Edelsteine & Perlen
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Von der Belle Epoque bis heute: Genfer Rubine und syn. Rubin

 
steinfroilein
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steinfroilein

 ·  #1
Wußtet Ihr, daß die sogenannten „Genfer Rubine“ eigentlich der Schuh- und Schneiderei-Branche entstammten? Von Schneidern und Juwelieren wurde die Eleganz der Gesellschaft des mittleren und gehobenen Bürgertums verherrlicht. Ein Kunsthandwerk besonderen Maßes stand im Vordergrund: die sogenannten Genfer Rubine.

Abfälle echter in der Natur vorkommenden Rubine wurden in mühsamer und zeitraubender Kleinarbeit eingeschmolzen und, nachdem die Schmelze abgekühlt war, zu kleinen Rubinen in Form von Schuhknöpfen geschliffen.

Neben dem Ehepaar Curie machten Max Plancks Quantentheorie und Albert Einsteins Relativitätstheorie ebenso Furore wie das Rutherfordsche Atommodell; und neben dem Bakteriologen Robert Koch und der Begründung der Psychoanlyse durch Sigmund Freud machte der französische Uhrmachersohn und Chemiker Auguste Victor Louis Verneuil eine Entdeckung, welche heute nicht mehr aus der Uhren- und Schmuckbranche wegzudenken ist: Die Geburtstunde der synthetischen Schmucksteinindustrie.

Nachdem Verneuil’s Arbeiten 1902 veröffentlicht wurden, daß mittels eines mit Leuchtgas und Sauerstoff betriebenen Gasbrenners synthetische Rubine hergestellt werden können, stand der industriellen Fertigung nichts mehr im Wege. Verneuil stellte den bekannten Genfer Rubin auf einer Basis von Korundpulver her, was zu einer Panik auf dem Edelsteinmarkt führen sollte. Die Zeitungen der Epoche verkündeten bereits das Ende des kostbaren Rubins und den endgültigen Zusammenbruch der Preise…

Von der Belle Epoque bis zum heutigen Tag hat der synthetische Korund nichts an Bekanntheitsgrad eingebüßt, im Gegenteil:

Außer in der Schmuck- und Uhrenindustrie wird dieser Werkstoff mittlerweile jedoch auch in der Feinstmechanik eingesetzt:
- Düsen für Heizölbrenner
- Kolben, Düsen, Einspritzdüsen, Vergaserdüsen, etc.
- Ösen für die Textilindustrie
- Schneidlamellen
- Nadelführung für Druckerköpfe
- Führungseinrichtung und Reiniger für Magnetbänder
- konisch geformte Dorne für Magnetkompasse
- Mikrolager für elektr. Zählwerke, Wasserzähler
- kleine Kugeln für Meßgeräte-Taster, Kugelschreiber

Die optische Industrie verwendet die hohe Transmission des Korundes im sichtbaren Bereich wie auch im Infrarot- bzw. Ultraviolettspektrum:
- Prismen für Refraktometer
- Sichtfenster und Linsen für Infrarotsensoren

In der chemischen Verfahrenstechnik werden u.a. synthetisch Korund Saphire eingesetzt für:
- Sichtfenster von Meßgeräten für chemische Analysen und Chromatographie
- Sichtfenster zur Beobachtung von Öfen und chemischen Reaktoren


Synthetische Verneuilsteine: vermutlich viel gehaßt und oftmals nicht „in“ in der Echt-Edelsteinbranche, aber doch mehr als „nur“ ein synthetischer Stein….

Wer hätte das gedacht?
Ingo Richter
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Ingo Richter

 ·  #2
Sehr interessantes Thema!

Uebrigens nicht nur die Sichtfenster der Messzellen von photometrischen Detektoren, sondern auch die Kolben von den Pumpen fuer die Hochleistungsfluessigchromatographen sind oft aus synthetischen Korund, ebenso wie die Dichtkugeln der Rueckschlagventile in diesen Geraeten.

Aber auch als Schmuckstein fuer die Mittelschicht sind synthetische Korunde aus meiner Sicht sehr willkommen. Ich liebe hydrothermale Zuchtrubine, die haben fast die "Saftigkeit" wie Naturrubine. Verneulls sind auch gut, der Pleochroismus faellt bei den aber leicht ab.

Ich fuer meinen Teil ziehe Synthesen den Glasgefuellten auf jeden Fall vor. Und mit Verlaub einen 4 Karaeter in annehmbarer Reinheit - als Naturrubin so teuer wie eine neue Luxuslimousine...
steinfroilein
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steinfroilein

 ·  #3
Zitat geschrieben von Aquarius
Sehr interessantes Thema!

Freut mich, wenn es wenigstens Dir gefallen hat.

Solche Beiträge schüttelt man nicht einfach mal so aus dem Ärmel raus. :oops:

Ich persönlich finde es interessant, daß z. Bsp. der synthetisch Korund Amethyst auch in der Raumfahrtindustrie eingesetzt wird. Hätte ich das anfangs schon erwähnt, hätte ich mich mit meinem Beitrag wohl gleich selbst zum Mond geschossen... 😉
Juwelfix
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Juwelfix

 ·  #4
Eine weitere Anwendung finden synthetische Rubine in der Lasertechnik.
Zwar werden heute überwiegend YAG-Kristalle ( Yttrium-Aluminium-Granat ) für Festkörperlaser eingesetzt, aber die Rubinlaser findet man auch noch für medizinische Anwendungen, wie etwa das entfernen von Muttermalen oder Tätowierungen .
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