Der Zeitgeist der 60er Jahre - diese Periode brachte vollkommen revolutionäre Neuerungen im Bereich der Kunst, der Mode und des Designs. Denken wir an die Sechziger Jahre, fallen uns sofort Begriffe ein wie Swinging London, Twiggy, die Carnaby Street, Rüschenhemden, Schlaghosen, Beatniks, Mods, Flower Power, revolutionäre neue Modetrends sowie die Geburtsstunde vieler Größen im Musikgeschäft. Auch heutzutage wird besonders im Schmuckbereich auf die Ideenvielfalt der 60er zurückgegriffen. Das sogenannte "Retro"-Design ist heute absolut angesagt, was beweist, dass trotz aller Trends, die kommen und gehen, das Design der 60er Jahre nichts von seiner Faszination und seinem "coolem" Erscheinungsbild verloren hat.
Zahlreiche Gegenströmungen und Einflüsse sorgten dafür, dass die Sechziger Jahre, die durch Überfluss und Optimismus geprägt waren, zu einer äußerst kreativen Zeit wurden. Dem Design kam in Bezug auf das Konsum- und Kommunikationsverhalten eine entscheidende Bedeutung zu. Durch die Hilfe des Designs ließen sich Zielgruppen ausmachen und somit Märkte erschließen. Stil und Design beeinflussten die Stimmung und die Bedürfnisse der Massen, was sich unmittelbar auf die materiellen Wünsche auswirkte.
Neben Modeschmuck aus Kunststoff, Spritzguss und Papier war Goldschmuck in den Sechziger Jahren sehr populär. Zur Freude der Goldschmiede lagen breite, goldene Oberflächen, Goldarmbänder, Goldketten und Goldringe absolut im Trend. Dazugehörend wurden auffallende Steine wie Topas, Opal, Peridot, Tigerauge, Mondstein, Rauchquarz, aber auch Brillanten verwendet. Edel und trendig zugleich wirkten Goldmünzen an langen dünnen Collierketten. Großen Gefallen fand man auch an vergoldeten Tiermotiven wie Tiger und Leoparden.
In den Sechziger Jahren war das Konsumverhalten der Bevölkerung stark ausgeprägt und so gab es gerade im Schmuckbereich eine äußerst kaufkräftige Kundschaft. Einen wahren Jugendkult lösten dabei die Studentenbewegungen der späten Sechziger Jahre aus. Aufregende und teils gewagte Kleider sowie ausgefallene Accessoires spiegelten die sozialen und moralischen Veränderungen dieser Ära wider.
Aus der Riege der bekannten Schmuckdesigner und Marken sind hier insbesondere zu erwähnen : Georg Jensen, Coppola e Toppo, Dior, Henkel und Grosse, Whiting & Davis und besonders Stanley Hagler.
Die Jugendkultur und die damit verbundene Welle der Neuerungen im Bereich der Mode-und Schmucktrends machte in den Sechziger Jahren Modeschmuck absolut salonfähig und zu jedem Anlass tragbar. Im Trend lag hierbei die Verwendung von künstlichen Materialien wie Kunststoff, Papier, PVC, klar und farbig geschichtetes Lucite - welches man besonders gerne für farbige Ringe verwendete - sowie Basismaterialien wie Muranoglas, Harz, Leder usw...
Ebenfalls weiterentwickelt wurden die technischen Möglichkeiten im Goldschmiedebereich, wie z.B. das Galvanoforming. Der Wettlauf um die Eroberung des Weltraums hatte Mitte der Sechziger enorme Auswirkungen auf das allgemeine Bewusstsein der Menschen und somit auch auf Mode, Stil und Design. Das "Space Age" war geboren. Modeschöpfer Paco Rabanne triumphierte 1966 mit seiner persönlichen Interpretation einer Mode für die jungen, rebellische Barbarellas des Raumfahrtfahrtzeitalters. Absolut angesagt zu Kleidern aus PVC und dem obligatorischen Minirock war daher Schmuck im Weltraumlook. Oft ähnelten die Schmuckstücke der Mondoberfläche oder erinnerten stark an vergrößerte Molekularstrukturen.
Op Art, die Abkürzung für Optical art, ist sehr schwer zu definieren, weil es innerhalb dieser Kunstrichtung weitere Richtungen gibt. Ein ungenannter Autor hat 1964 einen Artikel mit dem sehr passenden Titel "Op Art : pictures that attack the eye" veröffentlicht.
Die optisch verwirrenden Op Art-Grafiken und -Muster, überwiegend im Schwarz-Weiss Kontrast, leben von ihrer unmittelbaren, fast überwältigenden visuellen Wirkung. So wirkten besonders Schmuckobjekte mit Flächen in verschiedenen Ebenen, mobile Scheiben, Vierecke, Kreise und Spiralen sehr "psychedelisch".
Ende der Sechziger Jahre kam mehr und mehr die Hippiekult in Bewegung. Die Haare wurden länger, die Musik progressiver - man denke nur an Woodstock - in der Mode waren nunmehr lange Leinenkleider, mexikanische Ponchos etc. angesagt.
Ein absolut angesagtes Schmuckstück zu diesem Look war die Kette.
Sie wurde entweder kurz oder lang, dünn oder dick, doppelt oder einfach, lang herunter hängend oder vor dem Bauch zusammen geknotet getragen. Häufig wurden die Ketten aus Tigerauge, Koralle, Lapislazuli, Onyx oder Perlen gefertigt. Die großen Hippie Medaillons, oft mit afrikanischen und Psychedelischen Emaille Motiven verziert, fielen insbesondere durch ihre kräftigen Farben auf.
Bis zum heutigen Tage auch ein Trend : Lederschnüre mit Kreuz oder Peace-Anhängern aus Silber, die lang um den Hals getragen werden.
Abschließend kann man sagen, dass der Sixties Look heutzutage angesagter denn je ist. Retro ist 2011 ganz besonders gefragt und das in allen Moderichtungen. Die Sixties sind zurück und feiern ihr Come-Back wie nie zuvor. Angesagt sind Ringe mit großen Steinen, Herz- und Kreuzanhänger für Ketten und große Broschen für die Sixties-Blusen. Auch Charms in Formen von "Love & Peace" Symbolen dürfen nicht fehlen. Bunte, lange Ketten und "Vintage Sixties Schmuck" aus dem Second Hand Laden komplettieren den Look.
Archivbeitrag 28.06.2011