Seit 1965 veranstaltet die Gesellschaft für Goldschmiedekunst e.V. im regelmäßigen Turnus von drei Jahren eine Ausstellung, um auf die aktuellen Tendenzen der internationalen Silberschmiedekunst aufmerksam zu machen. Von Hand geschaffenes, in Silber gefertigtes Gebrauchsgerät wie Kannen, Schalen, Kerzenleuchter, Vasen, Besteck oder freie Objekte soll in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zurückkehren. Es gilt die reizvollen Möglichkeiten der künstlerischen Bearbeitung des Edelmetalls aufzuzeigen.
Dank der Sponsoren – Lions Club Hanau und Fa. Robbe & Berking, Flensburg – konnte auch in diesem Jahr ein internationaler Wettbewerb für junge Nachwuchskünstler und etablierte Silberschmiede, Metallgestalter und Designer veranstaltet werden. In der ganzen Welt fand die Ausschreibung große Resonanz, insgesamt beteiligten sich 158 Künstler mit über 200 Arbeiten aus 20 Ländern am Wettbewerb. Neben vielen Einsendungen aus Deutschland und Europa kamen Exponate aus Australien, Japan, Kanada, Neuseeland, Südkorea, Taiwan und den Vereinigten Staaten von Amerika. Die fachkundige Jury – Dr. Stephan Demmrich, Dr. Rüdiger Joppien, Beate Leonards – wählte 83 Teilnehmer für die Ausstellungstournee aus.
Der Robbe & Berking Hauptpreis wurde Astrid Keller in Bremen und Nilton Cunha in Halle, Belgien, zuerkannt. Astrid Keller verwendet bei ihren kleinen Vasen weißes und geschwärztes Silber, der eigentliche Gefäßkörper entsteht durch das Verformen des aus unregelmäßigen, engen Faltungen bestehenden Silberblechs. Bei Nilton Cunhas Schalenobjekt The Four Winds spielt das hohe technische Können eine große Rolle, die geradezu minimalistisch gestalteten Gefäße leben nicht zuletzt auch von dem reizvollen Spiel mit Licht und Schatten.
Der 1. Lions Club Hanau Nachwuchsförderpreis geht an Ja-Kyung Shin, Akademie der Bildenden Künste Nürnberg. Die junge Künstlerin bedient sich bei ihrer „hochbeinigen“ Schale Reunion einer Sammlung alter Löffel, die sie durch geschickte Anordnung zum eigentlichen Gefäß zusammenfügt. An der Oberfläche ist das Auflösen der Versilberung zu erkennen, die „Abnutzungsspuren“ der Zeit bleiben stehen.
Der 2. Lions Club Hanau Nachwuchsförderpreis wurde Dong-Hyun Kim, Südkorea, zuerkannt. Die Jury war von der guten handwerklichen Leistung überzeugt, die sich vor allem in der Bewältigung der schwungvollen und dynamischen Form zeigt. Die kannelierte Gestaltung des Gefäßkörpers verleiht der Arbeit eine betont skulpturale Anmutung, die sanft mattierte Oberfläche überzeugt durch ihren haptischen Reiz.
Stefan Strube, Hannover, ehemaliger Absolvent der HAWK Hildesheim, erhält den 3. Lions Club Hanau Nachwuchsförderpreis. Mit seinen Trinkgefäßen aus Beton und Silber hat der Künstler eine ungewöhnliche Materialkombination gewählt, die im Gebrauchsgerät selten anzutreffen ist. Es wird mit der Verfremdung des Papp- oder Plastikbechers gespielt und eine ganz neue ästhetische Qualität erzeugt.
Bei den eingereichten Schalen fallen vor allem die weit ausladenden Objekte von Andreas Decker, Diekholzen und Else Nicolai Hansen, Kopenhagen auf. Eva Reidel, Obergangkofen, widmet sich in ihrem jüdischen Kultgerät, Schale und Krug, der sehr zeitaufwendigen Technik des Ziselierens, die es der Künstlerin erlaubt, mit relativ dünnem Silberblech zu arbeiten, da den Gefäßen die notwendige Stabilität durch die Bearbeitung des Metalls verliehen wird. Beim Besteck besticht das fünfteilige Fischbesteck von Wilfried Moll, Hamburg, spielerische Tischobjekte sind Löffel und Gabel von Mirjam Hiller, Potsdam sowie die Messer-Gabel-Löffel Gruppe von Hui Ru Pan, Taiwan. Zum Thema Becher haben sich Johannes Borst, Nürnberg, Kerstin Becker, München und Katja Höltermann, Nürnberg neue Ideen einfallen lassen.
Gerd Rothmann, München, verleiht seinem Kerzenleuchter Paar durch den Handabdruck am Schaft eine klare Zuordnung „männlich – weiblich“. Auch Thomas Schleede, Hamburg, signalisiert bei seinem Leuchterpaar Kleiner Jan und Stehende Öse die Zusammengehörigkeit der beiden Kerzenhalter. Bei dem derzeitigen Star der Silberschmiedeszene, Hiroshi Suzuki, Tokyo/London, steht das Spiel mit dem Material absolut im Vordergrund. Der Künstler versteht Silber als ein Medium, das ihm erlaubt seine Kreativität auszudrücken. Die großen Gefäße entstehen ohne Entwürfe oder Modelle, die direkte Auseinandersetzung mit dem Metall fordert den Künstler heraus.
Die 16. Silbertriennale beweist, dass das Silberschmiedehandwerk nach wie vor auf der ganzen Welt lebendig ist und junge Metallgestalter und Silberschmiede die Herausforderung annehmen, sich mit dem Material auseinanderzusetzen.
Zur Ausstellung erscheint bei ARNOLDSCHE Art Publishers, Stuttgart, eine begleitende Publikation mit allen in der Ausstellung vertretenen Künstlern und Künstlerinnen.
Im Anschluss an die Präsentation im Deutschen Goldschmiedehaus Hanau (04.11.2010 bis 03.02.2011) werden die Ergebnisse des Wettbewerbs auf der Messe Ambiente in Frankfurt (11.02. – 15.02.2011) zu sehen sein, bevor sie dann in vier weiteren Museen Station machen: Museum Kunstgewerbesammlung Huelsmann in Bielefeld (03.03.-12.06.2011), dem Zilver- museum Sterckshof in Antwerpen (01.07.-28.08.2011), dem KreisMuseum Zons, Dormagen (09.09.-13.11.2011) sowie Wasserschloss Klaffenbach/Chemnitz (26.11.-15.01.2012).
www.museen-hanau.de