Juweliere und Goldschmiede kennen das Problem. Mehrmals in der Woche kommen Leute strahlend in das Geschäft und verlassen es nach kurzer Zeit wieder mit hängendem Gesicht. In der Türkei oder Ägypten gekaufte Schmuckstücke sind nur selten das wert, was dem Käufer im Ausland versprochen wurde. Da sich diese Fälle immer mehr häufen, schlagen jetzt auch Verbraucherschutzverbände Alarm. Etliche Fälle landeten bereits auf den Tischen von Rechtsanwälten. In den meisten Fällen sind diese aber machtlos - also seien Sie gewarnt.
Gerade in der Türkei werden die Maschen im dreister. Urlauber werden direkt vom Hotel mit dem Bus zu diversen Sehenswürdigkeiten gefahren. Bei diesen Rundfahrten werden immer öfter "Abstecher" zu Schmuckfabriken gemacht. Die Urlauber werden dort so nett behandelt und eingewickelt, dass dort immer mehr Schmuck gekauft wird. Mit dem Argument, dass es ja direkt aus der Fabrik komme, bleibt es dann oftmals nicht beim kleinen Urlaubsmitbringsel. Immer öfter geht Schmuck im angeblichen Wert von mehreren tausend Euro über den Tisch. Diese Schmuck - "Schnäppchen" seien eine gute Wertanlage und werden dann, vertraglich abgesichert, Stück für Stück abbezahlt. Die Verträge sind fast immer "wasserdicht" und lassen keinen Kaufrücktritt zu, auch wenn der Schmuck nicht einmal die Hälfte wert ist.
Goldschmied Navratiel aus Görlitz bringt es auf den Punkt: "Wenn man dem Kunden etwas für 1 000 Euro auf den Tisch legt, dann gilt es als teuer."Auch ich kann es nicht fassen. In Deutschland müssen immer mehr Juweliere Insolvenz anmelden. Die Umsätze gehen in den Keller. Es ist schon erschreckend, dass im Urlaub mal schnell Schmuck für 10 000 Euro gekauft wird. Hier handelt der Kunde bei billigem Silberschmuck für 40 Euro schon so unverschämt, dass man ihn am liebsten aus dem Laden werfen würde. Mich macht dieses Verhalten so zornig, dass ich mich traue es auszusprechen - Es sind noch viel zu wenig beim Schmuckkauf im Ausland auf die Nase gefallen! Zudem möchte ich gar nicht wissen, wie viele noch gar nicht wissen, dass der Schmuck aus dem letzten Türkeiurlaub nicht im geringsten das wert ist, was dafür bezahlt wurde.
Wie bereits erwähnt gibt es juristisch gesehen kaum Möglichkeiten, dagegen vorzugehen. Darüber hinaus kann die Türkei in diesem Jahr erstmals eine höhere Buchungsrate verzeichnen, als das bisherige "zweite Deutschland" namens Mallorca. Die Probleme mit Schmuck aus dem Ausland machen noch zu wenig die Runde, so dass ein Ende der Abzocke leider noch nicht in Sicht ist. Sollte auf ihrem Flugschein für den kommenden Urlaub als Destination "Türkei" stehen, dann erinnern Sie sich bitte an diese Worte. Am besten erzählen Sie auch Freunden und Bekannten davon.
Archivbeitrag 20.07.2011