Die Wiederverwertung von Rohstoffen und Materialien ist ein zentrales Thema unserer modernen Gesellschaft. Immer dringlicher wird die Notwendigkeit, Ressourcen zu schonen und unseren Planeten damit zu entlasten. Schließlich wollen auch unsere Kinder und Enkel noch eine lebenswerte Welt vorfinden. Und was im Großen Schule macht, das sollte auch im Kleinen vorgelebt werden. Ob beim Bau von Autos, bei Immobilien oder auch bei Bekleidung - der Faktor Recycling wird immer wichtiger und mausert sich zu einem echten Verkaufsargument. Die Menschen lieben das Gefühl, etwas Gutes für sich und ihre Umwelt getan zu haben. So erklärt sich auch der große Erfolg von Recycling-Produkten.
Weil auch Recycling-Schmuck in den letzten Jahren zu einem echten Trend geworden ist. Doch was ist überhaupt Recycling-Schmuck? Was zeichnet ihn aus, was kostet er und wo bekommt man ihn. Mit all diesen Fragen werden wir uns im folgenden Artikel einmal etwas näher beschäftigen.
Wie der Name schon andeutet, geht es bei Recycling-Schmuck darum, bereits vorhandene Materialien in geeigneter Form bei der Schmuckherstellung wiederzuverwenden. Es muss sich dabei nicht zwangsläufig um die üblichen Schmuckmaterialien wie Gold, Silber, Edelstahl etc. handeln - im Gegenteil: Ein großer Teil der Recycling-Schmuckstücke "lebt" sozusagen von seinen originellen Materialien. Es gibt kaum etwas, das nicht zu Schmuckstücken recycelt werden kann. Ob Blech, Holz, Kunststoff, Papier, Glas oder Keramik - mittlerweile finden sich auf dem Markt Recycling-Schmuckstücke aus jedem nur denkbaren Material.
Teilweise besteht nicht der komplette Schmuck aus recycelten Stoffen, sondern nur Teile davon. Es gibt z. B. Kettenanhänger mit wiederverwerteten Glaseinsätzen, wie sie aus alten Fenstern o. ä. gewonnen werden. Das bedeutet: In diesem Fall sind nur die Intarsien des Anhängers aus recyceltem Material, der Rest des Schmuckstücks wird in üblicher Form neu hergestellt.
In diesem Zusammenhang hat sich in den letzten Jahren ein neues Modewort etabliert: Upcycling. Man versteht darunter das Verwenden ungewöhnlicher Materialien und deren Verwandlung zu völlig neuen Gegenständen, wie es vielfach auch beim Schmuck der Fall ist. Im Schmuckbereich findet man immer mehr Upcycling-Produkte aus teilweise sehr originellen Materialien und in liebevoller Ausführung. Oftmals lässt sich großes handwerkliches Geschick und künstlerischer Sachverstand herauslesen.
Es sind immer noch die kleinen, individuellen Manufakturen, welche den größten Teil des Marktes abdecken. Recyclingschmuck wird jedoch zunehmend auch von den großen Schmucklabels als Modetrend erkannt, so dass das Angebot schon in naher Zukunft deutlich breiter ausfallen dürfte.
Doch zurück zu den kleinen Individualherstellern: Ein leuchtendes Beispiel für das Upcycling ist "Kettenglück", eine Manufaktur, die Schmuckstücke aus alten Fahrradteilen und anderen Materialien herstellt. So werden beispielsweise Halsketten, Armbänder, Ringe und Ohrringe aus ehemaligen Fahrradketten hergestellt. Natürlich werden die Ketten vorher gereinigt, poliert oder anderweitig veredelt. Unter Zuhilfenahme von Holz, Muscheln, Perlen etc. entstehen so absolute Unikate, die inzwischen sehr begehrt bei den Kunden sind.
Fast immer entstehen solche Unternehmen aus einer persönlichen Leidenschaft heraus, so auch bei Kettenglück. Die Gründerin war und ist selbst begeisterte Radlerin, kennt sich mit der Technik aus und kann so auf ein schier unerschöpfliches Repertoire aus Gegenständen zurückgreifen.
In Frankfurt am Main gibt es jetzt sogar eine Ausstellung zum Thema Recycling-Schmuck. Eindrucksvoll zeigen die Organisatoren, wie sich aus alten Kaffeekapseln und aus Besteckteilen Halsketten und Armbänder herstellen lassen, Flaschendeckel und Kronkorken zu Ringen werden oder aus Fahrradschläuchen kunstvolle Armbänder entstehen. Hinter diesen Schmuckstücken stehen meist junge Künstler, die sich mit frischen und neuen Ideen auf einem schwierigen Markt etablieren möchten.
Derzeit formiert sich innerhalb der Recycling-Schmuck-Nische ein weiterer Trend: die besonders edlen Stücke. Dabei reicht es längst nicht mehr aus, lediglich Abfallmaterialien wie Kronkorken etc. in ihrer ursprünglichen Form zu verwenden. Diese Teile werden vor der Verarbeitung speziell bearbeitet und anschließend beispielsweise in Fassungen aus Sterlingsilber eingesetzt. Als Begleitmaterialien kommen echte Perlen, Verschlüsse und Bänder aus Gold oder Platinelemente zum Einsatz. Ein gutes Beispiel für diesen neuen "Trend im Trend" sind die Stücke Schmuckdesignerin Carola Seifert aus Berlin, die mit ihrem Label "Rena Luxx" mittlerweile große Erfolge feiert. Ihre Schmuckstücke sind durchweg aus den edelsten Materialien gefertigt, trotzdem werden ganz profane Alltagsgegenstände wie Flaschenverschlüsse und Ähnliches verwendet.
Recycling-Schmuck ist in Deutschland ganz klar auf dem Vormarsch. Inzwischen ist auch die Industrie auf diesen Trend aufmerksam geworden. Ob sich allerdings etablierte Unternehmen finden, die auf diesen Zug im großen Stil aufspringen, lässt sich trotz vielversprechender Impulse im Bereich des Edel-Recycling-Schmucks noch nicht beantworten. Hier geht es eben nicht nur um das Kreieren neuer und ausgefallener Schmuckstücke, sondern auch darum, ein über Jahrzehnte mühevoll aufgebautes Image zu bewahren, bzw. weiter zu transportieren. Da aber der größte Teil des Recycling-Schmucks immer noch mit dem Ruf des selbst gebastelten, billigen Accessoires behaftet ist, dürfte ein Imagetransfer in den Hochpreisbereich recht schwierig werden. Erst, wenn sich einer der Markführer klar dazu bekennt und den Trend sozusagen in die High Society einführt, könnte diese Hürde genommen werden. Dann steht einem weltweiten Siegeszug des Recycling-Schmucks nichts mehr im Weg.
Bespiele - siehe Google Bildersuche
Archivbeitrag 12.03.2013