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Schmuck aus Titan, dem Metall der Götter

Auch wenn der Name dieses silbern schimmernden Metalls auf die Titanen, das erste Göttergeschlecht der griechischen Mythologie, und damit auf eine lange, uralte Tradition hindeutet, trifft diese Assoziation keineswegs zu. Ganz im Gegenteil ist Titan ein ausgesprochen modernes HiTec-Material und verdankt seine zunehmende Bedeutung erst der heutigen, hoch industrialisierten Zeit. Dieses leichte Metall bringt alle Eigenschaften mit, die es auch für Schmuckliebhaber begehrenswert macht.

Während es aufgrund seiner kühlen, silbrigen Ausstrahlung und stilvoll in puristischen und futuristischen Designs gearbeitet zuerst in der Welt des Herrenschmucks Fuß fasste (wir berichteten), hat auch die Damenwelt die Faszination des HiTec-Materials für sich entdeckt.

Kurzer Steckbrief

Titan ist so hart wie Stahl, dabei aber fast um die Hälfte leichter, biologisch hervorragend verträglich - besser als z.B. Gold und Silber -, bei niedriger Dichte stabil und widerstandsfähig gegen äußere Einflüsse und korrodiert selbst in Salzwasser nicht. Diese Beständigkeit verdankt es einer feinen Schutzschicht aus Titanoxid, die sich in Kontakt mit Sauerstoff aus Luft oder Wasser sofort bildet.

Dabei ist Titan ist alles andere als selten, denn es ist das 10. häufigste Element überhaupt, häufiger als Kohlenstoff, Schwefel oder Phosphor. Allerdings schlägt sich im vergleichsweise hohen Preis deutlich nieder, dass Titan nicht in reiner Form vorkommt, sondern mit aufwändigen Herstellungsverfahren aus diversen Verbindungen herausgelöst werden muss.

Schmuckstücke aus Titan

Grundsätzlich ist Titan für alle Arten von Schmuck geeignet, denn das leichte Metall lässt sich in jede gewünschte Form bringen und überzeugt auch bei üppigem Schmuck durch das geringe Gewicht. Die angebotene Palette an Titanschmuck bietet für jeden Körperteil, jeden Geschmack und jeden Anlass ausreichend Auswahl.

Besonders gefallen wegen der Leichtigkeit, Beständigkeit, Härte und vor allem der Problemlosigkeit des hellen Materials Verlobungs- und Eheringe aus Titan, können diese doch Tag und Nacht, Jahr für Jahr und bei allen Gelegenheiten getragen werden.

Seine Körperverträglichkeit macht Titan zu einem idealen Material für Piercings, Ohrstecker oder anderen Schmuck, der ständig eng am Körper getragen wird. Zu diesem Zweck wird meistens die Titan-Legierung Ti 6AI 4V, auch Titan Medical Grade 23 , benutzt, mit der, obwohl sie außer anti-allergenem Titan Vanadium sowie Aluminium enthält, Chirugen in aller Welt beste Erfahrungen bei Implantaten vorweisen können.

Verarbeitung

Wenn auch Schmuckhersteller für die meisten Techniken, mit Hilfe derer Titan zu exklusivem Schmuck geformt wird, Geräte für die Stahlbearbeitung benötigen, liest sich die Liste möglicher Methoden wie der Ausbildungsplan eines Gold- oder Silberschmieds: Titan lässt sich gießen, wobei edle Steine - Diamant, Saphir, Rubin oder Granat - auf Wunsch eingearbeitet werden. Weiter geht es, da wird Titan geschliffen, gefeilt, geschnitten, gebohrt, zu Draht gezogen, gedreht, gewalzt, geprägt oder gebogen

Besonders beim Finish zeigen sich Schmuckdesigner extravagant und kreativ, denn nicht nur mit Gravuren auf satin-matter oder auf Hochglanz polierter Oberfläche präsentiert sich Titanschmuck Bewunderern, sondern auch in Farbtönen, die kaum noch an den eigenen, weiß-silbrigen Ton des Materials erinnern. Ganz individuell erhält der Schmuck per Heißfärbung purpurne, blaue, gelbe, graue und schwarze Töne, per Anodisierung gesellt sich dazu die Farbauswahl des gesamten Regenbogens, je nach Geschmack vom zarten Metallschimmer bis zu intensiver Tönung.

Achtung aber, denn Titan hat auch Nachteile: Bis auf Schwarz, das durch eine Plasmabeschichtung erzeugt wird, sind Titanfärbungen nicht so problemlos und haltbar wie das Leichtmetall selbst. Größenänderungen bei Ringen können nur eigens dafür eingerichtete Betriebe durchführen. Im Gegensatz zu wertvollen Edelmetallen wie Gold, steht bei Titan Wert und nötiger Arbeitsaufwand für Änderungen meist nicht in sinnvoller Relation.

Kurze Geschichte

deckt wurde Titan vom Amateurchemiker William Gregor in Cornwall als Titandioxid, nur 4 Jahre später fand Martin H. Klaproth in Berlin das bisher unbekannte chemische Element im Mineral Rutil und gab ihm den Namen des griechischen Göttergeschlechts, wahrscheinlich wegen seiner Härte und Dauerhaftigkeit. Obwohl bereits 1825 J.J. Berzelius unreines Titan durch Reduktion aus Titandioxid herstellte, gelang M.A. Hunter in den USA erst 1910 mit einem vergleichbaren Verfahren die Gewinnung von reinem Titan aus Titantetrachlorid. W. Kroll entwickelte dann 1938 das Verfahren, mit dem seit 1946 im Prinzip bis heute Titan gewonnen wird.

Seither erobert Titan die Welt und ist längst zu einem der begehrtesten Leichtmetalle mit unzähligen Anwendungsmöglichkeiten geworden - vom Fahrrad über Golfschläger bis hin zu Weltraumraketen. Einige Beispiele:

Verwendung

Was in den 70er Jahren erstmals als Zahn-Implantat aus Titan begann, ist längst medizinischer Standard für alle möglichen Implantate geworden. Neben Flugzeugherstellern wie Boeing und Airbus verlangt die gesamte Luftfahrtindustrie bereits heute nach etwa der Hälfte des auf dem Weltmarkt verbauten, leichten und harten Materials, das Aluminium aus dem Flugzeugbau verdrängt. Daneben sind die Autoindustrie, Ölproduktion und andere Wirtschaftszweige Großabnehmer des vielseitig nutzbaren Leichtmetalls.

In der Architektur spielt nicht nur die Optik moderner Glas-Stahl-Titan-Bauten eine Rolle, sondern auch die Widerstandsfähigkeit und Unveränderlichkeit gegen Wind und Wetter . Das Guggenheim-Museum in Bilbao ist genauso wie die neue Oper in Peking mit Titan verkleidet. Gerade erst wurde bekannt, dass der vom Verfall bedrohte Campanile San Marco in Venedig durch ein Schutz-System aus Titan nachhaltig vor dem aggressiven Salzwasser geschützt werden soll.

Zuletzt: Schmuck-Steine aus Titan

Eine ganz andere Art von Titanschmuck sind Schmucksteine aus Titan, genauer, mit Titan aus Titanoxidmineralen. Rutil, metallic-diamantartig glänzend, wird selten als eigener Schmuckstein genutzt, aber häufig als eingeschlossener Bestandteil für verschiedene optische Effekte. Aus synthetischem Rutil (Titania) mit seinem starken Farbenspiel werden diamantähnliche Steine hergestellt, wogegen Steine aus Leucoxen oder Ilmenit druck- und schlagempfindlich sind und daher nur gelegentlich als Schmuckstein in Szene gesetzt werden.

Archivbeitrag 21.07.2011
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