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Marken-Preispolitik

 
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Undsobbe
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Undsobbe

 ·  #1
Hallo ihr Lieben,

dass es Markenfirmen mit den Preisen für ihre Artikel ganz gerne übertreiben ist ja nix neues! (ich denke da ganz gerne an Tiffany & co und Swarovski als Vorreiter und Vorbild überzogener Preise) :lol:

Als ich mir gestern das neue *namhafte Firma*-Prospekt zu der *Name der Kollektion* ansah und die dazugehörigen Preise las, war meine erste Reaktion Staunen und Sprachlosigkeit, dann schallendes Lachen.
[Red-Edit: Firmennamen unkenntlich gemacht]

Die Kollektion besteht aus zierlichen Silberschmuckstücken, die je mit einem winzigen Brillanten bestückt sind (die Steinchen haben ein Caratgewicht zwischen 0,013 carat und 0,022 carat und sind im Brillantschliff geschliffen -> huhuu Herr Butschal, ich hab was gelernt: bei dieser Größe macht der Schliff doch gar keinen Sinn...oder!? *g*... aber hauptsache es ist nen Brilli, der verkauft wird *gg*) (ansonsten SI1 - 2 und G-H)
Vereinzelt sind die Stücke mit einer winzigen Menge 585er Gold verziert! Das Design ist nichts weltbewegendes, Motive die irgendwie so bereits da waren! (edit: Preise ab 109,nochwas €)

Irgendwie weiß ich gar nicht so genau, weswegen ich diesen Thread öffne, aber mich wundert immer wieder, welche Blüten dieser "Markenwahn" immer treibt.

Das gruselige dabei ist ja, dass die Sachen vermutlich gekauft werden, auch wenn das Preis-Leistungsverhältnis schon jenseits von Gut und Böse ist. (Wenn ich falsch liege, korrigiert mich bitte) Ob Markenfetischist oder Markenfaschist, die werden es kaufen, weil sie ihren Verstand bereits vershoppt haben, die anderen, weil sies nicht besser wissen und glauben, dass der Preis gerechtfertigt ist. 8)

Klar für ein besonders schönes Design würde ich dann auch gerne mehr ausgeben, trotz des Markenzuschlages.

Was habt ihr so für Erfahrungen gemacht, kauft der Großteil der Industrieschmuck-Kunden nach Marke oder nach Design?
Ulrich Wehpke
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Ulrich Wehpke

 ·  #2
Die Preispolitik der Marken, ist in der Tat nicht einfach zu verstehen. Zunächst einmal, muss man zwischen Marken und Marken unterscheiden. War früher eine Marke das Insignium für Qualität und spezifische Eigenschaften (z.B. VW), haben sich heute längst die Werbepsychologen der Marken bemächtigt.

Eine Marke kann auch die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Einkommensklasse, zu einer Elite signalisieren. Sie kann Ausdruck einer bestimmten Lebenshaltung, einer Philosophie sein. Marken schaffen Gemeinsamkeit, sie können jedoch auch abgrenzen.

Der Besitz eines bestimmten Artikels, z.B. einer Zeitung, verkündet lauthals, dass dahinter immer ein "Kluger Kopf" steckt, was immer das auch heißen mag. Genug; eine Marke kann also vielerlei bewirken. Sie kann genauso gut ein scheinbarer Beweis der Potenz des Besitzers sein, wie auch ein weithin sichtbarer Nachweis der allgemeinen Anerkennung, oder "nur" ein Beweis der eigenen Tüchtigkeit (Mein Auto, mein Boot, mein Haus).

Warum nun diese Mühe? Es geht um die Weibchen, um die Arterhaltung. Welcher Mann begehrt nicht die schönste aller Frauen? Welche Frau möchte nicht vor ihren Freundinnen (aber auch vor den Konkurrentinnen) verkünden: Seht her, DAS ist MEIN Mann, er ist der Beste! Und ICH habe ihn bekommen, nicht ihr!

Marken sind ein wichtiges Mittel geworden, diese urmenschlichen Anliegen zu kommunizieren. Die teure Uhr, den Sportwagen aus Zuffenhausen, den Karäter - die Reihe ist schier endlos.

Was hat das nun aber mit den erwähnten, verrückten Preisen zu tun? Nun, Markenartikel sind nur dann begehrenswert, wenn sie allgemeine Akzeptanz genießen. Dazu dürfen sie jedoch auf keinen Fall zu billig sein, denn sonst leidet die Wertschätzung.

Daraus ergibt sich nun wieder zwingend, dass die Preise der Markenartikel weniger kalkuliert, als gestaltet werden. Man ermittelt also, den psychologisch richtigen Preis. Dieser richtet sich jedoch nicht etwa nach der Beschaffenheit des jeweiligen Artikels, sondern vielmehr nach seiner Akzeptanz. Und damit auch und gerade, nach dem Geldbeutel der Interessenten, denn der Kaufpreis muss spürbar sein, er darf dem Käufer aber keinen Schmerz zufügen. Eine Gratwanderung auf der Kaufkraft und dem Zweckinteresse der Bedürftigen, zu Nutz und Frommen der Markeninhaber.
Silberfrau
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Silberfrau

 ·  #3
Gibt es irgendeinen Grund, warum sich die Schmuckindustrie anders verhalten soll als alle anderen Produzenten?
Z.B. Nahrungsmittel Convenience Produkte? Ein bisserl Salz, ein bisserl Zucker , ein paar Brösel Geschmacksverstärker und ein ganz klein bisschen mysteriöses Gewürz, zusammen im einstelligen Centbereich hat, bis der Kunde das Produkt kauft eine Wertschöpfung von vielleicht 1,20 ( über tausend Prozent) Euro hinter sich.
So ist es bei vielen Produkten, ohne dass sich irgendwer einen Kopf macht, wieso wird da gerade der Schmuck so kritisch beäugt?
Ulrich Wehpke
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Ulrich Wehpke

 ·  #4
Weil: Je unvermögender (besitzloser) der Mensch ist, um so dringende ist der Wunsch bei vielen vorhanden, dies zu tarnen, zu vertuschen. Daher dann auch die verstärkte Vorliebe dieser Schicht für Fakes.

Da nun aber der Mammon gerade dort nicht im Überfluss sprudelt, sondern eher das Gegenteil der Fall ist, wird "die Tünche" für die vorhandene Armut als besonders kostspielig empfunden. Und dies fördert wiederum die Entwicklung des genannten kritischen Blickes.

Der Liebe zum Schmuck indess, tut dies aber keinen Abbruch. Eher ist das Gegenteil zu beobachten: Leute die sich ganz gut "helfen können", tragen oft weniger gern Schmuck als ihre anders gebetteten Mitmenschen. Sie sehen und haben ja auch keine Notwendigkeit, einen gewissen Wohlstand zu signalisieren.
Sparkle
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Sparkle

 ·  #5
Tja, da kann ich nur jedem Konsumenten (also allen) das (schon gute 10-12 Jahre alte) aber immer noch brandaktuelle Buch "No Logo!" von Naomi Klein empfehlen. Und im Anschluss daran von Richard Sennett: Handwerk. Danach läuft man mit anderen Augen durch die Welt, wenn man es denn möchte...
Ulrich Wehpke
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Ulrich Wehpke

 ·  #6
Sparkle
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Sparkle

 ·  #7
Darum mein Satzende -wenn man es denn möchte-.
Erstes Buch liest sich aber sehr angenehm, zweiteres setzt schon großes Interesse am Handwerk voraus. Ich finds aber nicht viel auf einmal, wenn ich als sog. Konsument (blödes Wort!) noch selbst entscheiden will, was ich kaufe und warum (soweit wie möglich).
Leider muß ja grundsätzliches Interesse an Hintergründen vorhanden sein, um sich zu informieren und seine Einstellung zu Produkten und zum Kaufverhalten zu ändern. Bis dahin können wir nur mühsam aufklären und hoffen, daß bei den weniger misstrauischen Kunden was hängenbleibt, ehrliche Handwerker und Verkäufer, die das Kundenwohl nicht nur dem Gedanken"Soviel Kohle rausziehen wie nur geht" opfern, scheinen eine ungewöhnliche und seltene Spezies zu sein :motz: . Kein Wunder beim Geschäftsgebahren einiger heutzutage...
Bleiben wir trotzdem Optimisten, in diesem Sinne Frohes Schaffen und Gruß,
Nathalie
Ulrich Wehpke
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Ulrich Wehpke

 ·  #8
Silberfrau
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Silberfrau

 ·  #9
Ohne jemals eines der beiden Bücher gelesen zu haben drängt sich mir nur der Satz auf:

"Und ist der Handel noch so klein, bringt er doch mehr als Handwerk ein."

Klar, die Ressourche des Handwerkers, die Zeit ist stark begrenzt, und auch persönliche körperliche / gesundheitliche Belastungen führen zu einer Einschränkung, während im Handel immer theoretisch unendliche Steigerungen möglich sind.
Ulrich Wehpke
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Ulrich Wehpke

 ·  #10
Silberfrau
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Silberfrau

 ·  #11
Diesen Satz hab ich in der Ausbildung gelernt.
Tilo
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Tilo

 ·  #12
wenn man nach zäher langer Verhandlung und Vermittlung über 3 Generationen (Oma, Mutter, Kind) dann am Ende ein Paar silb. Ohrstecker für 10 Euro verkauft (und als Geschenk verpackt) hat, kann man an diesem Spruch dann aber doch zweifeln ;-)

(dieses Sortiment habe ich deshalb inzwischen gestrichen)
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #13
Silberfrau
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Silberfrau

 ·  #14
@ Tilo: wenns leichtes Geld wäre könnts ja jeder machen.
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #15
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