Das sächsische Uhrenmekka Glashütte ist um eine Manufaktur der besonderen Art reicher: Christine Hutter, die unter anderem beim Nobeluhrenhersteller A. Lange & Söhne und in der Schweiz umfassende Erfahrungen sammelte, gründete die Grossmann Uhren GmbH und bescherte damit einem großen Namen der sächsischen Uhrmacherkunst eine viel beachtete Renaissance: Moritz Grossmann gilt bis heute als genialer Konstrukteur feinster Taschenuhren, Präzisionspendeluhren und Seechronometer. Er war ein Zeitgenosse von Ferdinand Adolph Lange und mit diesem eng befreundet.
Ende vergangenen Jahres präsentierte Christine Hutter das erste Modell ihrer Manufaktur: die auf 100 Stück limitierte Handaufzuguhr "Benu". Den ersten Zeitmesser legte sich die Chefin selbst ans Handgelenk. Die Uhr strahlt trotz ihres 750er Rotgoldgehäuses ein vornehmes Understatement aus. Angetrieben wird die "Benu" vom Manufakturkaliber 100.0 mit der für Grossmann typischen Zweidrittel-Platine. Schwingsystem und Hemmung werden von zwei handgravierten Kloben getragen. Das Werk ist, wie es sich für eine Uhr dieser Preisklasse gehört, aufwändig verziert, die blauvioletten Stahlzeiger, die über das silberne Zifferblatt mit kleiner Sekunde gleiten, werden bei Grossmann gefertigt, gehärtet und geschliffen. Der Preis allerdings erschien manchem Branchenkenner recht ambitioniert: die "Benu" soll 16.800 Euro kosten.
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Jüngstes Mitglied im exklusiven Club der deutschen Uhrenmanufakturen ist der Regensburger Hersteller Damasko. Dahinter steht der Tüftler und Uhrenliebhaber Konrad Damasko, im "Hauptberuf" Inhaber eines metallverarbeitenden Betriebs, der im Jahr 1998 die ersten Chronographen unter seinem Namen auf den Markt brachte. In den Anfangsjahren bezog der Bayer ausschließlich Standardwerke von ETA, die entsprechend aufbereitet und optimiert wurden. Im Jahr 2006 liefen dann die Geschäfte so gut, dass er erheblich mehr Werke gebraucht hätte - doch ETA konnte oder wollte nicht mehr liefern. Konrad Damasko machte aus der Not eine Tugend, investierte mehrere Millionen Euro und entwickelte ein eigenes Kaliber. Auf der Munichtime im letzten Herbst präsentierte der Mittelständler mit der DK 10 und DK 11 die ersten Uhren mit dem Manufaktur-Automatikwerk Damasko A 35. Der günstige Preis von unter 3.000 Euro ließ Uhrenfreunde aufhorchen.
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Eigentlich ist Gerald Schröder Inhaber einer Berliner Kreativagentur. Doch seine Affinität zu außergewöhnlichem Design und individuellen Zeitmessern ließ in ihm den Plan reifen, eine eigene Uhr mit unverkennbarer Design-Sprache zu entwerfen und in kleiner Auflage herzustellen. Nicht nur das. Die Uhren des Berliners sollten tiefseetauglich sein - und dies in einem einzigartigen Härtetest unter Beweis stellen. Gerald Schröder ließ hierzu 100 Exemplare seiner Uhr exakt 923 Meter tief im Atlantik versenken. Schröders Zeitmesser trägt den Namen "Mola 923M", benannt nach dem Fisch Mola Mola (mitunter auch als "Mondfisch") bezeichnet. Optisch fällt die Uhr in erster Linie dank ihrer geschraubten Krone mit Kronenkappe bei "9 Uhr" auf. Der Kronenkappenbügel ist schwenkbar. Für die tiefseegetaufte "Mola" muss der Uhrenfreund knapp 1.900 Euro zahlen.
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Der Silberpreis stieg im Jahr 2010 prozentual noch stärker als der Goldpreis. Das bescherte den wenigen Silberuhren eine kleine Renaissance. Üblicherweise bestehen die Uhrengehäuse aus Gold, Platin oder Edelstahl. H. Moser & Cie. brachte vor einigen Jahren sein Mayu-Modell auch mit einem Gehäuse aus Palladium auf den Markt. Silberne Uhren indessen waren lange Zeit wenig gefragt. Der Hersteller Quinn Scheurle in Schwäbisch Gemünd nimmt für sich in Anspruch, "die edelste und wahrscheinlich teuerste Silberuhr der Welt" anzubieten., so Geschäftsführer Peter M. Scheurle. Rund 5.000 Euro kostet der silberne Nobelticker "Q-Star". Gehäuse und Armband sind aus massivem 925 Sterlingsilber. Im Inneren der Uhr tickt ein alter Bekannter aus der Schweiz: das veredelte Handaufzugskaliber Unitas 6498. Dieser Silberschatz am Handgelenk ist auf 25 Exemplare limitiert. Die sportliche Variante mit Kautschukarmband kostet etwas mehr als die Hälfte. Von ihm gibt es 50 Stück.
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Ein "erlesener Tipp" für alle Uhrenfreunde im Allgemeinen und IWC-Fans im Besonderen: Die Manufaktur in Schaffhausen legte jetzt ein im wahrsten Sinne des Wortes gewichtiges und großformatiges Buch auf: IWC Engineering Time since 1868 heißt das Buch - doch anders, als es der Titel vermuten lässt, ist dieses Standardwerk auch in deutscher Sprache erhältlich. Kein klassisches Uhrenbuch sei geplant gewesen, betont Georges Kern, CEO von IWC Schaffhausen. "Vielmehr wollen wir mit einem ungewöhnlichen künstlerischen Ansatz ein breites Publikum dafür gewinnen, den Charme, die Einzigartigkeit und die Faszination unserer Manufaktur zu erkunden und zu erleben", schreibt der Vorstandschef. Literarische Qualität gewinnt das Werk durch ein "Buch im Buch" mit fiktiven Novellen aus der Feder des Bestsellerautors Paulo Coelho. Den "Uhrenteil" des Buches verfasste Manfred Fritz. Er präsentiert die IWC-Historie und überrascht mit neuen Facetten. Überdies werden in dem über 530 Seiten umfassenden Buch sämtliche Produktfamilien von IWC ausführlich vorgestellt - selbstverständlich aufwändig illustriert. Kurzum: ein Buch für Uhrenfreunde und Ästheten, die allerdings auch bereit sein müssen, den nicht eben günstigen Preis von 175 Euro zu zahlen. Das Werk ist über den Buchhandel oder direkt bei IWC erhältlich.
Bilder: Werkfotos Grossmann/Mola-Watches
Archivbeitrag 08.02.2011