In unseren Breitengraden wird Tierschmuck immer noch etwas belächelt und weist für die meisten Menschen eher auf das übersteigerte Geltungsbedürfnis des Besitzers hin, als auf den Wunsch, dem Tier etwas Gutes zu tun. Nun, bei manchen Herrchen und Frauchen mag man mit dieser Vermutung durchaus richtig liegen, doch andererseits geht Tierschmuck auch auf eine jahrtausendealte Tradition zurück. Wer kennt nicht die Bilder von prachtvoll geschmückten Pferden bei offiziellen Anlässen und militärischen Paraden oder die mit reichlich Gold verzierten Elefanten in orientalischen Ländern?
Warum schmückt man Tiere seit ewigen Zeiten? Die Gründe dafür sind sehr vielschichtig. Auch in der Vergangenheit versuchten Besitzer ihren Status durch prächtig geschmückte Tiere anzuheben - schließlich konnte sich diesen oft sehr teuren Schmuck nur leisten, wer erfolgreich und wohlhabend war. Andererseits spielten auch religiöse und rituelle Gründe beim Schmücken von Tieren eine große Rolle. In vielen Religionen gelten Tiere als Abbild verschiedener Gottheiten. Durch den Schmuck wurden diese geehrt und gepriesen. Eine weitere Komponente wird dagegen oft vergessen: die Verbindung von schmückenden mit nützlichen Elementen. So ist die Glocke um den Hals einer schweizerischen Bergkuh in erster Linie kein Schmuckgegenstand (auch wenn es viele so sehen), sondern ein Instrument, mit dem der Bauer sein Tier leichter orten kann.
Auch bei anderen Tieren bietet es sich heute an, nützliche und dekorative Elemente zu verbinden. Warum muss es immer das schmucklose Billighalsband vom Tierzubehör-Discounter sein? Gönnen Sie Ihrem Vierbeiner doch mal was Schönes! Und die Leine kann man trotzdem daran befestigen ... Es muss nicht gleich die komplette Kollektion sein, die aus Ihrem Liebling ein Barbiepuppen-Ersatz macht - ein schönes Highlight kann edel und stilvoll wirken. Was der Markt für Tierschmuck so bereithält, möchten wir Ihnen im Folgenden vorstellen.
Für das liebste Haustier der Deutschen gibt es die mit Abstand größte Auswahl an Schmuckstücken. Von sinnvoll bis total absurd - bei Hundeschmuck kann sich jeder nach seinem Geschmack austoben. Achten Sie jedoch in jedem Fall darauf, das Tier mit dem Schmuck nicht einzuschränken. Dies kann zum Beispiel bei der Verwendung überbreiter Halsbänder der Fall sein, die dem Hund ein ganzes Stück seiner Bewegungsfreiheit nehmen können.
Womit wir auch schon beim am häufigsten anzutreffenden Schmuckstück für Hunde wären: Halsbänder. Selbst Hundebesitzer, die Tierschmuck für übertrieben und affig empfinden, sind hier in der Regel aufgeschlossen und gönnen ihrem Vierbeiner gerne ein schönes und dekoratives Halsband. Die klassischen Modelle bestehen aus Leder und sind als Schmuckstücke zumeist mit Strasssteinen, Metallelementen oder Edelsteinen besetzt. Oft besteht auch die Möglichkeit, den Namen des Tieres mittels Steinen auf dem Halsbank anzubringen - eine schöne Individualisierungsmaßnahme. Etwas neuer dagegen sind „echte“ Halsketten für Hunde, die aus Metall und/oder Steinen bestehen und nicht aus Leder. Hier gibt es inzwischen unzählige verschiedene Modelle.
Zwei Trends haben sich bei den Halsbändern und -ketten für Hunde in den letzten Jahren herauskristallisiert. Da sind die so genannten Charms oder Hundecolliers, ähnlich den bekannten Bettelarmbändern bei Menschen, bei denen der Schmuck aus einer Basiskette und vielen kleinen Anhängern besteht, die nach und nach dazugekauft werden können. Der zweite Trend sind seit einiger Zeit Edelsteinbänder und -ketten für den Hund. Sie sollen dabei nicht nur dekorative Zwecke erfüllen, sondern auch gesundheitlich wirksam sein. Zum einen sagt man vielen Edelsteinen eine energetisch heilsame Wirkung auf Lebewesen aller Art nach, andererseits dienen bestimmte Edelsteinsorten, z.B. Bernstein, als wirksamer Schutz gegen übermäßigen Zeckenbefall. Ob die Wirksamkeit wirklich so groß ist wie versprochen sei einmal dahingestellt - schön sind Edelsteinhalsbänder für Hunde auf jeden Fall! Achten Sie jedoch darauf, dass die Steine qualitativ hochwertig und dementsprechend rundgeschliffen sind, damit sich Ihr Liebling nicht daran verletzen kann.
Was gibt es sonst noch an Schmuck für des Deutschen liebstes Haustier? Hier eine kleine Übersicht:
Grundsätzlich unterscheiden sich die Schmuckstücke für Katzen nur wenig von denen für Hunde. Die Stücke sind jedoch, bedingt durch den Größenunterschied der Tiere, meist etwas filigraner gearbeitet. Auch hier gibt es Halsketten, -bänder und Colliers in zahlreichen Ausführungen. Die Preise fangen dabei bei ein paar Euro an und sind nach oben offen.
Besonders beliebt sind auch hier zur Zeit die Charms - kleine Halsbänder mit vorgegebenen Löchern oder Ösen, die man nach Lust und Laune mit einzeln erhältlichen Anhängern ergänzen kann. Dabei werden für Katzen meist die eher romantischen Motive wie Herzen, Blumen etc. gewählt.
Wichtig ist darauf zu achten, dass Schmuck für Katzen möglichst eng anliegt, da die Tiere gerne durch das Unterholz streunen und z.B. bei Halsbändern mit abstehenden Teilen immer die Gefahr besteht, dass das Tier irgendwo hängen bleibt und nicht mehr loskommt.
Weiterhin besteht für Katzen die Möglichkeit, ein schönes Halsband mit erhöhter Sicherheit zu verbinden. So gibt es beispielsweise Halsbänder mit reflektierenden Elementen, die dafür sorgen, dass die Katze auf der Straße viel besser gesehen wird. Außerdem bieten viele Halsbänder die Möglichkeit, die Adresse des Besitzers an einer speziellen Stelle einzutragen oder in Form eines Zettels zu verstauen. Falls die Katze mal ausbüchst, kann sie so dem Besitzer schnell und einfach wieder zurückgebracht werden.
Für allen anderen Haustierarten sieht das Angebot an Schmuckstücken eher dünn aus. Das mag auch daran liegen, dass in der Regel kein anderes Haustier dem Menschen so nahe steht wie ein Hund oder eine Katze.
Vereinzelt sieht man dennoch (meist handgefertigte) Schmuckstücke z.B. für Hasen, Kaninchen oder Hamster. Hierbei handelt es sich meist um Geschirre zum Befestigen einer Leine oder um verzierte Mäntelchen. Auch schmuckartige Beinringe für Vögel sind auf dem Markt erhältlich.
Bei diesen Produkten ist jedoch davon auszugehen, dass sie die Tiere mehr behindern als verschönern. Der Mensch tut also gut daran, das Tier auch weiterhin Tier sein zu lassen...
Archivbeitrag 20.07.2011