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Goldschmied auf Mittelaltermärkten

 
tatze-1
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tatze-1

 ·  #1
Hi,

keine Ahnung, in welchem Unterforum dieses Thema passen könnte, also hab ich's mal hier reingeschrieben. Zur Not bitte passender verschubsen.

Mittelaltermärkte sind ja beim Publikum immer eine gern gesehene und vor allem besuchte Veranstaltung. Gewerke werden altertümlich gekleidet nach Möglichkeit ziemlich original präsentiert. Nun gehört ja zu den alten Gewerken auch der Goldschmied, der damals im Mittelalter noch viel mehr gemacht hat als heutzutage nach der Industrialisierung und Spezialisierung. Sprich, er machte nicht nur Schmuck, sondern auch Gerät (heute Silberschmied), faßte Steine (heute Edelsteinfasser), emaillierte (heute Emailleur), gravierte und ziselierte (heute der Metallbildner) etc. War quasi Mädchen für alles, was im Edelmetallbereich anfiel.

Nun spukt mir schon seit längerem im Kopf herum, daß es vielleicht ganz interessant wäre und auch Spaß machen würde, mittelalterlich gewandet an solchen Märkten teilzunehmen, um auch dem Publikum einen Einblick ins Goldschmiedehandwerk zu gewähren. Nicht, daß ich das in meinem aktuellen Geschäft im Handwerkerhof auch machen würde, jedoch habe ich den Eindruck, daß bei den Touristen eher der Eindruck "boah cool, ich hab nem Goldschmied bei der Arbeit zugeschaut und jetzt gehe ich wieder, um mir ne Bratwurst zu holen" entsteht als das "ich finde es beeindruckend, wie der Schmuck entsteht und will innerhalb meiner finanziellen Möglichkeiten auch was haben und wertschätzen", so wie man es von anderen Schauwerkstätten kennt.

Was meint Ihr, macht es Sinn, sich mal näher mit so etwas zu beschäftigen? Hat jemand von Euch schon mal Erfahrungen mit so etwas gemacht? Oder ratet Ihr mir ab und ich vergesse das ganz schnell wieder.
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #2
Ich hatte mal im Kaufhaus Beck in München in einem Weihnachtsmarkt von denen einen Goldschmiedestand aufgebaut und mich dann mehre Wochen den ganzen Tag hingesetzt und die Aufträge die meine Eltern sowieso hatten, abgearbeitet. Meist Löt- und Montagearbeiten und Fasserarbeiten.

Der Stand war wirklich ein Magnet und die Leute standen dicht gedrängt und waren beeindruckt.

Wirtschaftlich hat es sich nicht umgesetzt weil das Publikum und das Geschäft der Eltern in der Briennerstr. zu weit auseinander waren.

Wenn das Juweliergeschäft in einem ähnlichen Einkaufsgebiet gewesen wäre hätte das bestimmt besser ausgesehen.
tatze-1
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tatze-1

 ·  #3
Ich sehe es halt so bei mir im Laden, die Leute kommen direkt mit dem Ziel, mir bei der Arbeit zuzuschauen und sich alles erklären zu lassen und Fragen zu stellen, aber definitiv nicht mit dem Ziel, auch was zu kaufen. Ist in gewissem Maß auch ok, nervt aber auch ein wenig, weil man sich irgendwie dann wie ein Tier im Zoo fühlt. Füttern verboten.

Bei solchen Märkten bietet man ja auch seine Waren feil. Und ich habe immer den Eindruck, daß dort die Verbindung gucken und kaufen besser funktioniert.
Kornelia Sch
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Kornelia Sch

 ·  #4
Zitat geschrieben von tatze-1
jedoch habe ich den Eindruck, daß bei den Touristen eher der Eindruck "boah cool, ich hab nem Goldschmied bei der Arbeit zugeschaut und jetzt gehe ich wieder, um mir ne Bratwurst zu holen" entsteht als das "ich finde es beeindruckend, wie der Schmuck entsteht und will innerhalb meiner finanziellen Möglichkeiten auch was haben und wertschätzen", so wie man es von anderen Schauwerkstätten kennt.


Ich denke, es ist bei den meisten Zuschauern eine Mischung aus beidem, denn sie gehen ja auch auf einen Mittelaltermarkt, um sich unterhalten zu lassen.

Eigene Erfahrungen habe ich nur insoweit, als ich an solchen Ständen nicht vorbeigehen kann ... ich würde Dir stundenlang auf die Finger gucken.
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #5
Ich würde es einfach ausprobieren, ein paar mal, damit sich die Vorbereitung lohnt und und Du auch Erfahrungen sammeln kannst.

Vielleicht nützen die Dir dann für Deinen Laden oder Du schwenkst um und macht nur noch Märkte.

Gibt genug die allein davon leben.
Guestuser
 
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Guestuser

 ·  #6
Ich hab auch schon mal ueberlegt, ob ich bei unserem Handwerkermarkt mal beim Baecker einen Tisch aufstellen soll.
Der wuerde mitspielen, es bringt ihm ja Kunden in den Laden.
Aber ob es mir was bringt?
Ausserdem stinkt mir der zustaendige Holzkof unserer Verwaltung ziemlich, der Kunstgewerbler auslaedt um genug Platz fuer tuerkische Sockenhaendler zu haben.

Karlo
Silberfrau
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Silberfrau

 ·  #7
Ich glaube, wenn du das machst, dann aus Idealismus, und nicht, zum Geld verdienen.
Was du vorführen kannst sind Sachen, die schnell gehen und nicht teuer sind, also husch-husch.
Gold dürfte auf die Schnelle schon mal weg fallen und auch Silber ist so billig ja nicht mehr.
"Custom-made": gehammerschlagselte Silberringe,
Löten musst du wohl dann mir Blasrohr in Holzkohlenfeuer. (Hab ich eins kannichdirleihen)
Kunsthandwerkermärkte erheben wenigstens nicht den Anspruch der historischen Authentizität, da darfst du dann mit Gas löten und evtl für die Personalisierung gekaufte Buchstabenstempel verwenden.

Haste am 30. Juni Zeit, dann kannste mit mir in die Kunstmühle Klapfenberg kommen und mal bisschen üben.
Tilo
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Tilo

 ·  #8
Zitat geschrieben von Silberfrau
Ich glaube, wenn du das machst, dann aus Idealismus, und nicht, zum Geld verdienen.

würde ich nach meinen Weihnachtsmarkterfahrungen auch sagen
steinfroilein
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steinfroilein

 ·  #9
Ich bin ab und zu mal auf Besuch bei solchen Rittermärkten. Einen Goldschmied habe ich da noch keinen gesehen. Fertigschmuck von der Stange jede Menge, da guckten die Leut aber bloß und liefen dann weiter.

Wäre doch interessant, so was mal auszuprobieren. Du bist doch bei einer Teilnahme nicht verpflichtet, Dich dann erneut wieder anzumelden.

Der Vorteil ist, das die mittelalterlich Angetouchten sehr speziell mit dem Gedanken, sich was zu kaufen, auf solche Märkte gehen - und da wäre doch individuell gestalteter Schmuck vor deren Augen prima. Die finden garantiert was bei Dir! 😉
Edelstein
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Edelstein

 ·  #10
Die Idee ist gut und kann auch erfolgreich sein, wenn man es richtig macht.
Einmal sah ich auf einem Mittelaltermarkt einen Goldschmied in Jeans und modernem Hemd, lediglich die Lederschürze und der Filzhut könten gerade noch durchgehen. Aber viel schlimmer: Hydrozonlötgerät, Hängebohrmotor, Poliermotor und anderes sehr wenig mittelalterliche Werkzeug auf dem Tisch. Dazu eine kleine Kollektion Modeschmuck. Gearbeitet hat er so gut wie nichts, hab ihn nur einmal eine Öse an die kaputte Kette einer Kundin löten sehen. Entsprechend groß war auch das Interesse der Besucher, fast alle gingen nach kurzem Seitenblick vorbei.

Ganz anders ein Goldschmied bzw. Silberschmied auf einem Markt in Straßburg. Dieser fertigte mit sehr einfachem Werkzeug Schnapsbecher aus Silber an. Etwa alle 10 Minuten war einer fertig und wurde vom Publikum sofort gekauft. Übrigens raffiniert gemacht: Die Becher wurden mit Schnaps gefüllt an die Zuschauer gereicht mit der Bemerkung, "Der Schnaps kostet X Euro, weil ich den nicht selber mache, den Becher gibt es gratis dazu" Manche liessen sich gleich mehrere Becher anfertigen. Sogar am späten Abend wurde noch stilgerecht gearbeitet unter dem Licht eines mit Wasser gefüllten Glases und einer Petroleumfunzel.
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #11
Genau so denke ich könnte es funktionieren. Etwas witziges handgefertigtes aufs Warten. Da könnten auch Armreifen und Ringe aus Silbergabeln gebogen oder Anhänger aus vorgegossenen Silberelementen nach Wunsch mit Glasperlen zusammengesetzt und ähnliche Dinge funktionieren.

Und in der Giftbox dann etwas kleineres aus Gold.

Die Verbindung mit Alkoholika ist natürlich genial.
Silberfrau
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Silberfrau

 ·  #12
Zitat geschrieben von Tilo
Zitat geschrieben von Silberfrau
Ich glaube, wenn du das machst, dann aus Idealismus, und nicht, zum Geld verdienen.

würde ich nach meinen Weihnachtsmarkterfahrungen auch sagen

Seh ich bisschen anders.
Deine Situation ist eher mit der Geschichte von Heinrich vergleichbar, bei dir ist es Promo für deinen Laden, zumindest als solche zu sehen. "Aha, der Herr S. von der Goldschmiede S. beteiligt sich auch am Gesellschaftsleben. Dann ist er vertrauenswürdig und man kann seinen Laden beehren."
auch wenn direkt vor Ort kein Geschäft zu machen ist.
Bei Tatze ist die Situation ganz anders.
Das ist keine Promo für ihren Laden, weil der MA Markt in einer ganz anderen Stadt ist. Außer er ist zufällig am Wohnort. Da muss direkt verkauft werden, kein Nachhaltigkeitseffekt.
Dazu kommt: Ich denke da gibt es auch kaum Authentizität. Der Goldschmied praktizierte auch früher nicht auf dem Markt sondern in seiner Werkstatt.
Silberschmuck war kaum üblich.
Goldschmuck war prächtig, aber nur dem Adel vorbehalten, aufwendig gearbeitet...usw...
Es kann also immer nur ein schwacher Abklatsch sein.
Beim Thema "Kunsthandwerk" wie gesagt, breitere Palette möglich. Auch Verkauf von...was, Handelsware? Vorgefertigten Sachen...
ricknick
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ricknick

 ·  #13
Soweit mir bekannt ist, sind diese Handwerker auf den Weihnachtsmärkten hoch begehrt und von Veranstaltern gesucht.*
Gehe sogar noch weiter, sie sind schwer zu bekommen.

Kein Wunder auch, die Gäste haben in der Vielzahl die Nase voll vom einerlei der („teuren) Fahrgeschäfte und des Konsums. Hier wird, durch die Handwerker, eine tolle Möglichkeit geboten auch die eigentliche Sehnsucht nach der Weihnachtlichen Stimmung bedient.
Auf Kinderfesten ist es u.a. das Kinderschminken sehr begehrt. Oft wollen die Kids (und das freut mich) zuerst dorthin und landen dann mit Schmetterling auf dem Gesicht strahlend auf dem Karussell.

*Ich staune daher auch über die, zum Teil, gegenteilig gemachten Erfahrungen.
ricknick
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ricknick

 ·  #14
Heinrich
Zitat
- Und in der Giftbox dann etwas kleineres aus Gold.

Die Verbindung mit Alkoholika ist natürlich genial.


hier wird es schwierig werden mit der Schankerlaubnis.
Ein Auge zudrücken ist hier auch nicht, auf den größeren Märkten, zu erwarten, und ds ist gut so.

Schade muss weg.
Aber freu mich schon wie es hier im Thread weitergeht.
LG
ricknick
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ricknick

 ·  #15
Zitat geschrieben von ricknick
,-
*Ich staune daher auch über die, zum Teil, gegenteilig gemachten Erfahrungen.


jetzt staun ich nicht mehr. Habe mich gerade sachkundig gemacht.
Der Punkt ist ob jemand gesucht wird oder ob jemand etwas machen möchte.

So schrumpelt mein hoch begehrt und von Veranstaltern gesucht, auf einen evtl. Bonus in Bezug auf die Reduzierung der Platzmiete.

Was lerne ich für mich daraus? Durchatmen, Sachkundig machen und dann Posten -wenn sich Fachleute unterhalten
:oops:
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