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Schmuck und Accessoires der zwanziger Jahre


Art Déco

Sonderausstellung im Schmuckmuseum Pforzheim
20. September 2008 bis 11. Januar 2009, Eröffnung 19. September, 19 Uhr
Der Zeitgeist der zwanziger Jahre brachte zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts ein extravagantes Schmuckdesign hervor, das die Identität der emanzipierten Frau unter-strich. Strenges Raffinement und eine reduzierte Formensprache waren der neue Impe-rativ. In der Ausstellung „Art Déco“ im Schmuckmuseum Pforzheim sind von 20. Sep-tember 2008 bis 11. Januar 2009 Schmuck und Accessoires dieser Zeit zu sehen.

Großer Beliebtheit erfreuten sich dekorative Gestaltungselemente aus Ägypten, Japan oder China und dort typische Materialien. Die großen Juweliere in Frankreich wie Bou-cheron, Cartier und Chaumet kombinierten Saphir, Smaragd und Amethyst mit mattier-tem Bergkristall, setzten, an das alte Ägypten erinnernd, farbige Steine wie Karneol o-der Lapislazuli in Szene oder kreierten Schmuckstücke in geometrischen Formen, die mit weißen Diamanten ausgefasst waren. Japanischer Lack und Email, oft in Kombina-tion mit Diamanten, waren typisch für Accessoires wie Dosen und Minaudièren. Zugleich wurde Modeschmuck salonfähig, denn nach den Kriegsjahren bewegte der Wunsch nach einem Hauch von Luxus alle Schichten. Die Ausstellung, die im Rahmen des Zwanziger-Jahre-Kulturfestivals der Stadt Pforzheim stattfindet, zeigt Juwelen-schmuck, Accessoires und Modeschmuck des Art Déco aus Frankreich und Deutsch-land.
In Frankreich, dem Zentrum dieser Stilrichtung, war das 1858 gegründete Haus Bouche-ron vor allem für seine neuen Materialkombinationen bekannt. Charakteristisch an den Kreationen sind die betörende Couleur und die blumige Formgebung. „Zu den Stücken, die Louis Boucheron berühmt machten, gehörten Ketten, diamantbesetzte Broschen und Colliers mit wertvollen Steinen“, schreibt Christianne Weber-Stöber in „Art-Déco-Schmuck“. Zur Kollektion gehörten zudem Accessoires wie Zigarettenspitzen oder Pu-derdosen mit Eierschalendekor.
Die herausragenden Stücke der 1920er und 30er Jahre von Cartier, einem der „Könige der Juweliere“, brachten dem Haus internationales Ansehen ein, nicht zuletzt wegen der hervorragenden Entwerfer dieser Zeit. Beispielsweise ließ sich Charles Jacqeau des öf-teren von Originalen fremdländischer Kulturen im Louvre inspirieren: „Der indisch-persischen Miniatur entnahm er stilisierte Pflanzenmotive, dem Persischen Teppich das zentrale Medaillon“, erläutert Weber-Stöber in ihrem Beitrag zum Ausstellungskatalog.
Neben diesen Kreationen aus kostbaren Juwelen war Modeschmuck ein Phänomen der Zeit. Zum einen war er auf der Exposition Internationale 1925 in großem Rahmen prä-sentiert worden. Zum anderen wurde er dadurch gesellschaftsfähig, dass die Pariser Modeschöpferin Coco Chanel den passenden „künstlichen Schmuck“ zu ihren Kollekti-onen entwarf und in ihren Kreisen einführte. Infolgedessen kamen Diamantimitate und Glasperlen oder aber Aluminium, Bakelit und Markasit, Galalith oder Tombak auf den Markt.
In Deutschland haben die Schmuckkunst der kurzen Epoche zwischen den beiden Welt-kriegen vor allem einzelne Goldschmiede-Persönlichkeiten geprägt, darunter Elisabeth Treskow, Theodor Wende und Herbert Zeitner. Ein entscheidender Schritt auf dem Weg zu einer neuen Formbildung wurde mit der Gründung des Bauhauses im Jahr 1919 ge-tan. Zwar stand die Schmuckarbeit dort eher im Hintergrund, doch bildet der in Kiew geborene Goldschmied Naum Slutzky eine Ausnahme. Er entwarf geometrisierende Schmuckstücke aus wenig aufwendigem Material wie Silber, Chromstahlblech, Quarzen oder Perlmutt.
Neben individuell künstlerisch tätigen Goldschmieden leisteten auch manche größeren Werkstätten und Schmuckfabriken, die Modeschmuck herstellten, einen wesentlichen Beitrag. Dazu zählt die zunächst als Uhrenkettenfabrik gegründete Firma Jakob Bengel aus Idar-Oberstein. Dort entstanden unzählige Varianten mondäner Ketten, vielfach aus Chrom und Kunststoff. In Pforzheim machte die Firma Gustav Braendle, Th. Fahrner Nachfolger Furore. Braendle wandte sich gezielt an einen Kundenkreis, der ein dem Zeitgeist entsprechendes Schmuckstück erwerben wollte, ohne dafür allzu viel Geld ausgeben zu müssen. Seine Firma, die sich immer wieder über die neuen Tendenzen in-formierte, bewies, dass guter Schmuck auch in Serienproduktion hergestellt werden kann. So traf er genau die Bedürfnisse der Gesellschaft, die mehr und mehr auf serielle Fertigung setzte, ohne Abstriche bei der Gestaltung machen zu wollen.
Namensgebend für den Art-Déco-Stil, der die Zeit von 1918 bis 1940 umfasste, war die „Exposition Internationale des Arts Décoratifs et Industriels Modernes“ 1925 in Paris. Eigentlich für das Jahr 1915 geplant, verzögerte sie sich aufgrund des Ersten Weltkrie-ges. Nach dieser Zäsur wurde damals zum ersten Mal wieder in großem Rahmen und in internationalem Umfeld ausgestellt. Die Stilmerkmale des Art Déco durchdrangen alle denkbaren Bereiche, von der Architektur bis zur angewandten Kunst. Sie prägten Mö-belkreationen, Automobildesign, elektrische Geräte, Parfumflakons, Bucheinbände, Filmplakate und eben Schmuck. Präsident für die Abteilung Schmuck auf der Weltaus-stellung war Georges Fouquet. Er forderte einfache Linien und den Verzicht auf Effekt-hascherei und Zierrat. Zuvor beliebte reiche Verzierungen wurden als antiquiert und unmodern verworfen, die Merkmale des Jugendstils stießen auf Ablehnung. Eine neue, vermeintlich bessere Epoche war angebrochen, und als Voraussetzung für den Fort-schritt wollte man das Vergangene überwinden.
Zur Ausstellung erscheint bei der Arnoldschen Verlagsanstalt Stuttgart ein Katalog, der für 39,80 Euro im Museumsshop und im Buchhandel erhältlich ist sowie im Museum bestellt werden kann.

Veranstaltungsprogramm

Donnerstag, 25. September
„Skandalumwittert und revolutionär – die Pariser Cafés Littéraires“
19 Uhr Führung durch die Ausstellung Art Déco
20 Uhr Vortrag von Regine Wernicke, Kunst- und Kulturwissenschaftlerin,
Autorin und ehemalige Mitarbeiterin der Akademie der Künste in Berlin
Veranstaltung in Kooperation mit der VHS Pforzheim
Eintritt Vortrag oder Führung jeweils 7 €, ermäßigt 5,50 €
Kombikarte Vortrag und Führung 10 €, ermäßigt 8 €

Samstag, 18. Oktober, 19 Uhr
Salonabend im Schmuckmuseum Pforzheim
mit Schlagern aus der Ufa-Zeit vom Ensemble Sentimental – Foxtrott, Tango, Walzer, ei-ner Führung durch die Ausstellung und Buffet vom Café im Schmuckmuseum
12 €, ermäßigt 10 €, zzgl. Buffet

Freitag, 14. November, 19 Uhr
Soirée „Von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt – Frauen der 20er Jahre zwischen Federboa und Frauenwahlrecht“
• Aufbruch in die Moderne – Frauen fordern gleiche Rechte! Einführung der Gleichstel-lungsbeauftragten der Stadt Pforzheim Barbara Jeske
• Neue Frauenbilder in Kunst und Gesellschaft – multimedialer Vortrag von Kunsthisto-rikerin Regina Fischer
• Führung durch die Ausstellung Art Déco mit Kunsthistorikerin Regina Fischer
• Freche Lieder der zwanziger Jahre mit Asgard & Akkordeon
Veranstaltung in Kooperation mit der Leitstelle zur Gleichstellung von Frauen und Män-nern der Stadt Pforzheim
Eintritt frei

Öffentliche Führungen (7 €, ermäßigt 5,50 €)
Sonntag, 21. September, 15 Uhr
Zwei in einem – Kombiführung durch die Ausstellung „Art Déco“ und „Mein Freund Pechstein. Die Sammlung Walter Minnich“
Sonntag 5. Oktober, 15 Uhr
Zwei in einem – Kombiführung durch die Ausstellung „Art Déco“ und „Variationen über das schwarze Quadrat“ vom Kunstverein Pforzheim 
Sonntag, 14. Dezember 2008 und 4. Januar 2009, 15 Uhr
Die goldenen Zwanziger – Schmuck des Art Déco

Für Kinder (mit Unterstützung des Museumsfördervereins ISSP)
Freitag, 14. November, 14:30 bis 16:30 Uhr
Glitzerschmuck für Glamour-Girls – Workshop & Führung, 10 €  inkl. Material
Mittwoch, 29. Oktober 2008 und 7. Januar 2009, 15 Uhr
Führungen für Kinder und Jugendliche, gratis

Individuelle Gruppenführungen auf Anfrage unter 07231/39-2126
 
„Goldene Zwanziger“ – Wochenendspecial
(19. September 2008 bis 11. Januar 2009)
Art Decó, Max Pechstein, Joachim Ringelnatz, Rudolf Schlichter, Robert Kreis – die Goldenen Zwanziger beim 20er-Jahre-Kulturfestival in der
„Goldstadt“ erleben.

Leistungen:
- 1 Übernachtung inkl. Frühstück
- Eintritt Schmuckmuseum Pforzheim
- Eintritt Ausstellung „Art Decó“ im Schmuckmuseum Pforzheim
- Pforzheim-Festival-Infopaket

Preis (*regulärer Zimmerpreis um 20% ermäßigt):
Parkhotel Pforzheim****
Komfortzimmer
EZ € *79,-
DZ € *55,- p. P.

Hotel Residenz***
EZ € *53,-
DZ € *36,- p. P.

Termine:
19. September 2008 – 11. Januar 2009, auf Anfrage
Anreise: Samstag (Verlängerungsnacht Freitag oder Sonntag auf Anfrage)

Info & Buchung:
www.schmuckmuseum-pforzheim.de

Archivbeitrag 23.09.2008
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