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Mit Schmuck Zeichen setzen

Schmuck ist so alt wie die Menschheit und genau so lange symbolisiert bzw. kennzeichnet er Besonderheiten der geschmückten Person. Hin und wieder stellt sich die Frage, was es heißen könnte, wenn bestimmter Schmuck auf eine gewisse Art getragen wird. Unsere Antwort darauf ist zunächst ganz einfach: Im Grunde egal, denn erlaubt ist, was gefällt - aber dennoch interessant, mehr über die Aussagen, die früher oder heute per Schmuck gemacht werden, zu wissen.

Symbol für Macht und Reichtum

Sicher vertraute schon der Neanderthaler, der sich üppig mit Zähnen erbeuteter Tiere behängte, darauf, damit seinen Stammesgenossen Furcht und Respekt einzuflößen und potentielle Partnerinnen mit derart offenkundig vorgezeigten Erfolgssymbolen und damit auch Machtbeweisen zu beeindrucken. Während es früher Teilen der Bevölkerung untersagt war, überhaupt Schmuck zu tragen, blieben einige Stücke - Amtsringe, Kronen und Zepter zählen hierzu - bis heute exklusive Symbole der Macht des Trägers.

Ansonsten demonstrierte der Besitzer, respektive die Besitzerin, in erster Linie durch die Kostbarkeit des zur Schau gestellten Geschmeides Wohlhabenheit und Reichtum, aber auch die Art des Schmuck selbst berichtet über die Lebensweise der geschmückten Person. Eine schwere, reich verzierte Fußkette eignet sich genau so schlecht zur Feldarbeit wie üppige, prächtige Ringe an jedem Finger, desgleichen stellt eine Krone oder ein Diadem, mit dem Prinzessinnen ihre höchste Abstammung demonstrierten, deutlich klar, dass ihre Träger ihren Lebensunterhalt keineswegs durch harte, körperliche Arbeit verdienten.

Status- und Ständesymbol

Schmuck stand und steht nicht nur allgemein für Reichtum und Macht, sondern zeigt ganz direkt Details zu Beruf, Herkunft oder Funktion des Trägers. Neben dem Paradebeispiel, der Königskrone, sind der Bischofsring der römisch-katholischen Kirche oder der Fischerring, den nur der Papst tragen darf, Insignien des jeweils ausgeübten Amtes. Abkömmlinge großer Adels-Dynastien trugen einen Siegelring mit Familienwappen am Finger und besiegelten ihre schriftlichen Aussagen und Verträge schlicht per Fingerdruck. Mehr von harter Arbeit erzählen wertvoll gearbeitete Ohrringe, die, einzeln getragen, als eine Art Ausweis die Mitgliedschaft in einer der mittelalterlichen Handwerker-Zünfte bewiesen und dem Besitzer allerlei Rechte garantierten. Bis heute tragen fahrende Zimmermannsgesellen mit Stolz dieses Berufsabzeichen im Ohr. Eine Variation, die Kreole, war Kennzeichen früherer Seeleute und wird immer noch von einigen Schaustellern, aber auch anderen Angehörigen reisender Gewerbe getragen.

Kultur und Subkultur

Vom Zunftwesen stammt der einzelne Ohrring als Symbol der Männlichkeit und selbstbewusster Haltung gegenüber Adel und Bürgertum ab, der, je nach Mode und Region mal unter dem Motto „rechts ist cool, links ist schwul“, auch mal genau umgekehrt, zudem etwas über weitere Vorlieben und Neigungen des Trägers aussagen soll.

Insbesondere Fingerringe mit den reichen Variationen, sie zu tragen, liefern Raum für weite Interpretationen. Sie - wie anderer Schmuck auch - sind Zeichen der Zugehörigkeit zu bestimmten Gruppen wie militärischen Einheiten, Geheimbünden oder Subkulturen und bilden gelegentlich eine verschlüsselte Geheimsprache, die nur Eingeweihte verstehen sollen. Bekanntestes Beispiel ist der „Ring der O“, ein Ring mit einer Öse, rechts getragen als Symbol der Hingabe und Unterwerfung, links aber Ausdruck der Dominanz.

Wesentlich weniger eindeutig ist die „Ringsprache“ in der Gesellschaft allgemein: Während weitgehend als Konsens gilt, dass der Verlobungsring am linken Ringfinger und der Ehering am rechten getragen wird (selbst dies nicht in allen Ländern der westlichen Welt), sind andere Aussagen keineswegs allgemein verbindlich.

Ob nun die Dame oder der Herr mit Ring am linken Daumen dem eigenen Geschlecht zugetan ist, der Ring, den eine Frau an einer Halskette trägt, in der Tat jener des geschiedenen „Ex“ ist, zwei eher schlichte Ringe, an einer Hand getragen, Zeichen der Witwenschaft sind, ob Menschen, die einen Ring am kleinen Finger tragen, nun single sind oder nicht und ob die faszinierende Person am Nebentisch mit dem Ring am rechten Mittelfinger ihren Wunsch nach Kontaktaufnahme signalisiert - blind vertrauen sollte man derartigen Signalen besser nicht.

Archivbeitrag 19.07.2011
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