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Abtreiben mit Salpeter

 
Ulrich Wehpke
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Ulrich Wehpke

 ·  #1
Diese Frage gehört eigentlich in die Rubrik Wahrheit oder Märchen:

Kann man brüchig gwordenes Gelbgold (Dreistofflegierung Gold-Silber-Kupfer) durch Abtreiben mit Salpeter wieder reparieren, und ist es danach wieder verwendungsfähig? Wer weiß was dazu?
stefan
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stefan

 ·  #2
also, rein theoretisch könnte man es reinigen, wenn es durch ein niedrig schmelzendes metall wie zb. durch blei brüchig geworden ist. nach dem austreiben muss es noch mal mit borax glatt geschmolzen werden.
so weit die theorie.
... aber ich vermute mal du weißt es besser!
gruß stefan
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #3
Ich finde es hängt davon ab wodurch es brüchig geworden ist.
Allerdings habe ich das abtreiben mit Salpeter nie probiert. Für mich waren in der der Reihenfolge:

1. 150° über liquidus schmelzen für ca 10 Minuten mit einer Zugabe an Salz und Borax
2. Chlorieren mit einem Chlorkohlenstoff
3. Glanzzusatz (Calzium) und dann 10 Minuten schmelzen lassen.

die Mittel mit denen auch jede brüchige Goldlegierung wieder geschmeidig geworden ist.

Mal neugierig was Ulrich so anwendet.
stefan
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stefan

 ·  #4
hallo heinrich,
ich habe es auch noch nicht gemacht. (ich bringe meinen schülern bei, dass sie ihre legierungen sauber halten sollen :motz: )
wenn aber uli etwas anderes behauptet müssten einige lehrbücher umgeschrieben werden!
stefan
Tilo
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Tilo

 ·  #5
ist das eine Fangfrage?
die 3stofflegierung wird doch nicht brüchig
nur, wenn es eben keine 3Stofflegierung mehr ist wegen zusätzlichen metallischen störenfrieden?

naja, auch wenn ich hier wohl zu pingelig der genauen Formulierung folge:

ich habe die Abtreiberei mal interessehalber mit Altgold und so Zeug, das wohl mehr oder weniger Salpeter ist, probiert, aber rausgekommen ist da nix gescheites
solche Spielereien mach ich dann doch nicht
ich muß eh alle paar Monate scheiden lassen, da kommts dann auf ein paar g mehr auch nicht an
Ulrich Wehpke
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Ulrich Wehpke

 ·  #6
Ich wollte den fachlich-praktischen Faden eigentlich nur mal aufgreifen, hier lesen ja doch viele Beginner und Auszubildende mit, natürlich auch Hobbyisten. Nicht jeder hat regelmäßig Kontakt mit einer Scheideanstalt, und andererseits gibt es ja nun wirklich einige Kniffe, die kaputtes Material retten können. Nichts anderes machen ja auch die Scheideanstalten.

Also um es kurz zu machen, Ihr habt eigentlich alle recht. Einziges Veto wäre aus meiner Sicht diesmal in Richtung Tilo einzulegen, denn Dreistofflegierungen können sehr wohl brüchig werden und tun dies auch fleißig. Die Ursache liegt in der falschen Behandlung der Metalle beim Schmelzen. Schwarz geglühtes Material im Tiegel ist die häufigste Ursache, zu später Boraxeinsatz, oder auch zu viel Sauerstoff in der Schmelzflamme. So was passiert besonders gern, wenn ungeeignete Brenner verwendet werden. Wenn die Flamme wegen falscher Zusammensetzung der Gase nicht die erforderliche Temperatur erreicht, braucht man länger als mit einer optimalen. Die Folge ist ein erhöhter Sauerstoffeintrag in das Schmelzgut, welcher zu Oxidationen des Kupferanteils führt. Die Scheideanstalten schmelzen deshalb unter einer Schmelzbadabdeckung aus reduzierender Holzkohle und gießen mit Kupfer legierte Schmelzen nach unten ab.

Das Durchoxidieren mit Salpeter kann zwar durchaus zu hohe Zinkanteile senken, ist für die Kupferanteile jedoch problematisch, da durch die Sauerstoffzugabe Oxiduhl gebildet wird, welches sich äußerst ungünstig auswirkt. Daher müssen nach dem Abtreiben mit Salpeter das Kupferoxidul beseitigt werden.

Bei einer Verunreinigung mit Blei, geht zwar das Blei keine Reaktion mit dem vorhandenen Gold ein, wohl jedoch mit dem Kupfer. Dieser Vorgang lässt sich nicht rückgängig machen. Für das vorhandene Silber gilt das Gleiche wie für Gold. Ist die Menge des eingeschleppten Bleis also zu groß, muss nass geschieden werden, da sich die Verbindung mit Kupfer nicht rückgängig machen lässt, auch kann es nicht wegoxidiert werden, wie etwa bei Gold oder Silber.

Legierungen die durch Kupferoxid brüchig geworden sind, lassen sich durch Salpeter nicht reparieren. Hat man eine Dreistoff- Goldlegierung mit Salpeter abgetrieben, muss hinterher unbedingt Cadmium oder Phosphor zulegiert werden (ggf. etwas Feingold zusetzen um den Feingehalt zu erhalten), danach wird sich das Gold wieder einwandfrei verarbeiten lassen.

Legierungen mit geringfügigen Verunreinigungen können nach Heinrichs Angaben gut behandelt werden, vor allem die Zugabe von Kalzium verschlackt unerwünschte Stoffe.

Natürlich ist es das Beste, wenn man die Metalle sauber hält, so wie Stefan sagt. Aber im Falle von oxidierendem Schmelzen, ist die Gefahr der späteren Brüche beim Verformen doch immer gegeben, vor allem bei rötlichen, oder Rotgoldlegierungen.

Ich meine, dass wir derartige Gespräche vielleicht zu einer Dauereinrichtung machen sollten, da die Ausbildung heute nicht immer den notwendigen Hintergrund liefert
AlisaVéronique
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AlisaVéronique

 ·  #7
Ja, fände ich auch super!
So heimlich still und leise gehen viele alte Werkstattrezepte verloren und solche Sachen lese ich immer gerne. Gut, zugegebenermaßen sind auch nicht alle alten Rezepte unbedenklich, aber trotzdem ja interessant. Die vllt mit der Notiz: "wird heute als gesundheitsgefährdend angesehen" versehen...
River
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River

 ·  #8
Zitat
Das Durchoxidieren mit Salpeter...muss hinterher unbedingt Cadmium oder Phosphor zulegiert werden...Kalzium verschlackt unerwünschte Stoffe...

Ich habe ein paar Fragen dazu ,
ist damit reines Salpeter und reines Kalzium gemeint?
Würde Kalziumkarbonat auch gehen?
Die selbe Frage für Cadmium und Phosphor.
Ist es egal welche Art von Phosphor?
Und welchen Zweck hat die Zugabe von Cadmium und Phosphor, evtl als Weichmacher?
Soviele Fragen...:lol:
Ich habe schon ein paar "Hausrezepte" ausprobiert, alle mit mehr oder weniger guten Resultaten, am besten waren immer noch die vom Herrn Brepohl.
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #9
Ulrich Wehpke
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Ulrich Wehpke

 ·  #10
Tilo
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Tilo

 ·  #11
noch so ein geheimnisvoll erscheinends Zauber mittelchen?
ich glaub, unter Zink können sich mehr Leser was vorstellen ;-)
außerhelb der Goldschmiederei hab ich noch nie Spiauter statt Zink gelesen
River
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River

 ·  #12
Zitat geschrieben von Heinrich Butschal
Kalzium als reines Metall ist fast unmöglich in die Schmelze einzutragen. Ich habe es mit Aluminium legiert und dann ist es leichter unter zu mischen. Es wirkt nur als Metall und nicht als Karbonat.

versaut das Aluminium nicht das Material?
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #13
Ulrich Wehpke
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Ulrich Wehpke

 ·  #14
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