Schaffen!
uhu
steinfroilein
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steinfroilein

 ·  #14
Preisunterschiede gibt es auch, je nachdem welches Herkunftsland hinter dem Edelstein steckt. Mondsteine aus Tansania sind deutlich schöner (aber auch teurer), als Indische. Die feinsten Mondsteine kamen meines Wissens nach früher aus Sri Lanka.

Schade, daß man die Adulareszenz meistens im Foto nicht so festhalten kann, wie man gerne möchte....
steinfroilein
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steinfroilein

 ·  #15
Ich nehme nochmals Bezug auf meinen ersten Beitrag, weil Kiffa (Jürgen) in Beitrag schmuck-foren/viewtopic.php?p=148454#148454 nach (A)+ und/oder AAB Qualitäten fragt. Daher *hochschubs* des Beitrages und noch eine Ergänzung dazu.

Es gibt noch eine 6A-Graduierung für CZ in Fernost, die im europäischen Bereich der Kugelproduktion Cubic Zirconia entspricht. Hat aber nun nichts mit Kugel und Strangware zu tun, sondern die Rohware wird erst zu einer polierten Kugel verarbeitet (Rondiste muß dann nicht mehr angelegt werden), um dann im kaliberierten Maschinenschliff facettiert zu werden. "6A" also "AAAAAA" entspräche dann "TOP" bei den genuine gemstones und qualitativ "StarCut" (nicht zu verwechseln mit Sternschliff), "Heart & Arrows" bzw. "europäischer Maschinenschliff"; wobei letztere Bezeichnung (leider) auch schon angewendet wird, wenn europäische Maschinen in Fernost zum Schleifen eingesetzt werden....

Auf den kalibrierten europäischen Maschinenschliff (Kugelproduktion = ball-production als Preform für faccettierte Melee-Steine) hat Gast-User Reinhard im Beitrag "Toleranzen bei kalibrierten Steinen" drauf Bezug genommen: schmuck-foren/viewtopic.php?t=…produktion 😉
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