Edelsteine & Perlen
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Toleranzen bei kalibrierten Steinen

 
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Silberfrau
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Silberfrau

 ·  #1
...richtet sich wohl in erster Linie (mal wieder) an Steinfroilein, ist aber vlt auch für andere interessant..
Wie groß sind normalerweise die Größentoleranzen bei kalibrierten Edel- und Schmucksteinen?
Nach Prozent oder Millimeter?
Persönlich habe ich mit 1/10 mm kein Problem, 2/10 ist schon grenzwertig und 3/10mm gehr eigentlich nicht mehr. (beiderlei Richtungen)
Die Rede ist von Durchmessern (runde Steine) 3,5 bis 6,0 mm.
steinfroilein
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steinfroilein

 ·  #2
Man unterscheidet zwischen Maschinenschliff- und Handschliffware.

Maschinenschliffware hat meist die Toleranz bei den kleinen 0,05 bis maximal 0,15mm +/-, bei den rd. 3,50-6,00 mm max. 0,20mm +/-. So wird es zumindest meist "beworben". Die Industrie tut, was sie kann.

Wenn Du ein Rechengenie bist, kannste auch in 1/10, 2/10 und 1/100stel rechnen. Hundertstelbereich ist bei technischen Steinen angesagt. Bis vor ein paar Jahren hat die Branche noch mit dem Toleranzmaß 1/2 zehntel, 1/10 bis 3/10 gearbeitet, zwischenzeitlich wird in mm +/- gesprochen (zumindest bei uns in der Großindustrie).

Bei Handschliffware können die Toleranzen höher liegen. Aber "rund" sollte trotzdem "rund" sein, und nicht "oval"....

P.S. Wenn ich Maschinenschliff (Vollautomaten, Jumbomaschinen), schreibe, meine ich echt Amethyst, Citrin, Blautopas, Peridot, Rhodolith, Topas weiß diff. (blau) und TCF, Rubin und Saphir sowie Cubic Zirconia und synthetische Verneuilsteine (auch Alpinit und nanogems), welche in Mengen hergestellt werden. Ab 4 mm gibt es nicht mehr den klassischen Maschinenschliff, mancher nennt ihn in dem Bereich CentriaCut oder einfach sehr guten kalibrierten Handschliff (früher Select Gemstones etc).

Man muß sich das in etwa so vorstellen: Wenn ein Kamm z. Bsp. 15 Steine (Dops) hat, ist der mittlere immer genau auf Maß und nach rechts und nach links gibt es dann die + und - Abweichungen. Bei Jumbomaschinen, wenn hunderte von Dops draufsitzen, ist in etwa die mittlere Hälfte maßgenau, 25 % rechts und links davon mit Toleranz (je nachdem, wieviel Druck ausgeübt wird). Die Maschinen müssen ständig kontrolliert und nachjustiert werden!

Alles roger? 😉
Tilo
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Tilo

 ·  #3
ich hab mir die Steinschleiferei etwas romantischer vorgestellt als "hunderte" gleichzeitig ;-) (ernsthaft: bei SwZirkonias haben ich noch keine nennenswerten Toleranzen festgestellt, würd ich mal sagen
steinfroilein
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steinfroilein

 ·  #4
täusch Dich da mal nicht .....

1.) wegen Romantik: 100e kommen dem nahe; mit Betonung auf dem "e"
2.) wegen Sw: Demostücke 3/10 !!!!! Die Konkurrenz merkt sich sowas, grins.

Maschinen sind halt auch nur Menschen....
stoanarrischer uhu
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stoanarrischer uhu

 ·  #5
Kalibrierte Steine im Handschliff mit 0,3 mm Differenz - ich denke, da können die meisten von uns Kleinmengen-Handschleifern locker mithalten. Nur im Preis nicht...
uhu
Silberfrau
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Silberfrau

 ·  #6
Zitat geschrieben von steinfroilein

2.) wegen Sw: Demostücke 3/10 !!!!! Die Konkurrenz merkt sich sowas, grins.

Darf ich so verstehen: 3/10 "gibt es zwar" aber gilt auch in Fachkeisen nicht als "elegant".
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 ·  #7
Toleranzen im Maschinenschliffbereich 3/10 sollten bei kalibrierten Steinen nicht vorkommen, aber das Prinzip der Kämme/Druck/Auflage/Justierung wurde bereits angesprochen.
Aber nun bitte nicht alle Übermaße sammeln und ja nicht den Herstellern zurückgeben..... sonst erhöhen wir die Preise!
stoanarrischer uhu
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stoanarrischer uhu

 ·  #8
steinfroilein,
mich würde sehr interessieren, wie so eine Jumbomaschine aufgebaut ist. Sitzen da hundert Dops um eine große Scheibe? Nur - wie werden die dann gesteuert? Oder sind die Schleifkörper dicke Walzen, die an Batterien von Dops herangeführt werden? Wie werden die Rohsteine ebauchiert und aufgekittet? Ist das noch Handarbeit? Oder werden sie von Zangen gehalten wie die Diamanten? Aber die Steine müssen doch erst einmal eine bestimmte Rohform haben und entsprechend vor sortiert werden, sonst ist der Schleifverlust ja unerträglich...Wenn mal ein Stein vom Dop fliegt, geht dann die halbe Maschine zu Bruch?
Ich habe keine Vorstellung!
uhu
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 ·  #9
Manche der Fragen sind Betriebsgeheimnisse. Nur soviel: die Rohform sind Kugeln (ball-production), fast alles läuft maschinell ab. Der Schleifer stellt eigentlich nur die Maschinen ein, überwacht und kontrolliert Stichproben. Jede Minute zählt, sonst gibt es gleich tausende von Ausschuß.
stefan
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stefan

 ·  #10
bei kleinen brillanten bestelle ich kalibrierte steine und sage noch, dass sie auf einem halben sieb genau sein sollen. dann sind sie im bereich um 0,1 toleranz.
stefan
stoanarrischer uhu
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stoanarrischer uhu

 ·  #11
reinhard,
hallo Reinhard, ich will keine Betriebsgeheimnisse ausspionieren. Mich interessiert das Prinzip. Selbst wenn von Kugeln ausgegangen wird: diese Kugeln müssen erst geschliffen werden und da gibt es schon vermutlich sehr viel Abfall, oder es müssen ausgesuchte Rohsteine sein. Die Kugeln müssen nach Größe sortiert werden, sonst gibt es noch mehr Abfall. Bei Farbzonierungen und Einschlüssen oder bei dichroiten Steinen müssen die Kugeln doch orientiert werden- oder werden solche Steine gar nicht verschliffen? Als Handschleifer bin ich so auf meine Arbeitsweise fixiert, dass ich mir andere überhaupt nicht vorstellen kann.( Außerdem bin ich schon ein ziemlich alter Knabe).
Danke für die Antwort!
uhu
stoanarrischer uhu
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stoanarrischer uhu

 ·  #12
reinhard,
mir fällt noch ein, dass man ja nicht unbedingt rotierende Werkzeuge verwenden muss, vielleicht gehen ja auch so eine Art Vibratoren oder Ultraschallschwinger...
uhu
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 ·  #13
Uhu, ich bleib die Antwort noch etwas schuldig, bin unterwegs und mein Laptop schmiert immer mal wieder ab. Habe einen Text verfasst und - null -; daher jetzt nur kurz als Info, daß ich den Thread mitverfolge. Muß noch zu einem Termin.
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 ·  #14
Uhu: kleiner Einblick in das Edelsteinschleifen in der Großindustrie/ Großproduktion: Kugelproduktion wird überwiegend bei Cubic Zirconia bis rd. fac. 4,00 mm (manchmal auch bis 6,00 mm) angewandt. Bei Cubic Zirconia ist dies machbar, da bis zu 15 % Zirconium(di)oxid - Recyclingware in die Kristallzüchtung miteingebracht werden können. Bei echten Edelsteinen werden derzeit nur wenige Mineralien im Maschinenschliff (Jumbomaschinen, vollautomatisch, Walzenschleif und Walzenpolier, spezial Kittpulver, Maschinenpark = Maschinenstraßen) geschliffen. Derzeit Spessartin, schwarz Spinell, Rubin und Saphir bis ca. 2,50 mm. Amethyst, Citrin, Rhodolith, und Peridot bis 6 mm und Topas weiß bis ca 10 mm rund bzw. 10er Fantasiegrößen. Wo bei hier auch nur bis maximal 4 mm maschinell auf Vollautomaten geschliffen werden. 4,25-10 mm nennen sich Centria Cut, was eigentlich nur bedeutet: sehr gut geschliffener kalibrierter Handschliff (unter europäischer Anleitung). Im Echtsteinbereich werden die Rohsteine gezielt eingekauft, gezielt farblich sortiert und nach Größen vorbereitet. Nach dem Schleifen wird wiederum sortiert. Nach Farbe hell-mittel-dunkel und nach Qualität. Z. Bsp. gibt es bei Rubin und Saphir eine FQ = Fine Quality; GQ = Good Quality und die normal übliche MQ. Meist erfolgt dann noch eine Rondistsortierung (ähnlich fotografisch erfaßte Bandsortierung). Der Schleifer muß alle Schleifvorgänge mit all den technischen Raffinessen kennen, ist aber im Prinzip „nur“ ein Maschineneinsteller. Die von Silberfrau angefragten bedampften bzw. beschichteten Topase und TCF-Zirconia werden erst nach dem Schleifen in die USA zur Behandlung gegeben.
Generell muß man in der Branche unterschieden zwischen europäischem Maschinenschliff und nur sogenanntem Maschinenschliff. Leider verwenden mittlerweile viele in Fernost den Begriff europäischer Maschinenschliff, schleifen (randeln) aber nur auf in Europa gekauften Maschinen. Je eher die Anleitung der Schleifer unter europäischer Führung liegt, desto eher handelt es wirklich um feine Maschinenschliffware. In dieser Branche sind derzeit nur Swarovski Österreich, Dalloz Frankreich, Durafourg Schweiz und Preciosa Tschechien marktführend. Dalloz und Durafourg haben sich zu dem Label ECLATS zusammengeschlossen, wie seinerzeit Swarovski und Golay Buchel zu Signity. Zu dick geratene Steine oder mit zu starken Toleranzen (3/10 plus) wurden/werden gerne auch mal scherzhaft Dignity genannt. Allerdings muß hier auch erwähnt werden, daß überwiegend Italien Wert auf dicke Steine legt, da sie oftmals Steine per Gewicht/Kilo einkaufen. Im Gegensatz dazu ist der deutsche Markt sehr streng. Rondisten müssen fein und gleichmäßig sein, anderes ist in der Gießtechnik nicht weiterverarbeitbar. Aufgrund des Druckausübens bzw. den Anlegens der Kämme an die Walzen ergeben sich jedoch immer Toleranzen von/bis. Die Mitte wird stets maßgenau angelegt und je weiter seitlich auslaufend, je höher werden die Toleranzen. Daher ist die Industrie stets bemüht, so maßgenau bzw. mit festgelegten Toleranzen zu arbeiten, doch ist auch zu beachten, daß günstige Preise nur da entstehen können, wo Toleranzen erlaubt sind. Die genannten Firmen haben ein Standardprogramm. Sonderschliffe sind hier nicht möglich, bzw. nur bei entsprechender 100.000er Anfrage. Eine Umstellung einer Maschine auf eine andere Form/Größe dauert in der Regel ca. 2 Tage. Mit also schnell man Umstellen und einen Auftrag vorziehen, ist hier nichts drin. Eine Produktionsplanung wird stets im Voraus erstellt und nach Plan eingehalten. Manche Großschleifproduzenten halten für ihre Niederlassungen bzw. Repräsentanten und authorisierte Händler eine Mustermaschine frei, in der auch spezielle Versuche, Muster für Messen etc. in Kleinserie geschliffen werden können. Meist steht solch eine Mustermaschine nur 1-2x jährlich für eine Woche zur Verfügung.

Für alle anderen Kleinserien und Einzelsteine sind dann all die Berufsschleifer und Hobbyschleifer da, die gerne ihr Können und ihr Wissen unter Beweis stellen.

Tilo: Wenn ein Schleifer zum reinen Maschineneinsteller mutiert, ähnelt das in etwa dem Goldschmied, welcher euphorisch seine kreativen Künste in der Lehre/Ausbildung zur Geltung bringen will/kann und dann leider vielleicht in der Schmuckindustrie landet, wo er Tag für Tag 300 gleiche Creolen löten muß oder 150er Partien Ohrhänger finiert…

Durch vertragliche Bindungen kann hier nicht näher auf die einzelnen angefragten Punkte eingegangen werden, entsprechendes Verständnis liegt sicherlich vor. Viele Grüße übrigens von „meinem“ steinfroilein…..
stoanarrischer uhu
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stoanarrischer uhu

 ·  #15
Guten Tag Reinhard,
ich bedanke mich herzlich für die recht ausführliche Antwort. Wie ich sehe, sind die Automaten und nicht einmal die Maschinenschleifer wirkliche Konkurrenten. die Automaten können nur das Kleinzeug und das gönne ich ihnen und die Maschinenschleifer können sich auch nicht wirklich entfalten.
Die Handschleifer in Fernost beneide ich auch nicht, wenn sie tagtäglich den gleichen Schliff aus dem gleichen Material machen müssen.
Was mich rein technisch interessierte, waren die Jumbomaschinen. Da von Walzen die Rede war, kann ich mir in der Fantasie eine Maschine konstruieren. Ob die wirklich funktionieren würde oder auch nur eine gewisse Ähnlichkeit mit der Wirklichkeit hat, steht in den Sternen....
Ich bin ein glücklicher Semiprof, der mit seiner "GemMasterII" querbeet alles schleift, was ihm in die Finger kommt. Ich bin nur etwas traurig, dass meine Maschine nicht mehr gebaut wird - es ist ein sehr vielseitiges Schätzchen - das mich locker überleben wird.
Frohes Schaffen!
uhu
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