Seit Oktober 2007 besteht die Schmuckgalerie purador als Plattform für außergewöhnlichen und handgefertigten Schmuck von Goldschmieden und Schmuckdesignern im Internet. Wir haben die beiden Macher besucht, um ein bisschen mehr über die Idee und deren Umsetzung zu erfahren.
Es gibt eigentlich nichts, was es nicht gibt im Internet. So sollte man meinen. Allerdings ist, wer sich für schönen und handwerklich hergestellten Schmuck interessiert, bis vor kurzem dennoch nicht fündig geworden. „Es gibt zahlreiche Anbieter von im Ausland industriell hergestelltem Schmuck, aber weder deren Aufmachung noch deren Angebot waren das, was mich ansprach. Auf der anderen Seite existieren die eher als Visitenkarten dienenden Homepages einzelner Gestalter und ein paar Plattformen für Handwerkskunst, die unkonventionell sind, aber nicht auf den gehobenen Geschmack ausgerichtet. Ich konnte hochwertige Fotoeditionen online erwerben oder maßgefertigte Möbel, aber keinen Schmuck,“ so die Inhaberin von purador, Ulrike Moser. Sie suchte nach einem professionellen Webshop mit individuellen und wertvollen Schmuckstücken, auch nach Luxus und Exklusivität. Und da war nichts. Also haben sie und ihr Partner, Thomas Reinartz, kurzerhand selbst die Initiative ergriffen, damit das nicht so bleibt.
purador Pergamentkette
Im April 2007 begann die Recherche auf der Baselworld. Nach dem Besuch dort und der weiteren Suche vor allem im Internet war klar, dass die Gestalter vom Design Podium der inhorgenta Ausgangspunkt der Aktivitäten sein würden. Dabei kam dem Projekt der Standort Düsseldorf zugute. Dort tummeln sich so viele Schmuckdesigner wie kaum in einer anderen deutschen Stadt. Die Fachhochschule mit ihrem renommierten Studiengang bildet seit Jahrzehnten hervorragende Gestalter aus, und zahlreiche Absolventen sind danach in der Stadt hängen geblieben, die wegen ihrer Modelabels und -messen ein günstiges Pflaster für alles Schöne und Exklusive ist. Darüber hinaus war mit Friedrich Becker, dem „Erfinder“ des kinetischen Schmucks, einer der wegweisenden Schmuckdesigner Deutschlands hier ansässig. Das Unternehmen, welches seinen Namen trägt, ist nach wie vor eine bedeutende Größe in der Stadt und bildet hervorragende Fachleute aus.
Schnell nahm die Idee inhaltlich Formen an: „Wir wollen Stücke präsentieren, wie man sie in einer gut sortierten Galerie für zeitgenössischen Schmuck findet. Wir sind weder Vollsortimenter (vulgo Kaufhaus) noch Juwelier mit klassischem Angebot. Unsere Zielgruppe ist die der gut verdienenden Erwerbstätigen sowie deren Partner, gleich ob Mann oder Frau, sowie die mode- und qualitätsbewusste jüngere Kundschaft, die sich hin und wieder etwas Besonderes leistet. purador-Kunden haben exklusiven und sicheren Geschmack und können Preise bis in den vierstelligen Bereich hinein ohne Zögern ausgeben. Sie haben Erfahrung mit dem Einkauf in Internet. Ihre bevorzugte Mode finden sie im gehobenen Einzelhandel, aber auch bei kleinen Designern abseits der großen Einkaufsstraßen.“ Die Inhaber haben darüber dann mit den ersten Schmuckdesignern gesprochen, zunächst ganz vorsichtig, denn sie wussten nicht, ob sie überhaupt ernst genommen würden mit ihrer Idee. Während dieser Gespräche ist ihnen, die beide aus der IT-Branche stammen, erst so richtig klar geworden, „wie weit weg die meisten Schmuckleute vom Internet leben und denken“. Also war es nicht überraschend, dass aus dem Inneren der Branche die Öffnung hin zum mittlerweile etablierten Internetbusiness nicht gekommen war.
purador Kinetik
Von Anfang an war klar, dass purador nur Kleinserien anbieten würde, und dass es den Wünschen einer anspruchsvollen Klientel ein Konzept bieten musste, welches die Preisgestaltung rechtfertigt. Denn ebenso klar war, dass diese zu der eines klassischen Ladengeschäfts vergleichbar sein würde. purador versteht sich nicht als Wettbewerber über den Preis, vielmehr als Ansprechpartner für Kunden, die entweder grundsätzlich wenig Zeit haben, die kein adäquates Geschäft in ihrer Nähe finden, oder die die Schwelle zu einer exklusiven Galerie nicht so leicht überschreiten. Die bei purador erhältlichen Kollektionen sind exklusiv für den Shop entworfen und gefertigt, tragen dabei immer die unverwechselbare Handschrift des jeweiligen Designers. Mit dieser Exklusivität und der Beschränkung auf Editionen von 25 bis maximal 100 Stücken geben die Inhaber von purador ihren Kunden das Versprechen, dass die Trägerin oder der Träger ihr Juwel beim nächsten Event nicht nochmal sieht. Das Internet hat zwar einen hohen Verbreitungsgrad, das muss aber nicht gleichbedeutend mit anonymer Massenware sein. Apropos Anonymität. Ein ebenso gern gehörtes Vorurteil gegenüber dem Internet ist die fehlende persönliche Note, weil sie bei dieser Art von Verkauf nicht transportiert werden könne. Ulrike Moser und Thomas Reinartz haben daher die Schmuckdesigner in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit gerückt. Folglich werden nicht nur die Schmuckstücke präsentiert sondern auch Kopf und Hand hinter diesen. Ein Portrait über die Designer mit ihrem Lebenslauf und einem Überblick über das, wofür sie stehen und was sie erreicht haben, ist wesentlicher Bestandteil der Aufmachung. Die beiden Macher haben viel Spaß bei der Arbeit mit den Goldschmieden und diesen sollen auch die Kunden spüren.
Die Macher von purador
Ulrike Moser u. Thomas Reinartz
Und wie ging's dann weiter? Die beiden Unternehmer, die auch privat ein Paar sind, wollten unbedingt mit dem Weihnachtsgeschäft 2007 die erste Bewährungsprobe absolvieren. „Wissen Sie, uns war wichtig, dass wir einen Startpunkt noch in 2007 setzen konnten, denn um in der großen weiten Netzwelt bekannt zu werden, braucht es entweder ein millionenschweres Werbebudget oder Zeit. Ersteres haben wir nicht, also mussten wir die Zeit für uns arbeiten lassen.“ Das Ziel, mit ca. zehn Designern zu starten, haben die beiden dann auch fast geschafft. Als der neunte Vertrag unter Dach und Fach war, muss ihnen schon ein Stein vom Herzen gefallen sein. „Ja, davon können Sie ausgehen! Jede zweite Kontaktaufnahme führt letztlich zu einer Zusammenarbeit. Es spielen viele Faktoren eine Rolle. Am wichtigsten aber ist, dass die Chemie stimmt. Die Schmuckgestalter mussten uns vertrauen, dass wir unsere Idee auch umsetzen würden. Und wir ihnen, dass sie neben der Kollektionsentwicklung auch weitere wesentliche Kriterien erfüllen würden.“ Beispielsweise ist das Geschäft über das Internet auf absolut verlässliche Lieferzeiten angewiesen, denn diese müssen schon vor der Bestellung verbindlich angegeben werden. „Ohne das Vertrauen unserer neun ersten Schmuckdesigner wäre die Eröffnung im Oktober nicht möglich gewesen. Wir haben nämlich erst im Sommer den Auftrag für den Entwurf des Auftritts erteilt. Also konnten wir vorab nicht viel verraten.“ Alle Aktivitäten waren auf den Eröffnungstermin abgestimmt. Egal ob die Kreditverhandlungen, die Suche nach den geeigneten Anbietern für die Bezahlverfahren, die Verpackungen oder nach dem Fotografen. Überhaupt konnten sich die beiden nicht über Langeweile beklagen. Die Umsetzung der Seite haben sie komplett in Eigenregie gemacht. „Das ist unser - früheres - Kerngeschäft,“ so Thomas Reinartz. „Nicht unwesentlich gereizt an diesem Projekt hat mich durchaus, dass ich die Ergebnisse der eigenen Arbeit wieder mehr anfassen kann.“
Innerhalb eines halben Jahres haben die beiden purador von der Idee bis zum funktionierenden Unternehmen entwickelt. Am 15. Oktober war dann alles fertig und live. Wir finden, es hat sich gelohnt. Mit viel Engagement und Herzblut haben die beiden Macher eine Plattform geschaffen, wie es sie bisher im Internet nicht gab. Seitdem arbeiten sie am Ausbau. Gerade haben sie weitere vier Designer und deren Kollektionen aufgenommen und planen sehr konkret schon die nächste Erweiterung. Und warum heißt das Ganze nun „purador“? Nun, es ist eine Schöpfung aus dem Wortstamm für „rein“ der romanischen Sprachen und dem französischen Genitiv für Gold, d'or. Das Edelmetall ist und bleibt Hauptwerkstoff der purador-Kollektionen.
Weitere Informationen gibt es direkt bei www.purador.de
Archivbeitrag 08.09.2011