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Zusammenfassung:
Die Schwierigkeiten, die sich bei der Restaurierung und Konservierung von archäologischen Bernsteinobjekten ergeben, sind in der Chemie des Materials selbst begründet. Bis heute sind weder eine exakte Zusammensetzung, des uns unter Bernstein geläufigen fossilen Harzes, noch die genauen Umstände, die zum Abbau und kompletten Verlust des Zusammenhanges dieses Materials führen, bekannt.
Oxidationsprozesse, die die Bernsteinobjekte bereits während der Lagerung abbauen, finden nach der Fundbergung begünstigt durch Licht und Wärme, im beschleunigten Maße statt. Aus diesem Grund werden archäologische Bernsteinfunde konservatorisch behandelt.
Eine Lagerung unter sauerstoffreier Atmosphäre, sowie das Ausschließen katalytisch wirkender Parameter wie UV Strahlung, Wärme, schwankende Luftfeuchtigkeit und extreme pH-Werte des Umgebungsmediums, kann im Ausstellungskontext unter Berücksichtigung sehr verschiedener Materialgruppen nur selten realisiert werden. Eine wissenschaftliche Bearbeitung bedingt zudem die Handhabung der Bernsteinobjekte, so daß Konservierungsmaßnahmen notwendig werden, sobald das Objekt der Öffentlichkeit präsentiert werden soll oder zur Bearbeitung das Depot verlassen muß. Andererseits sollte das Material möglichst unbehandelt vorliegen, um spätere Analysen zur Herkunftsbestimmung nicht zu beeinträchtigen.
Da weder Langzeiterfahrungen zu stabilisierenden Methoden und Materialien vorliegen, noch Einigkeit über Pro und Kontra einer Behandlung herrscht, wird das Material Bernstein in den archäologischen Depots oftmals konservatorisch nachlässig behandelt oder erfährt sehr unterschiedliche Restaurierungsmaßnahmen.
Die einleitend angesprochene Problematik des Einsatzes unterschiedlicher Konservierungsmittel an archäologischem Bernstein, läßt sich exemplarisch an der deutschsprachigen Restaurierungsliteratur nachweisen. Diese enthält seit den 70er Jahren lediglich fünf Artikel zur Restaurierung archäologischer Bernsteinobjekte, von denen jeder ein eigenständiges Konservierungsverfahren beschreibt. Den Schwerpunkt der Arbeiten und Versuche bildete die Suche nach einem geeigneten Tränkungsmittel. Das fehlende Wissen um die Zusammensetzung und die Abbauprozesse des Materials Bernstein führte zu einer Vielzahl von Auffassungen und sehr unterschiedlichen Konservierungsmaßnahmen. Der behandelte Bernstein wurde dabei von den Autoren lediglich optisch nach seinem Aussehen beurteilt. Neben dieser rein subjektiven Beurteilung einer Festigung hat sich jedoch keiner der Autoren mit dem Festigungsvermögen der Tränkungsmittel beschäftigt. Im Hinblick auf die spezifischen Anforderungen eines jeden zu restaurierenden Fundstückes können alle in den Artikeln aufgeführten Konservierungsmethoden von Relevanz sein, da sie, bei lediglich makroskopischer Beurteilung der Tränkung, gute Ergebnisse vorweisen In der vorliegenden Arbeit soll ein Vergleich der bislang verwendeten Materialien zur Konservierung archäologischen Bernsteins, mit Hilfe analytisch-physikalischer Untersuchungsmethoden im Mittelpunkt stehen.
Als Resultat der Arbeit erschließt sich die Möglichkeit, zukünftige Tränkungen an archäologischen Bernsteinobjekten anhand der Ergebnisse der naturwissenschaftlichen Untersuchungen, abgestimmt auf die jeweils vorliegenden Objekte, durchzuführen.
Da heute eine Vielzahl von Materialien zur Konsolidierung von Bernstein zum Einsatz gelangt, wird in der vorliegenden Arbeit dargelegt, ob durch genaue mikroskopische Beobachtung als auch einen analytisch-physikalischen Vergleich, Unterschiede im Konsolidierungsvermögen und der Eindringtiefe einzelner Tränkungsmittel festgestellt werden können und ob diese im Zusammenhang mit den unterschiedlichen Erhaltungszuständen der Objekte stehen.
Die Ergebnisse, der im Rahmen dieser Arbeit durchgeführten Untersuchungen, werden bei der in Kapitel 7 beschriebenen Restaurierung archäologischer Bernsteinobjekte (Abb.1) der späten römischen Kaiserzeit / frühen Völkerwanderungszeit angewandt. Es handelt sich hierbei um vierzehn Perlen und zwei Perlenfragmente baltischen Bernsteins, die unterschiedlich stark abgebaut sind. Diese wurden dem Niedersächsischen Landesmuseum 1950 als Lesefunde einer Ackeroberfläche der Gemarktung Bokeloh zur Verfügung gestellt.
Da die Perlen ganz unterschiedliche Korrosionszustände aufweisen, müssen die restauratorischen Maßnahmen auf die spezielle Problematik verschiedener Festigungsbedürfnisse abgestimmt werden.
Durch Recherche der Literatur und eine Umfrage sollen die angewendeten Tränkungsmittel zunächst erfaßt werden. Entsprechend der Kriterien eines zu entwickelnden Anforderungskataloges an die Restaurierungsmaßnahmen soll die Vielzahl der erfaßten Tränkungsmittel eingegrenzt werden.
Die ausgewählten Tränkungsmittel werden hinsichtlich ihrer Eindringtiefe und ihres Festigungsvermögens makroskopisch, mikroskopisch und mittels radiografischer Untersuchungsmethoden an originalem archäologischen Bernsteinmaterial untersucht, so daß die Ergebnisse für jeden Restaurator nachvollziehbar bleiben. Ergänzend werden die Konsolidierungsmittel (im Sinne der oben genannten Zielstellung) bezüglich ihres Verhaltens im Zusammenhang mit unterschiedlichsten Korrosionsgraden verglichen und bewertet. Neben ihren optischen Qualitäten sollten die getesteten Festigungsmittel nunmehr, kritisch in Bezug auf ihr Festigungsvermögen, für den spezifischen Bedarf eines jeden Korrosionsgrads auswählbar sein.
Die Ergebnisse dieser Untersuchungen sollen bei einer Restaurierung archäologischer Bernsteinobjekte ermöglichen, die Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Tränkungsmittel, abgestimmt auf die Bedürfnisse der Objekte, gezielt abwägen zu können.