Der Immobilienmarkt gilt zumindest in den Großstädten als überhitzt, die Aktienmärkte zeigten sich in den vergangenen Monaten ausgesprochen launisch, und für die Rücklagen auf den Sparkonten gibt es keine Zinsen mehr. Wohin also mit dem Geld? Ist es eine gute Idee, in Uhren zu investieren? Und wenn ja, welche Kriterien spielen dabei eine werttreibende Rolle? Und was hat es mit den neuen Materialien auf sich?
Diese Fragen wurden jetzt während einer Veranstaltung mit Vertriebspartnern der Helvetia Versicherungen auf der Altenburg in Bamberg diskutiert. Neben komplizierten Uhren und gesuchten Kunstwerken standen auch historische Fahrzeuge im Vordergrund.
Mit einer im ersten Moment etwas exotisch anmutenden Form der Kapitalanlage befasste sich Dr. Oliver Hoffmann, Management Director von Valued.ch, der auch für das Auktionshaus Christies tätig ist. Eignen sich hochwertige Uhren gleichsam als tickende Depotbeimischung? Tatsächlich gibt es Beispiele für signifikante Wertsteigerungen. Klassisches Beispiel: die Rolex Daytona, die einst für umgerechnet 800 D-Mark zu haben war, heute aber auf Auktionen hohe sechsstellige Summen einbringt.
Der Markt für luxuriöse Armbanduhren habe sich ab den 1980er Jahren dynamisch entwickelt, sagte Oliver Hoffmann. Bis dahin hätten Taschenuhren den Sammlermarkt dominiert, die aber mittlerweile unter Investment-Gesichtspunkten keine bedeutende Rolle mehr spielten. Heute habe das Segment für Luxusuhren ein weltweites Volumen von rund 21 Milliarden Euro pro Jahr.
Werttreiber von Luxusarmbanduhren seien die uhrmacherischen Raffinessen - von der Chronographen-Funktion bis hin zum Tourbillon -, die Macht und Magie der Marke (vor allem Rolex und Patek Philippe) sowie die Knappheit bei älteren Vintage-Uhren. Trotz sprunghaft gestiegener Preise geht der Experte noch nicht von einer Preisblase aus, zumindest nicht bei Vintage-Uhren aus dem Sekundärmarkt, wie beispielsweise der Sportuhr Patek Philippe Nautilus.
Ausführlich ging Hoffmann zudem auf die neuen Materialien im Uhrenbereich ein. Dabei gelte es, zwei wesentliche Entwicklungsrichtungen zu unterscheiden: Ungewöhnliche Gehäusematerialien dienten der ästhetischen Weiterentwicklung. Funktionale neue Materialien hingegen würden zur Verbesserung der Laufeigenschaften, der Präzision oder der Reduzierung der Wartungsintensität eingesetzt. Dabei werde häufig auf die Entwicklungsarbeit der Maschinen- oder Raumfahrtindustrie zurückgegriffen, erläuterte der Uhren-Experte. Diese Materialien wiesen meist reibungsreduzierende und belastbarkeitserhöhende Eigenschaften auf. Gleich mehrere Hersteller wie Breguet, Jaeger LeCoultre oder Patek Philippe arbeiteten mit innovativen Materialien wie etwa einer für Spiralen eingesetzten Platin-Iridium-Legierung, einer Gleitbeschichtung aus Nickel-Polytetraflouräthylen oder einer Aluminiumlegierung mit Titanarbid-Beimischung für besonders empfindliche Werkteile.
In der ästhetisch getriebenen Gehäusematerial-Entwicklung spielten wiederum Werkstoffe wie kratzfestes, antiallergisches Zirkoniumoxid oder Composite (ein synthetisches Keramikmaterial) eine richtige Rolle, führte Hoffmann aus.
Michael Brückner
Archivbeitrag 25.07.2016