Danke für Euer freundliches Lob!!!
@ Mhorgaine: Es sollte eigentlich eher aufklärend sein als desillusionierend. In größeren Mengen kommen diese Synthesen seit 5 bis 10 Jahren auf den Markt, je älter Dein Amethystherz ist umso eher ist es natürlich.
In der Gruppe von Leuten, mit denen ich mich mit der Untersuchung von Edelsteinen beschäftige, sind ganz unterschiedliche Ansätze vertreten. Da sind Chemiker dabei, Edelsteinsammler, Mineralogen und ich als Facettierer bin da eigentlich eher der Exote. Für mich hat es damit angefangen, dass beispielsweise rote Granate gerne als Spessartine angeboten werden, da diese halt teurer sind. Genauso werden gute Hessonite gern als Spessartine angeboten. Natürlich kann man die Rohsteine anschleifen, polieren und aufs Refraktometer legen und hat dann ein eindeutiges Ergebnis. Allerdings fällt diese Option aus, wenn ich auf einer Börse bin, da habe ich weder Schleifmaschine und Refraktometer dabei, wird wohl auch kein Händler dulden. Benötigt wird also etwas das wir "Dschungel-Gemmologie" nennen. Einfache und zerstörungsfreie Messmethoden zum Mitnehmen, die dennoch zu klaren Ergebnissen führen.
Die meisten meiner Rohsteine bekomme ich heute von nur ganz wenigen seriösen Händlern. Aber selbst diese können bei hunderten Rohsteinen (div. Granate, Turmaline, Berylle, Chrysoberylle, Spinelle, Korunde, die oftmals in den gleichen Fundstellen nebeneinander zu finden sind!) nicht jeden einzelnen testen und untersuchen. Nicht jede falsche Bezeichnung ist kriminell, oft steht der übliche Aufwand nicht im Verhältnis zum einzelnen Stein. Da geht es nicht um Synthesen, sondern um die genaue Bestimmung. Für mich als Facettierer ist es, ähnlich wie bei Euch Goldschmieden, wichtig zu wissen, um welchen Stein genau es sich handelt. Ein falsch bezeichneter Stein - wenn auch echt und wunderschön - kann ziemlichen Ärger nach sich ziehen.
In den Beuteln mit Rohsteinen die als Korunde aus Songea und Tunduru bezeichnet sind, habe ich schon zahlreiche farbwechselnde Rhodolithe (teils mit alexandritartigem Farbwechsel), wunderbare Zirkone in ungewöhnlichen Farben und andere Überraschungen erlebt. Ich bin den Händlern da gar nicht böse, mir macht es Spaß, die Irrläufer da drin zu finden. In vielen Fällen waren das dann auch absolute Raritäten, oftmals um Klassen wertvoller als eigentlich gedacht. Da warten dann schon immer die Sammler ganz gierig drauf. Ein typischer Fall sind auch aus Songea bestimmte Rhodolithe, die sich mit normalen Untersuchungen kaum von Spinellen unterscheiden lassen. Beide sind kubische Mischkristalle mit sich überdeckenden Lichtbrechungswerten, also per Refraktometer und Polariskop nicht zu unterscheiden, die Farben sind fast identisch, der geringe Härteunterschied ist bei kleinen alluvialen Steine kaum zu bestimmen. Mit einer unserer neuen Methode können wir diese innerhalb von Sekunden unterscheiden. Hierbei werden Gewichtsabweichungen in einem genormten Magnetfeld gemessen. Eine gute handvoll Elemente haben ausreichend starke magnetische Eigenschaften und wenn diese im Edelstein vorkommen, können wir die Abweichungen messen und relativ darstellen und haben so eine weitere zerstörungsfreie Methode um diese ärgerliche Nachweislücke zu schließen. Bei den Pyralspiten stellt sich das in der Reihe so dar: Der Pyrop mit seinem Magnesiumanteil reagiert praktisch gar nicht, der eisenreiche Almandin deutlich, entsprechend die aus den beiden gemischten Rhodolithe ansteigend und der manganhaltige Spessartin hat die stärkste Reaktion. Gleiches gilt entsprechend bei den orangenen Granaten, der Mandarin-Granat (Spessartin) zeigt eine ebenfalls heftige Abweichung, während der calciumlastige Hessonit (mit bestenfalls Spuren von Eisen) nur die geringsten Abweichungen zeigt.
Die Probleme mit den HT-Quarzen habe ich ursprünglich gar nicht selbst gehabt. Ein ehemaliger Schüler hat sich bei mir gemeldet und über ein unlösbares Polierproblem bei Quarzen berichtet. Quarze sind nicht unbedingt die "Idealpolierer" aber auch nicht gerade Problemsteine, zumal dieser Schüler das Polieren wirklich beherrscht hat. Aber er hat das so überzeugend beschrieben, das ich zu ihm nach Österreich geflogen bin und mir das ganze selbst angesehen habe: ich hatte das gleiche Problem, also lag es schon mal nicht an ihm. Es handelte sich um einen wunderbaren perfekten Citrin, die Flächen gar nicht mal sonderlich groß und alle üblichen Maßnahmen mit verschiedenen Poliermitteln und Kombinationen von Scheiben, Aufrauhungen der Scheibenoberfläche etc. haben keine wirklich überzeugenden Ergebnisse gebracht. Mit viel Mühe und ewig viel Zeit war dann irgendwann ein immerhin akzeptables Ergebnis in unseren Händen. Später dann hat er mir seine neu erworbenen "Rohsteine" ganz stolz gezeigt (alles Schiefundkrummschliffe in Asienqualität), das war der Punkt, der mich stutzig hat werden lassen. Mehrere handvoll Citrine in bester und absolut gleicher Farbe und extremer Größe und selbiges mit angeblichen Uruguay-Amethysten, also satte Farben, alle absolut augenrein, farbidentisch und riesig. Die waren farblich so homogen (im Stück wie auch im ganzen Lot) wie ich es noch nie in der Natur gesehen hatte.
Die teuersten, natürlichen Qualitäten dieser Steine haben immer Zonierungen, aber in diesen Lots waren bis 5 cm große Steine ohne jegliche Farbnuancen, das kommt so in der Natur nicht vor, bisher habe ich noch immer Farbunterschiede in natürlichen Steinen gefunden. Das Wachsen der Quarze in der Natur zieht über sehr viel längere Zeiträume hin, da sind Schwankungen in der Struktur unumgänglich. Die HT-Synthesen wachsen je nach Größe in wenigen bis einigen Wochen, da lassen sich konstante Laborbedingungen einhalten. Die Freude über die Erklärung dieses Problems war für den ehemaligen Schüler deutlich getrübt.
Belegstücke für die verschiedenen Farben habe ich nicht. Habe mir nur einmal einen großen HT-Citrin gekauft um damit zu experimentieren. Da ging es mehr um die Schleifeigenschaften als um Farbliches. Wer an so einem beidseitigem, pockennarbigen Stück Interesse hat, kann sich bei mir melden. Bei Bedarf schmeisse ich meine große Säge an und schneide eine fingerdicke Salamischeibe mit farbloser Mittelzone von dem Stück gegen Kostenerstattung ab. Wer mag, kann sich dann ein abschreckendes Beispiel auf den Schreibtisch legen ...