Hallo Stefan
Jetzt bin ich neugierig geworden und hab mal zurückgeblättert. Au Backe Stefan, Du schürfst ja richtig tief!
Natürlich hast Du recht, aber es ist ein - ich möchte fast sagen - kommerzignorantes Ergebnis, was als Resultat fast zwangsläufig hinter derartigen Überlegungen steht. Was Du suchst und provozieren willst, ist die Auseinandersetzung mit den Kindern Deines Geistes. mit Deinen Werken, Gegenständen, die zum Denken anregen sollen. Du willst, dass man über Deine Kunst, über Dich, nachdenkt. Ein Anspruch aller Künstler.
Aber: Dazu brauchst Du aber auch ein gewisses Klientel denn die (nicht mehr all zu junge) Frau, die ein formharmonisches Teil einfach benutzt um sich damit aufzuwerten, die mit diesem Gegenstand ihren sozialen Status und das Einkommen ihres Mannes in den Mittelpunkt des Interesses ihrer Mitmenschen rücken will, die von ihren ersten Krähenfüßen tödlich verletzt ist, dieser Frau steht der Sinn wahrscheinlich eher nach einer, ihre bereits leicht angewelkte Weiblichkeit nicht bemerkenden, oder geschickt übersehenden, charmanten Männerbekanntschaft, zur Restaurierung ihres verletzten Selbstgefühls. Diese Frau wird sich kaum Gedanken machen ob Schmuck bequem oder unbequem ist. Sie sucht wohl eher den heilenden Erfolg in der Gemeinschaft, die Anerkennung als Frau, statt sich mit "unnötigen" Fragen und Problemen zu belasten.
Meiner Ansicht nach kommen für derartige Geistesübungen nur junge Menschen und ganz alte in Betracht. Die Jungen aus Gründen der unbekümmerten Weltsicht, die einer Auseinandersetzung mit dem Thema unbequemer Schmuck nicht im Wege steht. Dazu kommt, dass die Jugend gern provoziert und testet, rumprobiert. Allerdings hat die Jugend kein Geld, und so bleiben als größere Gruppe, wohl nur die Alten. Sie sind es, die das Geld haben und es auch ausgeben können, weil alle Anschaffungen in einem langen Leben bereits getätigt wurden. Sie sind es, die über die freie Kapazität verfügen, um sich mit unbequemen Schmuck auseinander zu setzen. Sie sind es auch, die über das für diese Art von Schmuck erforderliche Selstbewusstsein verfügen. Jedenfalls diejenigen, die intelligent und aktiv den Seniorenstatus erreicht haben.
Wer solchen Schmuck verkaufen will, wird seine Kunden mühsam suchen müssen. Zwar schafft die nachlassende Libido "jede Menge Freizeit", aber nicht jeder alte Mensch verfügt über die wirtschaftlichen Voraussetzungen, über die geistige Unabhängigkeit und ganz einfach über das Interesse an diesen Dingen. - Und manch Einer findet ja auch Granatschmuck schön
Also, es muss nicht immer der Wunsch nach Problemen sein, der zum Kauf eines Schmuckstückes führt, aber es sollte schon die Auseinandersetzung des Schmuckschaffenden mit seinem gewählten Thema spürbar sein. In diesem Bereich geht das ja denn auch noch. Eng wird es bei einer Auftragsarbeit. Hier hat der Goldschmied zu funktionieren und kann nur selten Persönliches einbringen. Und wenn ich an meine Finanzen denke, ist es eigentlich schon wieder egal. :mrgreen:
Lieber Stefan ich lese mir Deine Zeilen noch mal in aller Ruhe durch, ziemlich harte Kost.
Gruß, Ulli