@ Unikumschmuck
ich bin in sehr jungen Jahren durch widrige Umstände sozusagen zur Selbständigkeit gezwungen worden. Kein Geld, kein Werkzeug in einer fremden Stadt, keine Meisterprüfung keine Werkstatträume. Nichts von alledem.
Meine ersten eigenen Bohrer habe ich aus Stopfnadeln auf einem zerbrochenen Stück Ölstein geschliffen, welches ich bei meinem Arbeitgeber aus der Mülltonne geangelt habe. Und angetrieben habe ich diesen Bohrer mit einem Stiftenklöbchen. Eines meiner wenigen Werkzeuge. Als ich dann ein Kliederarmband ergattern konnte, bei dem alle Stifte erneuert werden mussten, hatte ich in der rechten Handfläche ein blutiges Loch. Aber die 120 Mark für die Arbeit, habe ich in einen Hängebohrmotor investiert, den Leiber in Essen für 60 DM gebraucht am Lager hatte. Bei einem Zahntechniker konnte ich für 30 ein ausrangiertes Handstück bekommen.
So war das bei mir. Reparaturen waren die einzige Arbeit, an die ich damals kommen konnte, und sie haben mich am Leben erhalten. Als ich 20 Jahre später die Meisterprüfung machte, habe ich diese ohne jede Vorbereitung abgelegt. Meine Ausbildung: Reparaturen und Umarbeitunggen, ab und zu auch mal eine kleine Anfertigung im eigenen Betrieb, ohne Meister. Hab ich 20 Jahre lang gemacht.
Heute leben wir hauptsächlich von Anfertigungen. Mein Betrieb ist, wie könnte es anders sein, eine hochtechnische Idylle, in der sich fast alles um Gestaltung, Werkzeug und Materialien dreht.
Ich bin zwar heute nicht mehr von Reparaturen und Umarbeitungen abhängig, aber ich habe auch nicht vergessen was dieser Bereich einmal für mich bedeutet hat. Und noch was: So richtig interessant wird meine Arbeit meist erst bei Reparaturen, nämlich dann, wenn kein Mensch mehr helfen kann und ich packe es dann doch.
Eines meiner geflügelten Worte lautet daher auch: Jeder Kampf (gemeint ist hier ausschließlich der Kampf mit kaputten Schmuckstücken!) endet mit meinem Sieg. Und was die blöden Collierketten betrifft, die habe ich früher zum Geldverdienen ganz gerne gemacht. Brachten 3,50 und bei ca. vierzig Stück in der Stunde war das seinerzeit ein Traumverdienst. Und da war keine einzige steife Lötstelle dabei, den Spaß hab ich mir auch noch gemacht. Oder Goldbanduhren für die Hersteller auf Maß machen. Eine beiderseitige Kürzung, einwandfrei gemacht mit Scharnieren und Stiften, kriege ich selbst heute noch in weniger als einer viertel Stunde hin. Gelernt ist gelernt. Und Spaß macht das auch noch wenn alles funzt und die Jungen staunen!