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Wiener Jugendstil? - Herstellerzeichen

 
Emerald-austria
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Emerald-austria

 ·  #1
Hallo,

ich bin neu hier und falls mein Post hier nicht richtig platziert ist, ersuche ich einen freundlichen Moderator diesen zu verschieben, danke.

Habe eine Anfrage um Hilfestellung aus dem Ausland erhalten. Da das Thema alter Schmuck für mich persönlich bisher nicht aktuell war, benötige ich dabei Hilfe.

Es handelt sich um Familienschmuck, einen Armreifen, der um 1900 in Wilnius/Vilna in Litauen getragen wurde und durch mehrere Generationen weitervererbt ist und auch in der Familie bleiben soll.
Die letzte Erbin hat versucht herauszufinden woher dieses gute Stück gekommen ist. Von nicht allzu fachkundiger Seite wurde ihr gesagt es handle sich um Wiener Jugendstil.

Zur besseren Information hänge ich ein Bild an, n.m.M. ist der Herstellerstempel doch recht gut erkennbar - eine Lampe - vielleicht kennt ja jemand dieses Zeichen hier.
Leider konnte ich selbst nichts finden.

Bedanke mich schon mal im Voraus für jeden Hinweis!
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Armreifen 333, Wien.jpg
Titel: Armreifen 333, Wien.jpg
Redaktion
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Redaktion

 ·  #2
der freundliche Moderator hat das Thema in die Schmuckbewertungsecke verschoben :)

willkommen bei uns und viel Erfolg mit dem Schmuck
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #3
Das ist kein Jugendstil und vielleicht auch nicht wienerisch.
Es sieht nach viktorianischem Schmuck aus und das war zeitlich vor dem Jugendstil.
Aus England wird es wohl nicht stammen, dann würde ich einen 375 Stempel erwarten. Es könnte aus Deutschland stammen. Und da waren die Hochburgen der Schmuckindustrie in Pforzheim und Hanau.
stefanS
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stefanS

 ·  #4
hallo,
der Armreifen ist in der zeit um 1870-80 entstanden und ich denke auch aus dem deutschen raum.
gruß
stefan
Emerald-austria
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Emerald-austria

 ·  #5
Hallo und herzlichen Dank,

den freundlichen Moderatoren 😉 sowie den Spezialisten für die aufschlussreichen Posts!

Zitat geschrieben von Heinrich Butschal
Das ist kein Jugendstil und vielleicht auch nicht wienerisch.
Es sieht nach viktorianischem Schmuck aus und das war zeitlich vor dem Jugendstil.
Aus England wird es wohl nicht stammen, dann würde ich einen 375 Stempel erwarten. Es könnte aus Deutschland stammen. Und da waren die Hochburgen der Schmuckindustrie in Pforzheim und Hanau.

- Verstehe ich richtig, dass Wien also noch nicht ganz ausgeschlossen werden kann?
- Wo könnte ich Listen von Herstellerpunzen bez. Pforzheim und Hanau finden?
- Kann man England daher gänzlich ausschliessen oder gab es Ausnahmen?

Zitat geschrieben von stefanS
hallo,
der armreifen ist in der zeit um 1870-80 entstanden und ich denke auch aus dem deutschen raum.
gruß
stefan

- Wie sicher ist diese Datierung?
- Erfreulich ist der ebenfalls angenommene deutsche Raum der Herstellung!

Dankend grüsst,
Emerald-austria
Dragoner
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Dragoner

 ·  #6
Hallo Emerald-Austria!

Wien ist hier zu 100% auszuschließen, diese Art der Punzierung gab es hier in Österreich nicht, auch nicht im Rest der k.u.k. Monarchie. Dazu: a) keine Punzierung mit einer Feingehaltsnummer (gab es in Österr-Ungarn nicht auf diese Weise) b) 333 Feingehalt war so nicht erlaubt und würde damals rechtlich nicht als Edelmetall gelten, nicht mit so einem niedriger Feingehalt!

Und auch 100% kein Jugenstil und schon gar keine Secessionsstil (wie der Wiener Jugenstil heißt) - das Design hat mit diesen gar nichts, aber absolut gar nichts zu tun.

...leider in allem ein "nein".

Nebenbei es ist ebenfalls keine deutsche Goldpunzierung (Deutsches Kaiserreich, usw.). Dazu fehlt die zusätzliche Punze der Sonne mit Kaiserkrone und ebenfalls gilt niedriger Feingehalt 333 (=8k) wäre hier wohl nicht als gültiges Edelmetall gepunzt worden. Dreistellige Feingehaltsnummer Nummern in Deutschland erst ab 1888 und dann bei Gold immer nur in Verbindung mit Punze Sonne & Kaiserkrone. Und bei diesem niedrigen Feingehalt würde es auch in Deutschland rechtlich nicht als "Edelmetall" gelten und eine Punzierung wäre dadurch sinnlos. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die deutsche Schmuckindustrie für solche Produkte (ohne rechtlichen Goldpunzenanspruch) überhaupt eine solche 333 Punze angebracht hätte, aber ich lasse mich gerne eines besseren belehren.

Das Meisterzeichen ist auch keine Lampe, sondern so wie ich es ziemlich eindeutig erkennen, kann eine "Granate" (altes Zeichen der Grenadiere - siehe dazu z.B. auch Granate der franz. Fremdenlegion - d.h. aber nicht das es Frankereich ist, dessen Punzen sehen wiederum komplett anders aus).

Da das Meisterzeichen nicht aus der k.u.k. Monarchie und auch nicht aus der I. Republik (Österreich) oder mit grüßter Wahrscheinlichkeit auch nicht aus Deutschland ist, ist es mir leider auch nicht bekannt.

Trotzdem, jetzt kannst Du schon einige Länder ziemlich eindeutig ausschließen

lieben Gruß

Dragoner
Dragoner
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Dragoner

 ·  #7
An sich doch ein interessanters Thema die DEUTSCHE PUNZIERUNG, besonders da dieses Thema in der Vergangangenheit im Forum zu interessanten Datierungsversuchen bei alten Silber- und Goldgegenständen geführt hat.

Und da ich heute gerade etwas schlaflos bin, wie es scheint, muss ich hier noch etwas hinzufügen und mich doch nun selber etwas korrigieren (nachdem ich mich erst wieder einlesen musste - man verzeihe einem Österreicher, dessen Hauptaugemerk auch auf Silber und nicht Gold liegt).


(Nur) für ganz hartgesottene „Punzierungsfreaks“: 😉

Das deutsche Reichsgesetz über den Feingehalt der Gold- und Silberwaren vom 16.7.1884/Erweiterung 1886 (in Kraft aber erst seit 1.1.1888) sagt aus, das bei goldenen oder silbernen GERÄT (Besteck, Uhren, Dosen, usw.) der Feingehalt nur in 585 oder mehr Tausendteilen, auf silbernen Geräten nur in 800 oder mehr Tausendteilen angegeben werden. Bei Schmuck aber kann jeglicher Feingehalt gestempelt werden (unter 333 ist heute jedoch per Gerichtsurteil dem Handel die Bezeichnung als Goldlegierung nur mit speziellem Hinweis auf den geringen Feingehalt erlaubt).

Neben dem Feingehaltsstempel musste auch noch Sonne und Reichskrone (bei Gold) und Halbmond und Reichskrone (bei Silber) eingestempelt/punziert werden (bis 1970er Jahre noch bei Uhrgehäusen so durchgeführt). Aber auch das Meisterzeichen (Herstellerzeichen) musste zusätzlich mitgestempelt/punziert werden. Leider schweigt bei dem Sonne/Halbmond & Reichskronepunzeichen die Fachliteratur inwieweit , bzw. ob auch "Schmuckstücke" in Gold unter 585 und in Silber unter 800 damit gestempelt/punziert sein mussten, oder dieses nicht erlaubt war…

Im Gegensatz zu k.u.k. Monarchie Österreich-Ungarns, in der bei Gold eine unter 580 Tausendstel und bei Silber eine unter 750 Tausendstel Legierung nicht mehr punziert werden durfte, war das deutsche Gesetz (um die Schmuckindustrie zu stärken) bei Schmuckstücken wesentlich freizügiger und schrieb nur bei „Geräten“ eine Feingehaltsuntergrenze vor. Wobei auch zu beachten ist, dass in Österreich-Ungarn die Feingehaltsangabe eine staatliche Amtspunze war, in Deutschland aber die Punzierung in der Hand des Silber- oder Goldschmieds lag und nur sporadisch kontrolliert wurde.



Der langen Rede kurzer Sinn in wenigen Punkten:

Der gezeigte Armreif könnte doch, von der Punzierung her, aus Deutschland stammen (insoweit goldene Schmuckstücke mit 333 Feingehalt nicht auch zusätzlich mit Sonne und Reichkrone gestempelt/punziert werden mussten)

Mit Garantie stammt er aber nicht aus der k.u.k. Monarchie Österreich-Ungarn, da dort nicht mit dreistelliger Nummer punziert wurde, sonder mit ganz anderen Punzbildern)

Sollte er aus Deutschland stammen, ist er eine Fertigung nach 1888, da es davor eine dreistellige Feingehaltsangabe im deutschen Kaiserreich so nicht gab.

Das Meister-/Firmenzeichen stellte eine brennende Wurfgranate dar (ist mir zumindest als Herststellerzeichen unbekannt). Aber vielleicht erkennt es ja ein versierter Kenner der deutschen Herstellerzeichen hier im Forum.


Gruß aus Wien

Dragoner
Ulrich Wehpke
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Ulrich Wehpke

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