Wahrheit oder Märchen?

Cadmium in Loten und Kunststoffen wird ab dem 01.12.2011 in der EG verboten. Grund: Eine mögliche Krebsgefährdung. So habe ich es jedenfalls den Nachrichten entnommen.

Hinweise gibt es auch im Internet:

http://de.wikipedia.org/wiki/Cadmium

Damit entstehen für uns einige echte Probleme. Zum Beispiel kann man ab dem 01.12.2011 keinen Jagdschmuck mit grünen Blättern mehr anfertigen, es werden ferner die bei 60°C schmelzenden Legierungen vom Markt genommen, der Rostschutz von Schrauben und Muttern wird zugunsten einer durch Rostbefall notwendigen Mehrproduktion dieser Artikel ebenfalls abgeschafft, aber Quecksilber, was wir in der Quickbeize für allerlei Maria-Hilf-Anwendungen dringend brauchen, ist ebenfalls streng verboten, darf und wird uns aber nach wie vor von den Zahnärzten in erheblichen Mengen in die Zähne geschmiert! Da richtet es jedoch keinen Schaden an, wie man aus berufenen Mündern erfahren kann. :mrgreen:

Kann mir mal jemand erklären warum das so ist? Ich darf noch nicht einmal 0,1 g. Hg verarbeiten/anwenden, trage das Zeug jedoch grammweise in den Zähnen umher.

Habe neulich beim Einschmelzen einer Goldprothese mit Zähnen drin, aus einer relativ kleinen Amalgamfüllung, einige stecknadelkopfgroße Quecksilberperlen auf der Kohle gehabt. Hab ich mir eingefangen und in Salpetersäure aufgelöst, mit Wasser verdünnt und hab schon etliche alte Messingsachen damit verquickt, und es geht immer noch. Bin ich nun ein Verbrecher?

Das Problem ist, dass die cadmiumfreien Lote uns zum Blankschaben der Lötstellen zwingen werden, ganz so, wie vor 150 Jahren alle Welt schaben musste. Erst durch den Zusatz von Cadmium wurden unsere Lote wirklich komfortabel.

Dass bei Kontakt mit Cd eine gewisse Krebsgefahr nicht ausgeschlossen werden kann, habe ich auch erst in allerletzter Zeit gehört. Irgend Jemand verdient an dieser Sache garantiert Unsummen. Das ist immer so.

ich wundere mich ehrlich über die allgemeine Akzeptanz der giftigen Cadmiumlote
ich rieche beim Löten durchaus den Unterschied und verwende eigentlich meist das cadmiumfreie, weil die konkrete Gefährdung durch das Zeug so unklar ist
(daß ich nicht rauche ist eh klar, nur bei Süßigkeiten kann ich mich trotz schlechtem gewissen schwer beherrschen)
und daß Lötstellen für cadmiumhaltiges Lot weniger gut vorbehandelt werden müssen, habe ich gar nicht gewußt, ne lötstelle hat bei mir immer oxid-und sudschichtfrei zu sein, soviel Zeit muß sein

wieso die angst vor renovirion?
das kannst du mit handschuhen anwenden
und von krebsgefahr habe ich diesbezüglich noch nichts gelesen, es ist halt toxisch, wenn du auf einen rutsch zu viel konsumierst, kleinere dosen werden einfach über die nieren abgebaut
aber vor den cadmiumlötdämpfen kannst du dich nur mit starken absauggeräten schützen
und selbst dann bin ich nicht sicher, ob alles weggesaugt würde

Habe ich schon gelesen aber bei meinen Händen noch nicht bemerkt. Nur die Fingernägel werden sauber.

meine Erfahrungen mit Renovirin stammen aus meiner Lehrzeit, wo ich drei Monate fast nur Schmuck reinigen mußte in Renovirin, teilweise noch alte Etiketten mit Spiritus ablösen durfte. Ergebnis: von Renovirin kriege ich höllische Kopfschmerzen und Nasenbluten. Da ist es wurst, ob ein Abzug in der Nähe ist oder nicht.

Ein Erlebnis ist mir aus dieser Zeit noch in Erinnerung geblieben: Nach einem Arbeitstag, wo ich den ganzen Tag in Renovirin- und Spiritusdämpfen gestanden bin, bin ich von Gelsenkirchen nach Erlangen zu einer Hochzeit gefahren (zusammen mit meinem damaligen Verlobten). Mir ging es aufgrund meiner Arbeit dermaßen schlecht, das war echt kein Vergnügen (die Übelkeit entwickelte sich erst nach der Arbeit).

Aufgrund dieser Erfahrungen kommt mir kein Renovirin jemals wieder über die Werkstattschwelle.

das war meine erste Anschlußlehrstelle nach der Goldschmiedeschule. Dort saß ich die wenigste Zeit am Werktisch, die meiste Zeit beim Schmuckputzen (hab den Laden bestimmt mindestens 2x komplett durchgereinigt) bzw. auf dem Weg zur Post. Jahre später habe ich durch den Obermeister erfahren, daß mein Lehrherr schon vor Vertragsunterzeichnung eigentlich gar keinen Bock zum Ausbilden hatte. Dementsprechend hege ich den Verdacht, daß das Mobbing, das ich dort erlebt habe, auf den Chef zurückzuführen ist.

btw. AlisaVéronique, ich hoffe, Dein Chef hat dann wenigstens auch das dazugehörige Exnovirin zur Neutralisation gekauft.