Ich möchte gern noch etwas Grundsätzliches anfügen, von dem ich hoffe, dass es zum besseren Verständnis beiträgt.
So steht es jedem frei, selbst aus Altgold die Edelmetalle zurück zu gewinnen und sie am Markt in handelsfähiger Form anzubieten. Das Wort handelsfähig ist hier entscheidend. Da sind neben der Betriebseinrichtung und allen Kosten, die der Geschäftsalltag mit sich bringt, diverse Hürden in Form von Zertifizierungen zu nehmen. Die kosten richtig viel Geld. Ohne sie ist ein internationaler Handel nicht möglich, das heißt, selbst wenn man „wunderschöne“ Feingoldbarren (oder Münzen) hergestellt hat, so fehlt einem möglichen Käufer das Vertrauen in diese Barren. Er musste sie zunächst prüfen - um nicht selbst Gefahr zu laufen, etwas in Umlauf zu bringen, was nicht den gesetzlichen Anforderungen auf nationaler und internationaler Ebene entspricht. Dabei entstehen wiederum Kosten, welche den Erlös aus dem Ankauf schmälern.
Bezogen auf die 10 Gramm 750 wäre es ein unglaublicher Aufwand, der sich selbstverständlich nicht rechnet. Daher werden im Alltag diese winzigen Mengen „gesammelt“, sei es von den wie Pilze aus dem Boden schießenden Altgoldankäufern oder den ansässigen Juwelieren und Goldschmieden. Auch für diese „Sammler“ rechnet es sich nicht, den oben genannten Aufwand zu betreiben und handelsfähiges Gold herzustellen. Ob sie nun wöchentlich ein, zwei Kilo gesammelt haben, monatlich oder jährlich. Dieser Zeitraum jedoch ist für den Verkäufer der 10 Gramm schweren
Kette ein nicht unwesentlicher Faktor! Der Vorteil liegt auf der Hand: wenn der „Sammler“ genau weiß, dass er am Ende der Woche vier Kilo Material zur Scheideanstalt schicken kann, so kann er aus Erfahrung das Risiko eines plötzlichen Kursverfalls ganz anders einstufen, als jemand, der „nur“ alle paar Monate mal etwas zum Scheiden gibt. Darüber hinaus erhält er seinen Aufwand, also das Geld, das er für den Erwerb des Materials ausgegeben hat, viel schneller zurück. Er ist also schneller wieder „flüssig“, sein Geld ist nicht so lange gebunden. Er könnte also etwas mehr für die 10 Gramm bezahlen, als es jemand könnte, der die Risiken und Zinsen aus betriebswirtschaftlicher Sicht höher einschätzen muss.
Das ist die Theorie…
…in der Praxis ergeben sich daraus eine ganze Reihe von Möglichkeiten. Bei einer möglichen Variante könnte sich der „Sammler“ denken „Hey, warum soll ich Geld verschenken? Ich könnte zwar weit über dem normalen Ankaufskurs (marktüblicher, durchschnittlicher Ankaufpreis) an den Verkäufer der 10 Gramm schweren Kette bezahlen – aber warum soll ich nicht meinen Gewinn erhöhen? Ich zahle gerade so viel, dass ich immer der meist Bietende bin.“ Aus wirtschaftlicher Sicht legitim und nicht zu beanstanden. Der Verkäufer der Kette würde das sicher anders sehen – ihm bleibt die Möglichkeit, jemanden zu suchen, der mehr bezahlt. Das ist natürlich mit Lauferei und Mühe verbunden. Er behält seine Kette, womit ihm aber nicht gedient ist, weil er sie ja „zu Geld“ machen möchte. Für ihn ist dieser Markt nur sehr schwer zu durchschauen.
Mancher wird sich gar fühlen, als ob er „über den Tisch gezogen“ würde. Dabei müsste er sich lediglich ein klein wenig mit betriebswirtschaftlichen Belangen auseinandersetzen. Denn dort, wo Kosten anfallen (Altgold verursacht Kosten), müssen sie auch bezahlt werden – entweder von der großen Masse oder vom einzelnen selbst. So gesehen ist das Misstrauen der Altgoldverkaufenden auch ein Stück weit deren eigenes, „hausgemachtes“ Problem.