All zu schlimm kann der Unterschied zu deutschen Juwelieren nicht sein, denn ich habe drei von ihnen in Kundschaft. Sie kommen zum Rhodinieren, Fassen und zum Lasern. Da bekommen sie ganz normale Preise. Allerdings hatte ich am Anfang schon meine Schwierigkeiten mit ihnen, denn Polieren v.d. Rhodinierung hielten sie für Beutelschneiderei. Hab einem von ihnen deshalb mal einen
Ring so wie er war rhodiniert, er war ganz entsetzt über das Resultat. Der hat tatsächlich gedacht, dass die Ware beim Rhd. von selber blank wird. Na ja, seither ist unser Verhältnis entspannter.
Was man einfach sehen muss ist, dass sie alle keine Kunstwerke wollen, sondern einfache und strapazierbare Gebrauchsqualität, die nicht viel kostet. Das ist durchaus nicht ehrenrührig und hat mit Beschiss nicht das Geringste zu tun. Da sind mir dann schon ganz andere Fälle bekannt geworden, wo aber kein Halbmond über der Tür wehte.
Sehr oft muss die hochwertige Verarbeitung als Anlass für überhöhte Preisforderungen herhalten. Besonders im Bereich der Luxusuhren kann dies beobachtet werden, da zieht sich die Linie vom Hersteller bis an den Ladentisch pielgerade durch.
Dass heutzutage viele der Präzisionsteile der "Maufakturen" aus vollautomatischen CNC- Buden in Fernost kommen, spielt dabei keine Rolle mehr, denn der Begriff Manufaktur wurde kurzerhand umfunktioniert und bedeutet heute, der wirklichen Bedeutung ins Gesicht schlagend, lediglich "Hersteller". Dass nun die Manufakturen ihrerseits nicht nur so gut wie keine menschlichen Hände mehr einsetzen, sondern die erforderlichen Einzelteile billig in aller Welt herstellen lassen, braucht eigentlich kaum noch erwähnt zu werden.
Wenn man zum Türkenjuwelier geht, wird man dort genau diese Ware finden. Der Goldschmuck entspricht, was das Finish angeht, einem unteren bis bestenfalls mittleren Standard (was die Kosten erheblich senkt), und seine Uhren kommen aus den gleichen Produktionsanlagen wie alle anderen auch.
Da gibt es Quarzuhren und auch mechanische Werke, meist bis zum mittleren Qualitätsbereich. Dafür ist das Design etwas anders als bei den deutschen Juwelieren beschaffen. Da der Türkenjuwelier in den allermeisten Fällen versucht möglichst billig einzukaufen, denn diesen Vorteil kann er weiter geben, kommt es dann auch schon mal zu richtiggehenden Knallern. So habe ich doch tatsächlich mal einen hohlen
Trauring vom Türkenjuwelier zum Ändern bekommen und ein Bicolor-Trauring zerfiel beim Stauchen unversehens in zwei Teile, weil der Ring zwar sehr präzise auf einer CNC-Drehmaschine gefugt war, jedoch hatte man ihn aus Kostengründen seitlich ganz einfach zugefalzt und nicht etwa diffusionsgeschweißt.
Beschiss? Nach meiner Ansicht definitiv nein.
Billige Ware? Definitiv ja, weil billiger verarbeitet.
Billiger? Definitiv ja, weil sie mit sich handeln lassen und der Verarbeitungsstandard nicht ebenbürtig ist. Auch sind sie scheinbar mit einem geringeren Verdienst zufrieden.
Nachteil: Die Ware sieht oft anders aus und entspricht nicht immer unserem kulturellen Hintergrund und Geschmack.