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Mokume Gane: Von der Geschichte bis zur Vollendung - am Beispiel von Trauringen

Ein Beitrag über Mokume Gane, einer faszinierenden Herstellungstechnik für Schmuck. Schauen Sie den Experten für diese holzähnlich gemaserten Kunstwerke über die Schulter!

Geschichte: Mokume-Gane heißt frei übersetzt: holzgemasertes Metall

Mokumé Gane

Warum ist Mokume Gané ausserhalb von Japan weitgehend unbekannt?

  • 1. Japan war bis 1853 eine isolierte Insel. Wissen und Können japanischer Handwerker und Künstler waren gut behütete Geheimnisse. Zudem war Mokume-Gane eng verknüpft mit alten Traditionen (Samurai-Schwerter) und ausschliesslich für diesen Zweck bestimmt.
  • 2. Im Westen entwickelte sich (auch im Schmuckbereich) die industrielle Revolution. Emotionen, alchemistisch anmutendes Handwerk war verpönt. Alles war machbar, musste aber schnell, rationell und billig hergestellt werden. Massenware war angesagt.

Mokumé Gane Trauringe

Mokume Gane TrauringeMokume Gane Trauringe

Die Geschichte der in sich gemusterten Metalle begann vor langer Zeit mit der Suche nach einem besseren Werkstoff für Schwertklingen. Die Europäer fanden Säbelklingen aus besonders hochwertigem Stahl erstmals in Damaskus (heute Hauptstadt von Syrien), dem Handelszenturm des Mittelalters. Von den Kreuzrittern fälschlicherweise als Damaszenerstahl ("Damaststahl") bezeichnet, fiel dieser Werkstoff sowohl durch überragende Festigkeit und Federkraft als auch durch seine prächtigen, geflammten Wellenmuster auf. Cassiodor, ein römischer Gelehrter aus dem 6. Jahrhundert, beschrieb diese Waffen als "....Schwerter von Vulkan geschmiedet ... nicht die Arbeit eines Sterblichen, sondern das Werk eines Gottes". Die Herstellung von flammig gemusterten Stahlklingen durch Feuerschweißen scheint sich in mehreren Regionen Europas und Asiens unabhängig entwickelt zu haben.

Bereits die altnordischen Sagen erwähnen lamellierte Klingen, deren mystische Namen die jeweiligen Muster beschrieben. Derartige Schwerter hat man bei archäologischen Grabungen auch in römischen Fundstätten aus dem 2. Jahrhundert entdeckt. Diese Schmiedekunst fand ihren Höhepunkt im Kris - dem geschwungenen malaiischen Dolch des 13. Jahrhunderts. Feuergeschweißter Stahl entstand hier durch Verschweißen von sandwichartigen Paketen aus Stahl und Weicheisen. Nach mehrmaligem Falten, neuerlichem Schmieden und abschliessendem Ätzen erschienen gut sichtbare Muster. Laminierter Rohstahl erschien im 1. vorchristlichen Jahrhundert erstmals in China. Die Japaner, deren Schmiedekunst - wie ihn Samurai-Schwerter zeigen - unerreicht war, entwickelten das Verfahren des Laminierens von Stahl bis zur Perfektion weiter und nannten das Metall Mokume-Gane. Die ausgefeilten Verfahren basieren darauf, daß man das Eisen faltet und während des Verschweißens mit Kohlenstoff anreichert.

Von der Literatur her ist der Waffenschmied Denbei Shoami (1651/1728) aus Akita (Japan) bekannt, der außergewöhnliche Arbeiten aus Stahl ebenso wie kunstvolle Verzierungen, Intarsien und Gravierungen in Schwertscheiden sowie Klingen herstellte. Man weiß, dass Shoami von alten chinesischen Lacktechniken mit Linienmuster (= Guri) inspiriert wurde, bei denen Muster aus dicken Lagen von verschiedenfarbigen Lackschichten heraus graviert wurden. Auch durch den Damaszener Stahl beeinflusst, entdeckte er, dass nichteisen Platten sich miteinander verbinden lassen, um Muster hervorzurufen, die den Lackarbeiten ähnelten. Seine älteste Arbeit in Mokume Gane ist in dem Kizuka Schwertgriff zu sehen; er verwendete die Materialien Gold (Kin), Silber (Gin), Kupfer (Suaka) und die Legierung Shakudo. Viele der alten Samurai-Schwerter haben als Handschutz und als Schwertabschluss Mokume-Gane-Arbeiten.

Es zeichnen sich zwei Gründe dafür ab:

Obwohl Richtungen wie Jugendstil und Konstruktivismus nicht spurlos vorübergegangen waren, blieb die traditionelle Position des Schmuckes als dekorative Geldanlage so gut wie unangetastet. Erst in den sechziger Jahren war die Zeit für einen Umschwung reif, und auch der Schmuck fand Anschluss bei den aktuellen künstlerischen Entwicklungen. Der Radikalismus einer Handvoll Erneuerer zielte in erster Linie auf die Autonomie der Kunstform. Nach einer Periode unter dem Motto "back to basic" (Funktionalität anstelle blosser Verzierung) griff in den siebziger Jahren das Experiment mit allen möglichen Materialien, Stilen und Techniken um sich. In dieser Periode wurden in den USA das Mokume-Gane wieder entdeckt und mit wissenschaftlicher Gründlichkeit weiterentwickelt.Ein breiter Erfolg blieb dieser Technik jedoch versagt. Die arbeitsintensive und ziemlich teure Technik des Mokume-Gane verlangt einen erheblichen Einsatz an Zeit und Material. Hier rächt sich der paradoxe Umstand, dass der Schmuckgestalter wie ein Handwerker aus früheren Zeiten in seinem Atelier zeitaufwändig von Hand arbeitet während traditioneller Schmuck als Massenware in Fabriken hergestellt wird.

Gefaltet und verschweißt, aus einem Strang geschmiedet, einander ähnlich und doch nicht gleich, ein Paar Mokumé Gane Trauringe - einmalig. Fließend weiche Strukturen, erschaffen mit Leidenschaft und Begeisterung fürs Handwerk.

Am Anfang: Durch Verschweißen verschiedener Metallplatten wird das Ausgangsmaterial geschaffen

 

Blechplatten als AusgangsmaterialSchleifen der Metallflächen
Blechplatten als AusgangsmaterialSchleifen der Metallflächen
Entfetten der MetallflächenBlechstapel während des Verschweißens im Ofen
Entfetten der MetallflächenEingespannter Blechstapel während des Verschweißens im Ofen

Verschweißen im Ofen: Dicht am Schmelzpunkt verschweißen sich die Metall miteinander

Spannvorrichtung beim Verlassen des OfensFertig verschweißter, noch eingespannter Mokumé-Barren
Spannvorrichtung beim Verlassen des OfensFertig verschweißter, noch eingespannter Mokumé-Barren

Glühen im Grenzbereich

Der Mokumé Barren wird auf Maß geschmiedet

Abgekühlter Barren vor dem SchmiedenDeutlich erkennbar sind die Schichtungen der Metalle am geschmiedeten Barren
Abgekühlter Barren vor dem SchmiedenDeutlich erkennbar sind die Schichtungen der Metalle am geschmiedeten Barren
Die Oberfläche zeigt noch die Spuren des SchmiedehammersAbschließendes Glühen
Die Oberfläche zeigt noch die Spuren des SchmiedehammersAbschließendes Glühen

Herstellen eines Stranges

TordierenEs zeichnen sich deutliche Torsionsmuster ab
TordierenEs zeichnen sich deutliche Torsionsmuster ab
Rundschmieden des StrangesTordieren
Rundschmieden des StrangesTordieren

Sägen, spleissen, dornen: Endlos sollen die Ringe sein

Sägen der SchlitzeGesägter Schlitz
Sägen der SchlitzeGesägter Schlitz
AufspleißenAufspleißen
AufspleißenAufspleißen
Rundschmieden der einzelnen RingeErste Ringform wird deutlich
Rundschmieden der einzelnen RingeErste Ringform wird deutlich
Absägen der 'Zipfel'Überdrehen der Oberfläche
Absägen der "Zipfel"Überdrehen der Oberfläche

Die Basis für Mokume Gane entsteht durch die Verschweißung von dünnen Platten verschiedener Metalle oder Legierungen mit kontrastierenden Farben, ohne Lot und Flussmittel. Es müssen Metalle sein, die ähnliche metallurgische und verarbeitungstechnische Eigenschaften haben.

Die Verschweissung erfolgt durch Hitze und Druck, wodurch eine Bewegung und Vermischung der Metallmoleküle an den Korngrenzen der Berührungsflächen hervorgerufen wird. Es entsteht eine neue molekulare Kristallstruktur im Grenzbereich der Metallplatten. Charakteristisch für den Verschweißungsprozess ist, daß die Verschweissung bei einer Temperatur vonstatten geht, die wenig unter dem Schmelzpunkt der Metalle liegt.

Nach dem Verschweißen im Ofen wird er Mokumé Gane Barren mit der offenen Flamme geglüht und geschmiedet.

Glühender Mokumé Gane Barren -Glühender Mokumé Gane Barren

Was jetzt folgt ist eine nahezu endlose Prozedur von abwechselndem Glühen und Schmieden des Mokumé Gane Barrens um das Metall in seiner Struktur weiter zu verdichten und die Verschweißungen weiter zu festigen. Dabei wird der Barren gleichzeitig auf das, für das jeweilige Schmuckstück erforderlichen Dickenmaß gebracht.

Nachdem vom Mokumé Gane Barren ein Längsstreifen gesägt wurde, beginnt nun die Vorbereitung für die Musterung der zu fertigenden Trauringe. Der Streifen, welcher noch quadratischen Querschnitts ist wird nun rund geschmiedet. Nachfolgend wird der runde Strang dann verdreht (tordiert), um später die typischen weichen holzartigen Strukturen zu erhalten. Hierbei besteht ständig das Risiko, dass die Schichten sich voneinander lösen. Daher erfordert dieser Arbeitsgang viel Fingerspitzengefühl und ständiges Zwischenglühen des Materials um die Metalle und Verbindungen wieder zu entspannen.

Das Muster lässt sich an dieser Stelle durch Variationen der Tordierung beeinflussen.

Der tordierte Strang wird wieder zu einem quadratischen Querschnitt gewalzt. Auch hier muss immer wieder geglüht werden, um ein Aufreißen zu vermeiden.

Walzen des Stranges -Walzen des Stranges

Um die Endlosigkeit der Ringe zu erlangen, deren Symbolkraft besonders bei Trauringen erwünscht ist, wird an dieser Stelle ein ganz besonderes und aufwändiges, traditionelles Verfahren eingesetzt.

Das Aufspleißen des Stranges. Für jeden der beiden Trauringe werden zwei kleine Löcher in den Strang gebohrt, welche dann durch einen Sägeschnitt verbunden werden. Je nach erforderlicher Ringweite werden die Sägeschnitte unterschiedlich lang gewählt. Mittels verschiedener Meiselwerkzeuge werden nun die Schlitze aufgeweitet. Auch hierbei ist ein ständiges Zwischenglühen erforderlich. Die dadurch entstandenen Löcher im Strang werden dann auf dem Ringdorn rund geschmiedet. Die erste Ringform wird sichtbar.

Die Überstände werden abgesägt und die Oberfläche des Rings außen überdreht.

Die Maßarbeit

Pressen auf die erforderliche RingweiteGedrücktes Ringpaar
Pressen auf die erforderliche Ringweite 

Das Finish

Feilen der RingflankenSchleifen der Ringinnenseite
Feilen der RingflankenSchleifen der Ringinnenseite
Feilen der RingflankenGravierte Trauringe
Polieren der RinginnenseiteGravierte Trauringe

Nun werden die Ringe auf die erforderlichen Maße gebracht. Nach grobem Überdrehen, um einen einwandfreien Tragekomfort und die richtige Ringhöhe zu erhalten, werden die Mokumé Gane Trauringe jetzt auf die individuelle Ringweite des Brautpaares angepasst. Die Ringe, welche von Anfang an mit einem Übermaß bemessen sind, werden hierfür in einer Spindelpresse auf die richtige Größe gepresst.

Durch Feilen und Schleifen bekommen die Trauringe das gewünschte Aussen- und Innenprofil.

Für ein angenehmes Auf- und Abstreifen der Ringe über das Fingergelenk, wird die Innenseite der Ringe hochglanzpoliert. Die weiche holzmaserige Struktur der Mokumé Gane Trauringe wird an der Aussenseite der Ringe häufig durch Ätzen hervorgehoben. Es ensteht hierbei durch Abtragen nur einzelner Metallschichten eine reliefartige Oberfläche die die feinen Linien deutlicher erscheinen lässt.

Am Ende der Bearbeitung steht die Gravur der Vornamen und Hochzeitsdaten des Brautpaares.

Diverse Bilder von Trauringpaaren und anderem Mokume-Gane Schmuck

Mokume Gane TrauringeMokume Gane Trauringe
Mokume Gane VerlobungsringeMokume Gane Eheringe
Mokume Gane Halsschmuck mit KautschukbandMokume Gane Collier mit Lederband

Gastbeitrag - Text und Bilder

Goldschmiede Wiesner OHG -Hauptstr. 6
71717 Beilstein
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Mokume Gane Eheringe
Telefon +49(0)7062 22991
Telefax +49(0)7062 4312

Archivbeitrag 08.09.2011
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