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Muster-Meister der Seidenstadt Krefeld bis 31.07.2013

 
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steinfroilein
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steinfroilein

 ·  #1
http://www.krefeld.de/C125747E…endocument
Mal was Anderes von der Samt -und Seidenstadt Krefeld: Die Ausstellung "Muster-Meister der Seidenstadt".

1. und 3. Sonntag im Monat von 11.00 bis 16.00 Uhr noch bis zum 31.07.2013
Führungen jeweils um 14.00 Uhr

Haus der Seidenkultur
Luisenstrasse 15
47799 KREFELD - Stadtmitte
Tel: 0 21 51 / 51 08 12
Fax: 0 21 51 / 54 10 42
Home: www.seidenkultur.de
Bergkristall
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Bergkristall

 ·  #2
@Steinfroilein

Das ist ja nett, dass Du auf diese Ausstellung hinweist. Aber der Ausstellungsort ist leider in Deinem Text falsch angegeben.

Das Haus der Seidenkultur - die Paramentenweberei Hubert Gotzes an der Luisenstraße wird zur Zeit saniert und ist daher geschlossen. Für die Übergangszeit hat das Museum, dass übrigens durch einen Förderverein betrieben wird, Unterkunft im Südbahnhof, Saumstr. 9 in Krefeld gefunden. Dort sind auch der Arbeitsplatz eines Patroneurs, eines Kartenschlägers und ein Jaquardaufsatz an einem Schaftwebstuhl ausgestellt. Und dort findet auch die Ausstellung statt. Die eigentlichen Paramenten-Webstühle, sowie der historische Websaal sind aber, wie schon gesagt, momentan nicht zugänglich.

Wenn jemand mehr Infos haben möchte, kann er mich gerne über PN kontaktieren - ich bin in dem Förderverein.

Lissy
steinfroilein
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steinfroilein

 ·  #3
Kommt davon, wenn man noch nie in Krefeld war. :oops: Bloß gut, daß wir hier im Forum Niederrheiner haben und mitlesen. Danke Dir für den Tipp und die Korrektur. :P

Förderverein? Wie stelle ich nun die Frage? Kann doch nicht schreiben: spinnst Du?. Tust Du spinnen oder ist weben was anderes? Samt und Seide, gehört das eigentlich zusammen oder sind das getrennte "Branchen"? Ist die Branche noch aktiv oder geht es da eher um Heimatkunde?

Der Begriff "Samt- und Seidenstadt Krefeld" kam mir erst neulich unter.
Wußte gar nicht, daß Krefeld so berühmt ist.... :oops:

Nix pn, hier wollen alle mitlesen. 😉
Bergkristall
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Bergkristall

 ·  #4
Samt wurde aus Seide gewebt, so wie eine Art ganz feiner Frottee, der dann geschoren wurde. Daher gehört das zusammen. Man hat aber nicht nur Samt in Krefeld gefertigt, sondern auch Seidenstoffe und viele aufwändig gemusterte Stoffe auf den Jaquard-Webstühlen, wie z.B. die Paramentenstoffe, die für kirchliche Gewänder oder Altardecken gebraucht wurden. Hier wurde dann auch mit Gold- und Silberfäden gearbeitet, um den Bogen zu dem Forum wieder zurückzuschlagen.

Ich möchte hier nun keinen Roman zur Textilgeschichte schreiben - aber Krefeld hat noch viel mehr hervorgebracht. So entstand das Bandoneon, das Charakterinstrument des Tango hier und der Legende nach auch die Grillagetorte - eine sehr leckere Eissplittertorte.

http://www.google.de/search?q=…66&bih=599

Lissy
steinfroilein
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steinfroilein

 ·  #5
Jetzt habe ich mich selbst erwischt und gebe das auch vorsichtshalber gleich zu: Anstelle zuerst "Bandoneon" oder "Krefeld" zu googeln, klickte ich auf die verlocken klingende Süßigkeit. 😉

Nachtrag: Krefeld scheint auch eine Reise wert zu sein, .... :D
Bergkristall
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Bergkristall

 ·  #6
Also wenn die Grillagetorte so gut gefällt, mal ein wenig offtopic.

Es gibt eine recht nette Version dieser Torte, die ruckzuck im Tiefkühler gemacht werden kann. Man nehme einen dünnen Mürbeteigboden. Auf den Boden wird ein Gemisch aus geschlagener Sahne, grob zerkrümeltem Baiser und geraspelter Zartbitterschokolade angehäufelt (am besten nimmt man so einen Plastiktortenring, damit die Masse nicht seitlich stiften geht) Das ganze oben mit Raspelschokolade bestreuen und eventuell eine Verzierung mit Sahne aufspritzen. Für ein paar Stunden in den Tiefkühler und wenn's gerade eben durchgefroren ist, auf die Kaffeetafel und genießen.

Die echte Grillagetorte ist natürlich erheblich aufwändiger in der Herstellung, aber schmecken tut die schnelle Variante auch sehr gut.

Lissy
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Redaktion

 ·  #7
Ziselierhammer
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Ziselierhammer

 ·  #8
Puh, das klingt ja lecker (und kalorienreich) Das wäre ja mal was für das erste richtige Sommerwochenende, das uns endlich bevorsteht.
So als Nachtisch zum Grillen.....
Ulrich Wehpke
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Ulrich Wehpke

 ·  #9
Bergkristall
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Bergkristall

 ·  #10
Lieber Ulrich Wehpke,

dazu muss ich etwas ausholen, denn die Grillagetorte ist historisch gesehen fast schon ein Mysterium. Angeblich wurde sie 1908 von der Bäckerei Wilms in Krefeld erfunden, aber der Name ist nach neuesten Forschungen wohl Österreichisch und bedeutet soviel wie Krokant. In Böhmen und Bayern gab es schon im 19. Jahrhundert Kuchen mit diesem Namen, die aber nicht gefroren waren, wie die niederrheinische Variante. Die Grillagetorte, mit der ich aufgewachsen bin, hatte Krokant nur als Dekoration oben drauf gestreut. Schlägt man grillager in einem französischen Lexikon nach, dann kommt man auf "umzäunen", vielleicht ein Bezug auf die Form, um die Torte in selbiger zu halten bis sie gefroren ist? Obwohl das bei dem Originalrezept mit den dünnen Baiserböden nicht unbedingt notwendig ist. Ich vermag die Wurzel nicht korrekt zu bestimmen, denn es liegen zumindest in Krefeld eine Quellen dazu vor.

Wer sich weiter informieren möchte, kann hier noch etwas nachlesen - hier ist auch ein etwas komplizierteres Rezept enthalten:

http://www.derwesten.de/nrz/nr…20467.html

Lissy
steinfroilein
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steinfroilein

 ·  #11
Das Rezept hört sich gut an. Ich bräuchte noch dringend ein Rezept von einer anderen bekannten Torte, doch da mach ich lieber einen eigenen Thread "Dresden" auf. 😉
Bergkristall
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Bergkristall

 ·  #12
@Steinfroilein

Dresdner Eierschecke oder Dresdner Luftkuchen? :D

Lissy
Ulrich Wehpke
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Ulrich Wehpke

 ·  #13
In Krefeld, Luisenstraße 15 im ersten Stock wohnte Mine Hilgers mit ihrem Mann. Mine war eine alte Freundin meiner ersten Schwiegermutter und ein echtes Textilmädel. Ihr ganzes Leben hatte sie in der Branche verbracht und als die Wohnung im Hause der alten Paramentenweberei frei wurde, eine sehr schöne Wohnung, da war es vielleicht auch die Liebe zur Weberei, die Mine und Willi dort einziehen ließen.

Lärm und Hektik waren nicht zu befürchten, denn die Weberei war damals bereits vor längerer Zeit geschlossen worden. Da jedoch weder ein Konkurs noch wirtschaftliche Zwänge, sondern das Alter der Inhaber die Ursache der Schließung waren, konnten es sich diese leisten, ihren Betrieb einfach so stehen zu lassen wie er war. Schließlich war er einmal ihr Leben. So was schmeißt man nicht einfach weg, nur weil man die Räume profitabel vermieten könnte. Es wurde nur "geschlossen", blieb aber vollständig erhalten.

Erhalten blieben auch all die uralten Maschinen aus Holz, mi denen bereits vorGenerationen, fleißige Textilkünstler prunkvolle Stoffe für Kirchenfürsten, ja sogar für Päpste gefertigt hatten. Gold-und Silber durchwirkte Glitzerstoffe, Banner, Fahnen, Behänge, kein Mensch könnte sie alle aufzählen.

Der Betrieb fiel der Vergessenheit anheim, Mine Hilgers und ihr Mann Willi verstarben, aber die Weberei im Dornröschenschlaf existierte heimlich weiter. Ob es dann im Rahmen der Erbfolge oder aus anderen Gründen geschah, entzieht sich meiner momentanen Kenntnis: Plötzlich war die Weberei wieder ein Thema. Und was für eins! Die gesamte Krefelder Kultur schien auf dieses kleine Häuschen im Zuckerbäckerstil fokussiert zu sein. Und es war gut so. Man erinnerte sich wieder. Die kleine Weberei wurde ein Museum, ein einzigartiges Museum. Interessierte Leute gruben eine Menge wissens-u. erhaltenswerter Dinge und Geschichten über die Krefelder Textilvergangenheit aus, bis hin zum Grillasch, den sogar eine der Krefelder Damen aus der obersten Gesellschaftsschicht, nämlich den Textilfabrikanten, höchstpersönlich erfunden haben soll. Eine missratene Sahnetorte soll sie in einen dieser neumodischen Eisschränke gestopft haben, weil die guten Zutaten nicht verkommen sollten. So soll er entstanden sein der Grillasch - sagen die Einen. Aber darüber gibt es noch viele nette und genau so unglaubwürdige Geschichten.

Aber dahin ist der alte Glanz der Samt-u. Seidenstadt, in der es einmal die meisten Millionäre in Deutschland gab. Der Ostwall, einst der Inbegriff einer Flaniermeile auf höchstem Niveau, - verkommen zur einer mit Dönerbuden und Sexshop gespickten Arena für Drogenabhängige und Penner.

Auch der Grillasch ist aus dem Mittelpunkt der kulinarischen Gunst der Kaffenasen verschwunden. Zwar gibt es ihn noch, doch ich fürchte, das der Zeitpunkt der Vergessenheit bereits absehbar ist.

Vergessen ist auch, dass der purpurne Samt für die Krönung der englischen Königin Elizabeth kurz nach dem 2. Weltkrieg, in der durch englische Bomben schwer getroffenen Stadt gewebt wurde. Die Zeit geht halt weiter und es ist schön, dass es noch "Überlebende" gibt. Selbst dann, wenn sie nur als Museen ihre Existenz verbringen dürfen.
Bergkristall
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Bergkristall

 ·  #14
@Ulrich Wehpke

Also die Geschichte über die Entstehung der Grillagetorte ist nett, aber für mich absolut neu. Ein kleines Problem habe ich auch damit, dass Krefeld die Stadt mit den meisten Millionären gewesen sein soll. Mir ist nur bekannt, dass Krefeld Anfang des 20. Jahrhunderts die Stadt mit dem zweithöchsten Steueraufkommen im Deutschen Reich war - nach Potsdam.

Zur Geschichte der Paramentenweberei oder besser Paramentenfabrik, die ja auch eine Schneiderei und Stickerei beinhaltete, kann ich weiterhelfen. Ihr Schicksal wurde eigentlich durch das 2. Vatikanische Konzil 1963-1965 besiegelt. Die Kirchengewänder wurden nun schlichter als früher. Bisher hatte der Priester der Gemeinde den Rücken zugekehrt - eine prachtvolle Position um aufwändige Textilgestaltung zu präsentieren. Nun rückte der Alter vor den Hochalter und der Priester schaut seitdem Richtung Gemeinde. Damit sank der Bedarf an kostbaren Jaquardstoffen. Die Zahl der Weber wurde Zug um Zug reduziert, die Weberei konnte sich aber noch dank geschickten Marketings des Besitzers, inzwischen Erwin Maus, am Markt halten. In den 1980er Jahren gab es nur noch einen Weber, der 1989 überraschend verstarb. Fortan lebte man von den "Vorräten" und 1992 wurde der Betrieb komplett eingestellt. Erwin Maus sah aber das Besondere in diesem Betrieb und wandte sich an die Stadt Krefeld, um einen Weg zu finden die Paramentenweberei zu erhalten. Als Reaktion darauf entstand ein Förderverein, der mit Unterstützung der Sparkassenstiftung Krefeld und der Kulturstiftung NRW das Haus ankaufen konnte. Im Jahr 2000 wurde dann der Museumsbetrieb aufgenommen, der ausschließlich durch den Förderverein abgewickelt wird, genau, wie die jetzt laufende Sanierung, die eine wahre Mammutaufgabe für den Verein darstellt.

Über den Niedergang des Ostwalls vom Prachtboulevard zur Durchgangsstraße sind wir uns einig. Aber eine Frage liegt mir am Herzen. Gibt es eigentlich einen Nachweis für den purpurnen Samt? Das habe ich nämlich auch noch nicht gehört.

Lissy
Ulrich Wehpke
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Ulrich Wehpke

 ·  #15
Korrekt geantwortet: Ist mir nicht bekannt.

Aber: In der alten 8-Passage gab es einen Goldschmied/Handgraveur mit Namen Otto Quirmbach. Der alte Herr war, als ich ihn kennen lernte, bereits hoch in den Siebzigern und ein wahres Wunder der Heimatkunde. Er hatte als Putztuch für seine Ware stets ein uraltes Stück Samt. Wohl ehemals purpurfarben und fleckig, aber immer noch, trotz seiner abgeschabten Eleganz, stinkvornehm. (Na ja, als Juwelenputztuch ist man schon was Besonderes. :) )

Bei Quirmbach hab ich mir öfter einen Dreul oder anderes Werkzeug ausgeliehen, da ich sehr wenig besaß. Doch zurück zum Putztuch. Ich hatte nämlich auch kein solches. Und so hab ich ihn gefragt, ob er von diesem schönen Stoff noch ein kleines Stück hat, welches er mir eventuell großzügig zum gleichen Zweck überlassen könne, waren es schließlich doch auch seine Schmuckstücke die ich für ihn zu bearbeiten hätte.

Zu meiner Freude nickte er, öffnete dann einen Schrank, aus dem er eine Rolle mit einigen Metern dieses herrlichen Stoffes heraus zog. Sorgfältig, fast andächtig schnitt er ein entsprechendes Stück ab. "Das ist der Rest, alles was noch vorhanden ist." Und mit wichtiger Mine fügte er hinzu, " das ist von dem Krönungssamt, den die Königin Elizabeth bei ihrer Hochzeit hatte." Er habe damals eine ganze Rolle bekommen und den wunderbaren Stoff für seine Schaufenster als Dekorationsstoff verwendet. Aber nun sei er fast am Ende und Schaufenster wolle er damit auch nicht mehr beziehen, es sei auch zu wenig dafür.

Er nannte sogar den Namen der Herstellerfirma in der ein Bekannter von ihm als Meister gearbeitet hatte, aber ich bringe es nicht mehr zusammen. Immerhin war das in Jahr 1965 oder 66. Ob die Story nun stimmt, oder nicht, sollte sich evtl in England in Erfahrung bringen klassen, oder vielleicht sogar im Netz zu finden sein. Wenn der Samt aus Krefeld gekommen sein sollte, dann wird sie wohl stimmen.

Hab zwischendurch mal im Netz gewuselt, konnte aber nicht darüber finden.
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