Was bei derartigen Erörterungen meist vergessen wird, ist die (ärgerliche) Tatsache, dass es vor allem bei den Goldschmieden berufliche Bereiche gibt, die ganz einfach nicht durch eine Information erlenbar sind. Sie müssen trainiert werden.
Beispiel: Ein Bürolehrling erscheint am ersten Tag seiner Ausbildung und soll erst einmal einige Bleistifte spitzen, dann alle Rechnungen der Nummer nach sortieren und dann abheften, dann aus einem Kalender die Brückentage des nächsten Halbjahres heraus suchen und in einer Liste eintragen, einige Päckchen erfassen, versandfertig machen usw. All dies sind Tätigkeiten, für die eine ganz normale Information ausreichend ist, um sie zu verrichten.
Anderes Extrem: Ein Pianist spielt eine halbe Stunde lang klassische Literatur, steht auf und sagt zu einem x-beliebigen Zuhörer: machen sie jetzt weiter, sie haben ja genau gesehen und gehört wie man es machen muss.
2 Fälle gleichartiger Information über eine Tätigkeit. Trotzdem kann es im letztgenannten Fall nicht funktionieren. Auch wenn böse Zungen behaupten, dass der Begriff Kunst nicht vonn Können, sondern von Künden kommt, behaupte ich mal, dass dies die Interpretation der Alles-mit-dem-Mund-Könner ist, der "Künder". Nicht die der Könner.
Wir haben nach meiner Ansicht viel zu viele Bereiche in unserem Beruf, die genau wie ein Musikinstrument "erlernt, trainiert" werden müssen. Dies setzt das Vorhandensein einer leitenden, vermittelnden und höchstkompetenten Person voraus und kann nach meiner Ansicht nicht im Fernstudium erlernt werden.
Eine durchaus realisierbare Zwitterfunktion können Kurse haben, beispielsweise VHS und ähnliche. In diesem Fall bekommen die Schüler regelrechte Hausaufgaben auf, die sie durchaus zuhause trainieren können. Fehlentwicklungen werden beim wöchentlichen Unterricht entdeckt und korrigiert. Außerdem ist ein derartiger Kursus auch wegen der gruppenbedingten Mechanismen wesentlich erfolgsträchtiger.
Es ist nur meine Meinung, aber ich halte einen reinen Fernkursus, so wie er hier angedacht wird, lediglich für ein weteres Glied in der
Kette der Verflachung und Verhunzung unseres schönen Berufes.
Und noch was: Man sollte Leuten, die sich der Mühe unterziehen wollen eine Tätigkeit zu erlernen, sei es nun als Hobby oder als Beruf, auch die Gelegenheit geben dies zu können und sie nicht auf einen Weg schicken, der ins Nirgendwo führt.
Gruß, Ulrich