Bereits seit mehr als 100.000 Jahren ist Schmuck ein ständiger Begleiter des Menschen. Die ersten Schmuckstücke bestanden dabei aus Naturmaterialien wie Steinen, Muscheln oder Pflanzen. Erst später lernte der Mensch, das Material so zu bearbeiten, dass er die Schmuckstücke nach seinen Vorstellungen formen konnte. Die ersten Schmuckstücke entstanden so in der Steinzeit. Funde zeugen beispielsweise von Ketten, die man aus besagten Muscheln und Steinen, aber auch aus Wirbelknochen, Tierzähnen und Muschelgehäusen herstellte. Bekannt sind darüber hinaus Ringe, die aus hohlen Knochen gefertigt waren.
Besonders in der Zeit der Antike (1200 v. Chr. - 600 n. Chr.) ergab sich ein tiefer Einschnitt in die Schmuckgeschichte, als die Verarbeitung von verschiedenen Metallen entdeckt und fortan stetig weiterentwickelt wurde. Zunächst nutze man die neuen Fertigkeiten aber nur, um Werkzeuge und Waffen herzustellen, erst einige Zeit danach verwendete man sie auch für die Schmuckherstellung. Wegen der unglaublich komplizierten und zeitaufwändigen Fertigungsmethoden beschränkte man sich jedoch auf Toten- bzw. Weiheschmuck, der als Grabbeigabe insbesondere bei hochrangigen Persönlichkeiten zu Einsatz kam. Man erhoffte sich damit, den Verstorbenen ein "Weiterexistieren" nach dem Tod zu ermöglichen, sofern sie nur mit ausreichend wertvollen Beigaben ausgestattet waren.
Hinsichtlich der Entwicklung des Grab- und Weiheschmucks sind insbesondere die Handwerker Mesopotamiens sowie die Assyrer zu nennen. Sie stellten in teils monatelanger, mühevoller Arbeit Helme, Diademe, Armreifen und Ringe für ihre geschätzten Verstorbenen her.
Im antiken Ägypten stand der Totenkult zu Anfang ebenfalls an erster Stelle. Um den großen Bedarf an Schmuck als Grabbeigabe zu decken, entwickelten die Ägypter hochmoderne und effiziente Techniken zu Förderung von Edelmetallen sowie zu deren Weiterverarbeitung. Zu dieser Zeit entstanden auch die ersten Hochöfen, mit dem Formgießen von Metall kamen schließlich auch die ersten Legierungen zur Anwendung. Interessant zu wissen ist, dass Silber zu dieser Zeit (und auch noch Jahrhunderte danach) wesentlich wertvoller als Gold war, da es seltener in der Natur vorkam und sich schwerer abbauen bzw. extrahieren lies.
Als erste Legierungen kamen im antiken Ägypten Niello und Elektrum zum Einsatz. Insbesondere bei letzterer wurden die Ägypter von der Natur inspiriert, schließlich findet sich Elektrum, bestehend aus Feingold und 20-30 % Silber, genau in dieser Zusammensetzung auch unter der Erde. Unzählige weitere Techniken, die noch heute in der Schmuckherstellung zum Einsatz kommen, sind auf die handwerklichen und künstlerischen Fähigkeiten der Ägypter in der Antike zurückzuführen. Die wichtigsten von ihnen sind: Gravieren, Ziselieren, Treiben sowie Vergolden und Versilbern.
Auch bei der Verwendung von Steinen in Schmuckstücken übernahmen die Ägypter eine führende Rolle. Steine wie Lapislazuli, Türkis und Karneol importierte man bereits früh aus anderen Ländern, unter anderem aus Afghanistan, der Türkei und verschiedenen afrikanischen Ländern. Doch nicht nur die Vielfalt der Steine selbst, sondern auch die Verarbeitungstechniken zeichnen die Ägypter als Meister ihres Fachs aus. So entwickelten sie beispielsweise kunstvolle Steinschneidetechniken, die in den Jahrhunderten danach von zahlreichen anderen Völkern übernommen wurden.
Die kretische Kultur gilt als älteste Hochkultur Europas und fand ihre Anfänge bereits um 2600 v. Chr. Schon zu dieser Zeit entfalteten die Kreten ein großes Geschick in der Verarbeitung von Metall und Herstellung von Schmuck, doch auch dieser war anfangs fast ausschließlich als Grabbeigabe bestimmt. Erst in der Zeit der beginnenden Antike stellte man schließlich auch Schmuck für "die Lebenden" her. Er fand so viel Anklang, dass die Vielfalt der Formen und Farben schier explodierte. Schon nach kurzer Zeit fertigten die Kreten Haar- und Gewandschmuck (z. B. Diademe, Schmuckknöpfe und Schnallen etc.), außerdem Anhänger, Armbänder und -reifen und vieles mehr.
Zahlreiche Schmuckstücke sind unter der Ägide der Kreten entstanden, die bis heute als weltberühmt gelten. Am bekanntesten ist dabei die "Biene von Malia", ein Anhänger in Form zweier Hornissen, der heute im Nationalmuseum von Heraklion zu bewundern ist. Ebenfalls sehr bekannt sind die "Goldbecher von Vaphio" mit ihren kunstvollen Stierdarstellungen, gefunden in einem traditionellen Kuppelgrab.
Die Zeit der griechischen Antike beginnt etwa 600 v. Chr. und war zunächst durch starke Einschränkungen in der Schmuckherstellung - insbesondere durch den Mangel an Gold und anderen Edelmetallen - geprägt. Schmuckstücke aus purem Gold kamen lediglich in den reichsten Gegenden vor, zum Beispiel in der Stadt Taranto, in ärmeren Regionen musste man dagegen mit dem Vorlieb nehmen, was die Natur dort zu bieten hatte. So wich man bei der Herstellung von Schmuckstücken auf andere Materialien wie Perlen, Muscheln etc. aus.
Ab etwa 450 v. Chr. kristallisierten sich dann verschiedene Stile in der griechischen Kunst heraus. Die wichtigsten sind: Orientalisierender Stil, Archaik, Klassik und Hellenismus. Beim orientalisierenden Stil und der Archaik dominierten zunächst streng geometrische Formen, selbst Nachbildungen des menschlichen Körpers gerieten kubisch oder rechteckig, weiche Formen und Radien jeglicher Ausprägung suchte man weitgehend vergebens. Erst mit dem Stil der Klassik weichten die Formen dann etwas auf, fortan wurde mehr Wert auf die Harmonie von Formen und Farben gelegt. Die Schmuckstücke gerieten gefälliger, weicher und insgesamt handwerklicher hochwertiger.
Ein struktureller Wandel ergab sich allerdings erst mit dem Stil des Hellenismus. Alexander der Große errang seinen Sieg über König Darius aus Persien, wodurch Unmengen an Gold erbeutet werden konnten, die den Schmuckmachern völlig neue Dimensionen eröffneten. Sie konnten nun endlich ihr gesamtes Können aufbieten, und das taten sie in beeindruckender Weise. Aus dieser Phase der Antike sind bis heute die mit Abstand meisten Goldschmiedearbeiten überliefert. Sie behielten zwar die langjährige Tradition der Schmuckherstellung als Grabbeigaben bei, fertigten aber auch eine große Auswahl verschiedener Schmuckstücke für die Bessergestellten, zum Beispiel kunstvolle Diademe für die Sieger wichtiger Schlachten. Um die Schmuckstücke noch kunstvoller und dekorativer zu gestalten, verwendete man nicht nur den Werkstoff Gold, sondern auch Perlen, Edelsteine und Emaille.
Die bislang eigenständig existierenden griechischen und römischen Kulturen verschmolzen in der Zeit des römischen Reiches (63 v. Chr. - 14 n. Chr.) miteinander. In dieser Zeit lässt sich eine Verschiebung von aufwendigen handwerklichen Arbeiten hin zu rein dekorativen Stücken ohne großen künstlerischen Anspruch beobachten. Dazu macht man sich bei einigen Stücken noch nicht einmal die Mühe eigener Entwürfe, sondern nimmt beispielsweise Schmuckstücke der Etrusker als Vorlagen und kopiert diese. Manche Stücke werden auch nur ein vereinfachter Form nachgebildet.
Damit der dekorative Effekt dennoch in den Vordergrund tritt, verwendet man möglichst auffällige Materialien, Formen und Farben, unter anderem Edelsteine aller Art (z. B. Smaragde), schimmernde Perlen und Intarsien aus Perlmutt und Emaille.
Unter Konstantin erfährt die christliche Lehre in der Spätantike ihre Blütezeit, wird sogar zur Staatsreligion im römischen Reich erhoben. Dies wirkt sich selbstverständlich auch auf die Schmuckstücke dieser Epoche aus. Die Formen werden wieder geometrischer, neue Lebendigkeit und künstlerischer Anspruch halten Einzug. Allerdings reduziert sich gleichzeitig die Vielfalt der Formen, was auch in vielen christlichen Traditionen begründet liegt - zum Beispiel dem Verhüllen der Frauen, das die Fertigung von Halsschmuck weitgehend überflüssig macht.
Eine ganz besondere Bedeutung erhält in dieser Zeit das Kreuz. Es wird zum Symbol des Sieges und findet daher auch vielfach Verwendung in der Herstellung von Schmuck. In diesem Zusammenhang werden auch Intarsienarbeiten immer beliebter, beispielsweise unter Verwendung von farbigem Glas. Auch Edelsteine kommen in vielen verschiedenen Ausführungen und Farben zum Einsatz, besonders beliebt sind Opale, Smaragde, Saphire und Rubine.
Auch in der Zeit der Völkerwanderung befanden sich große Teile der Welt im Umbruch. Insbesondere in der Gegend rund um das Schwarze Meer bilden sich völlig neue Siedlungsstrukturen, nachdem die Hunnen eingefallen waren und die Goten von dort vertrieben. Diese wiederum erkämpften sich neue Siedlungsgebiete in der Nachbarschaft und vertrieben damit dort ansässige Stämme. Das Ganze setzte sich schließlich wie eine Kettenreaktion fort, wodurch plötzlich unzählige Völker auf der Flucht waren und eine neue Heimat suchten. Dieser Umstand gab der dazugehörigen Zeitepoche schließlich auch ihren Namen.
Im Bereich Schmuck hielten unzählige neue Einflüsse Einzug in die Arbeiten der Kunsthandwerker. So verwendete man zum Beispiel die neuartige Flechtbandtechnik, um Impulse durch völlig neue Ornamente an Schmuckstücken zu setzen. Auch Zellenverglasung und Kerbschnitttechnik gehören zu den Neuentdeckungen der Schmuckmacher, die fortan bei vielen Stücken ihre Anwendung fanden.
Die Förderung von Gold aus Bergwerken wurde immer mehr zurückgefahren. Um trotzdem an das begehrte Edelmetall zu gelangen, schmolz man kurzerhand bereits vorhandene Schmuckstücke und Münzen ein. Das daraus entstehende Rohmaterial bildete die Basis für massive Schmuckstücke, wurde aber auch als Überzugsmittel verwendet. So stellte beispielsweise das Feuervergolden eine beliebte Technik dar, Schmuckstücken aus einfachen Materialien einen edlen Anstrich zu geben. Sehr beliebt zu dieser Zeit waren die sogenannten Fibeln - Schmuckstücke in Form von Gewandspangen, die dem Träger einen Status zuwiesen und in unzähligen verschiedenen Formen und Ausführungen hergestellt wurden.
Die Antike ist die Zeit der großen Schmuckkünstler. Aus keiner anderen Zeitepoche sind derart viele Goldschmiedearbeiten überliefert, unter ihnen unzählige mit besonderem künstlerischen Wert, hergestellt in unglaublich komplexer und kenntnisreicher Handarbeit. Die Entdeckung der Förderung und Verarbeitung von Edelmetallen - allen voran Gold - sorgte für eine bis dato nie gekannte Vielfalt an Schmuckstücken. Ebenso ist die Antike aber auch eine Zeit der großen Umbrüche: Gesellschaftliche, politische und vor allem religiöse Werte bzw. Wertvorstellungen werden immer wieder infrage gestellt, umgestoßen und reformiert. Ganze Völker finden eine neue Identität, die Vielfalt an Schmuckstücken und anderen künstlerischen und handwerklichen Arbeiten ist schier grenzenlos. Immer wieder stehen wir heute staunend vor den Relikten aus dieser Zeit und denken beschämt darüber nach, wie wenig sich die Menschheit doch in mehreren Tausend Jahren weiterentwickelt hat. Vielleicht wäre es interessant zu wissen, was die Menschen der Antike über uns dächten...
Archivbeitrag 19.10.2012