Angefangen hat es, nachdem ich 7 Jahre Specksteinskulpturen, Aschenbecher und anderen Kleinkram als Zeitvertreib hergestellt hatte. Meine kleinen Werke gefielen und irgendwann wurde ich gefragt, ob ich ein kleines Lapislazuli-Cabouchon schleifen könnte. Die Aufgabe reizte mich, und so begann für mich das außergewöhnlichste Hobby, was ich bisher hatte und seither habe. Mittlerweile 11 Jahre hält mich die Faszination für die Arbeit mit Edelsteinen in ihrem Bann. Und kein Ende in Sicht. Was mit einfachen Dingen wie z.B. Cabouchon und später Facettensteine schleifen begann, entwickelte sich zu einer Passion, bei der ich mehr und mehr über Rohstoffe, Steine und nötige Werkzeuge lernte.
Stein ist eben nicht gleich Stein. Einige lassen sich problemlos schleifen, sind aber schwer zu polieren. Andere sind zäh, wenn es um den Schliff oder die äußere Gestaltung geht, lassen sich dann aber spielend leicht polieren. Was aber nutzt ein schön geschliffener Stein ohne gute Politur oder eine schöne Politur ohne die passende Form? Jede Steinsorte hat so ihre Eigenheiten.
Aquamarin im Phantasieschliff - Ein Facettenspiel
So spielt die Erfahrung, das Lernen und Denken bei diesem Hobby zunächst die wesentliche Rolle. Erstmal erkennt man schnell, welche Ungeduld in einem wohnt und wird zwangsweise geduldiger. Man sucht in Ruhe die Ursachen für die Misserfolge und lernt, diese zu vermeiden. Mal war es fehlende Genauigkeit beim Schleifen sein - präzisere Arbeit ist also angesagt. Mal war es unsaubere Arbeit, weil gröbere Schleifkörner, die noch an den Händen oder der Schleifscheibe hingen, beim Polieren hinderten - das Gefühl für das erforderliche Maß an Sauberkeit entwickelt sich. Dann die physikalischen und optischen Eigenschaften der Steine: Spaltbarkeit, Lichtbrechung, Doppelbrechung, Pleochroismus, Katzenaugeneffekten, Sternsteine ausrichten und verschiedene andere wichtige Details, mit denen es sich zu beschäftigen gilt. Jede Menge an Informationen, die zu berücksichtigen sind. Das verändert das Denken; die Steine und eigene Arbeit erscheinen im Laufe der Zeit in einem ganz anderen Licht als zu Beginn.
Rutilnadelquarz - Ein Entdeckungsspiel
Zuerst wäre natürlich zu nennen, dass ein schöner Edelstein nur dann zustande kommt, wenn sauber und genau gearbeitet wurde, ausreichend Zeit und Konzentration investiert wurde und das Ausgangsmaterial gut bis sehr gut war. Das Werkzeug spielt auch eine sehr wichtige Rolle dabei.
Als ich anfangs viele meiner ersten Werkzeuge aus dem Baumarkt holte, weil mir sowohl das Wissen um die richtigen Werkzeuge als auch die Kontakte und Bezugsquellen für spezielles Werkzeug fehlten, stellte sich über kurz oder lang oft heraus, dass vieles davon wegen der schlechten Qualität und der geringen Haltbarkeit schlichte Fehlinvestitionen waren. Mittlerweile bewähren sich viele meiner selbstgebauten Alternativen. Das Hobby bringt es mit sich, dass für viele kleine Arbeitsgänge besonderes Werkzeug nötig ist. Da helfen nur eigene Ideen und Kreativität beim Bau eigener Werkzeuge. Aber auch im Internet findet sich eine Vielzahl nützlicher Adressen, die einem die Beschaffung des nötigen Materials, Werkzeug - und Schleifereibedarfs sowie der passenden Rohsteine erleichtern.
Facettierter Rauchquarz - Ein Perfektionsspiel
Um facettierte Edelsteine und Cabouchons zu schleifen, benötigt man außer Fertigkeiten des Schleifens:
Dazu kommen noch eine Menge an nützlichen Kleinigkeiten, aber auch ein ruhiger, vorzugsweise sonniger Arbeitsplatz ist durchaus von Vorteil.
Grundsätzlich ist zu beachten, dass Edelsteine Mineralien sind und manche Stoffe gesundheitsschädlich oder giftig sind. Darunter fällt z.B. Zinnober, der Quecksilber enthält oder Malachit, der bei der Verwitterung von Kupfererz entsteht und Kupferoxyd, also Grünspan enthält. Wenn man die mineralogische und chemische Seite unberücksichtigt lässt, kann man sich leicht selbst schaden.
Opalcabochons - Ein Geduldsspiel
Geeignete Steinsorten für Anfänger sind alle Quarze, Berylle, Flintsteine, Kiesel, Jaspis und einige andere. Steine mit hoher Spaltbarkeit wie Topase und Labradorit sind dagegen weniger geeignet, die Steinschleiferei zu lernen.
Besonders faszinierend ist das Schleifen von Opalen: Das Rohmaterial kann ganz unscheinbar sein - und doch zeigen sich bereits beim ersten Anschleifen die schönsten Farben. Manchmal ist es nur ein einfaches Blau oder Grün, aber ab und zu kann man schnell schon die spätere Schönheit des Steins erahnen.
Hier ist besondere Sorgfalt und genaue Beobachtung gleich beim ersten Schleifen des Rohopals besonders nötig, denn der Stein soll ja in der günstigsten Farbe dargestellt und die spätere Form als nächster Schritt festgelegt werden. Dabei kommt es immer mal wieder zu Überraschungen, wenn sich das Farbenspiel während des Schleifen ändert - mal angenehme, mal weniger angenehme Überraschungen. Schlimmstenfalls muss man von der ursprünglich vorgesehenen Form abweichen, um das Farbspiel des Steins lebendig darzustellen.
Einige Steine lassen sich wegen ihrer gleichbleibenden Qualitat leicht ausrichten, andere wiederum sind ganz individuell und brauchen viel Aufmerksamkeit, damit sie am Ende wirklich gut aussehen.
Ach ja - nicht zu vergessen, dass der Stein weder beim Schleifen noch beim Polieren heiss werden darf. Deshalb muss für ausreichend nasse Scheiben gesorgt werden.
Archivbeitrag 19.07.2011