In wenigen Wochen starten in Worms 10 Ultraleichtpiloten an Bord von 5 Maschinen zu ihrer UHR-TOUR 2012, einem Formationsflug quer durch Deutschland. Auf ihrer Route besuchen sie führende deutsche Hersteller von Fliegeruhren. Sie wollen damit zeigen, dass man nicht unbedingt Kampfjets fliegen muss, um Pilot zu sein, und nicht fünfstellige Summen investieren muss, um eine gute mechanische Uhr zu tragen.
Wir sprachen mit dem Organisator der UHR-TOUR, Hans-Adolf Traub aus der Nähe von Mainz.
Herr Traub, zusammen mit einer Reihe weiterer Piloten starten Sie im Mai zu Ihrer UHR-TOUR 2012. Was dürfen wir uns darunter vorstellen?
Traub: Wir fliegen mit unseren Ultraleichtmaschinen durch ganz Deutschland und besuchen Uhrenhersteller, die mechanische Fliegeruhren in ihrem Sortiment haben und sich durch ein faires Preis-/Leistungsverhältnis auszeichnen. Flankiert wird diese Exkursion von einer breiten Öffentlichkeitsarbeit. Außerdem wollen wir wieder ein kleines Buch veröffentlichen, in dem wir über die Highlights dieses Fluges berichten.
Wer sponsert Ihre UHR-TOUR?
Traub: Niemand. Es handelt sich um ein privates Projekt, in dem viel Leidenschaft fürs Fliegen und für Uhren steckt. Alle Beteiligten tragen ihre Kosten selbst.
Wie sind Sie auf diese Idee gekommen?
Traub: Wer uns kennt, weiß, dass wir immer für etwas ‚verrückte' Ideen gut sind. Wir wollen mit unseren Ultraleichtmaschinen nicht nur um den heimischen Kirchturm fliegen, sondern beweisen, was in diesen kleinen Flugzeugen steckt. Sie erreichen heute beinahe dieselbe Leistung wie die nächst höhere ECHO-Klasse. Im Jahr 2008 flogen wir mit vier Piloten und zwei UL-Maschinen über 4000 Kilometer von Worms nach Teneriffa. Im letzten Jahr starteten wir mit sechs Piloten und drei Maschinen von Worms nach Istanbul, wo wir auf dem internationalen Großflughafen Kemal Atatürk landeten. In diesem Jahr wollten wir in Deutschland bleiben, unseren Flug aber mit einem bestimmten Thema verknüpfen.
Und was verbindet Sie mit Uhren?
Traub: Zum einen haben viele Flieger eine geradezu natürliche Affinität zu außergewöhnlichen Zeitmessern. Zum anderen spielten Uhren schon im 18. Jahrhundert bei der Navigation eine wichtige Rolle. Damals baute John Harrison einen Marine-Chronometer, der es ermöglichte, auf Schiffen den Längengrad präzise festzustellen. Auch in der Fliegerei wurden Uhren zur Navigation eingesetzte. Legendär ist zum Beispiel die Lindbergh-Uhr von Longines.
Manche Uhren sind heute teurer als eine neue UL-Maschine. Kann man sich als Nicht-Millionär beide Hobbys überhaupt noch leisten?
Traub: Sie sprechen einen wichtigen Aspekt an. Wenn Sie heute durch die Kataloge und Fachzeitschriften blättern, gewinnen Sie bisweilen den Eindruck, für eine gute mechanische Uhr müssten Sie eine fünfstellige Summe investieren. Das ist natürlich Unsinn. Fliegeruhren "Made in Germany" bekommen Sie bereits für ein paar hundert Euro. Für Spitzenprodukte zahlen Sie vielleicht 2000 Euro oder etwas mehr. Dafür erwerben Sie eine Uhr, die Sie bei entsprechender Wartung noch an Ihre Kinder und Enkel vererben können. Um auf Ihre Frage zurückzukommen: Eine gute Uhr kann man sich auch als Normal-Verdiener leisten. Und die Kosten für eine UL-Maschine sind ebenfalls noch überschaubar.
Was versteht man eigentlich unter einer UL-Maschine? Welche Kriterien muss sie erfüllen?
Traub: Zunächst gilt es, zwischen schwerkraftgesteuerten und aerodynamisch gesteuerten UL-Fluggeräten zu unterscheiden. Motorisierte Hängegleiter oder Gleitschirme gehören in die Kategorie der schwerkraftgesteuerten ULs. Der Pilot steuert diese Fluggeräte, indem er den Schwerpunkt verlagert. Es ist also Körpereinsatz gefragt. Aerodynamisch gesteuerte UL-Maschinen, mit denen wir auf unsere UHR-TOUR gehen, werden hingegen mit Höhen-, Seiten- und Querruder gesteuert - im Prinzip genauso wie größere Maschinen. Das Maximale Abfluggewicht eines Ultraleichtfliegers - das Maximum Take Off Weight oder MTOW, wie es im Fliegerjargon heißt - darf 472,5 Kilogramm nicht überschreiten. Deshalb haben in einer UL-Maschine auch nur zwei Personen Platz. Ultraleichtflugzeuge sind übrigens leicht anhand ihren Kennzeichnen zu identifizieren. Nach dem D für Deutschland folgt ein M. Bei der nächst höheren Klasse folgt hingegen ein E für ECHO.
Wo liegen die Vorteile dieser Maschinen?
Traub: Sie sind günstiger und - nicht zu vergessen - auch umweltfreundlicher, trotzdem aber sicher und leistungsstark. Sie können mit diesen Maschinen auf sehr kleinen Flugplätzen landen, auch auf Graspisten. In Afrika werden ULs sogar für den Krankentransport eingesetzt.
Haben Sie Ihre Route schon konkret ausgearbeitet?
Traub: Wir planen immer in Szenarien, denn natürlich ist unser Vorhaben in starkem Maße wetterabhängig. Deshalb können wir auch noch keinen definitiven Termin nennen. Wir planen die UHR-TOUR für Mai, den endgültigen Termin können wir jedoch erst relativ kurzfristig festlegen. Gleiches gilt für die Route. Wir werden von Aachen und Saarbrücken im Westen bis in die Nähe von Glashütte im Osten fliegen und von Bayern bis Norddeutschland und Berlin. Wir stehen derzeit mit einigen Uhrenherstellern in Kontakt. Wen wir besuchen werden, geben wir rechtzeitig bekannt.
Warum fliegen Sie nicht in das Uhren-Dorado Schweiz?
Traub: Weil wir der Überzeugung sind, dass deutsche Uhren gerade von mittelständischen Herstellern von sehr guter Qualität sind und ein attraktives Preis-/Leistungsverhältnis bieten. Auch diese Botschaft wollen wir mit der UHR-TOUR kommunizieren. Es geht um Präzision - in der Fliegerei wie auch bei Uhren. Der Bestseller unter den ULs, die C42 von der Firma Comco Ikarus, ist übrigens ebenfalls "Made in Germany".
Die Fragen stellte Michael Brückner
Archivbeitrag 12.04.2012