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EInbettmassen Test für den Hersteller

 
Unikumschmuck
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Unikumschmuck

 ·  #1
Hallo an die Gießer unter Euch,


oder auch an diejenigen welche sich für die Materie interessieren.


Anfang des Jahres ist ein langjähriger Geschäftsfreund von der Fa. Ti-Research auf mich zu gekommen.
Hr. Cser war gerade dabei, eine neue Speed-Einbettmasse zu entwickeln. Seines Zeichens Diplom-Physiker und für mich DER Ansprechpartner bei allen Fragen rund ums gießen. Ich arbeite hier unter anderen mit
einer von Ihm entwickelten Schleuderguss-Maschine. Mit dieser Maschine lassen sich bis zu 250 Gramm Edelmetall, von Silber bis Platin, und auch Edelstähle ohne weiteres vergießen. Seine Einbettmassen sind geeignet für hoch schmelzende Metalle.

Bislang habe ich mit der Einbettmasse Invest CP gearbeitet. Der Grund warum ich ausschließlich mit dieser Einbettmasse arbeite
ist, das es vom Befüllen der Muffel bis zum fertigen Guss gerade mal 2 Stunden benötigt. Diese Masse hatte jedoch gewisse Eigenschaften,
mit denen man zu leben bereit sein musste. Beim Abbinden wird die Masse bis zu 70° heiss. Der Abbinde Prozess dauert je nach Aussentemp. ca.
15-20 Minuten, danach kommt die Muffel in den glühenden Ofen. Die Ausbrennzeit lag bei Spritzwachsen in etwa bei 1-1 1/2 Stunde, danach wurde dann die Muffel nach eigenem Ermesse abgekühlt. Die Schrumpfung im Guss konnte über die Menge und die Verdünnung des Härters geregelt werden. Das "Problem" bei dieser Einbettmasse: Hart wie Beton! Nach dem Abschrecken musste schon mit einem Hammer ausgebettet werden. Was gerade bei Silber und sehr filigranen Teilen eine Gefahr für das Stück darstellte.

Sein neuester Wurf der nun Serienreife erreicht hat, ist die Einbettmasse Invest-Hd. Eine Phosphat gebundene Einbettmasse, die aus zwei Komponenten besteht. Pluver & Härter.
Nun wollte er jemanden der seine Masse in der Praxis mal testet und dessen Ergebnisse er von früher kannte (und wohl für gut befunden hat).
Natürlich habe ich Ihm diesen Gefallen getan, denn Hr. Cser hat mir bislang auch noch nie einen Gefallen abgeschlagen.

Nun ist die Einbettmasse inzwischen hier, und ich hatte auch bereits Gelegenheit diese zu Testen. Mit Erfolg!
Erster Unterschied zu InvesCp ist das Mischungsverhältnis von Härter zu Pulver. Zudem ist diese Masse nicht geeignet für Rapid-Prototyping Wachse. Diese Masse ist speziell angedacht für Spritz- & Feilwachse. Das Anmischen der Masse ist problemlos, genau wie bei InvesCp. Der vorher abgemessene Härter wird in den Vakuum-Rüttler gefüllt, danach kommt das abgewogene Pulver hinzu. Mit einem Spatel wird kurz gerührt, danach wie in meinem Fall bei 500gr. Einbettmasse für ca. 90 Sek. Evakuiert und Gerüttelt.
Noch kurz den Gussbaum mit Netzmittel besprüht, und schon kann man die Muffel befüllen. Ein weiteres Evakuieren nach dem einfüllen
ist absolut unnötig. Nach gefühlten 5 Minuten hatte die Muffel schon eine schöne Hitze, was man als Zeichen verstehen darf, das die Muffel
nun in den Ofen möchte. Die Haltezeit bei 500gr. liegt bei etwa 40 Minuten. Jedoch kann man die Muffel auch getrost länger im Ofen lassen.
Wärend dem Ausbrennen entsteht ein unangenehmer Geruch, der durch das Verbrennen des Härters kommt. Dieser Geruch ist aber bei InvestCp wesentlich schlimmer als bei der neuen Einbettmasse. Nach der Haltezeit wird dann die Muffel auf die Gusstemperatur gebracht. Das ist ein Erfahrungswert und richtet sich u.A. danach, wie voll die Muffel ist, und was darin gegossen wird, und aus welchem Metall.
Nach dem Abkühlprozess, der in diesem Fall ca. 35 min bei ausgeschaltetem und geschlossenen Ofen gedauert hat, wird die Muffel einfach in die Maschine eingesetzt und es kann sofort gegossen werden. Bei Silber empfiehlt es sich, die Muffel noch etwas nachrotieren zu lassen. Vor allem wenn man sehr massive & schwere Teile darin vergossen hat. Nach dem abklingen der Rotglut wird die Muffel wieder entnommen und abgeschreckt. Hier zeigt sich dann der vorteilhafteste
Unterschied zur alten InvestCP. Obwohl Phosphatgebunden, löst sich die Einbettmasse im Wasser ähnlich auf, wie Gipseinbettmasse. Sie reist und springt, und es ist nicht mehr nötig die Masse mit dem Hammer zu bearbeiten. Wenn die Masse soweit abgekühlt ist, das man sie in die Hand nehmen kann, ist es möglich mit der bloßen Hand die Massereste vom Guss zu entfernen. Danach wird kurz mit Glasperlen gestrahlt.

Die Bilder zeigen:
3. Nach dem Ausbetten und Glasstrahlen
2. Nach einem kurzen Bad im Magnetpolierer
1. gefinisht

Alles in Allem bin ich sehr zufrieden mit dem, was Hr. Cser da neu entwickelt hat. Interessant sind auch die Gusskosten, die sich bei einer 500gr. Muffel, und einer Füllung von 15-20 Stück dann pro Stück bei ca. 15-20 Cent bewegt.
Vielleicht ist ja der Ein oder Andere auch auf den Geschmack dieser einfachen, kleinen und unkomplizierten Gussmethode und
deren Einbettmasse gekommen.

Bei Fragen wendet Euch gern an mich, oder gleich an Hr. Cser, den ihr hier findet:

http://www.ti-research.de/

LG
Sascha
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Information: Größenvergleich, fertiges Stück und Wachsvorlage
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Information: nach dem Bad im Magnetpolierer
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