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Tool-Test #3: Polierrad 'Flap-Wheel'

In unserem aktuellen Tool-Test testen gleich 2 Goldschmiedemeister ein neuartiges Polier-Werkzeug auf Herz und Nieren, das Flap-Wheel von Schula. Beide Goldschmiedemeister hatten das neuartige Flap wheel längere Zeit im Praxiseinsatz und berichten nun mehr als ausführlich dazu. Der erste Praxisbericht kommt von Mario Sarto.

Zum Vergleich

Bild Zum Vergleich: Mira Schwabbel von Hatho
Zum Vergleich: Mira Schwabbel von Hatho

 

Das Test-Objekt "Flap-Wheel"

Bild Oberfläche des Flap-Wheels
Oberfläche des Flap-Wheels

  • - erzeugt ungekannten Hochglanz auf Edelmetallen
  • - kein fusseln
  • -lange Standzeit
  • - kein Vorpolieren mittels Bürste nötig

 

Getestet wurde das Polierrad FBCW
Typ: N, Grit: 00, max. Umdrehungen in der Minute: 3.200, so genanntes "Flap Wheel", Material bei dieser Ausführung: Baumwolle*, Durchmesser: 110 mm, Breite: 30 mm, Bohrung: 6 mm (Preis Stück EUR 41,65)
(* Modell FBWG aus Wolle - höhere Hitzeentwicklung - geeignet für Bronze, Kupfer, Silber und Messing)

Eigenschaften laut Aussage des Herstellers/Vertreibers:

Empfohlenes Poliermittel: "Starmax rouge" oder anderes hochwertiges Poliermittel

Polierrad wird angeboten von der Firma:

Paul Peter Schula GmbH
Großhandel für Goldschmiedebedarf

Burgkoppel 5
23530 Lübeck

Tel.: 0451 / 6000999
Web: http://www.schula.de
E-Mail: info@schula.de

Test-Bedingungen

Bild Testaufbau
Testaufbau

4 wöchiger, praktischer Einsatz in der Goldschmiedewerkstatt am Poliermotor mit 0,370kW (0,5PS) Leistung bei 2.800 Umdrehungen in der Minute.
Verwendetes Poliermittel: UnipolBlau in Blockform.
Poliert wurden: alle Edelmetalllegierungen sowie Kupfer, Messing, Bronze, Neusilber und Werkzeugstahl mit jeweils unterschiedlichen Oberflächen (-eigenschaften)

Ferner wurden zum Vergleich herangezogen:eine "Mira Schwabbel" der Fa. Hatho, Modell 868 5"x50 HG (Preis Stück EUR 2,62)
sowie eine herkömmliche Schwabbelscheibe, Schirting weiß mit Duritkern, Leinwandbindung (Preis Stück EUR 3,69)

Zum besseren Verständnis des Tests und seiner Ergebnisse folgt eine kurze Einführung in das Thema Polieren

Bild Vergleich: Oberfläche der Mira Schwabbel
Vergleich: Oberfläche der Mira Schwabbel

 

Hochglänzende (Metall-, Glas-, Wasser-, usw. ) Oberflächen ziehen das Auge des Betrachters magisch an. In Ihnen spiegelt sich das Licht und somit die Umgebung. Trifft beispielsweise ein Sonnenstrahl auf eine spiegelnde Oberfläche, so kann die Reflektion über viele Kilometer von uns wahrgenommen werden.
Das Licht und die Oberfläche eines Gegenstandes spielen hier die entscheidenden Rollen. Trifft ein Lichtstrahl auf eine rauhe Fläche, so erscheint sie uns dumpf und matt. Der Grund ist, dass das Licht in unterschiedliche Richtungen zurück geworfen (reflektiert) wird. Je mehr die Rauheit abnimmt, umso glänzender erscheint uns der Gegenstand. Unser Auge erreicht nun mehr vom dem Licht, welches der Gegenstand reflektiert. Den Idealfall einer völlig geglätteten Fläche gibt es nicht, unser Badezimmer Spiegel ist ebenfalls nur eine grobe Näherung. Schieben Sie also ein zerknittertes Äußeres nach einer langen Nacht ruhig mal auf den nicht perfekten Spiegel.

Was ist nun Rauheit?
Nichts weiter als kleine Berge und Täler. Bei uns Menschen nehmen diese Unebenheiten mit dem Alter zu. Wir versuchen, unser jugendliches Aussehen mit Hilfe von diversen Mittelchen möglichst lange zu erhalten. Bei hochglänzenden Oberflächen ist das ähnlich. Ihr Glanz nimmt mit der Zeit mehr und mehr ab. Durch Gebrauch und feinste Quarzpartikel in der Luft, an unserer Kleidung und unseren Händen werden die Oberflächen regelrecht zerkratzt und wirken dann matt. Bald stellen wir fest, dass der Lack unseres Autos oder unsere Schmuckstücke mal wieder aufpoliert werden könnten.

Polieren meint also nichts anderes, als Berge und Täler zu einer möglichst glatten Oberfläche einzuebnen. In Sachen Schmuck komme ich nun ins Spiel. Hier sind Goldschmiede Experten für fällige Schönheitsoperationen. Auch wir haben diverse Mittelchen und Methoden, die im Ergebnis hochglänzende Oberflächen hinterlassen. An dieser Stelle ist zu erwähnen, dass der Autor matte Oberflächen an den richtigen Stellen sehr attraktiv findet ;-)

Wie poliert man nun?
Der Glanz kommt nicht von allein. Grobe Kratzer in Schmuckstücken werden, wenn sie nicht zu tief sind, zunächst mit einem Polierstahl oder einem sehr harten Stein (z. B. Hämatit) "zugedrückt". Dabei drückt man das Material vom Rand des Kratzers in Richtung Vertiefung. Dabei wird das Metall plastisch verformt, verdichtet und es bildet sich schon hier Hochglanz. Dieser ist jedoch nicht gleichmäßig, weswegen er im nächsten Schritt schon wieder eleminiert wird. Entweder mit einer feinen Feile oder mittels Schmirgelpapier werden restliche Unregelmäßigkeiten in der Oberfläche egalisiert. Die dabei entstehenden Feil- bzw. Schmirgelspuren werden dann mit immer feineren Schleifmitteln entfernt. Je feiner hier vorgearbeitet wird, um so besser wird das anschließende Polierergebniss ausfallen.

Noch immer ist die Oberfläche nicht wirklich glänzend. Den ersten (kein Hoch-) Glanz erreichen wir beim sogenannten Vorpolieren am Poliermotor. Winzig kleine runde als auch kantige Poliermittel sind in fett-, wachs- und ölhaltigen Polierpasten gebunden. Für fast jedes Material gibt es heute speziell abgestimmte Poliermittel. Sie werden z. B. auf schnell rotierende Bürsten aufgetragen. Das Schmuckstück wird gegen diese Poliermittel tragenden Bürsten gedrückt und dabei stets in Bewegung gehalten. Mal streift die Bürste von links, mal von rechts, stets quer zu den Schleifspuren auf der Metalloberfläche. Dabei tragen die kantigen Bestandteile Material ab, die runden rollen auf der Oberfläche ab und drücken dabei kleinste Erhebungen in die Vertiefungen. Dieser Vorgang ist also eine Mischung aus Schleifen (abtragen) und polieren (einebnen). Die dabei enstehende Reibungshitze, die nicht unerheblich ist und schon manchem Goldschmiedelehrling Brandblasen auf die Fingerkuppen gezaubert hat, fördert die Umforumg. Sie verflüssigt auch die Bindemittel des Poliermittels, was ein leichteres Rollen der runden Körner zur Folge hat. Die Hitze ist also ein notwendiges Übel.

Nach dem dieser Vorgang abgeschlossen ist, reinigt man das Schmuckstück (und sich) von diesen Poliermittelresten.

Weiter geht es mit dem Feinpolieren. Die Pasten hierfür unterscheiden sich zum Teil deutlich von einander. So gibt es trockenere und fettere, mit kleineren und größeren Polierkörpern. Gemein ist allen Sorten, das der Anteil an runden Polierkörpern deutlich überwiegt. Es findet also kaum noch ein Abtrag des Materials statt. Der Unterschied zwischen beiden liegt in der Art und Weise, in der sie wirken. In den trockenen Pasten sind die Polierkörper nur locker eingebunden und sie wirken sehr direkt auf die Oberfläche. Bei den fetten Pasten dauert der Vorgang länger, ist dabei aber nachhaltiger. Es kommt auf das zu polierende Material an und letztlich obliegt es dem Ausführenden, zu welchem Glaubensbekenntnis er sich hingezogen fühlt. Um diesen Poliervorgang auszuführen, wird die Polierpaste in der Regel einseitig auf sogenannte Schwabbeln aufgebracht, die sich wieder mit hoher Geschwindigkeit am Poliermotor drehen. Während die Bürsten häufig aus tierischem Haar (Borsten) gefertigt sind, werden die Schwabbeln meist aus Textilien hergestellt - Baumwollgewebe in unterschiedlicher Machart.Während des Poliervorgangs wird nun von "fett" zu "mager" gearbeitet. Das bedeutet, man beginnt das Werkstück an der Seite gegen die Schwabbel zu drücken, wo sich auch die Polierpaste befindet und zieht es dann unter Druck auf die polierpastenfreie Seite. Es wird dabei immer kreuzweise und bei ständiger Bewegung gearbeitet.

Durch den Druck und die Reibung entsteht große Hitze, die den Poliervorgang günstig beeinflußt. Manche Experten sagen, dass sich das Material kurzzeitig so stark erhitzt, dass es verlüssigt wird. Wenn das stimmt (noch nicht bewiesen), würde das bedeuten, dass kurzfristig Temperaturen über eintausend Grad entstehen! Dabei würden Atome aus dem Verbund des Kristallgitters heraus gelöst und an anderer Stelle wieder eingefügt. Das dies tatsächlich stattfindet, kann nicht völlig ausgeschlossen werden. Definitiv wird das Metall verformt. Die runden Polierkörner werden mit hoher Geschwindigtkeit gegen die Berge gedrückt und überrollen diese wie kleine Walzen. Dabei spielt der durch die Hitze entstandene Flüssigkeitsfilm eine wichtige Rolle. Mit seiner Hilfe rollen die Körner leichter über die Oberfläche und bleiben nicht hängen. Arbeitet man zu "trocken", verkleben diese Körner regelrecht in den Vertiefungen der Oberfläche. Man kann diesen Fehler dann schnell aufgrund der schwarzen Punkte auf der Warenoberfläche ausmachen. Ziel ist es also, die Körner auf halbem Wege "zu verlieren". Das heißt, nachdem sie ihr Werk vollbracht haben, müssen sie die Oberfläche gemeinsam mit dem Flüssigkeitsfilm verlassen. Hitze und Fliehkräfte bewirken dies. Das ist der Grund, warum man von fett nach mager arbeitet.

Wie eingangs erwähnt, ist die völlige Ebene nicht zu erreichen. Dies ist physikalisch bedingt und soll hier kurz erklärt werden. Da durch die Polierkörper eine plastische Verformung der Oberfläche stattfindet, kommt es auch zu einer Verhärtung der oberen Schichten. Bald ist der Punkt erreicht, an dem durch die Härtesteigerung keine weitere Verformung mehr möglich ist. Drückt man an diesem Punkt das Werkstück fester gegen die Schwabbel, so verkehrt sich der Poliereffekt fast ins Gegenteil. Die Polierkörper erreichen nun tiefere, noch weiche Schichten und heben diese aus. Es entstehen also nur noch tiefere Täler, was optisch einem Hammerschlag-Effekt nahekommt. Ein weiterer Faktor, der hier nur ganz kurz angsprochen werden soll, ist das Kristallgitter selbst. Wenn ein flüssiges Metall in den festen Zustand übergeht, bilden sich Kristalle. Im Zuge der weiteren Abkühlung bilden sich immer mehr und stoßen letztlich aneinander. Am Punkt des Zusammentreffens bilden sich sogenannte Korngrenzen. Diese Grenzen sind unter anderem dadurch gekennzeichnet, dass dort der Atomaufbau gestört ist. Das hat eine höhere Härte entlang dieser Grenzen zur Folge. Ein sehr feinkörniges Gefüge lässt sich besser polieren, da es weniger auspoliert werden kann. Das Licht wird hier besser reflektiert, als bei bei einem grobkörnigen Gefüge. So lassen sich in der Regel geschmiedete Stücke besser polieren als gegossene.

Hier endet der kleine Ausflug in die Welt des Polierens über die sich noch viel mehr berichten ließe - was hier aber leider den Rahmen sprengen würde.

Weiter zum Test und dessen Ergebnis...

Erste optische und haptische Wahrnehmung

Bild Flusen bei einer normalen Schwabbel-Scheibe
Flusen bei einer normalen Schwabbel-Scheibe

"Nicht gerade leicht" und "Unheimlich kompakt" denke ich beim ersten Anblick, nachdem ich das Polierrad aus der Versandtasche genommen habe. Erste Versuche, mit den Fingerspitzen tiefer in das Material einzudringen, scheitern und bestätigen den optischen Eindruck. Es besitzt einen festen Kern aus Kunststoff, der seinerseits von einem kräftigen Holzring umgeben ist. Darauf ist sehr dicht das textile Poliermaterial besfestigt. Hier findet sich der Unterschied zu herkömmlichen Schwabbeln: es besteht aus einer Vielzahl feiner Baumwollgewebe, die quer zur Rotationsachse angebracht sind!

Erste Versuche am Poliermotor

Ich untersuche das Polierrad darauf, ob es eine bestimmte Laufrichtung besitzt, kann aber nichts derartiges erkennen. Auf den beidseitig aufgeklebten Etiketten findet sich der Hinweis, das Rad mit max. 3.200 Umdrehungen pro Minute zu betreiben, sowie Sicherheitshinweise in Form von Piktogrammen und die Typ-Bezeichnung. Ich schreibe händisch "innen" und "außen" auf den Holzkern, um künftig stets mit der gleichen Seite zu arbeiten. Beim aufstecken auf die Welle des Motors fällt mir auf, dass die Bohrung im Kunstoffkern nicht konisch ist. Ich befürchte darauf ein anfängliches "unrundlaufen" und drehe das Polierrad vorsichtig von Hand auf das konische Gewinde. Zunächst prüfe ich den Lauf durch manuelles Drehen der Welle. Da ich nichts verdächtiges feststellen kann, schalte ich den Motor ein. Das Rad läuft bei 2.800 Umdrehungen rund. Mein erster Versuchskandidat ist ein geschmiedeter, halbrunder, sechs Millimeter breiter Silberring, der wie gewohnt mit 800er Schmirgel vorbehandelt ist. Das Rad läuft und ich schalte die Absaugung zu. Ich presse mit dem gewohnten Druck die Polierpaste gegen das Rad, welches sich "ruck zuck" in den Block frist, ihn zum schmelzen bringt und auf der Rückseite einen interessanten Polierpastenschweif bildet. Gut, beim nächsten Mal weniger Druck. Nun kommt mein Ring - aus Silber - auch ihn presse ich mit dem gewohnten Druck gegen das Rad. Schon nach wenigen Sekunden lasse ich ihn mit einem leisen Fluchen aus den verbrannten Fingern gleiten. Ich bin in dieser Sache wirklich kein Weichei mehr. In fünfundzwanzig Jahren passiert so manches, aber dieses Material erzeugt eine Hitze, die ich bis dahin von normalen Schwabbeln nicht kannte. Also muß der Dorn her.
Ich stecke den Ring auf und beginne die Politur. Alsbald richt es sehr nach Dorn, was mir aber egal ist - schließlich ist er dafür da. Mir fällt die ungeheure Härte des Rades auf. Sie gleicht eher der eines Filzes als der einer Schwabbel. Ein Eintauchen wie bei Schwabbeln ist hier unmöglich, ohne die ganze Bude in Brand zu setzten. Die große Hitze spricht für ein sehr gutes olierergebniss. Nach Beendigung der Arbeit schaue ich den Flusenfangkasten - in dem sich außer dem Polierpastenschweif nichts weiter befindet. Bei einer herkömmlichen Schwabbel, die neu eingearbeitet wird, wäre das Ding nun voll von Fäden und Flusen. Nichts von alle dem, was mich sehr erfreut - spart es mir doch die lästige Reinigung. Nach der Reinigung des Ringes im Ultraschall kann ich ein einwandfreies Polierergebnis betrachten. Ein sehr guter Einstand...

Zweiter Tag - vergleichender Test

Bild Teststreifen mit Referenzstelle bei 400er Schmirgel
Teststreifen mit Referenzstelle bei 400er Schmirgel

 

Ich benötige einen vergleichenden Test unter möglichst gleichen Bedingungen. Dazu stelle ich ein Probeblech aus 935/000 Silber her. Verformungsgrad 40 Prozent (gewalzt), geglüht, gerichtet und sauber geschmirgelt, ohne Tiefenoxidation. Ich unterteile es in fünf Abschnitte: erster mit 120er, zweiter mit 320er, dritter mit 400er und vierter Abschnitt mit 800er Schmirgel bearbeitet. Den fünften Abschnitt lasse ich, wie er ist (ScotchBrite). Nachdem ich das Blech in der Mitte geteilt habe, erkläre die Stelle mit dem 400er Schmirgel zur Referenzstelle. Wenn sie hochglanz poliert ist, stelle ich die Arbeit ein. Zusätzlich nehme ich die Zeit, die ich mit der herkömmlicher Methode (Vorpolieren) benötige.

Nach dem Blick auf die Uhr beginne ich mit dem vorpolieren (Trippel) an der Bürste bei der ersten Hälfte des Probeblechs. Immer schön gleichmäßig hin und her. Nachdem die Referenzstelle in Ordnung ist, reinige ich das Blech und beginne die Hochglanzpolitur mit UniPol Blau an der Hatho-Schwabbel. Nach insgesammt fünf Minuten ist die Stelle auf Hochglanz gebracht.

Nun ist das FlapWheel an der Reihe - ohne Vorpolitur. Nach drei Minuten konnte ich bei meiner Referenzstelle die Politur einstellen.

Alltäglicher Gebrauch

Bild Ergebnis im Vergleich: -Links normaler Weg inkl. Vorpolitur
Rechts direkt mit Flap-Wheel" border="0"
Ergebnis im Vergleich:
Links normaler Weg inkl. Vorpolitur
Rechts direkt mit Flap-Wheel

 

Nach den guten Ergebnissen habe ich versucht, das Polierrad möglichst oft zu benutzen, was aber nicht immer gelang. Für glatte und erhabene Oberflächen ist es sehr gut zu gebrauchen. Nun kommen in der Praxis aber auch sehr viele vertiefte, unebene Flächen und kleine Ecken vor. Hier war das Rad für mich nicht zu gebrauchen. Aufgrund seiner Härte und der damit verbundenen Unflexibilität war ich es bald leid, zwischen weicher Schwabbel und hartem Pollierrad hin und her zu wechseln.

Ergebnis - mein Fazit

Die vom Hersteller/Vertreiber gemachten Angaben kann ich bestätigen. Das Polierrad bringt eine sehr gute Polierleistung. Ferner gehe ich ebenso von einer bedeutend längeren Standzeit gegenüber herkömmlichen Schwabbeln aus. Ebenfalls ist eine deutliche Minderung von Schlieren zu verzeichnen.

Wenn auf das Vorpolieren verzichtet werden soll, muss die Oberfläche mit wenigstens 400er Schmirgel vorbereitet werden. Bei 320er kommt es zum Umklappen der Spitzen, was in der Natur der Sache liegt.

Der Einsatz des Polierrades ist beschränkt auf ebene und erhabene Flächen, hier aber mit gutem Erfolg.

Sehr angenehm ist, dass im Gegensatz zu herkömmlichen Schwabbeln keinerlei Schlagfadenbildung (heraus tretende Einzel- oder Mehrfachfäden) zu bemängeln ist.

Den Preis des Flap Wheels mit 41,65 Euro finde ich deutlich zu hoch angesetzt, da es nicht für jede Polierarbeit zu nutzen ist. Auch würde ich für diesen Preis eine bessere technische Lösung der Wellenaufnahme erwarten. Rein rechnerisch muß es eine elf-fach höhere Standzeit gegenüber einer herkömmlichen Schwabbel haben.

Schlussbemerkung

Insgesammt betrachtet ist dieses Polierrad ein interessanter Ansatz. Die Art, quer zur Rotation angebrachter Lammellen ist bekannt von diversen Schleifrädern. In dieser, dichten und kompakten Form verwendeter Baumwollgewebe halte ich es dennoch für innovativ. Ich hoffe, dass der Hersteller noch ein wenig mit weiteren Gewebearten/stoffen experimentiert.

Mario Sarto
staatl. geprüfter Gestalter
Fachrichtung Edelmetall
Schwerpunkt Schmuck und Gerät
Goldschmiedemeister

Goldschmiede Bender und Sarto
Goldschmiede seit 1767

Parkstraße 16
32105 Bad Salzuflen

Tel.: 05222 /16411
Web: http://goldschmiede-bender.de/
E-Mail: sarto@goldschmiede-bender.de

2. Meinung von Ulrich Wehpke

"Samtweich und trotzdem hart." Mittlerweile ist mein Ring fast fertig. Die Seiten schleife ich noch einmal mit einem Filz nach, damit die Kanten erhalten bleiben. Auch hier kommt wieder mein "selbstgestricktes" Poliermittel zum Einsatz, was sich auch bei Silber, Platin und anderen Metallen, in unserem Betrieb höchster Beliebtheit erfreut. Kein Wunder bei seinen Eigenschaften, und auswaschen lässt es sich auch ganz mühelos.

Auf den ersten Blick, ein scheinbarer Widerspruch. Außerdem sieht sie recht unscheinbar aus, die neue Lamellenschwabbel. Und wie viele Tiefstapler, hat auch sie erstaunliche Qualitäten, denn sie ist ganz einfach die ultimative Lösung für manches, bislang ärgerliche Polierproblem.

Wer hat es noch nicht erlebt: Auf einer sorgsam mattierten Fläche, auf welcher ein glänzendes Monogramm aufgelegt wurde, sind trotz sorgfältigster Handhabung, blanke Stellen entstanden, weil das dämliche Wollrad eben doch mit irgend einer Faser den Weg auf die mattierte Oberfläche gefunden hat. Noch besser: Das Wollrad ist schön kurz, die Auflegearbeit ist perfekt, einmal noch ganz leicht drüber, - schon ist die Katastrophe da. Einer der Drähte, welche die Wollpackung auf dem Rad halten, ist durchgekommen und hat die schönen Buchstaben mit einer tiefen Rille verkratzt.

Das ist nun Vergangenheit und zwar endgültig! Durch die fest gepackte Anordnung von vielen hundert Inlettstreifen, die radial auf dem Rad festgeleimt sind, entsteht ein äußerst festes Stoffpaket. Die einzelnen Stoff-Lamellen sind quer zur Drehrichtung der Polierwelle aufgeleimt und bilden, wenn sie in Rotation sind, einen recht festen Block, ganz ähnlich einem sehr weichen Filz.

Bereits bei der Inbetriebnahme fällt sehr angenehm auf, dass diese Scheibe, ganz im Gegensatz zu den meisten stoffbezogenen Polierwerkzeugen, kaum fusselt oder staubt. Mit einem Schleifstein schruppe ich die äußere Schicht herunter, damit ich in den Genuss der sich aufspleißenden, weichen Fasern des Stoffes komme. Ergebnis: Kaum Dreck, das Rad fühlt sich an, wie ein Samtkissen. Keine langen Fasern, die Oberfläche gleicht einem kurzgeschorenen Samt.

Nun gebe ich etwas Poliermittel aus die linke Seite der Scheibe und versuche ein en Herrenring, der recht zerkratzt ausschaut, ohne ihn vorher zu schmirgeln, von seinen Kratzern zu befreien. Das Ergebnis entspricht meinen Erwartungen, der Ring ist zwar blanker, aber die Kratzer noch vorhanden. Nun nehme ich mein selbst hergestelltes Spezialmittel, und zwar reichlich. Da in diesem Poliermittel , ein zunächst sehr grober, aber recht weicher Schleifkörper, von einem sehr feinen, aber wesentlich härteren, beim Polieren zwangsläufig zerlegt und bis auf die Korngröße des feinen Schleifkörpers herabreduziert wird, treten gleich mehrere Effekte neben-und nacheinander auf, obwohl man nur eine einzige Polierpaste benutzt: Zuerst schleift die Paste wie Öltripel, dann geht sie allmählich in einen absolut strichfreien Hochglanz über. Die ausgeklügelte Fettmischung sorgt für optimale Verhältnisse bei diesem Prozess. Zudem ist es auch an der Bürste ein richtiger "Bringer".

Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Die Kratzer sind größtenteils weg, zumal der aufgewendete Druck von der Scheibe locker ausgehalten wird. Sie hat tatsächlich etwas von einem Filz, oder einem Wollrad, das auf dem allerletzten "Loch pfeift". Bekanntlich sind die dann am Besten, aber leider bilden die Bindedrähte eine ziemliche Gefahr für die Ware. Ganz anders bei meinem Testobjekt: Obwohl das Rad noch neu ist, läuft es ganz hart und zeigt überhaupt keine Neigung ungebeten in Vertiefungen, oder Rille hineinzulaufen. Ein ideales Werkzeug für alle Arbeiten, wo eine ganz kurze, aber doch weiche Faser angesagt ist.

Mein Ring ist fertig. Zugegeben, normalerweise hätte ich ihn geschmirgelt, aber das Ergebnis ist absolut OK. Zudem ging es ja darum, dieses neue Polierrad zu testen. Ein Test, den es mit Bravour bestanden hat.

Montag, der vierte Mai 2009

Ich setze mich noch einmal an die Tastatur, denn Martin Wagner hat mich gemahnt, das Testergebnis doch nun endlich rauszurücken. Wir arbeiten nun schon über vier Wochen mit diesem Rad. Es heißt bei uns nur noch das "Gute Neue", dauernd sucht es jemand. Halt ein gefragter Artikel. Was grundsätzlich Neues hat sich nicht weiter ergeben, Es ist "das Topwerkzeug" für alle gespannten Flächen, für fast plan aufliegende Belötungen, wenn man den Untergrund nicht "miterwischen" will, kurz, es ist unverzichtbar geworden.

Noch was:

Erfreulicherweise hält sich der Verschleiß in mehr als erfreulichen Grenzen, er findet anscheinend gar nicht statt. Keine Fusseln, kein Staub. Ich denke öfter an die armen Juweliere, die schon mal schnell was zwischendurch polieren müssen, weil im Laden ein Kunde wartet, und die vollgefusselt und verstaubt wieder vor ihren Kunden erscheinen müssen. Wenn die dieses Rad erst einmal entdeckt haben, dann ist diese Qual auch vorbei. Es geht tatsächlich im dunklen Anzug, weißen Hemd und Krawatte. Ich denke, dass sich dieses schnuckelige Ding, ganz bestimmt durchsetzen wird.

Archivbeitrag 18.07.2011
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