Die Befestigung von Edelsteinen wird auf verschiedene Weisen vorgenommen. Der Ausdruck, der durch die Art der Fassung dem Schmuckstück bzw. dem Stein verliehen wird, ist in jedem Fall typisch. Meistens wird schon beim Designkonzept eines Schmuckstückes entschieden, auf welche Weise der Stein später gefasst werden soll. Wichtige Kriterien bei der Auswahl der Fassungsart sind neben dem eigentlichen Entwurf des Schmuckstückes und dem persönlichen Geschmack auch verschiedene Fakten wie die Schliffart des Steines, ob dieser durchsichtig ist, seine Größe, Härte und auch die Gesamtanzahl der Steine sowie eventuelle Einschlüsse und Rundistenfehler.
Bei der Chatonfassung wird der zu fassende Stein entweder von Metallkrappen gehalten, welche vom Goldschmied selbst aus einer konisch geformten Zarge herausgesägt und anschließend gefeilt wurden oder man verwendet industriell gefertigte "Chatons", die in allen möglichen Formen bezogen werden können. Durch Andrücken der Krappen an die Rundiste wird der Stein festgemacht. Das Aufstechen der Auflagefläche erfordert vom Goldschmied größte Sorgfalt und Übung, damit beim Andrücken keine einzelnen Krappen ausbrechen und die Fassung somit unbrauchbar wäre. Am schnellsten und sichersten stellt man die Auflage für die Rundiste des Steines her, indem man dieselbe, noch bevor die Fassung gebogen wird, an dem flachen Stück Galerie durch Anfeilen der Auflage mit der Dreikantfeile auf einmal gleichmäßig bewirkt. Nach dem Anfeilen der Auflage biegt und lötet man die Fassung fertig. Anschließend werden beim Fassen mit dem Andrücker oder mit dem Bockfuß die Krappen fest über den Stein gedrückt. Der Goldschmied oder Fasser muss erst einen Krappen an der einen Seite umlegen, dann den der gegenüberliegenden Seite. Darauf kann man die restlichen, nachdem man sich davon überzeugt hat, dass der Stein gerade sitzt, der Reihe nach fest andrücken. Nun werden die umgelegten Krappen mit dem flachen Glanzstichel abgedeckt, d.h. von beiden Seiten schräg nach vorn spitz abgestochen. Man sollte stets darauf achten, vom Krappen nach vorn über den Stein zu stechen und niemals aber von der Spitze abwärts, wobei man beachten muss, dass man den Stein nicht beschädigt. Zudem sollte man immer beachten dass jeder Stein seine eigene bestimmte Schliffform hat und somit vor allen Dingen die von der Tafel seitwärts nach der Rundiste gehenden Facettenspitzen beobachtet werden müssen. Hat man nämlich eine Fassung mit einer ungeraden Krappenzahl, beispielsweise fünf, sieben oder neun Krappen dann muss auf der einen Seite der Fassung die Mittelfacette des Steines direkt auf einen Krappen stoßen, die genau gegenüberliegende Facette des gleichen Steines dagegen in der Mitte der gegenüberliegenden Facette des gleichen Steines dagegen in der Mitte der gegenüberliegenden zwei Krappen stehen. Bei Fassungen mit gerader Krappenzahl, beispielsweise vier, sechs oder acht, müssen die gegenüberliegenden Steinfacettenspitzen auch direkt auf die sich gegenüberliegenden Krappen stoßen. Je nach Steinsorte kann man es aber auch so einrichten, dass sie je zwischen diese Krappen fallen. Sind die Steine in irgend einer Form fehlerhaft bzw. gibt es ausgesprungene Stellen, Risse im Steininnern oder Flecken, dann sollte man möglichst darauf achten, solche Fehlerstellen durch das entsprechende Ausrichten der Krappen zu verdecken.
Die Zargenfassung hält den Stein in einer gerade oder konisch montierten Zarge fest. Entweder ist diese fest aufgelötet oder aber "aufgesteckt", d.h.mit einem Röhrchen versehen, das nach dem Fassen des gesamten Stückes eingelötet bzw. angelasert wird, um den Stein nicht zu beschädigen. In die aufgelötete Zarge wird der Stein gut eingepasst, damit er auf dem Boden gut aufsitzt. Nachdem der Stein gerichtet ist, wird nach Überdrücken des Randes an einzelnen gegenüberliegenden Punkten der ganze Rand über die Rundiste gelegt und mit Hilfe des Flachstichels glatt geschnitten. Außer der glatt verriebenen Zarge kann der Goldschmied oder Fasser auch eine solche in Bogen fassen. Hierbei darf nur wenig überstehen und nicht zu stark im Blech gehalten sein. Die Bogen werden hergestellt, indem man mit einem scharfen Andrücker in gleichen Abständen die Bogen dadurch andrückt, dass man die scharfe Kante des Verreibers fest auf die Kante der Zarge an und wider den Stein andrückt und sich somit die Bögelchen bilden. Ist es erforderlich einen Stein mit Unterkörper a jour in eine Zarge zu fassen, dann richtet man die Zarge entsprechend stärker, lässt dieselbe nach unten verjüngt zugehen, passt die Rundiste des Steines genau an und sticht dann mit einem schief über die Ecke angeschliffenen schmalen Flachstichel die Auflage im Inneren der Zarge an. Der Goldschmied oder Fasser kann dann die Zarge oben am Stein andrücken, anreiben oder auch im Bogen andrücken.
Bei der Reihenfassung handelt es sich um eine Abwandlung der Zargenfassung. Gleich große quadratische oder rechteckige Steine sind in einer Reihe gefasst und werden von einer Fassung gehalten. Zu Arbeitsbeginn fertigt der Goldschmied eine normale Zarge an, entsprechend der Länge und Breite der zu fassenden Steine. Um nun für die Steine eine Auflagefläche zu schaffen, gibt es zweierlei Möglichkeiten: Man kann eine um jeweils die Materialstärke kleinere Zarge einlöten, welche nach innen schräg abgefeilt ist, damit eine gute Auflage des Steines gesichert ist. Die zweite Methode besteht darin, dass man einen flachgewalzten Vierkantdraht benutzt, welcher ähnlich zubereitet und eingelötet wird wie in erster Variante. Später wird an der Stelle der Reihenfassung ein Steg eingelötet, an der sich die Rondiste zweier nebeneinander sitzender Steine treffen. Die Oberkante dieses Steges wird beidseitig schräg zugefeilt, um eine Auflagefläche für beide Steine zu bieten. Wenn die Zargenfassung komplett fertig ist, werden abschließend die Steine eingesetzt und wie bei einer "normalen" Zargenfassung gefasst. Zu beachten ist hierbei, dass ausschließlich die Steine, welche sich am Anfang und am Ende der Fassung befinden, von drei Seiten gefasst werden müssen und nicht wie die restlichen nur an zwei Seiten.
Überwiegend werden Spiegelfassungen dazu benutzt, um die optische Wirkung von Steinen zu verbessern. Der Stein wird optisch vergrößert, indem ein schmaler, hochglanzpolierter Metallrand um die Fassung des Steines herumläuft. Durch diesen "Spiegel" und die dadurch entstandene Reflexion wirkt der Stein größer und "strahlt" mehr. Bei der Spiegelfassung ist die eigentliche Art des Fassens von geringerer Bedeutung, die optische Wirkung steht im Vordergrund. Es wird auch von einer Spiegelfassung gesprochen, wenn ein undurchsichtigen Stein in eine eingelassene Fassung befestigt wird danach die Materialstärke der ihn umgebenden Fassung sorgfältig poliert wird.
Die Rahmenfassung ist eine Abwandlung der Zargenfassung. Diese Fassungsart ist äußerst geeignet für Kameen, Muschelgemmen etc.. Zu Arbeitsbeginn muss eine Zarge angefertigt werden, welche dem Außendurchmesser der zu fassenden Kamee entspricht. Nun feilt man das seitliche Profil der Zarge entsprechend passend dem Profil der Kamee. Anschließend lötet man auf diese Zarge einen kleinen Blechrand. Diesen kann man entweder aus einem Blechstück aussägen oder aus einem rundgebogenen, flachgewalzten Vierkantdraht anfertigen. Wenn man nun die Kamee von unten in die Fassung hineinlegt, darf diese wegen des Blechrandes nicht mehr aus der Fassung fallen. Als nächster Schritt wird nun eine zweite Zarge hergestellt. Diese muss einen Außendurchmesser aufweisen, der um die doppelte Materialstärke der großen Zarge kleiner ist. Des Weiteren muss man auch die Höhe der zweiten Zarge verringern und zwar genau um die Materialstärke der Kamee. Dann passt man das Profil der zweiten Zarge der Kameenunterseite an. Nach dem Fertigstellen aller Einzelteile wird die Kamee in die größere der beiden Zargen eingelassen und somit wird die kleinere Zarge von hinten in die größere Zarge eingedrückt. Meistens garantiert alleine die Materialspannung der beiden Fassungen für den festen Halt; ist dies nicht der Fall müssen die Fassungen finiert werden.
Bei einer Karmoisierung ist die Art des Fassens eher zweitrangig. In erster Linie handelt es sich hierbei um ein Gestaltungsprinzip, in welchem ein großer Stein dicht von kleineren Steinen umgeben ist.
Die inkrustierte Fassung gibt es in vielen verschiedenen Variationen, abhängig davon, ob sie auf mattierten Goldsachen, bei Weißjuwelen, bei Fassungen in größerer Fläche oder aber bei schmalen Streifen angewandt wird. Das besondere Kennzeichen dieser Fassungsart ist das Hineinarbeiten der Steine in den Metallgrund und das Ausheben der Befestigungsmittel, der sogenannten "Körner", aus demselben Metallgrund. Hier werden einzelne Steine auf einer Metalloberfläche verstreut gefasst. Meistens handelt es sich in diesem Fall um Körnerfassungen von einzelnen Steinen mit Glanzschnitt und musterartigen Verschneidungen.
Archivbeitrag 10.11.2011