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Porenbekämpfung bei Silbergüssen

 
Ulrich Wehpke
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Ulrich Wehpke

 ·  #16
Vollkommen klar. Es ist jedoch erstaunlich wie wenig sich manche Leute anziehen. So habe ich eines meiner Schlüsselerlebnisse, weswegen ich überhaupt angefangen habe zugießen, seinerzeit vor fast 40 Jahren, ebenfalls einer Gießerei aus Pfzhm zu verdanken. Ich hatte Gussmodelle für Golftaschen gemacht. Aus allerschönstem, genarbten Wachsblech. Mit Rädern darunter, Mit Riemen dran, Schlägern drin, alles vom Feinsten. Und naiv wie ich damals war, schick das zur Degussa. Die riefen mich damals an, noi, des machmer net, das sei ihnen zu schwierig, möchten sie nicht.

OK hab ich gesagt, wer könnte denn so was? Ja, also wenn überhaupt, dann der und der (Namen von der Selbstzensur gelöscht). Ich also am Telefon: Können Sie mir Golftaschen- Modelle gießen? Aber natürlich, kein Problem. Aber wir müssen die Teile einzeln vergießen, die können nicht an einen normalen Baum. OK, dann halt einzeln, soll halt nur gut werden.

Von den sechs eingeschickten Golftaschenmodellen habe ich nicht ein einziges verwertbar zurück gekriegt. Aber eine Rechnung lag dabei. Kommentar: Es sei leider nicht gut geworden, aber ich solle neue Modelle schicken, dann würden sie es noch mal versuchen. (Pro Stück um die 20 Stunden Arbeitszeit!)

Das Nächste was ich dann gemacht habe ist, ich hab mir eine Gießmaschine gebaut. Mit einem alten Uhlig- Emailöfchen ohne Steuerung und Thermometer, einer Wasserstrahlpumpe, einem Stück Stahlrohr mit Deckel und Loch und einem Schlauchanschluss, zwei Kugelhähnen, einer zum Unterdruckkessel umfunktionierten Propangasflasche, einem Einweckglas mit Loch, Schlauch und Gummidichtung. Gerüttelt habe ich mit einem geliehenen Schwingschleifer.

Bereits der erste Guss war genau so schlecht wie der des Pforzheimer Dienstleisters, ich war also auf dem richtigen Weg! Was dann folgte, war eine Odyssee der Misserfolge, aber irgend wann hatte ich den ersten Ring in der Hand, der so perfekt war, wie ich es mir vorgestellt, ach was, erträumt hatte! Und danach? Konnte sich keiner erklären, warum es schon funktioniert hatte und nun ums Verrecken nicht mehr.

Da gab es einen Kerl in München, so eine Art Gussfreak, der annoncierte überall seine Giesskurse. Die Anzeigen waren ziemlich vollmundig gemacht, also hab ich mal angerufen, um Näheres zu erfahren. Zu meinem Entsetzen waren es seine Preise auch. Auf Deutsch: Ich konnte mir den Luxus nicht leisten.

Mein Fazit aus meiner Gusspraxis: Gießen ist die einfachste Sache der Welt. Flüssig machen, reinkippen, fertig. Was isoll daran so schwierig sein? Und doch gibt es kaum etwas auf der Welt, wo man mehr falsch machen kann. Oder bin ich allein so dämlich gewesen? Wie das obige Bild belegt: Wohl doch nicht, Anderen geht es genau so. Heute noch. Auch eine Art von Trost.

Hab das nur gebracht, weil auch bei mir nicht immer alles einfach war. Aber eines steht fest: Mist habe ich nie geliefert! Und so ist es auch noch heute.
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #17
Ich finde das Metall hat sich völlig korrekt nach Lehrbuch verhalten bein dem von Ulrich vorgestelltem Guss.

Es ist sauber und dicht von aussen nach innen kristallisiert und genau im Zentrum hat sich dann im dicksten Bereich ein Schrumpflunker ausgebildet.

Irgendwo muss der ja landen.

Ok, die Giesserei hätte auch genau an diesen Stellen zwei richtig fette Angusskanäle setzen können, dann wären die Lunker in die Kanäle gewandert und wären dann einfach abgesägt worden.

Dann hätten nur die meisten (Ulrich nicht der weis warum man das macht) Goldschmiede wie die Rohspatzen geschimpft das die Giesserei das absichtlich macht um mehr zu verdienen wenn sie nach Gewicht abrechnen.
Ulrich Wehpke
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Ulrich Wehpke

 ·  #18
Die leben vielfach nicht schlecht vom Verlust, das stimmt schon. Andererseits kann mir ja nun so etwas keiner wirklich anbieten.

Die Härte hab ich noch gar nicht erwähnt: Sowohl der eine, als auch der andere Ring sind magnetisch. Nun weiß ich erst mal wieder Bescheid.
Abgesehen von allem anderen, ist das Ganze geschäftlich ziemlich ärgerlich, aber ich hätte es ja auch selber machen können, brauche mich also nicht zu beschweren. :)
Silberfrau
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Silberfrau

 ·  #19
Zitat geschrieben von Unikumschmuck
Tja wie ich gesagt hab, sowas darf man nicht ausliefern. Ich mach mir die Mühe des instand Setzens nicht mehr. Besser neu, und ordentlich.
Hey, ich hätte es reklamieren können und ich hätte es umgetauscht gekriegt, aber ich wollte nicht bei Regen das Haus verlassen und siehe oben. OK, man hat nur 1 Woche Zeit für Mängelrügen, weiß nicht, hat ja mein 1. Drüberschauen überlebt. (Kelt. Knoten)
Für die Güsse aus angelieferten Wachsteilen etc. wird keine Haftung übernommen, wie auch?. (Krake)

Zitat geschrieben von Heinrich Butschal
Dann hast Du bisher nur unverschämtes Glück gehabt.
Bin halt n Glückskind, gelle. Nee, aber normal packen des "MEINE" Gießer schon, hab ja in der Zeit auch 3 Dutzend Güsse gekriegt die ok waren.
Und die, die so ausgestaltet sind wie du es vorschlägst kosten 1-3 euro Aufschlag, die mit den 1mm gleichmäßig dicken Wandungen.

so, für weitere Erhellungen müsst ihr euch leide noch gedulden, ist schon zu spät.
Gute Nacht.
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #20
Silberfrau
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Silberfrau

 ·  #21
Zitat geschrieben von Heinrich Butschal

Dann hätten nur die meisten (Ulrich nicht der weis warum man das macht) Goldschmiede wie die Rohspatzen geschimpft das die Giesserei das absichtlich macht um mehr zu verdienen wenn sie nach Gewicht abrechnen.
Ja, nebenbei hätt ich auch oder hab ich, als die Gusskosten sich nach den gramm des vergossenen Materials richteten, jetzt reg ich mich nicnt mehr auf, die Gusskosten sind pro Modell ein Fixum, egal wieviel gramm da noch am Kanal mit dranhängen.
Fair für beide, wie ich finde. Ausserdem kann der Gießer es ja kurz oder auch lang abzwicken.
Unikumschmuck
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Unikumschmuck

 ·  #22
Es geht ja nicht darum, ob für angelieferte Wachse eine "Haftung" übernommen wird, oder nicht. In allen AGB's von jeder Gießerei die ich kenne steht drin, das Fehlgüsse passieren und dafür dann "keiner was kann".

Stimmt auch, Gießen ist 50% Erfahrung und 50 % Glück. Du kannst zwei Mal einen identischen Guss machen, der Eine wird super, der Andere unbrauchbar. Obwohl Du alles "gleich" gemacht hast.

Es geht darum, wie sich eine gute Gießerei dem Kunden gegenüber verhält. Ein Anruf: Es ist was schief gegangen, schick doch neue Wachse und fertig.

Auch die beste Gießerei wird immer mal wieder "Mist" bauen, das ist unumgänglich wenn man sich etwas mit der Materie beschäftigt.

Du wirst also mit Lunkern und Poren leben müssen.
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #23
Zitat geschrieben von Unikumschmuck
Es geht ja nicht darum, ob für angelieferte Wachse eine "Haftung" übernommen wird, oder nicht. In allen AGB's von jeder Gießerei die ich kenne steht drin, das Fehlgüsse passieren und dafür dann "keiner was kann".

Stimmt auch, Gießen ist 50% Erfahrung und 50 % Glück. Du kannst zwei Mal einen identischen Guss machen, der Eine wird super, der Andere unbrauchbar. Obwohl Du alles "gleich" gemacht hast.
Das ist nur scheinbar so. Manchmal sind es winzige Kleinigkeiten die den Unterschied ausmachen. Die zu erkennen und beim nächsten Mal mit veränderten Parametern neu zu versuchen ist aber nur in der Forschung und Wissenschaft realisierbar. In einem Lohnbetrieb mit Durchschnittssätzen fehlt dafür die Zeit und oft auch der Background.

Zitat geschrieben von Unikumschmuck


Es geht darum, wie sich eine gute Gießerei dem Kunden gegenüber verhält. Ein Anruf: Es ist was schief gegangen, schick doch neue Wachse und fertig.
Das ist eigentlich immer die wirtschaftlichste Lösung für beide Partner.

Zitat geschrieben von Unikumschmuck


Auch die beste Gießerei wird immer mal wieder "Mist" bauen, das ist unumgänglich wenn man sich etwas mit der Materie beschäftigt.

Du wirst also mit Lunkern und Poren leben müssen.

Insbesondere wenn sie dicke Klötzchen einliefert die eine feine Oberfläche haben sollen. Das passt nicht zusammen oder nur mit deutlich erhöhtem (Kosten-) Aufwand.
tatze-1
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tatze-1

 ·  #24
Zitat geschrieben von Unikumschmuck
Es ist was schief gegangen, schick doch neue Wachse und fertig.

Im konkreten Fall ist das leichter gesagt als getan. Da Du alles an Deinem Computer konstruierst, kannst Du zig neue Wachsmodelle "ausdrucken" und zum gießen geben. Was die Silberfrau üblicherweise macht, sind Einzelstücke händisch in Wachs geschnitzt, die dann nach dem Guß noch modifiziert werden, um dann die endgültige Silikonform herstellen zu lassen. Da ist dann ein versaubeutelter Guß ein wörtlich zu nehmender Guß mit VERLORENER Form, die man wieder neu schnitzen muß, in der Hoffnung, das wieder genauso gut hinzukriegen, wie vorher.
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #25
Wenn sich Silberfrau ein einfaches Silikon anschafft und dann solche Modelle übergiesst, könnte sie nicht nur durch einfaches Eingiessen flüssigen Wachses in die Silikonform und anschließendes auskippen, mehr oder minder dünne Reliefs in Wachs herstellen die für den Guss besser wären, sondern auch Replikate sichern.
Tilo
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Tilo

 ·  #26
ausgießen für dünnwandig ist keine Option, weil sie ja eine flache Rückseite für einfaches Anlöten einer Schiene möchte
es müßte mittig für die Schiene eine Erhöhung bleiben, die aber den Guß zumindest in dem bereich auf der Ansichtsseite auch schlecht beeinflußt
wenn dieses Klötzchen dann aus Poren/Lunkergründen "unter sich geht" Richtung Schmuckteil, wirds wegen "hohl" beim gießen wieder teurer (wobei mir nicht ganz klar ist, was dabei mehr Arbeit verursacht
das Auslösen aus einer davon angefertigten Silikonform?
beim Gießen an sich ist es doch egal?

eine SilikonSicherung der Handschnitzungen scheint jedenfalls sinnvoll
Unikumschmuck
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Unikumschmuck

 ·  #27
Zum Thema "unendliche viele" Wachsmodelle aus dem Drucker laufen lassen: Klingt einfach, aber ist sehr kostenintensiv. Gerade die SolidScape Wachse haben es in sich. Müssen anders angestiftet werden, und auch anders ausgebrannt. Ich mache es oft, sehr oft sogar, das ich diese Wachse erst abformen lasse, und keinen Direktguss mache. Das Ergebnis wird so wesentlich besser. (Ich rede nur von Druckwachsen, nicht von Feilwachsen)

Es dauert wesentlich länger, von Hand etwas aus einem Feilwachsblock heraus zu arbeiten, als am PC und dann mit Fräse oder Drucker. Schon richtig, bei mir ist ein scheiss Guss kein Beinbruch, dann halt fix neu. Gerade deshalb würde ich auf jeden Fall bei Silberfraus Arbeit über Silikon gehen.

Und: Flickwerk bleibt in meinen Augen eben nur Flickwerk.

Warum sich mit einem Modell so viel Mühe geben, Stunden investieren um dann fest zu stellen, das es ein ANDERER versaut hat? Da flipp ich dann aus. Und besonders "geil" wenn man diesen Scheiss auch noch als auslieferungsfertiges (oder fähiges) Stück von der Gießerei mit Rechnung zugeschickt bekommt. Es kann immer mal was schief gehen, kein Problem, das tuts auch bei mir. Und, es wird sich in der Industrie NIE vermeiden lassen, das man mal den schwarzen Peter bekommt. Möglichkeit a) damit leben oder b)vorsorgen.

Das ist einfach nicht meine Art zu arbeiten.


Edit: Geht aber alles vorbei am Thema, Sie wollte ja nicht drüber diskutieren, obs nun Lunker oder Poren sind (Loch ist Loch) und hat auch nicht gefragt, wie man's vermeiden kann.

Ich denke, Silberfrau wollte uns zeigen, wie man einen schlechten Guss noch retten kann. Also zurück zum Thema, und lasst Sie uns mal zeigen, wie Sie damit umgeht und die Stücke rettet. Ich glaube das ist eher der Sinn Ihres Threads.

LG
Sascha
Silberfrau
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Silberfrau

 ·  #28
Zitat geschrieben von Heinrich Butschal
Wenn sich Silberfrau ein einfaches Silikon anschafft und dann solche Modelle übergiesst, könnte sie nicht nur durch einfaches Eingiessen flüssigen Wachses in die Silikonform und anschließendes auskippen, mehr oder minder dünne Reliefs in Wachs herstellen die für den Guss besser wären, sondern auch Replikate sichern.
Kannst du mir da mal Keinverbrauchermengen verkaufen?
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #29
Tilo
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Tilo

 ·  #30
ich hätt da noch ne Duplizier/sicherungsidee:
Alginat (Dentalabformmasse, zu edlerem Preis auch im Goldschmiedezubehör erhältlich)
ist natürlich nicht so stabil wie Silikon, unterschneidungen müssen vermieden werden
hätte folgenden Vorteil:
innerhalb einiger Tage Trockenzeit kann man immer mehr verkleinerte Abgüsse anfertigen für große Ringe, kleine Ringe
Aus unserem Shop


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