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Hand und Maschine - Pforzheimer Jugendstilschmuck


Foto: Rüdiger Flöter

Schmuckmuseum Pforzheim

Um 1900, zur Zeit des Jugendstils, wurde Pforzheim weltweites Zentrum der modernen seriellen Schmuckherstellung auf der Grundlage von Hand- und Maschinenarbeit. Wie man arbeitete und was die einzelnen Verfahrensabläufe kennzeichnete, kurz die technik-historische Rekonstruktion des Schmucks dieser Zeit steht im Mittelpunkt der Ausstel-lung „Hand und Maschine“, die zudem ausgewählte Exponate aus der Sammlung des Schmuckmuseums zeigt. Die Schau ist in Kooperation mit der Abteilung Manufakturelle Schmuckproduktion des Deutschen Technikmuseums Berlin und der Arbeitsgruppe „Schmuck verbindet“ entstanden und von 28. November 2008 bis 11. Januar 2009 im Schmuckmuseum Pforzheim zu sehen.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren in Pforzheim über 30.000 hochqualifizierte Fach-kräfte in der seriellen Schmuckproduktion tätig. Dazu gehörten damals 55 Berufsfelder mit speziellem Erfahrungswissen, von dem im Lauf der Zeit vieles in Vergessenheit gera-ten ist. Spezielle Arbeitsweisen wie Modellgoldschmieden, Sandgießen, Stahlgravieren, Hohlprägen, Zurichten und Emaillieren werden in der Ausstellung in einer umfangrei-chen Filmdokumentation präsentiert. „Grundlegende Voraussetzung für das Gelingen dieser Rekonstruktionen war von Anfang an die enge ehrenamtliche Zusammenarbeit mit Fachleuten aus den spezialisierten Berufsfeldern der Pforzheimer Schmuckproduktion“, betont Dr. Gabriele Wohlauf vom Deutschen Technikmuseum Berlin. Im nahe gelegenen Technischen Museum der Pforzheimer Schmuck- und Uhrenindustrie können die Besu-cher zudem einige der Abläufe bei Vorführungen an Maschinen nachvollziehen.
Pforzheim hatte damals mit seinen Künstlern und Professoren an der großherzoglichen Kunstgewerbeschule die führende Stellung in Bezug auf Schmuckentwürfe für die seriel-le Fertigung inne. „Wichtigster Vertreter dieser ‚Pforzheimer Schule’ war Georg Klee-mann“, erläutern Dr. Gabriele Wohlauf vom Deutschen Technikmuseum Berlin und Dr. Anne-Barbara Knerr vom Victor-Mayer-Archiv. „Er war einer der vielseitigsten Schmuckkünstler seiner Zeit, der alle Strömungen des Jugendstils beherrschte.“ Mit sei-nen Kollegen Fritz Wolber, Julius Müller- Salem, Adolf Sautter, Bert Joho, Emil Riester, Rudolf Rücklin, und Otto Zahn setzte er Maßstäbe in Sachen Ausbildung, vor allem in den Fächern Entwurf und Technik, die sich in zahlreichen qualitätsvollen Schmuckstü-cken niederschlugen. Auf den Weltausstellungen in Paris 1900 und St. Louis 1904 fand der Pforzheimer Jugendstilschmuck höchste Anerkennung. So gingen von der badischen Stadt Verbindungen in die ganze Welt hinaus – nach Paris, New York, Hongkong oder St. Petersburg.
Pforzheimer Firmen um 1900 waren beispielsweise Bohnenberger & Böhmler, Gebr. Falk, Louis Kuppenheim, Levinger & Bissinger, Lauer & Wiedmann, Rodi & Wieden-berger, Victor Mayer, Otto Zahn, F. Zerrenner oder Theodor Fahrner. Dieser Pionier sei-ner Zeit machte sich einen Namen mit dem ersten seriell gefertigten Künstler-Schmuck als Markenschmuck, für den das Design unter anderem von Künstlern der Mathildenhöhe in Darmstadt stammte. Mit dem Jugendstilschmuck und seinem weltweiten Absatz erfolgte eine „Demokratisierung des Luxus“, die breiten Bevölkerungsschichten einen Zugang zu seriell gefertigtem Qualitätsschmuck ermöglichte. Wer es sich leisten konnte, trug den Schmuck, der ihm gefiel.

Vom 22. Februar bis 15. Juni 2008 war die Ausstellung bereits im Bröhan-Museum zu sehen, dem Landesmuseum für Jugendstil, Art Déco und Funktionalismus in Berlin. Nach der Station in Pforzheim wird sie vom 6. September bis 15.November 2009 im Gold-schmiedehaus in Hanau präsentiert.
 
Öffentliche Führungen durch „Hand und Maschine“

Donnerstags, 11. und 18. Dezember, 8. Januar, 15 bis 17 Uhr
Dienstag, 30. Dezember, 15 bis 17 Uhr
Sonntags, 30. November, 7., 14. 21. und 28. Dezember, 4. und 11. Januar, 11 bis 13 Uhr

5 €, ermäßigt 3,50 €

Finissage
Freitag, 9. Januar, 16 bis 18 Uhr

Materialien zur Ausstellung
Film „Schmuck für alle – Jugendstilschmuck aus Pforzheim“, Dr. Gabriele Wohlauf/Ernst Meyer, 2008, 50 min, DVD, dt., engl. Untertitel, (Hg. Deutsches Technikmuseum Ber-lin/AG „Schmuck verbindet“), 15 €, erhältlich im Museumsshop

Kuratoren der Ausstellung
Dr. Gabriele Wohlauf, Deutsches Technikmuseum Berlin, in Zusammenarbeit mit der AG „Schmuck verbindet“ und der  Leiterin des Schmuckmuseums Pforzheim, Cornelie Holzach
Für inhaltliche Rückfragen an Dr. Gabriele Wohlauf: wohlauf@dtmb.de
Dauerausstellung „Manufakturelle Schmuckproduktion“ im Deutschen Technikmuseum Berlin unter www.dtmb.de/Rundgang/index.html

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Öffnungszeiten des Schmuckmuseums Pforzheim Di bis So und feiertags 10 bis 17 Uhr (außer Hl. Abend und Silvester) • Eintritt 3,00 €, ermäßigt 1,50 €, bis 14 Jahre frei, Gruppenführungen auf Anfrage • Öffent-liche Führung sonntags 15 Uhr, 5 €, ermäßigt 3,50 € • Mitglied beim Oberrheinischen Museumspass • Part-ner von Kulturland Baden-Württemberg • Medienpartner des Schmuckmuseums sind die Pforzheimer Zei-tung und der SWR2 RadioClub • Weitere Informationen unter www.schmuckmuseum.de

Archivbeitrag 04.11.2008
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