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Porenbekämpfung bei Silbergüssen

 
Silberfrau
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Silberfrau

 ·  #31
Hey, Sascha, gut, genau dsamit wollte ich wieder einsteigen.
OK Beschreibung des Problems war durch, Ahora el remedio.

Vorneweg, im anderen Thread wurde ja der Soliduspunkt von Gießsilber diskutiert und die Gießerei meinte auf Anfrage, per Datenblatt, 830-920° Schmelzintervall. Das war wichtig, denn er musste über 800° - was zu Anfangs nicht ganz eindeutig (siehe Brepohl) war, liegen. allerdings mit "Abweichungen bis zu 10%" (?) (!) :!: :?:

Dann konnte es also los gehen, wie Heinrich schon vermutet hatte, kam ich um eine Test nicht drum rum. Zu diesem Zweck habe ich zunächst 2 Gusskanäle, nicht vom gleichen Stück aber aus der gleichen Lieferung zum Testen genommen.

To test what?
Also etwas, das ihr wahrscheinlich nicht kennen dürftet, es kommt aus der Silberclayverarbeitung und es nennt sich "Oil Paste".
Das ist kein "normaler" Silberclay. Zur Erkärung, im normalen Silberclay befinden sich unterschiedlich feine Partikel, die größeren sorgen dafür, dass der Schrumpf sich in Grenzen hält und die kleineren setzen sich sozusagen dazwischen.
Die Pastes bestehen nur aus den feinen.
Die Oil Paste ist im Gegensatz zu den anderen Silberclayprodukten nicht auf Wasserbasis, sondern wie der Name schon sagt, ratet mal...
Dem Geruch nach würde ich sagen Terpentin, angegeben ist nur "Dilution" also vage.
Verwendet wird sie dazu, bereits gebrannte Stücke aus Silberclay zu verbinden, es hat aber nix mit Löten zu tun. Man "spachtelt" die Teile damit zusammen, Lücken sind kein Problen, die spachtelt man einfach mit zu. Dann kommt das Stück bei 800 Grad in den Ofen für 30 Minuten (oder für 10 bei 850 ) und voila, man sieht buchstäblich NICHTS mehr. Fgh ist 990. Zum FS praktisch kein Unterschied. Damit es gut haftet braucht es eine glühmatte Oberfläche, nicht poliert. aber dann haftet es auch, übergangslos, optisch als wäre da nie was anderes gewesen.
Ich mach mal kurz Päuschen und lad mal hoch, meine Fritzbox schmeißt mich von Zeit zu Zeit raus.
Silberfrau
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Silberfrau

 ·  #32
"Spachteln" trifft es nicht exakt, es hat eher eine schleimige Konsistenz, und auch einen ziemlichen Schrumpf, manchmal kriegt es aus diesen Gründen Risse, so dass man ohnehin mit einem 2. Auftrag und Brand rechnen muss. Das macht mein Brennofen ganz selbstständig, also what shalls.
Im Gegensatz zum Löten hat es außerdem noch den Vorteil, wenn es nicht beim Auftragen unbemerkt wohin läuft...(ungebrannt auch leicht zu entfernen) bleibt es beim Erhitzen GENAU da, wo man es hingeschmiert hat, im Gegensatz zu Lot, das sich bekanntlich am allerliebsten in irgendwelche Ecken und Rillen begibt. Von wo es sich nur umständlich mit dem Stichel wieder hervorpopeln lässt.
Der 2. Vorteil ist halt die Farbe. 990 ist dem Sterling oder 935 definitiv ähnlicher als die Farbe von Lot. Zumal die Teile überwiegend weiß gesiedet und gekratzt werden. Aber auch beim Polieren ist es besser als ein grauer Lotrand. Überversilbern wäre bei mir eh nicht, da die Verarbeitung "ambulant" also in den Kursen, erfolgt.

Die Überlegung war daher naheliegend: Was ist mit Sterlingsilber, wobei die Güsse allerdings 935 sind. Es direkt auf Sterling auszuprobieren wäre ein nächstes Projekt, im Augenblick wollte ich aber auf Nr. sicher gehen. und wenn ich schon eine glühmatte Oberfläche brauche spricht ja auch nichts gegen Weißsieden.

Der 1. Test sah so aus: es ging ja auch noch um den Solidus... ein gebogenes Stück Gusskanal oben 2x eingefeilt, weißgesiedet, Pampe drauf und ab in den Brennofen. Mit von der Partie war ein 2. Gusskanal, in 2 Teile gezwickt, über Kreuz gelegt und mit der Oilpaste an der Stelle verspachtelt.

An den Gusskanälen war jedenfalls nichts geschmolzen gewesen, nur aufgrund des Schrumpfes, und der Risse bei der Kreuzverbindung, mussten sie ein 2. mal aufgetragen und gebrannt werden. Den Bogen hab ich dann glattgefeilt und eigentlich erwartet, dass sich in dem Moment, wo man genau an die Grenze zwischen Urmaterial und Oilpaste kommt irgendwie was abpellt, abrollt, ihr wisst was ich meine... Aber NIX ! Buchstäblich wie aus einem Guss!

Nun, der Rest ist schnell erzählt, ich hab also nach dem Weißsieden der Formteile alle Poren, Lunker, Löcher, ungewollte Vertiefungen, Fehlstellen, .... mit dem Zeugs zugeschmiert, gebrannt, ein 2. Mal zwecks Auffüllen der besonders tiefen Lunker, Löcher, Poren... und fertig. Naja, noch nicht ganz. Zum Verdichten habe ich die ganzen Stellen erst noch einmal mit versch. Polierstählen kräftig "massiert". Versäubern, klar das hätte ich ja sowieso noch machen müssen, auch wenn ich nochmal einen frischen Guss von der Krake hätte machen lassen. Eine ganz fette Pore ist noch dabei bei der Krake zutage getreten, die hatte sich unter der Oberfläche versteckt. Eine weitere konnte ich zum Saugnapf umdeklarieren.

Ich lad noch die Bilder hoch, wenn die Reihenfolge nicht stimmt bitte ich um Vergebung.
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Titel: 008.JPG
Information: Natürlich, das erste ist das letzte Foto, an dem Gusskanal hatte ich schon gefeilt und die Scheiben teilw. mit dem Polierstahl bearbeiter
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Titel: 007.JPG
Information: Gusskanäle nach dem 1. Brand
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Information: Scheiben nach dem 1. Brand. eine Stelle vom Kraken war leicht glänzend...oooops!
Silberfrau
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Silberfrau

 ·  #33
Schaut im Makro schlimmer aus als es ist.
Unikumschmuck
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Unikumschmuck

 ·  #34
Hm...zumindest mal eine Möglichkeit, an die ich so nicht gedacht hätte. Du könntest es mal mit sehr filigranen Teilen versuchen, obs da auch so funktioniert. Eine gute Lösung für die man ausser dem Clay kein weiteres Equipment braucht.

Für diejenigen, die einen Puk haben, kann man die Teile auch ein wenig damit quälen. Aber bei Silber eher schwierig.

Gibt's das Clay auch für Gold, oder nur für Silber.
Und wenn in Gold, welche Legierungen, oder nur FG?

Kann man mit dem Clay auch modellieren? Also wie der übliche Clay den man so aus dem Modellbau kennt?
Tilo
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Tilo

 ·  #35
Silberfrau
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Silberfrau

 ·  #36
Zitat geschrieben von Unikumschmuck
Hm...zumindest mal eine Möglichkeit, an die ich so nicht gedacht hätte. Du könntest es mal mit sehr filigranen Teilen versuchen, obs da auch so funktioniert. Eine gute Lösung für die man ausser dem Clay kein weiteres Equipment braucht.

Warum sollte es nicht?
>>>>>>Furniturengeschichte, möglicherweise die Enden von Ohrsteckern damit präparieren, damit sie sich in Clayohrsteckern verankern lassen. Meine Bedenken beim Mitbrennen allgemein sind, dass ich im Kurs den Ofen auch häufig bis zu 814° hoch fahre, damit er beim Öffnen der Türe nicht zu sehr abkühlt. (für die unmittelbar folgende Beschickung) Und dann wie Heinrich sagt, kann der Solidus von Charge zu Charge variieren.

Was schwebt dir denn an "filigranen Teilen " vor?

Zitat geschrieben von Unikumschmuck

Gibt's das Clay auch für Gold, oder nur für Silber.
Und wenn in Gold, welche Legierungen, oder nur FG?
Es gibt normalen Knetclay für Gold, 22k. Ist aber sehr teuer.und die Farbe ist nicht wirklich schön. Als Oilpaste kenn ich es nicht, aber hör dich mal auf der Seite der PMC guild (USA) um, dort wird auch gerne Alcimie betrieben.
Zitat geschrieben von Unikumschmuck

Kann man mit dem Clay auch modellieren? Also wie der übliche Clay den man so aus dem Modellbau kennt?
Silberclay ist eine Masse zum Herstellen von frei modelliertem Silberschmuck.
Unikumschmuck
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Unikumschmuck

 ·  #37
Ja die Idee mit den Ohrsteckern ist gut und geht schon als filigran durch.

Hitzebedenken:
Mach Kühlpaste auf die Stellen wo nix zusammen backen soll. Das Problem das ich sehe bei "filigran" ist, das dünne Teile zuerst schmelzen, bevor z.B. sowas massives wie Dein Krake zum Klumpen wird.

Mal noch ne Frage zu dem Clay: Gibt's beim Brennen eine Geruchsentwicklung?

Ich nutze hier phosphatgebundene Speed-Einbettmasse, wenn ich die in den Ofen stelle......man kann nur noch flüchten...
Tilo
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Tilo

 ·  #38
bei Silber und insbesondere bei Silberfraus Anwendung wird Kühlpaste nix bringen
Silberfrau
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Silberfrau

 ·  #39
Zitat geschrieben von Tilo
bei Silber und insbesondere bei Silberfraus Anwendung wird Kühlpaste nix bringen
Ich pack sowas in Luvos-Heilerde aus der Apotheke ein. An Kühlpaste glaub ich nämlich nicht. Man kann auch Lehm oder Ton nehmen, nur wir sitzen geologisch hier in einem riesigen Sandkasten.
Zitat geschrieben von Unikumschmuck

Mal noch ne Frage zu dem Clay: Gibt's beim Brennen eine Geruchsentwicklung?
Man hat den typischen "Brennofenduft" besonders wenn er länger nicht genutzt war. Manchmal benutzt man eine Technik mit ummantelten Innenkörpern, die herausgebrannt werden, dann riecht es halt nach denen.

Ja, weiterer Test, zu Tilos interner Frage, ob es so fest wie eine Lötung ist.
Ich habe die beiden über Kreuz gelegten Kanalfragmente gewaltsam auseinander gerupft. Eine Klassische Lötung, noch dazu ohne Anpassungsflächen, dazu noch auf Sud hätte das auch nicht überlebt, aber ganau das hätte man ja anders gemacht. Was ich dabei gesehen habe, und auch sehen wollte: gerissen ist es innerhalb, in dem Sinterbereich. Es hat sich also nicht eine Oilpasteschicht von dem Silberteil abgelöst, hier war die Verbindung am festesten.

Ihr kennt ja alle Mokume Gane. Auch hier ist die Verbindung zunächst ganz ähnlich zwischen den einzelnen Schichten, bevor das Stück geschmiedet, verzwirbelt, geknetet wird. Damit kann man es denke ich vergleichen.
Ulrich Wehpke
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Ulrich Wehpke

 ·  #40
Zitat
die Gusskosten sind pro Modell ein Fixum, egal wieviel gramm da noch am Kanal mit dranhängen.
Fair für beide, wie ich finde. Ausserdem kann der Gießer es ja kurz oder auch lang abzwicken.


Ja?? :) Oder ist es nich auch so, dass der Gießer seinen, durch mehrfaches Aufschmelzen geschädigten, Silizium und sonstwashaltigen Schrott (lang abgeschnitten) auf diese Weise unters Volk bringt und solcherart frohgemut in die Schublade mit neuem Metall greifen kann, in der Gewissheit, dass er sich nicht mit der Aufarbeitung seiner Reste herumärgern muss??
Ulrich Wehpke
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Ulrich Wehpke

 ·  #41
Tilo
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Tilo

 ·  #42
in dem link, den ich für Sascha heut morgen mühsamst im schweiße meines angesichts im netz ausgebuddelt habe, stehts:
http://www.silver-clay.com/goldclay.html
10min 900Grad
bis 90min bei 700
Ulrich Wehpke
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Ulrich Wehpke

 ·  #43
Tilo
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Tilo

 ·  #44
Silberfrau
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Silberfrau

 ·  #45
Tilo, bist als Stellvertreter besser als ich selber!
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