Goldschmiedeforum
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Problem beim Emailieren...

 
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Ulrich Wehpke
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Ulrich Wehpke

 ·  #16
Tschuldigung, ich meinte Zweistofflegierung. Ist vom Goldbereich so drin

Diese Gusslegierungen sind alle darauf abgestimmt, wenig Sauerstoff aufzunehmen und beim Schmelzen wasserflüssig zu werden. Das erfordert auch noch andere Beimengungen als Kupfer. So senkt Zinn beispielsweise nicht nur die Viskosität, sondern auch den Schmelzpunkt. Silizium führt zu weniger Sauerstoffaufnahme, fördert aber in geradezu dramatischer Weise das Kristallwachstum.

Noch ein böser Feind: Die Entmischung. Sie tritt ein, wenn die Schmelze sehr langsam erstarrt. Und genau das müssen diese Gusslegierungen, weil sie sonst bereits in der Form zerbrechen. Man darf sie erst dann ablöschen, wenn der Erstarrungspunkt deutlich unterschritten ist. Und das heißt in vielen technischen Unterlagen der Vorlegierungshersteller: Wartezeiten von bis zu 20 Minuten nachdem Guss sind einzuhalten.

Was heißt das nun in Deinem Fall? Die Legierung besteht aus zwei hoch schmelzenden Bestandteilen und aus solchen, die für die Viskosität zuständig sind (Zink, Zinn, Indium usw) Dann gibt es auch noch Sauerstoffblocker, wie Silizium oder Gallium. Es gibt aber noch mehr.

Zuerst kristallisieren die hoch schmelzenden Legierungsbestandteile einer Legierung. In unserem Fall also Silber und Kupfer. Der Rest ist noch flüssig. Dieser Rest hat naturgemäß mit fortschreitendem Kristallisationsprozess, immer weniger Silber-u. Kupferanteile. Es entsteht also eine Art "Erbsensuppe" mit Erbsen aus Silber und Kupfer. Diese haben einen sehr hohen Feingehalt. Die Kristalle nehmen nun immer mehr der anderen Metalle auf. Die hochschmelzenden zuerst, dann die Niedrigschmelzenden, zum Schluss bleiben nur noch Eutektika übrig, die dann plötzlich auf einmal erstarren. Allerdings jedes für sich. Es gibt durchaus auch Legierungen mit mehr als nur einem eutektischen Anteil.

Jetzt ist aber noch keineswegs Schluss, denn nun seigern aus den Kristallen diejenigen Metalle aus, die nicht in den Kristallen verbleiben können. Aus den Silber-Kupferkristallen wird zum Beispiel Zink herausgedrückt. Dieses legt sich um den Kristalliten, so dass dieser praktisch eine Art Zinkverpackung bekommt. Das führt dann später zu der gefürchteten Brüchigkeit der Zink haltigen Legierungen, weil Zink mit Chlor reagiert. Bei Silber- Gusslegierungen werden oft geringe Mengen von Zinn und Zink zugesetzt. Einerseits senkt dies den Schmelzpunkt, andererseits wirkt es gut gegen Oxidation, außerdem verlängert sich das Schmelzintervall und last but not least, sind deren Schwefelverbindungen nicht schwarz. Ein Zusatz von Zinn fördert auch die mechanische Härtbarkeit der Legierungen.

Beimengungen von Zinn haben jedoch das Bestreben, sich beim Erhitzen einen Weg nach "Draußen" zu suchen, das Metall seigert aus. Wenn die Kristalle groß genug sind, dann passiert das besonders gern, wobei es sich bei den austretenden, leichtflüssigen Bestandteilen nicht etwa um reines Zinn, sondern um eine Zinnreiche Legierung, die sich durch den lang andauernden Erstarrungsprozess durch Entmischung gebildet hat.

Was hilft, ist also mit Sicherheit ein Guss aus einer Zweistofflegierung, z.B. 75 Anteile Kupfer, Rest Silber. Aber das hat dann wieder andere Nachteile, siehe Sauerstoff...

Na ja, das nur mal zur Ausleuchtung des Ärgers. Heinrich kann dazu bestimmt auch noch was aus dem Nähkörbchen beisteuern, er hat sich in seiner Gießerzeit recht intensiv mit der Materie auseinander gesetzt.
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #17
tatze-1
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tatze-1

 ·  #18
Christian, behalte das Ding fürs persönliche Kuriositätenkabinett
Christian Koch
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Christian Koch

 ·  #19
Ich wusste gar nicht, dass es etwas gibt, dass selbst Herr Butschal noch nicht gesehen hat ;)

Also eine richtige Rarität.

Ich würde euch gerne enttäuschen.
Und wenn ich es selbst nicht gesehen hätte, würde ich auch sehr skeptisch sein.


Am Anfang dachte ich, ich hab was an der Optik ;)

Doch leider ist es so, dass kein Materiel nachträglich zu dem emailierenden Gegenstand dazugekommen ist.

Weiters bestätigen mir die kugeligen Auswüchse (Rand und Eckbereiche) Ulrichs Theorie.

Ich bedanke mich für die raschen, ausführlichen Antworten.


Vorallem dir Ulrich, jetzt bin ich auch wieder ein Stück klüger.
:D
Christian Koch
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Christian Koch

 ·  #20
@Tatze: Jetzt bist du mir zuvorgekommen ;)

Vielleicht schaff ichs in den Brepohl mit dem Teil :bounce:
Silberfrau
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Silberfrau

 ·  #21
Vermutlich wird dort empfohlen, auf Feinsilber zu emaillieren, so wie ich es auch mal vor Urzeiten gelernt hab. Hat halt anscheinend doch noch weitere vorteile, das Feinsilber, nicht nur mit der ähnlicheren Ausdehnung zum Schmelz und dem höheren Schmelzpunkt...
Das Design mit den schmalen Stegen hätt ich wohl auch nicht unbedingt in Feinsilber gemacht.
Wenn ich Heinrich richtig verstehe, hätte der Schaden auch ohne Emaille auftreten können, einfach durch längeres Glühen...
Klar kannst du reklamieren, aber vielleicht musst du dann deine Kuriosität rausrücken?
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #22
Beim sind ebenfalls bei Transparentemail die besten Ergebnisse auf Feinsilber gelungen.
Wenn es legiertes Silber war dann habe ich mehrfach geglüht und gebeizt bis zumindest an der Oberfläche Feinsilber übrig blieb.
Für opake Emaille war das nicht nötig.
Silberfrau
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Silberfrau

 ·  #23
Ich bin als Kind in der Emaillierära aufgewachsen und musste natürlich auch einen Emailofen haben damals für ca. 60 DM, ohne Regelung,
Und hab mich natürlich auch in der Alchemie versucht und Fremdmaterialien unter den Schmelz gemischt mit manchmal optisch ähnlichen Ergebnissen.

Muss meinen vorherigen Beitrag korrigieren, die Aufklärung stammte ja von Ulrich, nicht Heinrich.

Abgesehen von dem Schaden ist eine interessante Struktur entstanden, sowas würde ich unbedingt aufheben, um es vielleicht eines Tages als Dekorelement zu nutzen, leider ist es schon angeschliffen.
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