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Berlocken - selten und kostbar?

 
Redaktion
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Redaktion

 ·  #1
hi

ich hätte da mal wieder eine sehr naive Frage.

In einem Roman hab ich davon gelesen, dass jemand eine Kette mit Berlocken aus dem osteuropäischen Raum in Zeiten des Kosovo-Krieges geschenkt gekriegt hat, die aber nicht haben wollte und damit zum Goldschmied ging. Dafür gabs nur den Goldwert berechnet anhand vom Gewicht. War mit 300 Gramm wohl ein eher schweres Exemplar. Der Goldschmied hat in der Nähe vom Verschluss etwas rumgekratzt und dann festgestellt, dass das _mindestens_ 18 kt sind und hat dann wohl den Preis für 18 kt Gold pro Gramm geboten. Danach wurde die Kette offenbar eingeschmolzen.

Jedenfalls, ich fand das etwas seltsam, da ich ein wenig recherchiert hab und da hab ich immer wieder gelesen, dass Berlocken wohl ziemlich selten sind. stimmt das? Hätte man da nicht noch was extra drauflegen müssen? In diesem Fall waren die Berlocken wohl auch aus Gold.

das mit dem Buch ist natürlich ne rein fiktive Sache, einem Roman kann man zu Recherchezwecken wohl nicht trauen, aber mich würd mal interessieren, wie das in der realen Realität so ist ;)

ich fänds schön, wenn mir jemand was zu Berlocken erzählen mag :)
tatze-1
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tatze-1

 ·  #2
also wenn ich bei Tante Google Berlocken eingebe, dann kriege ich nicht nur die historischen Berlocken angezeigt, welche ein Frevel wären, einzuschmelzen, sondern auch das, was heutzutage unter dem Titel Charms bekannt ist. Vielleicht war das in Deinem Roman dann doch eher ein Gold-Charm als eine Gold-Berlocke, weil dem Autor der Begriff so gut gefallen hat (kommt ja auch mal vor).
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Redaktion

 ·  #3
glaub ich nicht
an der Kette waren wohl irgendwann auch bosnische Lilien aus Gold mit dran und der Mann, der die Kette ursprünglich verschenkt hat, war ein Militär von hohem Rang. der hat wohl eher keine Charms verschenkt.

aber das mit den Charms hab ich auch gesehen.
Ulrich Wehpke
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Ulrich Wehpke

 ·  #4
Juwelfix
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Juwelfix

 ·  #5
Bei der Bildersuche bin ich auf diverse skandinavische Seiten gestoßen, wo das Wort Berlocken für Charms benutzt wurde.
Vielleicht wurde der Roman auch übersetzt und man fand keine andere Übersetzung dafür.
Silberfrau
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Silberfrau

 ·  #6
Zeitlich vor dem Kossovokrieg, als Gold noch erschwinglich und in war, hatten wir öfters Kundschaft mit fetten goldenen Panzerarmbändern, wo an die Glieder Ösen gelötet waren / wurden welche mit nicht minder fetten Goldcharms oder häufig auch Münzen bestückt waren / wurden.
Als Halskette hab ich es jetzt direkt noch nicht erlebt, 300 g für ein Armband finde ich doch recht schwer.
Silberfrau
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Silberfrau

 ·  #7
Bedenke bitte auch, dass der Brgriff "Charms" in Deutschland eigentlich erst seit Th.-S. Ch.-Cl. gebräuchlich ist, er kommt aus dem Englischen und steht für kleine Anhänger, welch man auch in grauer Vorzeit, als ich noch am Tee nagte, an dünnen Silberkettchen trug.
Hätte der Schriftsteller / Übersetzer diesen Begriff für die Zeit des Kosovokrieges benutzt wäre das ein Stilbruch gewesen. "Kette mit goldenen Anhängern" war ihm halt zu banal.
Die "bosnischen Lilien" könnten auf Münzanhänger hindeuten. http://bosnienherzegowina.npage.de/lilium.html
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Redaktion

 ·  #8
also
erstmal danke für all die Antworten :)

Zur Erklärung
Das Buch ist von Liza Marklund (Titel: Paradies) und wurde ursprünglich 2000 in Schweden veröffentlicht und für den deutschen Markt 2002 übersetzt. Ich fand die Übersetzung sprachlich gesehen ansonsten recht brauchbar, von kleineren Macken mal abgesehen. Da ich allerdings das Buch nicht im Original lesen kann, weiß ich nicht, was da sonst noch "geändert" oder "angepasst" wurde. Bei Übersetzungen hat man hier und da doch ein wenig "Freiheit". Papier ist geduldig und Wortbedeutungen sind bei Bedarf recht dehnbar. 1:1 Übersetzungen sind schwierig, vor allem dann wenn die Kulturkreise weiter auseinanderliegen. Und bei Übersetzungen ist es ja eh so, dass die Schönen angeblich nicht treu sind, und die Treuen nicht schön. Angeblich wie bei Frauen ;) Treu hier aber im Sinne von dem Originaltext treu.

Es handelt sich beim fraglichen Schmuckstück um eine Halskette, nicht um ein Armband.

Das Geschenk im Buch wanderte von diesem oben erwähnten hochrangigen Militär zur Tochter seines besten Freundes. Deren ganze Familie wurde beim Massaker von Bijeljina Anfang der 1990er getötet. Die Tochter wurde dann Heckenschütze und hat später einen privaten Rachefeldzug gegen den, der ihre Familie getötet hat, gestartet. Diese Person war in der Zwischenzeit nach Schweden gekommen waren, um dort mit der jugoslawischen Mafia Zigarettenschmuggel etc. zu betreiben.

Die Frau verschenkt die besagte Kette dann an eine schwedische Journalistin, die ihr in einer Notlage geholfen hat. Kurz darauf wird sie von dem Kerl, der auch schon ihre Familie getötet hat, bei einer Demo mitten in der Öffentlichkeit erschossen. Das Buch wird aus der Sicht der Journalistin erzählt, daher gibts wenig Infos über die Kette. Abgesehen davon, dass es wohl zwei Berlocken dran gab und zwei bosnische Lilien.

In diesem Kontext hätt ich eigentlich weniger an Charms gedacht, weil ich das eher mit "unedlem Modeschmuck" in Verbindung bringe, aber das mag auch ein Denkfehler von mir sein.
Und das Buch ist ja schon vor mehr als 10 Jahren erschienen, da war das mit den Charms wohl noch nicht so der Hype. Wie die Silberfrau ja schon schreibt.


Evtl. ist das mit Charms vs. Berlocken ansatzweise vergleichbar mit Kette vs. Collier. Das hatten wir ja vor ner Weile schon mal diskutiert:
schmuck-foren/ftopic12686.html

Aber Berlocken wird sich in der Marketing-Sprache wohl eher nicht durchsetzen, weil all die Leute, die Charms wollen, im Internet auch nach Charms suchen und das Wort Berlocken wohl gar nicht kennen. So ne werbesprachliche Aufwertung wie bei Kette --> Collier wirds also bei Charms --> Berlocken eher nicht geben.

Es sei denn natürlich, einer von Euch sieht da eine vielversprechende Marktlücke ;) Oder hat die Schn***ze voll von all den Charms, die da immer durch die Gegend fliegen und will mal was Vernünftiges an den Mann / die Frau bringen.
Ulrich Wehpke
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Ulrich Wehpke

 ·  #9
Zitat
Zeitlich vor dem Kossovokrieg, als Gold noch erschwinglich und in war, hatten wir öfters Kundschaft mit fetten goldenen Panzerarmbändern, wo an die Glieder Ösen gelötet waren / wurden welche mit nicht minder fetten Goldcharms oder häufig auch Münzen bestückt waren / wurden.
Als Halskette hab ich es jetzt direkt noch nicht erlebt, 300 g für ein Armband finde ich doch recht schwer.


Derartige Dinge fanden bei mir vor allem die Aufmerksamkeit und das Interesse einer gewissen, dunkelhaarigen und südländisch wirkenden ethnischen Minderheit, die zum Zwecke der Inaugenscheinnahme, wann immer möglich, in familiären Großverbänden auftreten und normale Menschen schier um den Verstand bringen können. ;)
Ulrich Wehpke
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Ulrich Wehpke

 ·  #10
Ein interessanter Link zur bosnischen Lilie. Alles grün, gepflegt und fett.

Ich dachte eigentlich immer dass Bosnien das europäische Kernstück des Osmanischen Reiches war, ein karges Land, hauptsächlich bewirtschaftet von Hirten, Kleinbauern und anderen Kleingewerblern. Ludwig Uhland hat es folgendermaßen in seinem Gedicht des Kreuzzuges Friedrich Barbarossas ausgedrückt:... Da musst er mit dem frommen Heer, durch ein Gebirge, wüst und leer..." Doch nirgendwo auch nur eine Spur davon, statt dessen ist die Rede von Lilien, Adelsgeschlechtern, Patarenern, die man kurzerhand nach Frankreich "umsiedelte", statt sie dort zu lassen wo sie hingehören, nämlich nach Oberitalien.

Nun gut, wer Bosnien nicht kennt, der mag ja zufrieden sein wenn er das liest. Ein anderes Bosnien wird allerdings in Ivo Andric Buch "Die Brücke über die Drina" beschrieben, für welches er 1949 den Literatur-Nobelpreis erhielt.

Gut dass über der Seite steht " Bosnien wie ich es sehe!"
Silberfrau
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Silberfrau

 ·  #11
Ich meinte nur, dass die Bosnische Lilie auch Geld schmückte, was dort auch erwähnt ist.
Über die Kundschaft zu den Armbändern kann ich nix sagen, da zu der Zeit Werkstatthockend. Und ein jugoslawischer oder Rumänischer Name auf der Tüte fällt auch nicht auf. Im Verkauf hatten wir die Dinger auch nicht, die haben sich eher den einen oder anderen Anhänger bzw. Münzfassung gekauft und montieren lassen.
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