Platin, das edle und zur Zeit nach Rhodium das zweitwertvollste Edelmetall, fast doppelt so wertvoll wie Gold, wurde in Laufe seiner langen Geschichte einmal heiß begehrt und für schönste, auch sakrale Schmuckstücke und Kunstwerke, genutzt; nicht lange Zeit darauf wieder völlig verschmäht und ignoriert. Sein etwas abwertender Name „kleines Silber“, den ihm die spanischen Konquistadoren gaben, drückt diese Hochs und Tiefs der wechselhaften Geschichte des silberfarbenen, harten, haltbaren und vor allem äußerst seltenen Materials passend aus.
Obwohl aus Platin-Legierungen schon im alten Ägypten Schmuck gefertigt wurde, geriet das heute wieder heiß begehrte Metall später weitgehend in Vergessenheit und trat erst im Südamerika der Inka-Zeit wieder auf die Bühne der Geschichte. Unersättlich in ihrer Gier nach Gold für das damals mächtige Heimatland schmolzen die spanischen Eroberer alle goldenen Kunstwerke der Inkas, derer sie habhaft werden konnten, schlicht zu Goldbarren ein. Dass die Inka-Herrscher das seltene Platin tatsächlich begehrten und besaßen, lässt sich das zwar nicht mehr per Augenschein durch Beispiele belegen, gilt aber als sicher, da Platin in den Gold führenden Flüssen auf dem Gebiet des ehemaligen Inka- und Mayareichs ebenfalls vorkommt. Zudem galt es den Spaniern seinerzeit als minderwertiges Metall, welches beim Goldschmelzen ausgefiltert und einfach zurück in die Flüsse geworfen wurde, so dass man vermutet, dass unzählige, prächtige Schmuck- und Kunstwerke aus Platin während der Kolonialisierung Südamerikas vernichtet wurden.
Erst ab dem 18. Jahrhundert schätzte man Platin aufgrund seiner chemischen Eigenschaften auch in Europa und verwendete es zunächst als Zutat für chemische Experimente; und folgerichtig reihte der Schwede Theophil Scheffer es bald darauf in die Kategorie der Edelmetalle ein. Konsequenz dieser wissenschaftlichen Beurteilung ist, dass König Ludwig XVI von Frankreich davon erfährt und Platin ein nur einem König würdiges Metall nennt.
In Europa ist der Siegeszug des Platin nicht mehr aufzuhalten, denn keins der europäischen Königshäuser mochte dem französichen König nachstehen. Mit prunkvollen Zimmern ("Platinzimmer" im Palast in Aranjuez) oder filigranen, feinen Fabergé-Eiern (Peter Carl Fabergé, Juwelier der russischen Zaren) konkurrieren die Reichen und Mächtigen der ganzen Welt darum, das wertvollste und aufwändigste Platin-Stück zu besitzen. Ein Eroberungszug des „kleinen Silbers“ nimmt seinen Anfang, der bis heute anhält.
Platin zählt im Periodensystem der chemischen Elemente von der Ordnungszahl her zu den Übergangsmetallen, es leitet Strom, ist geruchs- und geschmacklos und oxidiert nicht. Es schmilzt erst bei einer Temperatur von 1.768 Grad C und löst sich wie Gold in Königswasser, allerdings nur in heißem.
Seine Haltbarkeit und Widerstandsfähigkeit, aber auch seine Optik mit dem klaren, weißlichen Schimmer machen es zum idealen Material für Schmuck, seine Biegsamkeit erlaubt extravagantes und ungewöhnliches Design, seine Seltenheit garantiert den dauerhaften Wert der aus ihm gefertigten Schmuckstücke. Platin wird bei Juwelieren in der Regel in äußerst hoher Reinheit (Faserplatin mit ca. 96 %, Juwelierplatin mit ca. 98 % reinem Platin) und ist aufgrund dieser Reinheit sehr gut für Allergiker geeignet.
Die größte Referenz, die ein Edelmetall vielleicht überhaupt auszeichnen kann, wird Platin seit 1888/1889 in Form des Urkilogramms erwiesen, welches das Gewicht (korrekt muss es selbstverständlich Masse heißen ) bis heute definiert. Wir meinen, einen besseren Ausweis für dauerhafte Unveränderlichkeit und Haltbarkeit kann man einem Material für hochwertigen Schmuck schwerlich ausstellen.
Archivbeitrag 08.09.2011