Lapislazuli ist bereits seit sehr, sehr langer Zeit einer der beliebtesten Schmucksteine überhaupt - Ausgrabungen sprechen eine beredte Sprache davon, wie sehr die herrlichen, irisierenden Blautöne dieses Steins schon die alten Griechen der Antike oder die Ägypter der Pharaonenzeit faszinierten und mit welcher beeindruckenden Fertigkeit damalige Steinkünstler Lapislazuli per Hand bearbeiteten. Heute verfügen wir längst über ausgereifte Maschinen und Werkzeuge, dadurch ist es deutlich leichter geworden, aus dem blauen Stein wunderschöne Schmuckstücke zu arbeiten.
Ich selbst bevorzuge, um meine Schmucksteine herzustellen, Lapislazuli aus Afghanistan, weil dieser nun einmal weltweit die beste Qualität aufweist, aber auch weniger gute Steine können wegen ihrer schönen Farbe durchaus zu edlen Schmucksteinen verarbeitet werden.
Zusägen in kleinere Stücke unter
Berücksichtigung von Rissen
Die Rohsteine verarbeite ich in folgenden Schritten: Zuallererst untersuche ich sie auf Sprünge und deren genauen Verlauf. Je nach Ergebnis säge ich kleinere Stücke aus dem Stein, die ich dann noch einmal penibel auf ihre Qualität prüfe. Dazu mache ich die gesägten Stücke richtig nass und kann dadurch, wenn die Flächen langsam wieder austrocknen, genau erkennen, an welchen Stellen im Stein das Wasser tiefer eingedrungen ist als an anderen und damit einen Sprung anzeigt. So schließe ich von vornherein aus, dass sich beim weiteren Bearbeiten noch unliebsame Überraschungen in Form großer Risse herausstellen.
Dort entlang wo der Stein nass bleibt ist ein Riss
Als nächsten Schritt säge ich möglichst kompakte Rohlinge, möglichst völlig ohne Sprünge oder Risse im Material, aus den Rohsteinen aus. Dieser Schritt ist ein absolut wichtiger Teil der Arbeit, denn sonst sind kaum gute Ergebnisse erreichbar.
Bereits jetzt lassen sich schon spätere Formen ableiten
Dann ist es endlich soweit - die eigene Kreativität und Phantasie kommt in´s Spiel. Einige Steine zeigen vom vorigen Zurechtsägen her schon Formen und Strukturen, bei denen es sich lohnt, sie weiter zu verfolgen, andere bieten Raum für eine kompakte Vorstellung. Jetzt entstehen gezielt die Formen in der Vorstellung, die der spätere Schmuckstein haben wird, teilweise inspiriert aus der Beschaffenheit der Rohlinge, teilweise abstraktere Ideen, wie die Steinteile in Form und größtmögliche Schönheit geschliffen werden könnten.
Mit viel Fingerspitzengefühl und Erfahrung
beginnt das Schleifen
Ich bringe die Rohlinge in die auserkorene Form und untersuche sie danach natürlich wieder genau auf mögliche Sprünge, bevor ich mit dem nächsten Arbeitsschritt beginne. Falls der eine oder andere Stein in diesem Stadium doch noch einen ungünstigen Riss zeigt, sondere ich ihn erstmal aus und lege ihn zur Seite, um später Cabouchons oder kleinere Schmucksteine daraus zu schleifen.
Auch während des Schleifens birgt
noch jeder Stein Überraschungen
Alle anderen, fehlerfreien Teile schleife ich jetzt fein und graviere sie in weiteren Arbeitsgängen oder richte sie anders her; auf jeden Fall aber werden sie anschließend poliert und erhalten so den letzten Glanz, durch den ihre blaue Schönheit erst voll zur Geltung kommt.
Ausarbeiten der Feinheiten
In diesem Beispiel einer Muschelform
Es gibt zahlreiche, unterschiedliche Möglichkeiten, wie Lapislazuli geschliffen und poliert werden kann, ebenso wie Werkzeuge und Mittel dafür existieren. Insgesamt gesehen möchte ich zu Lapislazuli sagen, dass dieser Steine wegen seiner geringeren Härte eher recht leicht zu schleifen ist. Ab und zu allerdings ist ein Lapislazuli aber auch sehr spröde oder sehr weich, was dann schon etwas Feingefühl beim Schleifen erfordert. Das Polieren ist mit den geeigneten Mitteln ebenfalls nicht sonderlich problematisch, muss aber doch auf die Beschaffenheit des einzelnen Steins abgestimmt sein, denn Lapislazuli neigt zum Hinterschleifen - das lässt ihn dann grobporig erscheinen und die Oberfläche bekommt beim Polieren keinen richtigen Glanz..
In Freiform geschliffene Steine bieten
schöne Möglichkeiten für Unikatschmuck
Nun können sich die Goldschmiede austoben und sich von den Formen für ausgefallenen Unikatschmuck inspirieren lassen. Mein Part endet an dieser Stelle.
Liebe Grüße,
Euer Manfred
Anmerkung d. Redaktion:
Manfred kann in unserem Schmuckforum via PN (Privat-Nachricht) kontaktiert werden.