Hallo
heavyweather,
besorge Dir aus dem Bastelhandel eine Silikon-Abformpaste. Damit kannst Du die Hohlform herstellen. Den Sockel verwendest Du später als Füll-und Angusskanal. Die Form öffnest Du nach Gebrauchsanweisung mit muscheligem Schitt und Skalpell. Nun müssen die Formen mit Wachs gefüllt werden. Dazu gibt es spez. Modellwachse, Du kannst jedoch auch selber fummeln mit Paraffin und Kanauberwachs. Fertiges gibts bei Karl Fischer in Pforzheim oder im Dentalhandel.
Den Einguss würde ich der Vorsicht halber etwas größer als benötigt gestalten, so dass er als Trichter zu benutzen ist. Die Form wird dann mit zwei Brettchen zusammengebunden und in einen Behälter gestellt. wo sie sicher und fest drin steht, Dieser Behälter wiederum ist an Draht oder Kordel angehängt mit einem Griff, so dass er rundherum geschwenkt werden kann. So lassen sich von Hand die nötigen Zentrifugalkräfte erzeugen. Hast Du alles gebaut und probiert, wird die Form mit flüssigem Wachs gefüllt und wie verrückt im Kreis geschwenkt. Schick Deine Verlobte dabei berrer ins Bett, damit sie nicht versehentlich vor der Hochzeit erschlagen wird, wenn Dir der Kram aus der Hand fliegt.
Ist alles richtig und kalt geworden, kann die Form geöffnet werden und das Wachsmodell wird entnommen. Einbettmassen gibt eis ebenfalls im Dentalhandel oder bei Fischer. In Deinem Fall kommt eine Gipsgebundene zur Verwendung. Nach Vorschrift anrühren, in einer Vacuumglocke entgasen, dann in eine Gussküvette einfüllen, in der zuvor das Wachsmodell auf einem Gummiteller oder Plastillin aufgebaut wurde. Ist das Modell in der Suppe verschwunden und die Form voll, muss diese noch einmal ins Vacuum, damit alle Luftblasen entfernt werden. Wenn nicht, hast Du nach dem Guss "Erbsen" an den Ringen. Dann einpaar Stunden stehen lassen und im Brennofen mit 1 Grad pro Minute bis auf 700°C hoch heizen. Danach auf etwa 550° abkühlen lassen.
Nun musst Du Dir nur noch eine Gussschleuder bauen, am besten sollte sie aber schon fertig sein. An einer senkrechten, drehbaren, 2-fach kugelgelagerten Welle mit einem Loch am oberen Lager, ist oben ein waagerechter Galgen (Flacheisen) angebracht, an dessen Ende jeweils eine Bohrung ist. In diesen Löchern hängen jeweils zwei, an kräftigen Drähten angebrachte Töpfchen frei beweglich dran. Die Drahtlänge beträgt etwa 250 bis 300 mm. In das eine Töpfchen kommt die erhitzte Form, in das andere die Gussform. Wenn Du nun durch die Bohrung am oberen Lager eine kräftige Schnur gezogen und mit einem Knoten gesichert hast, dann lässt sich die Konstruktion "aufziehen", d.h. die Schnur wird um die Welle gewickelt. Je größer der Durchmesser der Welle an dieser Stelle ist, um so mehr Kraft wird beim Anreißen der Schnur in Drehung umgesetzt.
Wenn alles "funzt" und die Schleuder sich prima dreht, alle Vorläufe mit Bravour und ohne Verletzte absolviert wurden, wird es ernst: Mit einem Druckluftgebläse oder einem Injektorbrenner wird das erforderliche Metall mit Borax in einem Hessischen Tontigel erschmolzen. Eine andere Person nimmt dann die vorgeheizte Form aus dem teuer erstandenen Ofen und stellt sie in die Gussschleuder. Dann heißt es schnell sein! Eine Person hat den Griff mit der aufgewickelten Schnur in der Hand, welche die BOMBENFEST angebrachte Schleuder in Gang setzen muss, die andere Person gieß0t nun unter Wegnahme der Flamme(!) das flüssige Metall in die Form. Sofort danach muss die andere Person sich mir aller Kraft in die Riemen schmeißen und die Schleuder in Drehung versetzen. Nun gibt es verschiedene Möglichkeiten:
A: Es reißt die Schnur, und der Bediener fliegt rückwäts durch die Manege. Resultat: Meist ist der Guss nichts geworden und irgend jemand muss zum Doc oder ins Krankenhaus.
B: Die Schleuder wird aus der Verankerung gerissen und das flüssige Gold oder Silber sorgt nicht nur für hübsche Muster auf der Haut, sondern auch für Gestank und möglicherweise einen Einsatz der Feuerwehr, mitsamt Notarzt.
C: Der Guss "verhungert", weil z.B. der Anreißer nicht gefrühsückt, oder die Hosen voll hat.
Und schließlich D: Der Guss ist gelungen und kann nun von Kanälen befreit werden und auf die Drehbank. Von da an weißt Du ja wieder allein weiter.
Nun wird der Ein.oder Andere sagen, dass das auch anders geht. Richtig! Wenn das Modell mit vielen, kleinen Angussstiften (jeweils etwa 1,5 mm Durchm.) auf einem halbkugeligen Plastillin-Sockel aufgesetzt wird, der eigentliche Gusskanal also auf vielen (ca 6-8) dünnen Stelzen steht, dann kann die Form, wenn sie ausgebrannt ist, als Schmelztigel verwendet werden. Das Material wird dann auf der Gussform in der hohlen Kopfseite geschmolzen. Es kann nicht in die Form fließen. weil die Oberflächenspannung zu groß für die dünnen Kanäle ist. Mit einen Asbesthanschuh kann auf das flüssige Metall (bis etwa 30 Gramm) eine halbe Kartoffel mit der Schnittseite auf die Form gedrückt werden. Der Dampfdruck treibt das Metall in die Form.
Heinrich Butschal vertreibt ein kleines Sandgussgerät, dazu braucht man noch nicht einmal eine Kartoffel, die Handhabung ist ganz einfach, die Ergebnisse für gröbere Anforderungen absolut OK.
Du Kannst auch aus Hartwachs die Modelle auf der Drehbank machen und die
Ringe direkt vergießen. Noch besser ist vergießen lassen, dann ist der ganze Aufstand für ein paar Euro aus der Welt. Denk dran, auch die spätere Ehe birgt noch Gefahren und Anstrengungen die gemeistert werden müssen, Mann sollte mit seinen Kräften haushalten!
... Und manch einer wird sich nun sagen: Wat´n Aufwand! Mal ganz ehrlich, hätten Sie´s gewusst?
Gruß, Ulrich