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Wahrheit oder Märchen?

 
Ulrich Wehpke
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Ulrich Wehpke

 ·  #16
10 X toppic: Wahrheit oder Märchen
(Vielleicht interessant für interessierte Berufsanfänger)

Es gibt dem Hörensagen nach ernstzunehmende Fachleute, die allen Erstes behaupten, dass man erhitzte Diamanten ungestraft in kaltem Wasser abschrecken kann. Also ohne dass diese durch den Temperaturschock Schaden erleiden.

Wahrheit oder Märchen?

Zyankali riecht nach Bittermandel.

Wahrheit oder Märchen?

Zinn verdirbt Gold.

Wahrheit oder Märchen?

Perlen darf man nicht abbeizen

Wahrheit oder Märchen?

Lapis Lazuli darf man nicht abbeizen.

Wahrheit oder Märchen?

Altes Goldlot macht das Material brüchig.

Wahrheit oder Märchen?

Brüchiges Gold lässt sich nicht mehr verwenden, es muss in die Scheideanstalt.

Wahrheit oder Märchen?

Hochkarätiges Gold ist immer weich.

Wahrheit oder Märchen?

Zinnlötstellen kann man nicht vergolden.

Wahrheit oder Märchen?

Platin lässt sich nur sehr mühsam polieren.

Wahrheit oder Märchen?
AlisaVéronique
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AlisaVéronique

 ·  #17
Erst mal danke für die Erleuchtung!

Zitat

Wahrheit oder Märchen?
Zyankali riecht nach Bittermandel.

Noch nie dran geschnuppert, aber das Gerücht hält sich so hartnäckig und ein mir bekannter Chemiker hat das auch mal gesagt, also Wahrheit.

Zinn verdirbt Gold.

Wahrheit

Perlen darf man nicht abbeizen

Wahrheit, es geht aber die Welt nicht davon unter. Hab ich schon mal gemacht, konnte man wieder aufpolieren.

Lapis Lazuli darf man nicht abbeizen.

Hhhm...ich denke Wahrheit, gleicher Effenkt wie bei Perlen

Altes Goldlot macht das Material brüchig.

Kommt auf die Menge an, aber definitiv wahr...ist sehr witzig, wenn dein Blech nach dem Glühen bröckelt.

Brüchiges Gold lässt sich nicht mehr verwenden, es muss in die Scheideanstalt.

Wenn es durch Lot verursacht ist, dann kann man knauben. So lange über den Glühpunkt erhitzen, bis das Lot perlig austritt, abfeilen, wiederholen so lange wie möglich...nicht gerade das beste Material aber geht. Und Zinn kann man glaub ich irgendwie aus der Schmelze binden und entfernen.

Hochkarätiges Gold ist immer weich.

Ich denke, das kommt auf die Legierungsbestandteile an...Märchen

Zinnlötstellen kann man nicht vergolden.

Hhhm...mit Silberleitlack bestreichen...irgendwie wirds schon gehn.

Platin lässt sich nur sehr mühsam polieren.

Mit Platin hab ich keine Erfahrungen, aber ich denke, dass das bei sorgfältiger Vorarbeit prima geht.

Tilo
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Tilo

 ·  #18
>Es gibt dem Hörensagen nach ernstzunehmende Fachleute, die allen Erstes behaupten, dass man erhitzte Diamanten ungestraft in kaltem Wasser abschrecken kann. Also ohne dass diese durch den Temperaturschock Schaden erleiden.

wie jetzt, ob es diese "Fachleute" gibt oder die Abschrecksache an sich?

gibts überhaupt irgendeinen Besatzstein, der das aushalten würde?

>Zyankali riecht nach Bittermandel.
naja was (laut Wiki) aber nicht alle Menschen erriechen können
ich hab nur NaCn vorrätig
und das riecht für mich streng, und irgendwie eben gewohnt, aber nicht wie Bittermandel

>Zinn verdirbt Gold.
die dosis macht das gift (zinnlot mit blei verdibt es aber allemal)

>Perlen darf man nicht abbeizen
würd ich unterschreiben, selbst schwach saure Schmucktauchbäder können in Sekunden großen Schaden anrichten


>Lapis Lazuli darf man nicht abbeizen.

ja, das versuch ich lieber nicht



>Altes Goldlot macht das Material brüchig.
nein



>Brüchiges Gold lässt sich nicht mehr verwenden, es muss in die Scheideanstalt.

ein versuch mit Oxiclean oder anderen Verbesserungsmittelchen könnte helfen
(oder etwas "altes Lot" dazulegieren ;-)


Hochkarätiges Gold ist immer weich.

nö, kommt auf Legierungspartner und Kaltverformung an

>Zinnlötstellen kann man nicht vergolden.

mußte ich noch nicht ausprobieren
vielleicht gehts mit silberhaltigem Zinlot erträglich?

>Platin lässt sich nur sehr mühsam polieren.

finde ich eigentlich schon
tatze-1
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tatze-1

 ·  #19
Zitat geschrieben von Ulrich Wehpke

Es gibt dem Hörensagen nach ernstzunehmende Fachleute, die allen Erstes behaupten, dass man erhitzte Diamanten ungestraft in kaltem Wasser abschrecken kann. Also ohne dass diese durch den Temperaturschock Schaden erleiden.

mein Chef behauptet das, ist davon überzeugt und praktiziert das. Wie ernst zu nehmen er ist, steht auf einem anderen Blatt (dazu will ich mich jetzt hier auch nicht äußern :evil: ), denn die Steine sind immer innerlich gesplittert (ich rede hier von Diamantkristallen, die aus Einkornabrichtern ausgelötet werden)
Tilo
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Tilo

 ·  #20
ist ja erschreckend im wahrsten sinne des wortes
selbst für schleifanwendungen dürften die ja dann nicht mehr so stabil wie vorher sein?
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #21
Zitat geschrieben von Tilo
>Es gibt dem Hörensagen nach ernstzunehmende Fachleute, die allen Erstes behaupten, dass man erhitzte Diamanten ungestraft in kaltem Wasser abschrecken kann. Also ohne dass diese durch den Temperaturschock Schaden erleiden.

wie jetzt, ob es diese "Fachleute" gibt oder die Abschrecksache an sich?
Das geht nach dem Lied: "tausend Mal berührt, tausend mal ist nichts passiert... und dann knacks"
Letztlich steigt das Risiko mit der Größe des Steines und mit dem Abschrecktempo.

Zitat geschrieben von Tilo


gibts überhaupt irgendeinen Besatzstein, der das aushalten würde?
Nö, große zumindest nicht. Da hast Du Recht.

Zitat geschrieben von Tilo


>Zyankali riecht nach Bittermandel.
naja was (laut Wiki) aber nicht alle Menschen erriechen können
ich hab nur NaCn vorrätig
und das riecht für mich streng, und irgendwie eben gewohnt, aber nicht wie Bittermandel
Kaliumcyanid und Natriumcyanid riecht nach gar nichts. Auf der Zunge schmecken sie leicht kratzig unangenehm.
Bittermandel und dessen Öl enthält geringe Mengen Cyanide und riecht nach Bittermandel, daher die Mär.

Zitat geschrieben von Tilo


>Zinn verdirbt Gold.
die dosis macht das gift (zinnlot mit blei verdibt es aber allemal)
Blei schon mit geringsten Spuren, stimmt. Zinn in geringen Zugaben härtet die Legierung allerdings steigt die Zugfestigkeit nicht.

Zitat geschrieben von Tilo


>Perlen darf man nicht abbeizen
würd ich unterschreiben, selbst schwach saure Schmucktauchbäder können in Sekunden großen Schaden anrichten
Sehe ich auch so

Zitat geschrieben von Tilo



>Lapis Lazuli darf man nicht abbeizen.

ja, das versuch ich lieber nicht
Die Körnchenstruktur kommt dann an die Oberfläche.
tatze-1
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tatze-1

 ·  #22
Mit solchen Einkornabrichtern werden Schleifscheiben abgerichtet (Korundscheiben und sowas). Einkornabrichter, die neu bestückt werden müssen, werden ausgelötet. Ich weiß nicht, was mein Chef mit den losen Steinen noch wollte, aber ich könnte mir vorstellen, daß er die wieder verarbeitet hat (knausern ist unsere Profession). Er hat die Steine auf jeden Fall immer wieder in sein Büro mitgenommen.

Das Einzige, was das Abschrecken gebracht hat, war, daß das Lot von den Steinen abgeplatzt ist und nicht dran haften blieb (man hätte es ja sonst später mit mühevoller Frickelarbeit von den Steinen knibbeln müssen (so wie Wachs von der Glasplatte: Fingernagel drunter und wegschnips)).
AlisaVéronique
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AlisaVéronique

 ·  #23
Also ich denke, man sollte manchmal einfach nicht so ängstlich sein und nicht auf alles hören, was man angeblich nicht oder auf keinen Fall darf. Will sagen, man kann sehr wohl an Karabinern löten und auch an vielen Steinen, bei denen das angeblich nicht geht. Aber Steine abschrecken birgt doch ein sehr großes Risiko, es liegt schlicht nicht in der Natur der meisten Steine, sich gerne unter große Spannung zu setzen...das würde ich lieber lassen.
Gute Grundregel: Immer nur das aufs Spiel setzen, was im Notfall auch ersetzt werden kann...
Tilo
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Tilo

 ·  #24
ich habe von einem Kollegen von nem fall gehört, wo der Temp. unterschied Ultraschall>Wasserhahn zum Exitus eines größeren farbsteins geführt hat
und neulich habe ich mal einen Zirkonia gekillt, weils schnell gehn sollte/mußte
naja, der zeitgewinn durch schnelles Beizen war dann ziemlich im Allerwertesten
an Karabinern habe ich auch schon öfter gelötet, auch wenn die feder noch drin war
und an Steinen auch schon, man muß aber wissen und beachten, welche es vertragen

und auf jeden fall nicht abschrecken ;-)
damit hab ich der Lehre mal nen synth. Spinell kleinbekommen, der ja eigentlich voll hitzefest ist
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #25
Zitat geschrieben von Tilo
ich habe von einem Kollegen von nem fall gehört, wo der Temp. unterschied Ultraschall>Wasserhahn zum Exitus eines größeren farbsteins geführt hat...


Vor gut 20 Jahren ist mir das auch einmal passiert mit einem Rauchtopas mit 2x3 cm Rondistdurchmesser. Der hat jetzt ein wunderschönes Krakeleemuster und ärgert mich immer noch wenn ich ihn in der Steinschachtel sehe.
Ulrich Wehpke
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Ulrich Wehpke

 ·  #26
Die Auflösung

Wahrheit oder Märchen
(Vielleicht interessant für interessierte Berufsanfänger)

Es gibt dem Hörensagen nach ernstzunehmende Fachleute, die allen Erstes behaupten, dass man erhitzte Diamanten ungestraft in kaltem Wasser abschrecken kann. Also ohne dass diese durch den Temperaturschock Schaden erleiden.

Wahrheit oder Märchen?

Das ist die Wahrheit. Allerdings bin ich bei größeren Steinen auch nicht so mutig. Aber ein warmer 10-er oder 20-er, den schmeiße ich zischend ins Wasser ohne dass jemals was passiert wäre. Achtung; Das gilt NUR für Diamanten!.

Zyankali riecht nach Bittermandel.

Wahrheit oder Märchen?

Das ist ein Märchen

Zinn verdirbt Gold.

Wahrheit oder Märchen?

Noch ein Märchen. Bis 16/1000 kann Gold Zinn ins Kristallgefüge einbauen

Perlen darf man nicht abbeizen

Wahrheit oder Märchen?

Wieder ein Märchen. Wenn man den Schmuck in Cyankalilauge abbeizt, können die Perlen drauf bleiben ohne dass sie Schaden nehmen.

Lapis Lazuli darf man nicht abbeizen.

Wahrheit oder Märchen?

Auch ein Märchen, es gilt das Gleiche wie für Perlen

Altes Goldlot macht das Material brüchig.

Wahrheit oder Märchen?

Und wieder ein Märchen. Nicht das alte Lot macht das Gold brüchig, sondern das Kupferoxid, welches durch falsches Erhitzen im Übermaß entstanden ist. Kupferoxid kann durch Borax und andere reduzierende Mittel nicht aufgelöst und wieder in metallisches Kupfer verwandelt werden. Es entsteht Kupferoxidul, welches als dünne Häutchen in der Schmelze umherschwimmt und die beim Erkalten mit eingefroren werden. Das sind die vorprogrammierten Bruchstellen beim Walzen. Diese Brüche sehen von innen wie Kupfer aus, die Farbe des Kupferoxiduls. Kupferoxid muss beim Schmelzen unbedingt vermieden werden. Flussmittel und reduzierende Flammen sind nut in der Lage EIN Atom Sauerstoff aufzunehmen. Damit verwandelt sich Kupferoxid (schwarz) zu Kupferoxidul (rot).

Brüchiges Gold lässt sich nicht mehr verwenden, es muss in die Scheideanstalt.

Wahrheit oder Märchen?

Von diesem Märchen leben die Scheideanstalten. Ist ein Material kantenbrüchig geworden und sind die Bruchstellen von innen kupferfarben, kann man durch eine Zugabe von mit Phosphorkupfer legiertem Gold reparieren. Der Phosphorgehalt löst das Kupferoxidul auf. Eine andere Möglichkeit besteht in der Zugabe von Cadmium. Die im Handel erhältlichen Zusatzmittel wie IRO-Metall usw. bestehen aus diesen Zutaten, die meist an etwas Zink gebunden sind, damit es bei der Zugabe in das Metall schön blau blitzt.Das erhöht die magische Wirkung ungemein! ;) Ist hingegen Blei in die Schmelze gelangt, etwa durch bleihaltiges Lötzinn, sollte man die Hilfe einer Scheideanstalt ruhigin Anspruch nehmen.

Hochkarätiges Gold ist immer weich.

Wahrheit oder Märchen?
Auch ein Märchen. Legiert man sich ein 800-er Gold mit Kupfer, erhält man eine vorzuügliche Legierung für Schnäpper uind Federn.

Zinnlötstellen kann man nicht vergolden.

Wahrheit oder Märchen?

Ein Märchen. erstens gibt es vergoldbares Zinn (mit 2% Silberanteil), welches sich hervorragend vergolden lässt, zweitens kann man bleihaltiges Zinnlot hervorragend in Cyanidischem Kupferbat verkupfern und darauf dann vergolden.

Platin lässt sich nur sehr mühsam polieren.

Wahrheit oder Märchen?

Ein Märchen welches wahr wird, wenn das falsche Poliermittel verwendet wird. Mit Blinky lässt sich Platin ganz normal am Filz und an Bürsten vorbehandeln und mit einer ganz normalen Schwabbel polieren. Der Arbeitsaufwand ist nur unerheblich höher, als bei Weißgold.
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Redaktion

 ·  #27
Tilo
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Tilo

 ·  #28
ich stehe weiterhin zu meinen Antworten (insbesondere Beizen)
auch ich habe schon Zyannatrium in sehr seltenen Fällen zum Beizen verwendet
aber Beizen meint als anerkannter Begriff meiner Meinung nach saure Bäder
Cyan... ist wegen der Giftigkeit längst nicht mehr in allen Werkstätten vertreten

ist aber letztlich fast egal. denn wirklicher Beizbedarf kann ja wegen Hitzeempfindlichkeit selten direkt neben Lapis noch neben Perlen entstehen
und so hält man die Stücke eben so in die (saure) Beize, daß nur die angelaufenen Bereiche eintauchen
Ulrich Wehpke
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Ulrich Wehpke

 ·  #29
Tilo
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Tilo

 ·  #30
ok
da ich auch "mal" ein wenig in Diskutierlaune bin:
welchen Sinn macht es überhaupt, Stücke mit Steinen nach dem Löten als wahrscheinlichsten Glühgrund abzuschrecken?
ich schrecke sowas auch ungefaßt prinzipiell nicht ab, weil ich mir vorstelle, daß das evtl. nicht gut ist für die Lötstellen
ist ein Gefühl, behaupten oder belegen kann ich das nicht
abschrecken in Beize ist eh Mist,
und Abschrecken in Wasser mach ich nur, wenn ich kein anderes Stück hab, an dem ich in den 2 Minuten bis zur Abkühlung arbeiten kann

oder es sehr sehr eilig ist
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