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Schmuck und Uhren für blinde Menschen

Als sehende Menschen tun wir uns oftmals äußerst schwer damit nachzuvollziehen, wie blinde Menschen ihren Alltag meistern. Leider ist es selbst in der heutigen aufgeklärten Zeit eine Tatsache, dass Nichtbehinderte schnell von einem behinderten Menschen auf alle andere schließen - nachvollziehbar, aber meistens falsch. Es scheint unvorstellbar, mit welcher Kraft, Mut und Energie, geleitet durch ihre besonders ausgeprägten Sinneswahrnehmungen, blinde Menschen all die Dinge tun, die einem selbst als Sehenden häufig schon Schwierigkeiten bereiten. Man könnte sogar so weit gehen, dass sehende Menschen noch einiges von ihren nicht sehenden Mitmenschen lernen können.

Viele unserer angeborenen Fähigkeiten wie Tasten, Fühlen, Hören und Riechen kommen bei sehenden Menschen ein wenig zu kurz, da das scharfe Urteilsvermögen viel zu oft dem ersten optischen Eindruck weichen muss. Ziemlich schwierig vorstellbar für Sehende ist es daher auch, wie blinde Menschen Shoppen gehen und sich beispielsweise auf die Suche nach einem gewünschten Schmuckstück begeben. Schöne Accessoires, welche die eigene Persönlichkeit widerspiegeln, will schließlich jeder - und dabei gut aussehen natürlich auch. Da spielt es absolut keine Rolle, ob man sieht oder nicht.

Laut einer Umfrage unter blinden Schmuckliebhabern wurde deutlich, dass diese in den meisten Fällen edlen bzw. echten Metalle Vorzug gewähren. Aufgrund des doch sehr ausgeprägten Eigengewichtes der Teile aus Gold oder Weißgold etc., empfinden viele blinde Menschen gerade diese gewisse Schwere als sehr angenehm und eben wertvoll.

Wie bereits erwähnt haben nicht sehende Menschen einen wunderbar ausgeprägten Tastsinn, der durch formschönen Schmuck angesprochen werden will. So stehen beispielsweise Ringe mit tiefen Mustern, Riffelungen, interssanten Rundungen oder Kanten hoch im Kurs. Auch ein besonders phantsievoll geschliffener Stein, eine große Perle oder mehrere kleine Perlen nebeneinander lassen durch ihr Befühlen eine große Auswahl an verschiedenen, nach Wunsch gestalteten Designs zu.

Gerade bei der Anfertigung von Trau- bzw. Eheringen, Partnerringen oder Verlobungsringen gibt es heutzutage enorme Möglichkeiten, auch blinden Kunden eine für sie lesbare und persönliche Gravur zu bieten. Anhand des indivduellen Schriftwerks wird dieser Schmuck äußerst stark personalisiert und ist somit ein idealer Begleiter für das zukünftige Zusammenleben. Diese speziellen Ringgravuren werden in der sogenannten "Braille-Schrift" wiedergegeben. Beim Braillealphabet handelt es sich um eine speziell für Blinde und stark sehbehinderte Menschen entwickelte Schrift, die bereits im Jahre 1826 erstmals Verwendung fand. Normalerweise werden die Wörter anhand von hinten in das Papier gepressten Punktmustern dargestellt, die dadurch als fühlbare Erhöhung mit den Fingerspitzen abgreifbar sind und ausgelesen werden können. Bevorzugt man eine Gravur anhand von funkelnden Steinen, so bieten einige Hersteller formschöne Ringe aus frei wählbaren Materialien wie Gold und Silber an, in die nach eigenem Belieben Braille-Buchstaben in Form von kleinen Brillanten gefasst werden können. In den meisten Fällen überzeugen diese tollen Ringe durch ihr eher schlichtes, dennoch sehr hochwertiges Design ,welches aber durch die individuell gefassten Steine bzw. Buchstaben eine ganz persönliche Note erhält. Weiterhin ist es möglich, ganz spezielle Ringe mit erhabenem Braille-Schrift-Text, dargestellt durch Zeichenpunkte, gefertigt in 1,5mm erhabenen Stahlkugeln, anzufertigen. Somit gestalten sich auch diese "Gravuren" für Blinde wie auch Sehbehinderte durch Tasten gut lesbar.

Eine weitere, tastbare Designmöglichkeit bietet hierbei die Oberfläche, die man sich glatt, hochglanzpoliert oder mattiert aussuchen bzw. ertasten kann. In Sachen Vorlieben der Schmuckgestaltungen gaben viele blinde Menschen des Weiteren an, dass sie oftmals Naturmaterialien bevorzugen. Ob Holz, Leder, Koralle, Muscheln, Perlen, Steine oder Zwischenelemente aus Federn oder Filz, all diese Materialien lassen sich wunderbar ertasten und bieten insofern abwechslungsreiche formschöne Strukturen. Auch Klangkugeln und weitere klingende Schmuckelemente erzeugen bei ihren Trägern eine schöne Stimmung, wenn diese durch schnelles Gehen, einen Windhauch oder einfach durch Bewegung individuelle Klänge erzeugen. Eine wahre Erlebnisreise für Tast - und Hörsinn.

Eng verbunden mit dem Tragen von Schmuck ist bekannterweise das Tragen einer Armbanduhr. Auch auf diesem Gebiet bietet die moderne Technik eine reichhaltige Palette an interessanten Produkten für alle Blinden und sehbehinderten Menschen. Grundlegend kann man hier unter vier verschieden Arten von Blindenuhren wählen. Es gibt analoge Blinden-Uhren, digitale Blinden-Uhren, Braille-Uhren sowie letztendlich auch akustische Uhren. Um diese vier verschiedenen Arten besser zu unterscheiden, soll folgende kleine "Uhrenkunde" dienen.

So sind analoge Blindenuhren stets mit einem zu öffnenden Deckel ausgestattet, unter dem man auf dem Zifferblatt die Stellung der Zeiger ertasten kann. Zur besseren, fühlbaren Orientierung sind diese Ziffernblätter mit speziellen richtungsweisenden Punkten oder Strichen versehen. Zum besseren Ertasten und weiterer Erleichterung wird so auch komplett auf einen Sekundenzeiger verzichtet.

Bei digitalen Blindenuhren wird die Zeit anhand von mechanisch variabel fühlbaren Punkten oder Segmenten wiedergegeben.

Ähnlich wie bei den bereits genannten Ringen mit Braille Schrift, verhält es sich auch bei den Braille Uhren. Bei dieser Uhrenart werden die Uhrzeit bzw. die einzelnen Ziffern anhand von mechanisch veränderlichen, tastbaren Braille-Punkten verdeutlicht. Die Zahlen von 1 bis 0 entsprechen hierbei den Buchstaben a bis j und beanspruchen ausschließlich die vier oberen der sechs möglichen Punkte. Das heißt, dass man bei einer Braille-Uhr höchstens vier Punkte für jede einzelne Ziffer benötigt. Eine nähere Erläuterung zum Braille Alphabet bieten alle mit dieser Materie vertrauten Anbietern.

Wie der Name selbst schon vermuten lässt, erfolgt bei allen akustischen Uhren die Angabe der Uhrzeit via Sprachausgabe oder einem entsprechenden Signalton.

Selbstverständlich gibt es all diese Uhrenmodelle in verschiedenen Ausführungen und Designs. Abschließend kann man wohl sagen - egal ob blind oder sehend, jeder Mensch verfügt über einen ganz individuellen Geschmack. Jeder Mensch soll sich und seine Persönlichkeit so darstellen und frei entfalten können und dürfen, um letztendlich sein Glück damit nach Hause zu tragen. Im wahrsten Sinne des Wortes.

 

Archivbeitrag 25.06.2012
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