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Wissenswertes beim Kauf von Diamanten und Schmuck

 
Ulrich Wehpke
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Ulrich Wehpke

 ·  #1
Wo, oder bei wem kann (oder sollte, oder darf) man Schmuck kaufen?

Ich möchte hiermit ein Thema anschneiden, welches der Namensgebung des Forums entspricht und die Frage wo man am Besten kauft etwas beleuchtet. Mit Vermarktung hat das aber wenig zu tun. Dafür aber um so mehr mit einem anderen Thema, das sozusagen die Gundvoraussetzung für alle Schmuckkäufe ist: MIT GELD.

Immer wieder werden, vor allem im Internet, hochwertiger Schmuck, oder ungefasste Diamanten angeboten. Mal für die Verwendung als Verlobungs- oder Antragsringe, mal für persönliche Zwecke, beispielsweise in Schmuckstücken, oder auch, um sich aus dem für Viele suspekten Euro zu verabschieden, also um mühsam erarbeitetes oder erworbenes Geld, in Sicherheit zu bringen, eben als Geld-Anlage.

Abgesehen davon, verschafft der Diamant seinem Besitzer bei vielen Menschen auch ein hohes Maß an neidvoller Bewunderung. Bei den Damen gilt er seit Jahrtausenden als höchstes Maß männlicher Zuneigung, die wohl nobelste Ausdrucksform entgegengebrachter Wertschätzung.

Nicht ohne Grund erfreuen sich deshalb jugendlich-frisch designte und erstklassig verarbeitete Diamantringe höchster Beliebtheit, um die Frau seines Herzens mit einer ernst gemeinte Offerte zu beglücken. Als beliebteste Materialien gelten nach wie vor Gold oder Platin.

Nun kostet so was aber auch Geld. Und schon fangen die Probleme an:

Was darf solch ein Stein kosten, welchen Kriterien müsste er entsprechen, wie groß sollte (oder müsste?) er sein, aus welchem Material sollte er bestehen, und nicht zuletzt erhebt sich dann auch noch die Frage: Welche Garantien bekomme ich als Käufer (auch im Internet!) und was sind sie im Ernstfall wirklich wert? Fragen, denen ich hier einmal etwas gründlicher nachgehen möchte.

Fangen wir ganz einfach mit dem Letzten an, weil es der wahrscheinlich wichtigste Punkt dieser Aufzählung ist: Garantien. Nun ist dies ein unglaublich weit reichendes Gebiet, denn ein Garantie-Geber muss auch in der Lage sein, seine Versprechen einhalten zu können. Dies setzt jedoch eine ganze Menge voraus. Die Rücknahmeverpflichtung innerhalb der Karenzzeit bei Internetkäufen, bringt dem Käufer herzlich wenig, wenn er sich über Qualität und Wert kein Bild machen kann. Hier helfen nur glasklare Verhältnisse und hieb-u. stichfeste Unterlagen. Doch der Reihe nach:

Garantie.
Bei der allgemeinen Betrachtung der Garantie, fällt zunächst folgendes auf:
Jede Garantie ist immer nur so viel wert, wie der Garantiegeber.
Ein seit Jahrzehnten, oder sogar noch länger existierender, niedergelassener Betrieb ist sehr wahrscheinlich vertrauenswürdiger, als ein vollmundiger Newcomer z.B. im Internet, von dem man vorher noch nie etwas gehört hat. Anbieter unterscheiden sich in zwei Gruppen: In Händler und in Hersteller.

Der Händler
weiß in sehr vielen Fällen überhaupt nicht was er wirklich verkauft, denn er gibt ja nur eingekaufte Artikel weiter und hat weder über ihre Herstellung, noch über ihre Herkunft genaue Kenntnisse. Ein weiteres, heute weit verbreitetes Problem ist die Warenkunde der Verkäufer. Beispiel: Kunde fragt: Was ist das denn für ein Diamant? Antwort: Na ein schöner. Noch Fragen?

Der Juwelier,
denn so nennt sich ein Händler der mit Schmuck handelt, muss seinem Vorlieferanten vertrauen. Aufgrund wirtschaftlicher Zwänge orientiert er sich am Preisgefüge: Auf gut Deutsch heißt das folgendes: Den Händler interessiert in erster Linie am Einkaufspreis, sowie am Aussehen, der Verkäuflichkeit seiner Ware. Qualität verteuert sie nur unnötig, an ihr kann er nicht interessiert sein. Anfallende Handwerksleistungen lässt er im günstigsten Fall von einer Fachwerkstatt vornehmen, oft wird aber auch selber gewerkelt.

Über jeweilige Qualität der Fachwerkstatt erfährt der Kunde nichts, da in aller Regel ein derartiges „Outsurcing“ verschwiegen wird. Da auch hier wieder die wirtschaftlichen Überlegungen und Notwendigkeiten im Vordergrund stehen, entsprechen die Werkstattleistungen sehr oft lupenrein Heimwerker- Gegebeheiten.
Eine über den Umtausch hinausgehende Garantie kann der Juwelier nur noch durch die Rückgängigmachung eines Kaufgeschäftes geben, da er als Händler weder in der Lage ist fachgerechte Nachbesserungen, geschweige denn Reparaturen oder Umarbeitungen vorzunehmen. Dieses ist jedoch sehr oft mit unerfreulichen Auseinandersetzungen, nicht selten sogar, auf juristischer Ebene verbunden. Darauf wird ein Käufer in aller Regel gern verzichten wollen.

Der Goldschmied,
ist heutzutage in Folge der Europa-Gesetze, leider eine ungeschützte Berufsbezeichnung geworden. Für den Betrieb einer Fachwerkstatt, gibt es keinerlei Voraussetzungen mehr. Für die Eröffnung einer Goldschmiede, ist noch nicht einmal mehr eine Lehre, oder eine vergleichbare Ausbildung vorgeschrieben. Jeder der will, darf heute eine „Goldschmiede“ betreiben und nach Belieben herummurksen. Voraus gesetzt natürlich, er bezahlt seine Steuern und Zwangsbeiträge.

Wie man sich denken kann, sind die Folgen einer derartigen „Liberalisierung“ verheerend. Es werden zwar noch Lehrlinge ausgebildet, die in vielen Fällen jedoch nicht mehr von Goldschmiedemeistern, sondern von Hobby-Bastlern ausgebildet werden. Sie haben bei der zuständigen Handwerkskammer ihren Betrieb angemeldet und entrichten dort die vorgeschriebenen Beiträge. Obwohl sie selbst oft den Beruf weder erlernt haben, geschweige den meisterliche Fähigkeiten besitzen, wird es ihnen nach Ablegung einer „Feigenblatt“- Ausbilderprüfung erlaubt, Lehrlinge auszubilden. Was derart ausgebildete Fachleute zu leisten imstande sind, haben viele Kunden am eigenen Leib leidvoll erfahren müssen!

Wenn man weiß, dass der Beruf des Goldschmiedes der älteste Metallberuf der Menschheit ist, dass von ihm alle anderen Metallberufe abstammen, dann gibt es für diese gesetzlichen Vorgaben aus Brüssel nur eine einzige, zutreffende Bezeichnung: Sie sind ein Skandal!

Facit: Es ist keineswegs so, dass das Firmenschild „Goldschmiede“ immer die Garantie für einen guten Fachbetrieb ist. Heute hat leider jeder Stümper die Möglichkeit sich eine derartige Bezeichnung zuzulegen und ein „ Goldschmiede-Atelier“ ganz legitim zu betreiben!

Goldschmiedemeister
ist ein gesetzlich geschützter Titel. Der Goldschmiedemeister hat seinen Titel rechtmäßig, d.h. durch nachgeprüfte Leistung vor einer Prüfungskommission erworben. Der Titel „Goldschmiedemeister“ ist weder übertragbar, noch kann er vererbt werden. Missbrauch wird gesetzlich verfolgt.

Die Meisterprüfung hat zum Inhalt, entsprechend den Richtlinien des Großen Befähigungsnachweises, die fachliche, kaufmännische, didaktische, psychologische und menschliche Eignung (wichtig für die Ausbildung des beruflichen Nachwuchses) des angehenden Goldschmiedemeisters zu überprüfen. Ziel der Prüfung ist es, ein möglichst hoch stehendes Niveau zu erreichen. Damit soll einerseits die hoch stehende Qualität des deutschen Handwerks, eine gute Ausbildung unseres Nachwuchses gesichert werden, aber auch unnötige Betriebsschließungen und der Verlust von Arbeits- u. Ausbildungsplätzen vermieden werden.

Führt ein Betrieb also die Bezeichnung Goldschmiedemeister, darf ein potentieller Kunde davon ausgehen, dass er an einer erstklassigen Adresse ist. Diese Betriebe sind immer in der Lage, fachlich einwandfreie Anfertigungen, Änderungen und Reparaturen auszuführen und ihre Garantieversprechen einzulösen!

Diamanten:
Soll ein Schmuckstück mit einem Diamanten kombiniert werden, oder ein solcher Stein, aus welchem Grund auch immer, gekauft werden, muss man etwas sorgfältiger, als bei anderen Wirtschaftsgütern vorgehen. Der Grund liegt in der enormen Vielfalt der einzelnen Qualitäten. Die Preise können, obwohl man beim normalen Anschauen nichts, oder fast nichts erkennen kann, ganz erheblich differieren.

So stellt sich dann auch zunächst einmal die Frage nach dem Verwendungszweck. Soll der Stein lediglich Schmuckzwecken dienen, oder beabsichtigt der Käufer unsicheres Papiergeld sicher zu parken? Weiterhin stellt sich auch die Frage nach der Größe und der Schliffform des Diamanten.

Grundsätzlich sollten Steine ab 0,50 Karat Stückgewicht, mit einem Zertifikat versehen sein, welches im Falle eines Wiederverkaufs, exakt über Qualität, Gewicht, Schliff und Farbe Auskunft gibt. Über diesen Bereich will ich mich an dieser Stelle nicht weiter auslassen, es gibt überall im Netz aussagefähige Hinweise.

Das Zertifikat (Expertise)
Wichtiger ist schon das Zertifikat, auch Expertise genannt, selbst. Ich verrate kein Geheimnis damit, wenn ich sage, dass es nur wenige Institute sind, die weltweit anerkannte Zertifizierungen vornehmen können. Für mich selbst, sind dies folgende Institute:

HRD (Offizielle Zertifizierungsbehörde der Belgischen Diamaten- Industrie)
GIA (Gemmologisches Institut von Amerika)
Für Steine zwischen 0,50 bis 0,99 Karat akzeptiere ich persönlich auch
IGI (International Genealogical Index) -Zertifikate.

Alle anderen Expertisen sind aus meiner Sicht, für meine Kunden nicht geeignet.

Wenn man die genannten Expertisen zugrunde legt, dann ergeben sich hundertprozentig vergleichbare Daten, auch hinsichtlich der Preise.

Darüber sollte sich ein potentieller Erwerber im Klaren sein, nur dann kann er davon ausgehen, dass ihm ein korrektes Angebot vorliegt, egal wo auf der Welt er einen Diamanten kaufen möchte.

Diese Zertifikate schaffen die unverzichtbare und unbedingt notwendige Voraussetzung dafür, dass auch ein fachlich unwissender Erwerber die richtigen Entscheidungen treffen kann. In allen anderen Fällen steht er auf sehr dünnem Eis und ist der Glaubwürdigkeit des Verkäufers ausgeliefert. Zertifikate der genannten Firmen sind praktisch nicht fälschbar, sie stellen den höchsten Sicherheits- Standard überhaupt dar. Einen Sicherheits-Standard, von dem Papiergeld noch nicht einmal träumen darf. Die Nummer des Zertifikates ist innerhalb des Diamanten, in einer für das Auge nicht mehr wahrnehmbaren Größe angebracht und kann durch keine Technik der Welt gefälscht werden, da sämtliche Daten des Steins zu der KENNZEICHNUNG PASSEN MÜSSEN.

So ist auch ein Verlust des Zertifikats kein Problem. Durch Angabe der Nummer kann jederzeit eine Zweitschrift erstellt werden, welche dann nur zu dem darin beschriebenen und bewerteten Stein passend ist. Dieses Maß an Sicherheit kann nicht mehr überboten werden.

Kleinere Diamanten

Obwohl Diamanten bereits ab 0,30 Karat von den Top-Instituten geadelt werden, so stellt sich doch die Frage nach der Zweckmäßigkeit, da die Zertifikate nicht umsonst zu haben sind. Wenn es sich zum Beispiel um einen mit den Daten: Gewicht 0,35 ct, H/VVSI2/ SG/SG und mit sehr geringer Fluoreszenz handelt, ist aus meiner Sicht die Erstellung einer Expertise ohne wirtschaftlichen Sinn.

Obwohl der Stein einen 100%-tig erstklassigen Eindruck macht und von erstklassiger Ware nur im direkten Vergleich zu unterscheiden ist, liegt sein Preis ganz erheblich unter dem eines AAA-Steines. Derartige Steine empfehle ich unseren Kunden, wenn sie einen dekorativen Diamanten zum Tragen in einem Ring oder Anhänger suchen. Auch wenn die beste Freundin voller Stolz mit ihrem AAA-Diamanten daneben steht: Ohne Labor, ohne optische Geräte nicht zu unterscheiden. Mitunter besitzen derartige Steine Trotzdem eine Expertise: Um so besser!

Einen weiteren Vorteil für den Kunden bieten „Vor-Ort-Werkstätten“: Die meisten von ihnen nehmen beim Wunsch nach einem größeren, oder besseren Stein, den zuvor von ihnen verkauften Stein ohne Abzüge in Zahlung. Auch das ist bei normalen Internet- Haien unvorstellbar!

Das alles heißt nun aber nicht, dass eine grundsolide Meisterwerkstatt keinen Internetauftritt haben dürfte. Im Gegenteil, er ist ein wertvolles Instrument zur Vermittlung von sachdienlichen Inhalten. Die richtigen Schlüsse ziehen, die richtige Entscheidung treffen, - sind Dinge, die allein dem Interessenten und potentiellen Kunden überlassen bleiben.
Adrian Weber
 
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Adrian Weber

 ·  #2
...
tatze-1
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tatze-1

 ·  #3
Zitat geschrieben von dicey
Eine kleine Sache aber noch, es wird "Outsourcing" geschrieben, mit ou.

ach was, das wird eindeutig autsursing geschrieben :P

Nee, Uli hat das schon sehr gut geschrieben. :respekt:
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #4
Im Prinzip gebe ich Ihm Recht. Nur einige hochwertige Juweliere, die eigene Meisterwerkstätten betreiben, dürften sich von der Generalisierung auf den Schlips getreten fühlen.

Aber wie heisst es so schön, Ausnahmen bestätigen die Regel.

Ach ja, noch eine Ausnahme, meine eigenen Diamantgutachten finde ich für meine Kunden ebenfalls für gut. :-)
Auch hier eine Ausnahme, bei extrem hochwertigen Anlagediamanten lasse ich aus Gründen der besseren Verkäuflichkeit, zusätzlich auch ein Zertifikat der von Ulrich genannten Prüfstellen erstellen.

Zu der weggefallenen Meisterpflicht:

So traurig es scheint, darf man nicht vergessen das solche Regularien auch eine nicht zu verachtende Wettbewerbsbegrenzung erzeugen und damit auch einen wirtschaftlichen Stillstand verursachen können.

Genau diese Öffnung des Wettbewerbs, die von Griechenland und Spanien gefordert wird, damit die Ihre Finanzen besser in den Griff bekommen, treibt dort die Menschen auf die Straße. Schließlich gehen damit auch teilweise erhebliche Vermögensbestände kaputt, wenn man überlegt das eine Taxilizenz in Griechenland bis zu 250.000,- Euro wert ist.
Dadurch wird aber das Taxifahren für die Kunden teurer.

Bei Goldschmieden war das vor der Öffnung der Meisterpflicht nicht so extrem wie bei Taxis in Griechenland Süditalien, aber auch hier kann die neue Konkurrenz den Markt evtl. beleben. Diejenigen die sich spezialisieren und sich selbst etwas beibringen, können auch am Markt bestehen und dem Kunden Nutzen bringen.
Eine künstliche Einschränkung ein Unternehmen zu gründen durch die Meisterpflicht ist Vergangenheit und wie sagte Wowereit.........?
Ulrich Wehpke
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Ulrich Wehpke

 ·  #5
Danke dicey,

ich bin überzeugt davon, dass Du einmal ein ganz toller Lehrer wirst!

Heinrich hat, wie so oft, ein paar Gegenargumente, von denen ich jedoch nur eines ungefleddert stehen lassen will
Zitat
Ausnahmen bestätigen die Regel.

Ein guter Juwelier mit Meisterwerkstatt, mag sich dann auf den Fuß getreten fühlen, wenn er meine Ausführungen entweder nur halb gelesen, oder nicht verstanden hat.

Natürlich war die Meisterprüfung eine Reglementierung. Das sollte sie ja auch sein. Siehe "Großer Befähigungsnachweis". Sie schützte die Kunden vor Murks, den Steuerzahler vor Ausfallzahlungen und das Handwerk vor Schmutzkonkurrenz. Sie ermöglichte eine weltweit einmalige Qualität handwerklicher Ausbildung, deutsche Handwerker waren und sind in der ganzen Welt ein gefragter Markenartikel.

Die Abschaffung der Meisterprüfung und die ungeprüfte Freigabe weiter Teile des Handwerks für Firmengründungen, ist vergleichbar mit der Abschaffung der Schulen und Universitäten. Es wurde hierbei ja nicht nur die Meisterprüfung abgeschafft, sondern die Berufsausbildung gleich mit!

Berufsausbildung wie sie heute stattfindet, geschieht auf rein freiwilliger Basis. Für eine spätere, selbständige Tätigkeit ist sie in keiner Weise notwendig. Die so gen. Ausbilder haben oft selbst keinerlei berufliche Ausbildung, sie wurden publikumswirksam als "Ich AG" subventioniert und an den Markt gebracht, um die Statistiken zu frisieren und Wählerstimmen einzufangen.

Unser Nachwuchs, die Zukunft Deutschlands, und unser einmalig schöner Beruf, sollten uns zu schade für eine derartige "Ausbildung" sein, die ich für eine 100%tige Fehlentwicklung halte.

Das Resultat dieser Scheiße ist eine Armee selbständiger Handwerker, nicht nur Goldschmiede, ohne jegliche Berufsausbildung und schlimmer noch, in vielen Fällen mit einer Ausbildungsberechtigung! Sie tragen den Ruhm der neuen deutschen Handwerksqualität in die Welt. Da lachen sich unsere subventionierten EG-Partner ins Fäustchen! Das von mir gebrauchte Wort Skandal ist wahrlich nicht ausreichend, um diesen Schlamassel zu beschreiben.

Dein Vergleich mit den Taxifahrern in Griechenland hinkt auf gleich zwei Beinen. Es ist auch nicht so prickelnd, wenn Birnen mit Äpfeln verglichen werden. Immerhin ist das Taxifahren in Griechenland trotz des mafiösen Preises der Lizenzen, erheblich billiger als in Deutschland. Die weiß ich von ungezählten Aufenthalten in diesem Land.

Du nennst die MP eine "künstliche Einschränkung ein Unternehmen zu gründen". Ich kann mir vorstellen, dass Du aus dem Lager der Möchtegerne Beifall erntest, aber Du solltest Dich in diesem Zusammenhang schon fragen, ob man auch Kenntnisnachweise wie Abitur, Führerschein, Promotion, Meister usw, so einfach abschaffen sollte.

Ich möchte Dich mal sehen, wenn man Dir in einem fahrenden Taxi sagt, dass der Fahrer weder einen Personenbeförderungsschein besitzt, noch eine Fahrschule besucht hat. Von Flugzeugen mag ich erst gar nicht reden!

Klar ist mir schon, dass eine unübersichtliche und ungeordnete Lage einem geschickten Geschäftemacher wesentlich mehr Chancen bietet, als ein klar strukturiertes Ordnungs-u- Rechtssystem, aber wir sprechen hier ja vom Handwerk und der Meisterprüfung. Leider ist diese den egoistischen, geschäftlich geprägten Ansichten von Ländern der "Oliven- Fraktion" der EG zum Opfer gefallen.

Es "beruhigt" mich in diesem Zusammenhang ungemein, dass auch die Galvaniseure, so wie die Goldschmiede als ältester Metallberuf der Menschheit, seit der Novellierung zum Bereich der handwerksähnlichen, frei gegebenen Berufe zählen. Sie verfügen mittels eines Gewerbenachweises über unbegrenzten Zugang zu Giften wie Zyannatrium, Zyankalium, Chromsäure und was weiß ich noch alles. Wenn Du einen solchen Betrieb in der Nachbarschaft haben solltest, möchte ich allerdings nicht mit Dir tauschen.

Übrigens ist Wowereit ein durchaus passendes Beispiel: Die Länder Brandenburg und Berlin haben beschlossen, den Flughafen für die deutsche Hauptstadt zu bauen. Nun sind ja weder Brandenburg, noch Berlin in einer derartigen Aufgabe sonderlich geübt oder erfahren. Wowereit selbst, nist auch nicht der ausgewiesene Experte. Das Resultat ist denn auch wie vorhersehbar ausgefallen: Pleite auf der ganzen Linie.

So etwas kommt dabei heraus, wenn man etwas nicht kann, es nicht erlernt hat und es trotzdem tut. Auf Kosten der Steuerzahler. Manche der beteiligten Geschäftsleute kommen dabei wohl vor Lachen nicht mehr in den Schlaf.

Ist recht lang geworden, ist aber auch ein wichtiges Thema.
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #6
Einmal davon abgesehen, das Dich in Deiner Einstellung keiner bekehren können wird, nur so viel:

Die Handwerksausbildung des dualen Systems gibt es nach wie vor und sie wird auch gerne angenommen. In München startet dieses Jahr eine Klasse mit 18 neuen Goldschmiedelehrlingen.
Und die Qualität der Lehrer ist keineswegs schlechter als vor 30 Jahren.

Aber Du moserst halt gerne. Das sei Dir auch weiter gegönnt.

PS: Ich halte viel von Ordnungssystemen wo sie angebracht sind. Ich habe Abitur, Jura und BWL studiert, die Goldschmiedemeisterprüfung abgelegt und bin nebenbei auch geprüfter und vereidigter Gemmologe und Diamantgutachter. Ich schiele nicht auch Beifall von Möchtegernen, wie Du sie nennst.
Ulrich Wehpke
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Ulrich Wehpke

 ·  #7
Dass Du danach schielst, hab ich auch nicht gesagt.

Wer nicht verstehen will, der versteht auch nicht. Bei Deiner Argumentation kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren dass es Dir nichts ausmacht, dass unser berufliches Bildungssystem so durchlöchert wurde, dass im schlimmsten Fall allein das Prinzip "Hecht im Karpfenteich" übrig bleibt. Ob diese Haltung eines Meisters würdig ist, bezweifle ich.

Bleiben wir beide also dabei: Ich mosere gerne und Du liebst den totalen wirtschaftlichen Wettbewerb mit allen seinen Schattenseiten.
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #8
Das Bildungssystem ist ja nicht durchlöchert, die Prüfungen bleiben ja weiterhin.

Durchlöchert wird die wirtschaftliche Strangulierung der Wirtschaft.

Das passt im wesentlichen denjenigen nicht, die sich vor Konkurrenz fürchten.
Du solltest eigentlich nicht dazu gehören. Ich glaube auch nicht das hier Dein Ansatz ist, und wundere mich.

Ich finde, auch wenn Du Dich über den wirtschaftlichen Aspekt erregst, solltest Du nicht das Kind mit dem Bade ausschütten und unser duales Ausbildungssystem im Handwerk schlecht reden.

Das läuft weiter und bewährt sich auch ohne Zwang.
Adrian Weber
 
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Adrian Weber

 ·  #9
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Ulrich Wehpke
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Ulrich Wehpke

 ·  #10
Mir geht es darum handwerkliche, sprich goldschmiedische Qualität zu bewahren und diese weiter zu entwickeln. Das Geschäftliche geht mir ehrlich gesagt am Allerwertesten vorbei. Ich kann und möchte weder Geld fressen, noch kann ich es in die ewigen Jagdgründe mitnehmen, so es diese gibt. Es reicht auch so vollkommen aus.

Mir macht meine Arbeit Spaß, aber ich sehe mit Sorge, vielleicht sogar einer gewissen Verbitterung, dass sich alles nur noch um Profit dreht. Und diese Entwicklung nimmt noch immer zu. Für mich ist das nun mal ne Nummer zu flach. ganz einfach eigentlich.
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #11
Versuche es mal so zu sehen:

Deutschland braucht den wirtschaftlichen Erfolg um sich die gute oder evtl. sogar eine noch bessere Ausbildung leisten zu können.

Die Veränderung des Focus auf den wirtschaftlichen Erfolg rührt daher, das uns ein härterer Wind der Konkurrenz um die Nase weht.
In Zeiten des deutschen Wirtschaftswunders konnte man das entspannter sehen. Diese sind aber vorbei.

Verbitterung ist hier fehlt am Platz und nicht produktiv.
Wir müssen das Richtige tun und die Weichen richtig stellen. Wirtschaftsbremsen zu lösen ist hier, meiner Meinung nach, eine richtige Entscheidung.
Adrian Weber
 
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Adrian Weber

 ·  #12
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