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Ausbildung zum Goldschmiedemeister

 
Ulrich Wehpke
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Ulrich Wehpke

 ·  #61
Na ich bin ja wirklich gespannt, was aus diesem Gedanken wird! Ich unterstütze das, wenn nötig, auch persönlich.

Was mir allerdings durch den Kopf geht. ist Folgendes: Früher war es ja wohl so, dass die arbeitenden Wandergesellen von den Meistern in Kost und Logie genommen wurden. Auch auf den Wanderstrecken konnten sich die Wandergesellen von Handwerkern gratis verköstigen lassen, für Übernachtungen galt das Gleiche. Dokumentiert wurde alles genauestens, im Wandergesellenbuch. Wurde eine Stelle angetreten, dito.

Wie das nun aber in unserer modernen, urbanen Gesellschaft, mit hoch nobelen Juwelieren, von denen manch einer die Nase so hoch trägt, dass es ihm in die Nasenlöcher reinregnet, wie das funktionieren soll, das weiß ich nicht.

Es wäre jedoch sehr interessant, diese Fragen und die damit verbundenen Notwendigkeiten zu klären. Der Herr Wiegleb, Goldschmiedemeister in Wolfsburg und erster Mann des Zentralverbandes der Goldschmiedeinnungen Deutschlands, sollte hierzu unbedingt gefragt und gehört werden!
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #62
tatze-1
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tatze-1

 ·  #63
Zitat geschrieben von Heinrich Butschal

Ich finde es idiotisch die Zeit zurückdrehen zu wollen.

In manchen Dinge stimme ich Dir da zu.

ABER:

Nicht jede Tradition ist von vornherein schlecht und sollte schnellstmöglich begraben werden. Woher kommen denn die 20jährigen Facharbeiter mit 30 Jahren Berufserfahrung, die immer und überall gesucht werden (und dann nicht eingestellt werden, weil ihr Wissensschatz für die suchende Firma zu teuer ist)? Ich denke, diesen 30 Jahren Berufserfahrung kann man über die Tippelei schneller entgegenkommen als über das Arbeiten in einem einzigen Betrieb (und sei er noch so namhaft) in der selben Zeit, wo man jeden Tag den 08/15-Kram auf den Tisch bekommt und seltenst einmal eine Herausforderung, die einen fachlich weiterbringt (ich denke da u.a. an die Kniffe und Tricks, von denen Uli sprach).

Wir Goldschmiede betonen doch immer ganz stolz, daß wir das älteste und traditionsreichste Gewerk sind, in dem immer noch Arbeitstechniken verwendet werden, wie sie vor Urzeiten angewandt wurden. Warum also sollte es so verwerflich sein, auf Wanderschaft zu gehen, die Welt zu sehen und hier und dort ne Weile zu arbeiten und was dazuzulernen?

Manch einer kommt doch so aus seinem Loch ein Leben lang nicht mehr raus - ich erinnere mich an die Aussage einer Bekannten: "Einmal Ruhrgebiet immer Ruhrgebiet. Mich kriegste hier nicht weg, auch nicht, wenn ich eine noch so gut bezahlte Stelle in Aussicht hätte". Ein anderer Bekannter ist vor 40 Jahren in München geboren und hat seitdem keinen Schritt aus München außer zu Urlaubszwecken rausgetan. Die Angst vor Neuem?

Ist das die Angst davor, für einen kurzen Zeitraum einen Fremden in der Werkstatt zu haben, der nach 1-2 Monaten wieder weiterzieht? Wenn ich das über das normale Bewerbungsverfahren mache und innerhalb von 3 Jahren in 20 Betrieben arbeite, macht sich das schlecht im Lebenslauf, weil sich jeder fragt, was war da los? Wenn diese 20 Betriebe im Zusammenhang mit einer Wanderschaft da drin auftauchen, ist das toll, spannend und aufregend. Verkehrte Welt. Mein Meister hat damals gesagt: Jeder Lehrling ist so gut wie sein Meister. Warum sollte man also nicht noch andere Meister haben und somit besser werden?

Hier in Nürnberg sieht man regelmäßig Wandergesellen der Zimmerleute (ich schließe jetzt mal von der Kluft darauf) durchwandern. Ich denke mal, würde das Tippel-System nicht funktionieren, würden diese Jungs und Mädels das nicht mehr machen. Diese Gesellen werden ordentlich eingestellt und nach Tarif bezahlt. So sieht es die Regel vor. Ist natürlich schwer bei Goldschmieden, nach Tarif zu bezahlen, wo es keinen Tarif gibt.
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #64
Ok, aber warum soll der Wandergeselle auf Handy und moderne Fortbewegungsmittel verzichten?
Und warum muss er dazu eine Kluft tragen?
Und warum soll dann, nach Ulrich, der Meister für Kost und Logis sorgen wenn er, egal ob Tarif oder nicht, dem Wandergesellen von mir aus auf 400 Euro Basis etwas dafür zahlen könnte?
Mario Sarto
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Mario Sarto

 ·  #65
tatze-1
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tatze-1

 ·  #66
Zitat geschrieben von Heinrich Butschal
Ok, aber warum soll der Wandergeselle auf Handy und moderne Fortbewegungsmittel verzichten?

das hat keiner gesagt. Wandergesellen, die nach Australien oder Afrika gekommen sind, werden bestimmt nicht geschwommen sein. Die Wandergesellen hier bewegen sich auch per U-Bahn durch Nürnberg. Ich schätze mal, daß die Fortbewegungsmittel auf ÖPNV beispielsweise beschränkt sind.

Zitat
Und warum muss er dazu eine Kluft tragen?

um als Wandergeselle erkennbar zu sein? Einen Arzt erkennt man ja üblicherweise auch an seinem weißen Kittel, obwohl er ihn normalerweise nicht bräuchte.

Zitat
Und warum soll dann, nach Ulrich, der Meister für Kost und Logis sorgen wenn er, egal ob Tarif oder nicht, dem Wandergesellen von mir aus auf 400 Euro Basis etwas dafür zahlen könnte?

Zum Thema Kost und Logis steht hier in dem Zeitungsartikel was:

http://www.freiepresse.de/LOKA…303893.php

http://de.wikipedia.org/wiki/Wanderschaft#Regeln_und_Brauch
Tilo
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Tilo

 ·  #67
ihr redet aneinander vorbei
Heinrich schätzt durchaus die Erfahrungen, die man in fremden Firmen machen kann

sieht nur den Sinn des Brauchtums darum nicht ein
und ich auch nicht: auch z.B. eine Beschränkung auf ÖPNV finde ich etwas sinnlos, da bin ich pragmatisch

und statt Kost und Logis gibts halt das heutzutage übliche Universaltauschmittel: Geld
tatze-1
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tatze-1

 ·  #68
das mit dem ÖPNV war meine Vermutung gewesen, das muß nicht Fakt sein. Und zum Thema Kost und Logis steht ja eigentlich auch schon ausreichend in den Zeitungsartikeln von Mario und mir.
Tilo
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Tilo

 ·  #69
ja, da sind diese alten Regeln sehr gut erklärt
da ist es ja auch kein Wunder, daß diese Sache ausstirbt bei all den "Schikanen", die der Fortbildung überhaupt nicht nutzen
tatze-1
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tatze-1

 ·  #70
aussterben tut nur was, wenn keiner mehr weiß, daß es das überhaupt gibt. Bei den Zimmerleuten und so habe ich gelesen, daß die Wanderschaft wieder mehr Beliebtheit erfährt. Also kann ich mir nicht vorstellen, daß das so ein Unsinn ist. Was für Schikanen meinst Du?
Tilo
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Tilo

 ·  #71
ich nenn jetzt nur mal die 3, die mir hängengeblieben sind: 50km-Regel, kinderlos und unverheiratet

aber ich werde deshalb nicht diskutieren, ich akzeptiere einfach, daß ich aus etlichen Gründen nicht mehr auf die (traditionelle)Walz darf ;-)
Ulrich Wehpke
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Ulrich Wehpke

 ·  #72
Zitat geschrieben von Heinrich Butschal
Und warum soll dann, nach Ulrich, der Meister für Kost und Logis sorgen wenn er, egal ob Tarif oder nicht, dem Wandergesellen von mir aus auf 400 Euro Basis etwas dafür zahlen könnte?


Falsch wiedergegeben, der Zusammenhang stimmt nicht ganz: Es war die Rede von der Tippelei nach überkommenen Regeln. Ich habe das nur mal auf die heutige Zeit projeziert, um klar zu machen, dass sich die Zeit doch etwas verändert hat. Wir sind also mehr einer Ansicht. :-)
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #73
Ulrich Wehpke
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Ulrich Wehpke

 ·  #74
AlisaVéronique
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AlisaVéronique

 ·  #75
Wow, ich war das WE unterwegs und bin deswegen überrascht und erfreut darüber, was sich hier bis jetzt alles getan hat. Bei mir hat sich allerdings noch nichts getan. Die Handwerkskammer meldet sich erst gar nicht (*grummel*) und für den Tip von tattze-1 hatte ich leider noch keine Zeit...doch wenn ich den Zeitungsartikel, den mir Mario Sarto verlinkt hat, richtig deute, dann hat sich an den Regeln nichts geändert. Und da bin ich dann aus dem traditionellen Wandern raus. Find ich auch schade, aber das verleidet es mir doch schon ziemlich. Schließlich habe ich zu Hause Familie, Freunde und Partner, würde also auf keinen Fall 50 km um meinen Heimatort schlechen wollen und das DREI JAHRE...ohne Handy...und per Anhalter? Vllt bin ich ja irgendwie übermisstrauisch, aber ich fahre doch nicht als junge Frau per Anhalter durch Deutschland!
Nein, so kann man mich nicht ködern.

Ich finde es wirklich toll, das alte Traditionen gepflegt werden und diese finde ich der Erfahrung wegen besonders interessant, aber das macht doch dann wirklich kaum mehr jemand. Ich mach das lieber ohne Bündel und Tracht und Wanderbuch, dafür mit renommierten Firmen, Handy und Auto....ich denke, das funktioniert auch.
Für den Tipp, auch mal etwas anderes zu sehen (Uhrmacherei, Silberschmied...) bin ich wirklich dankbar, so weit habe ich bisher nicht gedacht, aber es stimmt, Erfahrungen aus angegliederten Bereichen sind bestimmt sehr hilfreich.
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